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Samstag, 30. April 2011

Die Walpurgisnacht im Harz

Der Harz ist ein sagenumwobenes Gebirge zalreicher Sagen und Legenden. Ein bedeutende nordisch-germanische Sage handelt von der Walpurgisnacht. In der Walpurgisnacht wird traditionell der Winter ausgetrieben. Die Walpurgisnacht läutet den nordischen Sommer ein. Daher müssen die finsteren Gestalten rechtzeitig zum Morgengrauen verschwunden sein, um die Herrschaft an die Lichtgestalten abzugeben.

Jedes Jahr in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai fliegen die "Walpurgis-Hexen" in der Walpurgisnacht auf Besen, Mistgabeln und Tieren als Fluggeräte aus allen Himmelsrichtungen herbei, um sich dann mit ihrem Herrn und Meister, dem Teufel, zu treffen und bis zum Morgengrauen ein rauschendes Fest zu feiern.

Die Hexen versammeln sich vor der Feier zunächst auf dem Hexentanzplatz bei Thale und fliegen dann gemeinsam zum Blocksberg, dem Brocken, um sich dort mit dem Teufel zu vermählen. Der Name "Blocksberg" gilt dabei als Synonym für den Handlungsort der Hexenfeier. Die Walpurgisfeier selbst geht bereits auf germanische Ursprünge zurück.

Auf dem Brocken tanzen der Sage nach alle Hexen in einem großen Kreis um das Feuer herum und küssen anschließend dem Teufel den Hintern. Dann lassen Sie sich mit dem Teufel vermählen und empfangen von ihm neue Zauberkräfte.

Für den Harz ist es die Nacht der Nächte: In nahezu allen Orten wird die Walpurgisnacht gefeiert. Hochburg der Walpurgisfeiern sind der Luftkurort Schierke, der Hexentanzplatz bei Thale und die Städte Wernigerode, Braunlage und Bad Lauterberg.

Weblink

Tausende Hexen und Teufel im Anflug - Walpurgisnacht

Luise Rinser zum 100. Geburtstag

Luise Rinser wurde vor 100 Jahren am 30. April 1911 in Pitzling am Lech, Oberbayern geboren. Rinser rechnete sich zu den Großen der deutschen Literatur. Aber ihr leben war voller Widersprüche und ihr literarischer Rang ist umstritten.

Die Schriftstellerin publizierte 13 Romane, etliche Erzählbände, autobiographische Bücher, Jugendbücher und zahlreiche Reiseberichte. Sie habe, so Luise Rinser in dem autobiographischen Text "Im Dunkeln singen", nie Literatur geschrieben, sondern "immer persönliche Bekenntnisse". Zumeist schien sie wie vernarrt in die scheinbar austauschbaren Bilder und Hervorbringungen ihrer Frauenfiguren, im Grunde hat sie nie etwas anderes getan als über Frauen zu schreiben.

Als Luise Rinser vor neun Jahren starb, war sie eine der prominentesten Autorinnen im wieder vereinigten Deutschland. Und doch war sie eine Stimme der alten Bundesrepublik, in ihren Urteilen und politischen Neigungen umstritten und unberechenbar. Ihre Sympathie galt auf der einen Seite den Sozialdemokraten, später den Grünen.

Auf der anderen himmelte sie den nordkoreanischen Diktator Kim Il Sung an. Dass sie bereits als junge Frau auch poetische Elogen auf Adolf Hitler fabriziert hatte, hinderte die Grünen nicht daran, sie 1984 – allerdings vergeblich – gegen Richard von Weizsäcker für das Amt des Bundespräsidenten ins Rennen zu schicken.

Von dem Huldigungsgedicht "Junge Generation" auf den "Führer" aus dem Jahr 1935 wollte die aus Oberbayern stammende einstige Lehrerin damals nichts mehr wissen.

