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Samstag, 25. Dezember 2021

»Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge« von Rainer Maria Rilke

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge


Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

»Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge« ist der einzige Roman von Rainer Maria Rilke. Bei dem Künstlerportrait um die Jahrhundertwende handelt es sich um einen Tagebuchroman über die Krise der Existenz und die Krise der Kunst.

Der Roman beschreibt die fiktive Figur des dänischen Poeten, der einem aussterbenden Adelsgeschlecht angehört und als armer Dichter in Paris seinen Weg sucht. Es ist der einzige, den der Lyriker Rilke geschrieben hat, ganz unter dem Eindruck seines Aufenthaltes in der damals drittgrößten Stadt der Welt, sein Roman wurde 1910 veröffentlicht.

Aus dem ländlichen Dänemark kommt der 28-jährige Malte Laurids Brigge in das aufregende Paris der Jahrhundertwende, um dort als Dichter zu leben. Doch die Stadt seiner Träume wird für den empfindsamen jungen Mann zu einem Albtraum: Häßlich und abstoßend findet er sie, laut und schmutzig, lieblos und erdrückend. Die vielfältigen Eindrücke, die auf ihn einprasseln, hält er in seinem Tagebuch fest – und findet so zu einer ganz neuen ästhetischen Wahrnehmung …


Im ersten Teil der fragmentarischen, aus 71 Aufzeichnungen bestehenden Erzählung berichtet der 28jährige Malte als eine Art Tagebuchschreiber von seinen Pariser Erlebnissen und den schockierenden Eindrücken, der Moloch Großstadt steht jedenfalls in krassem Gegensatz zu seiner Kindheit in einer wohlbehüteten ländlichen Welt. Er schildert die Menschenmassen und das unsägliche Elend, das mit der Industrialisierung einhergeht. Verfall, Krankheit und Tod scheinen allgegenwärtig, ständig begegnen ihm nie gesehene Aussätzige, Krüppel, übelste Gerüche verfolgen ihn auf seinen Streifzügen, - in seinem Eckel ist ihm die Bibliothek einzige Zufluchtsstätte im Paris des Fin de Siècle.

Kaum zu glauben, aber hier ist die Rede von Paris, der schillernden Kulturmetropole des Fin de Siècle. Doch in Rilkes Roman ist nichts von ihrem Glanz zu spüren. Vielmehr begegnet einem ein Moloch, ein steinernes Meer der Anonymität – laut, grau, abschreckend. Mittendrin ein junger Däne ohne Geld, Spross eines alten Adelsgeschlechts, der in Paris versucht, sich als Dichter zu finden.

»Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge«, Rilkes Tagebuchroman über die Krise der Existenz und die Krise der Kunst, gilt – noch vor den Werken von Joyce, Proust oder Kafka – als erster großer Roman der literarischen Moderne. Ein tagebuchartiger Text ohne Handlung, ohne Chronologie wird zum Wegbereiter des modernen Erzählens. Mit Rilkes einzigem Roman wird die Identitätskrise zum Gegenstand von Literatur.

Literatur:

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
von Rainer Maria Rilke
Weblink:

Rainer Maria Rilke: ″Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge″ | 100 gute Bücher - ein literarisches Jahrhundert-Panorama deutschsprachiger Literatur

Freitag, 24. Dezember 2021

»Weihnachten« von Heinrich Hoffmann von Fallersleben



»Zwar ist das Jahr an Festen reich,
Doch ist kein Fest dem Feste gleich,
Worauf wir Kinder Jahr aus Jahr ein
Stets harren in süßer Lust und Pein.

O schöne, herrliche Weihnachtszeit,
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
Teilt seine lieben Gaben aus.

Und ist das Häuschen noch so klein,
So kommt der heilige Christ hinein,
Und Alle sind ihm lieb wie die Seinen,
Die Armen und Reichen, die Großen und Kleinen.