Donnerstag, 28. April 2011

Mario Vargas Llosa macht Wahlkampf

Als Schriftsteller erlebt Mario Vargas Llosa wunderbare Zeiten, mit dem Nobelpreis des Jahres 2010 hat der Peruaner mit spanischem Pass den Olymp erreicht und wird mit Ehrungen überhäuft.

In seiner Wahlheimat Madrid wurde der Autor von König Juan Carlos in den Adelsstand erhoben. In Mexico bekam er den aztekischen Adler verliehen.

Schwieriger wird es, wenn der Autor seine Popularität nutzt und als Politiker auftritt oder versucht, sich politisch einzumischen. Denn als Marktapologet und Linkenhasser mischt er sich gerne noch immer ein. Einmischen, verteidigen, Partei ergreifen ist für Vargas Llosa selbstverständlich und folgerichtig bewarb er sich auch um politische Verantwortung.

Mit Gabriel Garcia Marquez zerstritt er sich einst, weil der Kolubianer den kubanischen Altrevolutionär Fidel Castro mag und Vargas Llosa ihn für einen Diktator hält. "Eine Art Bürgerkrieg" seien seine Meinungsverschiedenheiten zum Fall Kuba gewesen, sagte Vargas Llosa gerade der argentinischen Zeitung La Nacion.

Jetzt hat sich der Literat, der sich als "demokratischer Liberaler" bezeichnet und den seine Gegner als Rechten sehen, in die Wahlkämpfe von Peru und Argentinien eingeschaltet. - Dies hat seinen Hintergrund. In seiner peruanischen Heimat wollte er 1990 selbst Präsident werden, das wurde sein Trauma. Er verlor gegen den Populisten Alberto Fujimori, der sich danach zum korrupten Despoten entwickelte und inzwischen in einem Gefängnis in Lima sitzt.

Weblink:

Der prinzipienfeste Neoliberale

Dienstag, 26. April 2011

»Störfall« von Christa Wolf


Störfall

»Störfall« von Christa Wolf ist ein essayistischer Roman auf die atomare Katastrophe im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl, ihr Roman, der auf den Nachrichten eines Tages gründet. Dieses Buch ist aufgrund der Atomkatastrophe in Japan sowie des 25. Jahrestages des Reaktorunglückes von Tschernobyl am 26. April beklemmend aktuell.

Es war, endlich, ein sonniger Frühlingstag nach einem langen, zu langen Winter.

"Man hat sehen können", so erinnert sich die Autorin,
"dies würde einer der schönsten Tage des Jahres."

Im Frühling 1986, auf dem mecklenburgischen Land, sind die Blüten an den Kirschbäumen förmlich explodiert - aber das Wort vom Explodieren wagt man nicht einmal mehr zu denken, seit sich die schreckliche Nachricht von einem Atomunfall verbreitet hat:

Im Kernreaktor von Tschernobyl hat eine Explosion stattgefunden. Und während die Erzählerin den stündlichen Warnungen im Radio lauscht, muß sich ihr Bruder einer riskanten Gehirnoperation unterziehen.

Zwei Störfälle, eine kollektive und eine individuelle Katastrophe, fallen zusammen an einem Tag: Christa Wolfs Erzählung schildert den Einbruch des Unfaßbaren in das menschliche Leben: plötzlich entfesselte Kräfte, über die Menschen keine Kontrolle mehr haben.

Viele Worte werden der Schriftstellerin durch die Katastrophe von Tschernobyl, die zunächst nicht Katastrophe heißen darf, suspekt oder verleidet: "Eine unsichtbare Wolke von ganz anderer Substanz ... hat die weiße Wolke der Poesie ins Archiv gestoßen."

Gerade ist Ihre Tschernobyl-Erzählung »Der Störfall« von 1987 neu erschienen.





Störfall








"Störfall"
Nachrichten eines Tages
von Christa Wolf



Suhrkamp, 7,00 EUR.
ISBN-13: 978-3-518-46079-X










»Der Fortschritt der Menschheit besteht
in der Zunahme ihres problematischen Charakters.«


Egon Friedell, österreich. Kulturkritiker


Weblinks

Ein Experiment, das in der Katastrophe endete - 25 Jahre nach Tschernobyl

25 Jahre Tschernobyl - Der Tag, der die Welt verändert hat

Christa Wolf-Weblinks

Bösartiger Himmel - SPIEGEL-Kommentar

Christa Wolf-Portrait - SPIEGEL-Portrait

"Bücher helfen uns auch nicht weiter" - ZEIT-Interview

Freitag, 22. April 2011

»Im Licht der Finsternis« - Was Sie schon immer über Proust wissen wollten

Kathedrale

Anita Albus hat mit „Im Licht der Finsternis“ eines der erstaunlichsten Bücher über Proust vorgelegt. Es ist übersät mit Neuigkeiten, es stellt eine Vielzahl bisher unbemerkter Bezüge her, die eine neue Perspektive auf die vertraute Landschaft des OEuvres eröffnen. Frappierend ist für den Leser, wie unbekümmert die Interpretin hier ganz und gar von ihren eigenen leidenschaftlichen Neigungen (par excellence der zur Naturkunde, zu den Vögeln, den Insekten, den Pflanzen) ausgegangen ist - um mit zauberischer Sicherheit bei der Sache anzukommen.

Die Autorin und Malerin Anita Albus hat ein bemerkenswertes Buch über Marcel Proust mit dem Titel »Im Licht der Finsternis« veröffentlicht. Anita Albus beleuchtet darin poetisch und kenntnisreich einen der bedeutendsten Romanciers der Weltliteratur: Marcel Proust.

Der Titel suggeriert schon, auf Unerwartetes zu stossen, das aus der Finsternis ans Licht befördert wird. In der vorangestellten Notiz wird versprochen, dass die Autorin "Niegesehenes" aus Prousts Werk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« - auch sich Anita Albus Buch bezieht - zutage fördere. Sie nimmt damit eine selbstbewusste Haltung ein, die in ihrem deutenden Werk durchaus nicht enttäuscht wird.

Aus den Tiefen seines dunklen Werkes holt die Autorin echte Perlen herauf. Was diesem Werk, einem geradezu biliophil ausgestalteten Essay, Gewicht verleiht, ist der Blickwinkel seiner Betrachtung. Anita Albus betrachtet Marcel Proust als Katholikin und Botanikerin und weiß dabei, Prousts Hingabe an sakrale Baukunst und botanische Poetik zu einer Einheit zu verbinden.

Prousts Werk betrachtet sie im Licht der Finsternis durch die Brille der konservativen Katholikin, die die Trennung von Staat und Kirche genau die Marcel Proust als "Tod der Kathedralen" betrauert.


Im Licht der Finsternis  Über Proust


Der weitere in diesem Buch aktivierte Blick gehört der Botanikerin auf den botanischen Spuren in Prousts Werk. Prousts enorme botanische Kenntnis ist so verblüffend wie bekannt. Anita Albus folgt den Gedanken Marcel Prousts. In einer spannenden Lektüre führt die Autorin den Leser auf verschlungenen Pfaden durch den Proustianischen Garten der Lüste mit seinem Höllen- und seinem Paradiesflügel. Zahlreiche prächtige Illustrationen ergänzen ihre Deutungen.

Auf einzigartige Weise vereint Anita Albus in ihren Aquarellen, ihren Studien zur Kunst und ihrem gefeierten Buch »Von seltenen Vögeln« intensive Kennerschaft und künstlerische Präzision. Mit diesem subtilen und leidenschaftlichen Blick nähert sie sich Marcel Proust und seinem monumentalen Werk: »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«.

Das Motiv der Kathedrale durchzieht - als sakrales Element - das gesamte Werk des französischen Schriftstellers Marcel Proust. Mit der Kathedrale hat er sich in der grandiosen Übersetzung von John Ruskins »The Bible of Amiens« auseinandergesetzt. Und seinen epochalen Roman »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« hat Proust daselbst als eine "Kathedrale" bezeichnet.