Der heilige Christ an Alle denkt,
Ein Jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freu'n und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein.«


»Weihnachten« von Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)


Gastbeitrag

Poetenwelt-Blog

»Weihnachten« von Kurt Tucholsky



So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
- bei Deutschen fruchtet keine Lehre -
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse gröhlt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
uns Deutsche mir der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum

»Weihnachten« von Kurt Tucholsky

Samstag, 18. Dezember 2021

»Madame Bovary« von Gustave Flaubert

Madame Bovary

»Madame Bovary: Sitten der Provinz« von Gustave Flaubert ist das Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert. Der Roman handelt von der Zerstörung des bürgerlichen Lebens durch seine Ideale. Der Roman erzählt vom Schicksal einer unglücklich verheirateten, ehebrechischen Frau, die aus den traditionellen Konventionen der Gesellschaft ausbrechen will und aufgrund ihrer Treulosigkeit scheitert.

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz



Die junge, ein wenig verträumte Emma Rouault heiratet den biederen Landarzt Charles Bovary in der Hoffnung auf ein beschauliches Leben. Schon bald aber nimmt ihr die erdrückende Enge dieser Ehe die Luft zum Atmen. Erst flüchtet sie sich in die berauschende Scheinwelt der Literatur, dann gibt sie den Verheißungen nach, findet aber auch in ihren Abenteuern mit wechselnden Liebhabern nicht, was sie sucht. Ihr Leben gerät aus der Bahn. Der Roman führte nach seinem Erscheinen 1856 zum Skandal. Mitreißend und brisant ist er bis heute geblieben.

Madame Bovary, verheiratet mit dem Arzt Charles Bovary, bewohnt sie bis an ihr Lebensende die Einöde in Frankreichs Provinz. Sie träumt von dem magischen Ort Paris, ihren ritterlichen Romanhelden und sucht Befriedigung in der Liebe, die ihr ihr Mann nicht geben kann. Sie wird von den Männern viel umworben, sie ist ein Anziehungspunkt und eine Augenweide.

Madame Bovary

Bald beginnt sie Affären mit Léon und Rodolphe. Dabei fühlt sie sich wie beflügelt, frei und dennoch trägt sie Verantwortung für ihren Ruf, ihren Mann und ihr gemeinsames Kind. Letztendlich wird sie von Unmengen an Schulden heimgesucht und gibt sich dem Gift hin, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Flauberts Roman erregte viel Aufsehen, da er - so der Untertitel des Buchs - "ein Sittenbild der Provinz" aufweist, einen Maßstab an Moral und Werten, der für die damalige Gesellschaft maßgebend war und eingehalten werden musste, wenn man nicht verstoßen werden wollte. Doch Emma Bovary durchbricht diese Regeln, sie schafft ihr eigenes Leben, um vollauf befriedigt zu werden, um der Gesellschaft zu trotzen, um sich den eigenen Freuden hinzugeben.


»Madame Bovary« ist eine Revolution, ein klassisches Werk, das dennoch in der heutigen Zeit stets aktuell ist und die unermüdlichen Bedürfnisse der Menschheit wiederspiegelt, die, unter gegebenen Umständen zu Problemen führen und letztendlich ins Verderben.



Die Geschichte vom unglücklichen Schicksal der Emma Bovary löste Mitte des 19. Jahrhunderts einen Sturm aus. Flaubert hatte die zeitgenössische Bourgeoisie mitten ins Herz getroffen und eine der großartigsten Figuren der Weltliteratur geschaffen.

Sein Roman »Madame Bovary«‹ löste bei seinem Erscheinen 1857 einen literarischen Skandal aus, in dessen Folge Flaubert vor Gericht erscheinen musste. Der einzige Kontakt zur Außenwelt war ein reger Briefwechsel mit seiner Geliebten Louise Colet und zahlreichen Schriftstellerkollegen wie z.B. Ivan Turgenjew.

Dem Romancier Gustave Flaubert ist der eigentliche Durchbruch zum Realismus dem mit seinem Roman »Madame Bovary«, einer Alltagsgeschichte der Desillusionierung einer an romantischen Idealen orientierten Ehefrau in der Provinz, welche im Ehebruch und Selbstmord endet, im Jahre 1857 gelungen.


»Das neunzehnte Jahrhundert glänzt mit dem französischen Roman, wie das sechzehnte von italienischen Bildern und Palästen strahlt.Von 1850 bis 1880 sitzt Flaubert auf dem Lande, oft monatelang ohne Menschen, und schreibt seine sechs Bücher. Hier vollzieht sich die letzte Anstrengung, die repräsentative Kunstgattung der Zeit auf ihren Gipfel zu führen.«

Beginn von Heinrich Manns Essay aus dem Jahre 1905: »Gustave Flaubert und George Sand«; zitiert nach: Heinrich Mann: »Geist und Tat«, dtv 100, München 1963; S. 74

Für Maupassant, Zola, Proust, Heinrich Mann und andere wurde »Madame Bovary« zum absoluten Maßstab des eigenen Schaffens, für alle Späteren - auch für Kritiker wie Sartre - zu einem Bezugspunkt, an dem die Entwicklung des modernen Romans gemessen werden kann.

Als diese lang erwartet Neuübersetzung von »Madame Bovary« erschien, dem Hauptwerk des französischen Realisten Gustave Flaubert, bescheinigte ihr die Kritik, die »beste, die am meisten Flaubertsche« zu sein.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:

Madame Bovary: Sitten der Provinz
Madame Bovary: Sitten der Provinz
von Gustave Flaubert



Sonntag, 12. Dezember 2021

Gustave Flaubert 200. Geburtstag

Gustave Flaubert

Gustave Flaubert wurde vor 200 Jahren am 12. Dezember 1821 als Sohn eines angesehenen Chirurgen in Rouen in der Normandie geboren. Gustave Flaubert war ein bedeutender französischer Schriftsteller und Romancier des 19. Jahrhunderts.

Gustave Flaubert gilt neben Stendhal, Balzac und Zola als einer der großen französischen Erzähler des 19. Jahrhunderts. Der dem französischem Realismus zuzuordnende Flaubert gilt als einer der wichtigsten französischen Erzähler zwischen Romantik und Moderne. Der Schriftsteller hatte grossen Einfluss auf die Entwicklung des europäischen Romans.

Bereits in frühen Jahren schrieb er Erzählungen, welche trotz ihrer unreifen, derben Anschaulichkeit und Direktheit Interesse verdienen.



Da er schon seit seiner Jugend unermüdlich schrieb, stellte er an sich selbst derart hohe Ansprüche, dass er lange Jahre alle Manuskripte unpubliziert in der Schublade ließ, bis sie ihm letztendlich gut genug waren.

Auf Drängen seines Vaters nahm Gustave Flaubert 1840 ein Jurastudium in Paris auf, vernachlässigte aber dabei seine literarischen Neigungen nicht. Drei Jahre später, im Januar 1844, musste er das Studium wegen einer Nervenkrankheit abbrechen, unter der er sein ganzes weiteres Leben leiden sollte.

In der darauffolgenden Zeit lebte er sehr zurückgezogen auf seinem Landgut in Croisset, heute ein Vorort von Rouen, und widmete sich fast ausschließlich der Schriftstellerei. Noch im selben Jahr (1846) lernte er die damals angesehene Literatin Louise Colet kennen und verliebte sich in sie.

Madame Bovary

Sein erstes gedrucktes Werk, »Madame Bovary«, kam 1857 nach sechs Jahren Arbeit auf den Markt. Flaubert wurde nach Erscheinen wegen Verstoßes gegen die guten Sitten vor Gericht gestellt. Das Buch wurde dadurch zu einem Skandalerfolg.

Lehrjahre des Gefühls
Weniger erfolgreich, aber noch einflussreicher auf die Entwicklung des europäischen Romans war Flaubert mit dem Roman »Lehrjahre des Gefühls« (»l`Education sentimentale«) von 1869.

Beide Werke, »Madame Bovary« wie auch »Lehrjahre des Gefühls« waren für die Entwicklung des Zeitalters des europäischen Romans maßgebend, und zwar aufgrund von Flauberts Idee, seine Protagonisten nicht als Ausnahmepersonen darzustellen, sondern als normale Durchschnittstypen.

Flaubert verwandte größte Sorgfalt auf die sprachliche Form, auf das rechte Wort. Seine Werke entstanden nach umfangreichen Vorarbeiten, dem Studium wissenschaftlicher Literatur der unterschiedlichsten Fachgebiete und in langen Zeiträumen. Immer wieder änderte und korrigierte er seine Manuskripte und las sich die Texte laut vor, um auch den Klang der Sprache beurteilen und verbessern zu können.