Im Licht der Finsternis  Über Proust








"Im Licht der Finsternis - Über Proust"
von Anita Albus



S. Fischer Verlag, Gebundene Ausgabe,
Februar 2011,

24,50 EUR.

ISBN-13: 978-3100006240



Weblinks:

Auf der Suche nach der höchsten Wahrheit - www.faz.net

"Ein Werk wie eine gotische Kathedrale" - www.domradio.de

Mittwoch, 20. April 2011

Shakespeares erste "Macbeth"-Aufführung

William Shakespeare

Die erste urkundlich erwähnte Aufführung von William Shakespeares Stück "Macbeth" fand vor 400 Jahren am 20. April 1611 in London statt. Das Drama in fünf Aufzügen soll Shakespeare wahrscheinlich 1606 geschrieben haben.

In dem Stück geht es um Machtgier, Egoismus, Mord und Geltungssucht. Macbeth scheut nicht vor Mord zurück, um König von Schottland zu werden. Dabei hilft ihm die Prophezeiung von "Hexen", die ihn vor eventuellen Widersachern warnen.

Macbeths Frau, Lady Macbeth, drängt ihn zum Mord an König Duncan. Nach zahlreichen Morden siegt doch das Gute: Macbeth unterliegt dem rechtmäßigen Thronerben im Kampf.

Shakespeare wurde vermutlich am 23. April 1564 in Stratford-upon-Avon in England geboren. Als der erfolgreichste Bühnenautor seiner Zeit und Teilhaber am Globe Theatre kam er rasch zu Wohlstand. Er gilt bis heute als einer der bedeutendsten Dramatiker.

Obwohl er fast ausschließlich für das Theater des Volkes schrieb, war er auch am Hof geschätzt, wo mehrere seiner Stücke zu festlichen Anlässen aufgeführt wurden.

Khaled Al-Khamissi als Zeitzeuge Ägyptens

Khaled Al-Khamissi wurde 1962 in Kairo geboren. Er studierte Politikwissenschaften an der Cairo University und an der Sorbonne in Paris. Al-Khamissi arbeitet als Journalist für zahlreiche ägyptische Zeitungen, wo er sich besonders als kritischer Beobachter gesellschaftlicher Verhältnisse profiliert hat. Darüber hinaus war er als Produzent, Regisseur und Drehbuchautor für Spiel- und Dokumentarfilme tätig.
Im Taxi: Unterwegs in Kairo

Sein Debütroman »Im Taxi« ist eine Begegnung mit der Berufsgruppe der Taxifahrer. Mit mehr als 80.000 Taxis sind die Fahrer überall in der Hauptstadt präsent und kennen wie kaum eine andere Berufsgruppe das ganze Spektrum der ägyptischen Gesellschaft. Kaum ein Berufsstand Ägyptens ist näher am Puls der Gesellschaft als die Taxifahrer.

Sie berichten von ihren Ansichten, Sorgen und Hoffnungen. Sie legen ein authentisches Zeugnis von der Stimmung der ›ägyptischen Straße‹ ab, die von der repressiven Politik der Regierung zutiefst enttäuscht ist und sich ihr gegenüber ohnmächtig fühlt. Dabei beweisen die politischen Einsichten der Taxifahrer, so Al-Khamissi im Vorwort, oft mehr Tiefblick als die vieler bekannter Politanalysten.

Al-Khamissi fährt nicht gerne mit dem Auto durch Kairo, sondern benutzt lieber das Taxi - ein Umstand, dem sein erstes Werk gestundet ist. Die Dialoge setzen dort ein, wo das Taxi von einem Fortbewegungsmittel zu einem zensurfreien Kommunikationsraum wird – beeinträchtigt nur durch die gelegentliche explizite Selbstzensur des Autors, der bedauert, die besten Witze oder gewisse Namen nicht wiedergeben zu können, aus Furcht vor Repressalien.

In 58 Episoden lässt Al-Khamissi als aufmerksamer und mitunter investigativer Zuhörer Taxifahrer aus Kairo zu Wort kommen. Diese halb dokumentarischen, halb fiktionalen Gespräche, die auf Erfahrungen des Autors basieren, werden pointiert verknappt und durch wenige, aber treffende Beobachtungen oder Kommentare eingerahmt. Daraus entstehen dialogreiche ›Kürzestgeschichten‹ mit einer spannungsgeladenen, oft überraschenden Dramaturgie, die sowohl eigenständig für sich stehen können als auch zusammen ein großes Mosaik der ägyptischen Gesellschaft bilden. Zugleich stellen sie eine Hommage an die oft verschmähte ›Kultur der Straße‹ dar, indem sie Witz, Weisheit und Poesie der Taxifahrer dokumentieren.

Sein Debütroman »Im Taxi« (2007) avancierte in Ägypten sowie in der arabischen Welt schnell zum Bestseller. Wer wissen will, unter welchen Bedingungen die Ägypter bisher zu leben hatten und warum sie die Revolution wollten, der lese dieses bereits 2007 im Original erschienene Buch, welches mitllerweile ins Englische, Italienische, Französische, Griechische und Spanische übersetzt wurde.
Die Arche Noah

Sein zweiter Roman »Die Arche Noah« lässt Ägypter zu Wort kommen, die das Land verlassen, um im Ausland ihr Glück zu suchen. Wieder zeigt sich Khaled Al-Khamissi als unbestechlicher Zeitzeuge und provokanter Literat.

Weblinks:

Khaled Alkhamissi Portal - Khaled Alkhamissi.com (english)
Khaled Alkhamissi Taxi - Khaled Alkhamissi.com
Bittersüße Apfelstücke - Rezension Zenithonline.de

Montag, 18. April 2011

Mit »Im Taxi« unterwegs in Kairo

Der ägyptische Autor Khaled al-Khamissi hat das "Buch der Stunde" geschrieben: »Im Taxi«. Darin lässt er im Stile einer episodenhaften Fortsetzungsreportage 58 Taxifahrer zu Wort kommen: einfache Menschen aus dem Volk, die den Autor durch das Kairo der späten Mubarak-Jahre chauffieren und während der Fahrt mit ihm über ihr Leben, ihre Familien, die grassierende Korruption, die Propagandalügen der Regierung und die allgegenwärtige Armut zu sprechen.

Der Autor bekennt, dass er ungern Auto fährt. Meistens lasse er sein Auto stehen und nehme ein Taxi, statt sich durch das Verkehrsgewühl von Kario zu kämpfen. Sicherlich eine vernünftige Entscheidung in der ägyptischen 8 Millionen-Metropole Kairo. Das ist natürlich eine gute Gegelebenheit, sich mit einem Berufsstand bekannt zu machen, der nah ist am Puls der Gesellschaft.

Kaum ein Berufsstand Ägyptens ist näher am Puls der Gesellschaft als die 250.000 Kairoer Taxifahrer. Wer wissen will, was die Menschen umtreibt, liest keine Zeitung, sondern nimmt das Taxi und hört auf das, was ihm der Fahrer erzählt:
"Wir leben in einer einzigen Lüge und glauben daran. Die Regierung ist nur dazu da zu prüfen, ob wir die Lüge wirklich schlucken, finden Sie nicht auch?"
»Im Taxi« plaudert, diskutiert, feilscht und streitet Khalid al-Khamissi mit Fahrern, die im kleinen öffentlichen und doch abhörfreien Raum ihrer Wagen ihren Frust über das korrupte Regime und die allgegenwärtigen Missstände in Ägypten loswerden - mit immerhin einem Zuhörer: ihrem Fahrgast, der auf diese Weise recht viel erfährt über den schlimmen Zustand der ägyptischen Gesellschaft.