Reise in den Orient

Nach mehreren Reisen ins Ausland zog sich Flaubert wieder zu seiner mittlerweile verwitweten Mutter in das kleine Dörfchen Croisset zurück. Er verließ in den folgenden Jahren bis zu seinem Lebensende dieses Dörfchen nur selten - z.B. für gelegentliche Aufenthalte in Paris, um seine langjährige Freundin Louise Colet zu besuchen.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören der Roman »Madame Bovary« (1857), »Lehrjahre des Gefühls« (1869), »Erziehung des Herzens«, »Salammbô«.

Trotz seinen zum Teil sehr berühmten und einflussreichen Schriften auf Gebieten wie dem Gedicht, der Erzählung und insbesondere dem Roman erhielt Gustave Flaubert Zeit seines Lebens keine Auszeichnung für seine Werke.

Gustave Flaubert, in seinem letzten Lebensjahrzehnt voller Verachtung und Hass gegen die bürgerliche Gesellschaft, starb am 8. Mai 1880 im Alter von nur 58 Jahren in Croisset. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof von Rouen.

Gustave Flaubert verstarb am 8. Mai 1880 mit 58 Jahren in Croisset.

Gustave Flaubert

Freitag, 10. Dezember 2021

Hermann Hesse erhält für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur


Hermann Hesse


Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 als Sohn eines baltischen Missionars und Indologen im württembergischen Calw geboren. Hermann Hesse war ein bedeutender deutsch-schweizerischer Lyriker, Essayist, Erzähler und Kritiker des 20. Jahrhunderts. Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.


Hermann Hesse wurde vor 75 Jahren am 10. Dezember 1946 der Nobelpreis für Literatur für sein Gesamtwerk verliehen.

Das Glasperlenspiel

Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Peter Camenzind« (1903), »Unterm Rad« (1906), »Siddhartha« (1922), »Der Steppenwolf« (1927), »Das Glasperlenspiel« (1943).

Der Steppenwolf

Alle Werke Hesses sind sehr stark autobiografisch geprägt und schildern die Stationen, Episoden und Brüche
seines wechselvollen Lebens. Besonders offensichtlich ist sie in seinem Roman»Der Steppenwolf«, der geradezu exemplarisch für den "Roman der Lebenskrise" stehen kann.



Hermann Hesse gilt als deutschsprachiger Literat und Autor von Weltruf.

Sein Werk wird bestimmt von dem Gegensatz Geist und Leben und unterliegt in seinen späteren Werken starken Einflüssen durch die indische Philosophie. Seine stark autobiografisch geprägeten
Romanwerke beschreiben den Menschen im existenziellen Konflikt mit seiner Umwelt und einer Kultur im Umbruch.


Der Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1946 ist heute im Ausland der meist gelesene Autor deutscher Sprache des 20. Jahrhunderts, sein literarisches Werk findet ungebrochen Verbreitung auf der ganzen Welt.


Weblinks:

Hermann Hesse-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Hermann Hesse-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Hermann Hesse-Blog:

Hermann Hesse-Blog - hermann-hesse-literatur.blogspot.de

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Ödön von Horváth 120. Geburtstag

Ödön von Horváth

Nationaltheather in Rijeka


Ödön von Horváth wurde vor 100 Jahren am 9. Dezember 1901 in der adriatischen Hafenstadt Fiume, die damals zur ungarischen Reichshälfte des Königreiches Kroatien und Slavonien gehörte und heute Rijeka heißt, als Sohn eines ungarischen Diplomaten geboren.

Ödön von Horváth war ein berühmter österreichischer Schriftsteller, der aus einer österreichisch-ungarischen Diplomatenfamilie entstammte. Er war ein auf Deutsch schreibender Schriftsteller ungarischer Staatsbürgerschaft: „Meine Muttersprache ist die deutsche.“

Während seiner Zeit in der Oberprima in Preßburg, dem heutigen Bratislava, begann erzu Schreiben. 1924 ging Horvath nach Berlin.

1931 war für Horvath das erfolgreichste Jahr. Er konnte die Uraufführung der "Italienischen Nacht", der "Geschichten aus dem Wiener Wald", die Buchausgabe beider Stücke, den Abschluss der Arbeit an dem Stück "Kasimir und Karoline" und die Verleihung des Kleistpreises durch Carl Zuckmayer verbuchen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden seine Stücke abgesetzt. Er versuchte, sich mit ihnen zu arrangieren, erreichte aber keine Aufhebung des Aufführungsverbots. Im Dezember 1934 verließ Horvath zusammen mit der Schauspielerin Wera Liessem die deutsche Hauptstadt endgültig.

Im letzten Jahr vor seinem tragischen Tod in Paris wendete er sich der Prosa zu und verfasste 1937/38 hauptsächlich Romane, wie im Frühjahr den Kurzroman "Jugend ohne Gott" und danach "Ein Kind unserer Zeit". 1938 emigrierte er nach Paris, wo er am 1. Juni 1938 während eines Gewitters von einem Ast auf den Champs-Élysées erschlagen wurde.

Bekannt wurde er unter anderem durch seine Stücke Geschichten aus dem Wiener Wald, Glaube Liebe Hoffnung und Kasimir und Karoline sowie durch seine zeitkritischen Romane Der ewige Spießer, Jugend ohne Gott und Ein Kind unserer Zeit.

Weblinks:

Ödön-von-Horvath Biografie - Ödön-von-Horváth-Gesellschaft - www.horvath-gesellschaft.de

Ödön von Horvath-Biografie - www.referate-max.de

Dienstag, 7. Dezember 2021

Johann Nepomuk Nestroy 220. Geburtstag

Johann Nepomuk Nestroy

Johann Nepomuk Nestroy wurde vor 220 Jahren am 7. Dezember 1801 in Wien geboren. Johann Nepomuk Nestroy war ein volkstümlicher österreichischer Schriftsteller, Schauspieler und Bühnendichter des 19. Jahrhunderts. Als Schauspieler, Sänger, Stückeschreiber, Possendichter wurde Nestroy zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Bühne.

Im Jahr 1816 schloß Nestroy das Gymnasialstudium ab und bezog 1817 die Wiener Universität. Er studierte zunächst Jura in Wien, ehe er sich der darstellenden Kunst zuwendete. Immatrikulierte im Jahr 1820 an der juridischen Fakultät. Nebenbei arbeitete er als Sänger.

Von 1819 bis 1822 war Nestroy Stammsänger der Gesellschaft für Musikfreunde in Wien. 1820 lernte Nestroy auch Sprechrollen, manches speziell aus dem Bereich des volkstümlichen Theaters, kennen. Die sängerischen Ambitionen Nestroys traten trotzdem in den Vordergrund.

Johann Nepomuk Nestroy

Nestroy schrieb als Bühnendichter volkstümliche Schauspiele, Komödien, Possen und Zauberstücke. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Der böse Geist Lumpazivaganbundus« (1835), »Einen Jux will er sich machen« (1844) und »Der Zerissene« (1845).

Johann Nepomuk Nestroy war zudem auch Schauspieler und spielte seine eigenen Rollen meisterhaft.

Johann Nepomuk Nestroy starb im Alter von 61 Jahren am 25. Mai 1862 in Graz.

»Kassandra« von Christa Wolf


In dem Roman Kassandra greift Christa Wolf auf einen Mythos des abendländischen Patriarchats zurück, den Trojanischen Krieg. Während Kassandra, die Seherin, auf dem Beutewagen des Agamemnon sitzt, überdenkt sie noch einmal ihr Leben. Mit ihrem Ringen um Autonomie legt sie Zeugnis ab von weiblicher Erfahrung in der Geschichte.

Die trojanische Königstochter Kassandra ist eine Außenseiterin in einem Staat, der sich zu Beginn des Trojanischen Krieges in ein Patriarchat verwandelt, in dem die Frauen nichts mehr zu sagen haben, sondern von den Männern wie Objekte behandelt werden. Unmittelbar vor ihrem Tod erinnert Kassandra sich an die Geschehnisse, schildert sie aus ihrer Perspektive und denkt über ihre Entscheidungen nach.


Kassandra
Kassandra


Der Roman „Kassandra“ von Christa Wolf besteht aus nichts anderem als dem gewaltigen Inneren Monolog einer Intellektuellen, die in einer Männergesellschaft für ihre Eigenständigkeit kämpft und lieber stirbt, als sich fremden Regeln zu unterwerfen. Kassandra weiß aber auch – nicht zuletzt aufgrund des Scheiterns der Amazonenkönigin Penthesilea – dass es falsch wäre, ins andere Extrem zu verfallen und eine Gesellschaft ohne Männer anzustreben. Aus diesem Grund geht Kassandra nicht in der Solidargemeinschaft der Frauen auf, die sich in die Höhlen am Ufer des Skamandros in den Ida-Bergen zurückgezogen haben.