Aus 58 kurzen, pointenreichen Episoden entsteht ein großes Mosaik der ägyptischen Gesellschaft von heute, eine Hommage an die oft verschmähte Kultur der Straße und die vielen Taxifahrer der Stadt. Der Autor lässt dabei noch anklingen, dass dabei nicht selten die politischen Einsichten der Taxifahrer mehr Tiefgang haben als das ewige Geschwätz der Regierenden. - Welch wunderbar feine Ironie!

Nicht selten haben dabei die politischen
Einsichten der Taxifahrer mehr Tiefgang als
das ewige Geschwätz der Regierenden.


Im Taxi: Unterwegs in Kairo


"Im Taxi: Unterwegs in Kairo"
von Khaled al-Khamissi
Lenos, Februar 2011
187 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 978-385787413-0

Weblinks:

Khaled Alkhamissi Portal - Khaled Alkhamissi.com (english)

Khaled Alkhamissi Taxi - Khaled Alkhamissi.com

Bittersüße Apfelstücke - Rezension Zenithonline.de

Freitag, 15. April 2011

Simone de Beauvoir 25. Todestag

Die französische Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin Simone de Beauvoir starb sm 14. April 1986 im Alter von 78 Jahren in Paris. Sie entwickelte sich durch ihre schriftstellerischen Arbeiten zu einer der führenden Repräsentantinnen des französischen Existentialisten-Kreises und zur bedeutendsten Repräsentantin und Theoretikerin der neuen Frauenbewegung.

Beauvoir wurde in Frankreich schnell bekannt und bewundert für ihr emanzipatorisches Engagement. Von 1970 an engagierte sich Simone de Beauvoir in der Frauenbewegung. Sie deutete die traditionell passive Rolle der Frau in der Gesellschaft als Ergebnis einer Entwicklung patriarchalischer Strukturen und forderte deren Veränderung mit dem Ziel einer Selbstverwirklichung der Frau.

"Mein wichtigstes Werk ist mein Leben"

Simone de Beauvoir lehnte jeglichen Glauben an eine „Natur der Frau“ kategorisch ab und warnte immer wieder vor der „Falle der Ehe und Mutterschaft“. Nach ihrer Ansicht klammerten sich Frauen viel zu sehr an ihre Mütterlichkeit. Sie meinte, jede Frau sei ein bißchen homosexuell, weil Frauen begehrenswerter seien als Männer.

Das andere Geschlecht

In dem Werk "Das andere Geschlecht" („Le deuxième Sexe“) zog Simone de Beauvoir zwei Schlussfolgerungen: Einerseits vertrat sie die Auffassung, in der patriarchalischen Gesellschaft werde die Frau als das „Andere“ definiert, während der Mann die Norm sei, an der sich die Frau zu messen habe. Anderseits meinte sie, Weiblichkeit sei keine angeborene Wesensqualität. Man komme nicht als Frau zur Welt, sondern werde es.
Bis heute gilt dieses Werk als Standardwerk der Frauenbewegung und ist das meistgelesene Buch zur Emanzipation.

Nach der Gründung der „Liga für Frauenrechte“ 1974 leitete sie diese als Präsidentin. Außer in der Frauenbewegung engagierte sie sich auch gegen die Kriege in Algerien und Vietnam.

Simone de Beauvoirs Leben und ihre Schriftstellerei sind entscheidend durch Jean-Paul Sartre geprägt worden. Freiheit, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung betrachtete Simone de Beauvoir neben Jean-Paul Sartre als die Fundamente aller Werte. Sie gehen davon aus, dass der Einzelne sich erst durch seine Handlungen definiert; es komme darauf an, sich zu entscheiden, ohne sich hinter Traditionen und Religionen, Doktrinen und Ideologien zu verstecken – auch wenn die Verdammung zur Freiheit Angst hervorrufe.