Diese Frauengestalt der Zeitwende vom Matriarchat zum Patriarchat […] zeichnet sich durch die Modernität ihres Bewusstseins aus, die immer wieder Parallelen zur heutigen Frauen- und Friedensbewegung ermöglicht. Seherin zu werden heißt für Kassandra nicht nur, den einzigen für Frauen damals denkbaren Beruf zu ergreifen, sondern stellt auch den Versuch dar, sich dem Zwang, von Männern zum Objekt gemacht zu werden, zu entziehen. Ihr „Ringen um Autonomie“ lässt sie mit der mörderischen Logik von Töten und Sterben in der Vatergesellschaft brechen […] Die Einsicht in die Notwendigkeit einer Überwindung des „hierarchisch-männlichen Realitätsprinzips“ ist Kassandras utopisches Vermächtnis […](Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, Dortmund 1989, Band 3, Seite


Als »Kassandra« 1983 erschien, traf Christa Wolf den Nerv der Zeit in der damals heftig frauen- und friedensbewegten Gesellschaft der Bundesrepublik. Angesichts der atomaren Bedrohung und des Wettrüstens zwischen den Großmächten machte sich in Deutschland eine geradezu apokalyptische Stimmung breit.

Literatur:

Kassandra
Kassandra
von Christa Wolf

Samstag, 4. Dezember 2021

»Der Idiot« von Fjodor Dostojewski


»Der Idiot« gehört zu den bekanntesten Romanen Fjodor Dostojewskis. Er wurde von Dostojewski in Genf 1867 begonnen, in Mailand 1868 beendet und erschien erstmals von Januar 1868 bis Februar 1869 in der Zeitschrift »Russki Westnik«.

Nach einem Sanatoriumsaufenthalt kehrt der kindlich-naive und an Epilepsie leidende Fürst Myschkin nach Rußland zurück. Sein demütiges und mitleidendes Wesen wirkt anziehend auf seine von Schmerz, Schuld und Bosheit geprägte Umgebung. Immer weiter verstrickt er sich in die Ränkespiele um die schöne Nastasja und seinen Rivalen Rogoschin.

Der Idiot


Fürst Myschkin hat zwar ein gutes Herz und eine schöne Seele, allein ihm fehlt der Mut und die Kraft zur Tat. Er ist inkompetent und ferner auch impotent. Das gute Prinzip kann sich gegen das Böse in der Welt nicht durchsetzen.

Dostojewskis Fürst Myschkin ist ein eigenartiger Sonderling, dessen eigenwillige Geradlinigkeit, die naive Ehrlichkeit und Vertrauensseligkeit des Sonderlings mit ihrer unfreiwilligen Ironie, erwecken auch Sympathien. Seine Freunde schätzen seine Humanität, seinen Blick für Spuren des Leids in den Gesichtern und sein Einfühlungsvermögen. Sie warnen ihn jedoch immer wieder, dass er wegen seines Realitätsverlustes, seines unvorsichtigen Großmuts und der ständigen Bereitschaft, Schwächen zu verzeihen und das Beste in den Menschen zu sehen, leicht zur Zielscheibe des Spotts und zum Opfer von Intrigen und Ausnutzung werden kann.

Der Idiot



Mit Fürst Myschkin hat Dostojewski einen Antihelden erschaffen. Fürst Myschkins Erscheinung war mir von der ersten Seite an sehr sympathisch. Überhaupt hat Dostojewski einen Hauptcharakter geschaffen, der zu den ersten Antihelden der Weltliteratur gezählt werden darf.

Neben Cervantes’ Don Quijote und Dickens’ Mr Pickwick gehört der tragikomische Held aus Dostojewskis drittem Roman als Verkörperung des Sittlich-Schönen zu den großen idealistischen Figuren der Weltliteratur.

Literatur:

Der Idiot
»Der Idiot«
von Fjodor Dostojewski
Weblink:

Vor 150 Jahren: Dostojewskis „Der Idiot“ - https://www.deutschlandfunkkultur.de