"Mein wichtigstes Werk ist mein Leben", sagte Simone de Beauvoir. Mit dieser Philosophie – dem Existenzialismus – treffen sie den Nerv der Nachkriegszeit.

Am 14. April 1986 starb die engagierte Frauenrechtlerin Simone de Beauvoir im Alter von 78 Jahren in Paris. Kurz vor ihrem Tod hatte sie noch der „Sozialistischen Partei“ beim Wahlkampf ihre Unterstützung versprochen.




Das andere Geschlecht: Sitte und Sexus der Frau








"Das andere Geschlecht: Sitte und Sexus der Frau"
von Simone de Beauvoir



Rowohlt-Verlag,
13,00 EUR.

ISBN-13: 978-3-4992-2785-1






Günter Grass Lesung vor dem Atomkraftwerk Krümmel

Mein Jahrhundert
Günter Grass' Lesung vor dem Atomkraftwerk Krümmel am letzten Sonntag befasst sich mit ausgesuchter Literatur, die auf Realität trifft. Grass liest den "1955"-Abschnitt aus seinem Geschichtenbuch "Mein Jahrhundert", das fast kafkaeske Kapitelchen über einen Mann, der sich aus Angst vor dem Strahlentod einen Atombunker bauen will und dabei ganz ohne Strahlung umkommt.

Anschließend aus dem Anfang seines jüngsten Buchs "Grimms Wörter", in dem es um Widerstandskräfte in der Gesellschaft geht, oder eher die fatalen Folgen des Fehlens selbiger. Anschließend wiederholt er, was er an diesem Wochenende in einem exklusiven Abendblatt-Interview gefordert hatte: eine Bannmeile gegen Lobbyisten um den Bundestag.

"Der Naivste begreift mittlerweile, wie käuflich die Regierung geworden ist. In unserem Land ist Korruption weit verbreitet und sanktioniert. Wir können seit Jahren beobachten und nachweisen, dass das von uns gewählte Parlament auf verfassungswidrige Art und Weise von einer immer mächtiger werdenden Lobby beeinflusst wird, bis in die Ministerien hinein", empört sich der bekennende Sozialdemokrat ohne Parteibuch. "Wir sind Gefangene geworden, in einer Demokratie, von einer Lobby, die durch nichts legitimiert ist, einen derartigen Einfluss auszuüben."

Kurze Pause, Pfeifchen und einen Kaffee, danach eine lange Schlange vor dem Signiertisch, und zum Abschluss der Lesung noch der Fototermin fürs Feindbild: Literatur-Nobelpreisträger mit Wendländer Kartoffelsack vor abgeschaltetem AKW. - Wir leben in bewegten Zeiten.
 

Mein Jahrhundert


"Mein Jahrhundert"
von Günter Grass

Steidl-Verlag, Gebundene Ausgabe,
1. Juli 1999,
24,50 EUR.
ISBN-13: 978-3-882-43650-1
Weblinks
Günter Grass-Portrait - SPIEGEL-Portrait

Dienstag, 12. April 2011

»Der Medicus« von Noah Gordon

Der Medicus
Der Medicus

»Der Medicus« von Noah Gordon ist ein packender, abwechslungsreich und spannender historischer Roman. Es handelt sich um das erste Werk der Medicus-Trilogie um die Familie Cole. Die Welt des Mittelalters, der Bader und Gaukler, des Hungers und der Pest, aber auch des fanatischen Glaubens mit seiner Ungerechtigkeit bildet den Hintergrund dieses mitreißenden Romans.



Als die Eltern von Rob Cole sterben, sieht der Waisenjunge sich gezwungen mit einem fremden Bader durch England zu reisen und sein Geld mit Auftritten als Jongleur und Helfer zu verdienen. Als der Bader stirbt entschließt er sich ins fremde Persien zu reisen, um ein großer Gelehrter im Bereich der Medizin zu werden.

»Der Medicus« erzählt packend von der Geschichte des Waisenjungen Rob Cole, der sich beseelt mit dem unbändigen Drang, Medicus zu werden, zunächst zum Bader ausbilden lässt, sich auf eine abenteuerliche Reise in den Orient begibt und später - unter falschem Vorwand, Jude zu sein - im fernen Isfahan Medizin studiert.


Was sich zunächst nach einem Lebenslauf anhört, ist in Wirklichkeit ein Bild des frühen Mittelalters um das Jahr 1200 und seiner Beschränkungen. Jeremy will sich damit nicht abfinden und wagt den Sprung in eine unbekannte Welt.

So ist er fasziniert von dem Erfolg von Operationen oder lernt beim Sezieren eines Schweines, dass dessen Organe ähnlich wie beim Menschen liegen. Außerdem lernt er echte Freunde kennen und Werte wie Hilfsbereitschaft, Vertrauen und Zuversicht.

Seine »Medicus«-Trilogie war ein Bestseller und verkaufte sich millionenfach. Zu seinen weiteren erfolgreichen Büchern gehören »Der Rabbi« und sein letztes Buch »Der Katalane«.


Literatur:

Der Medicus
Der Medicus
von Noah Gordon

Freitag, 1. April 2011

Rolf Hochhuth 80. Geburtstag

Rolf Hochhuth


Rolf Hochhuth wurde vor 80 Jahren am 1. April 1931 als Sohn eines Schuhfabrikanten in Eschwege geboren. Rolf Hochhuth ist ein deutscher Schriftsteller, Bühnenautor und Dramatiker des 20. Jahrhunderts.


Rolf Hochhuth ist kein Mann der leisen Töne, sondern er pflegt einen Habitus, der einem Dramatiker durchaus gerecht zu werden vermag. Hochhuth ist ein Mann mit einem Hang für brisante Themen. Sein großes Thema ist die Moral. Er war der erste nach dem Krieg, der das Drama mit dem Thema Moral verband und auf die Bühne brachte.

Der Stellvertreter

Während eines Rom-Aufenthalts konzipierte er 1959 sein erstes Drama »Der Stellverteter«, das 1963 in Berlin von Erwin Piscator uraufgeführt wurde. Schon mit seinem Erstlingswerk »Der Stellverteter« gelang es ihm 1963, für grosses Aufsehen zu sorgen. Hochhuth provozierte einen epochalen Theaterskandal, den grössten in der Geschichte der Bundesrepublik.

In seinem moralisierenden Stück »Der Stellvertreter« gab er der hellen Empörung Raum und griff hierfür zu klassischen Traditionen. Rolf Hochhuth prangerte 1963 laut die Mitschuld der katholischen Kirche am Holocaust an. Für Hochhuth war der Papst nicht nur ein Exponent der katholischen Kirche, sondern was er von sich behauptete: der Stellvertreter Gottes auf Erden.

Dieses Stück machte ihn über Nacht berühmt. Rolf Hochhuth ist bis heute ein streitbarer Geist und Unbequemer geblieben. Er mischt sich heute noch in viele Themen ein: Wirtschaft, Religion, Politik.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote zu Hochhuths Geburtsag am 1. April.
Mit besonderer Befriedigung erfüllte es ihn, dass er seinen Geburtstag mit Bismarck und Karl dem Großen teile und ihn diese ebenso seriöse wie prominente Nachbarschaft des Vedachts enthebe, selber bloß ein Aprilscherz zu sein. An diesem Freitag wird Rolf Hochhuth 80 Jahre alt.






    Rolf Hochhuth-Werke




Rolf Hochhuth Lesebuch
Rolf Hochhuth Lesebuch
Der Stellvertreter

Der Stellvertreter
Soldaten. Nekrolog auf Genf
Soldaten
Nekrolog auf Genf
Alan Turing
Alain Turing
Wessis in Weimar
Wessis in Weimar



Weblink:

Rolf Hochhuth-Biografie - Biografien-Poratal - www.die-Biografien.de