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Samstag, 30. April 2022

»Walpurgisnacht«, »Faust I« von J. W. von Goethe

Bildergebnis für Walpurgisnacht Gemälde



Walpurgisnacht

Harzgebirg

Gegend von Schierke und Elend

Faust. Mephistopheles.


Mephistopheles:

Verlangst du nicht nach einem Besenstiele?
Ich wünschte mir den allerderbsten Bock.
Auf diesem Weg sind wir noch weit vom Ziele.

Faust:

Solang ich mich noch frisch auf meinen Beinen fühle,
Genügt mir dieser Knotenstock.
Was hilft's, daß man den Weg verkürzt! –
Im Labyrinth der Täler hinzuschleichen,
Dann diesen Felsen zu ersteigen,
Von dem der Quell sich ewig sprudelnd stürzt,
Das ist die Lust, die solche Pfade würzt!
Der Frühling webt schon in den Birken,
Und selbst die Fichte fühlt ihn schon;
Sollt er nicht auch auf unsre Glieder wirken?

Mephistopheles:

Fürwahr, ich spüre nichts davon!
Mir ist es winterlich im Leibe,
Ich wünschte Schnee und Frost auf meiner Bahn.
Wie traurig steigt die unvollkommne Scheibe
Des roten Monds mit später Glut heran
Und leuchtet schlecht, daß man bei jedem Schritte
Vor einen Baum, vor einen Felsen rennt!
Erlaub, daß ich ein Irrlicht bitte!
Dort seh ich eins, das eben lustig brennt.
Heda! mein Freund! darf ich dich zu uns fodern?
Was willst du so vergebens lodern?
Sei doch so gut und leucht uns da hinauf!

Irrlicht:
Aus Ehrfurcht, hoff ich, soll es mir gelingen,
Mein leichtes Naturell zu zwingen;
Nur zickzack geht gewöhnlich unser Lauf.

Mephistopheles:
Ei! Ei! Er denkt's den Menschen nachzuahmen.
Geh Er nur grad, in 's Teufels Namen!
Sonst blas ich ihm sein Flackerleben aus.

Irrlicht:
Ich merke wohl, Ihr seid der Herr vom Haus,
Und will mich gern nach Euch bequemen.
Allein bedenkt! der Berg ist heute zaubertoll
Und wenn ein Irrlicht Euch die Wege weisen soll
So müßt Ihr's so genau nicht nehmen.

Faust,
Mephistopheles,
Irrlicht
(im Wechselgesang):

      In die Traum- und Zaubersphäre
      Sind wir, scheint es, eingegangen.
      Führ uns gut und mach dir Ehre
      Daß wir vorwärts bald gelangen
      In den weiten, öden Räumen!
      Seh die Bäume hinter Bäumen,
      Wie sie schnell vorüberrücken,
      Und die Klippen, die sich bücken,
      Und die langen Felsennasen,
      Wie sie schnarchen, wie sie blasen!

      Durch die Steine, durch den Rasen
      Eilet Bach und Bächlein nieder.
      Hör ich Rauschen? hör ich Lieder?
      Hör ich holde Liebesklage,
      Stimmen jener Himmelstage?
      Was wir hoffen, was wir lieben!
      Und das Echo, wie die Sage
      Alter Zeiten, hallet wider.

      »Uhu! Schuhu!« tönt es näher,
      Kauz und Kiebitz und der Häher,
      Sind sie alle wach geblieben?
      Sind das Molche durchs Gesträuche?
      Lange Beine, dicke Bäuche!
      Und die Wurzeln, wie die Schlangen,
      Winden sich aus Fels und Sande,
      Strecken wunderliche Bande,
      Uns zu schrecken, uns zu fangen;
      Aus belebten derben Masern
      Strecken sie Polypenfasern
      Nach dem Wandrer. Und die Mäuse
      Tausendfärbig, scharenweise,
      Durch das Moos und durch die Heide!
      Und die Funkenwürmer fliegen
      Mit gedrängten Schwärmezügen
      Zum verwirrenden Geleite.

      Aber sag mir, ob wir stehen
      Oder ob wir weitergehen?
      Alles, alles scheint zu drehen,
      Fels und Bäume, die Gesichter
      Schneiden, und die irren Lichter,
      Die sich mehren, die sich blähen.

Mephistopheles:
Fasse wacker meinen Zipfel!
Hier ist so ein Mittelgipfel
Wo man mit Erstaunen sieht,
Wie im Berg der Mammon glüht.

Faust:
Wie seltsam glimmert durch die Gründe
Ein morgenrötlich trüber Schein!
Und selbst bis in die tiefen Schlünde
Des Abgrunds wittert er hinein.
Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden,
Hier leuchtet Glut aus Dunst und Flor
Dann schleicht sie wie ein zarter Faden
Dann bricht sie wie ein Quell hervor.
Hier schlingt sie eine ganze Strecke
Mit hundert Adern sich durchs Tal,
Und hier in der gedrängten Ecke
Vereinzelt sie sich auf einmal.
Da sprühen Funken in der Nähe
Wie ausgestreuter goldner Sand.
Doch schau! in ihrer ganzen Höhe
Entzündet sich die Felsenwand.

Mephistopheles:
Erleuchtet nicht zu diesem Feste
Herr Mammon prächtig den Palast?
Ein Glück, daß du's gesehen hast,
Ich spüre schon die ungestümen Gäste.

Faust:
Wie rast die Windsbraut durch die Luft!
Mit welchen Schlägen trifft sie meinen Nacken!

Mephistopheles:
Du mußt des Felsens alte Rippen packen
Sonst stürzt sie dich hinab in dieser Schlünde Gruft.
Ein Nebel verdichtet die Nacht.
Höre, wie's durch die Wälder kracht!
Aufgescheucht fliegen die Eulen.
Hör, es splittern die Säulen
Ewig grüner Paläste.
Girren und Brechen der Aste!
Der Stämme mächtiges Dröhnen!
Der Wurzeln Knarren und Gähnen!
Im fürchterlich verworrenen Falle
Übereinander krachen sie alle
Und durch die übertrümmerten Klüfte
Zischen und heulen die Lüfte.
Hörst du Stimmen in der Höhe?
In der Ferne, in der Nähe?
Ja, den ganzen Berg entlang
Strömt ein wütender Zaubergesang!

Hexen (im Chor):
      Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
      Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
      Dort sammelt sich der große Hauf,
      Herr Urian sitzt oben auf.
      So geht es über Stein und Stock,
      Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock.

Stimme:
Die alte Baubo kommt allein,
Sie reitet auf einem Mutterschwein.

Chor:
      So Ehre denn, wem Ehre gebührt!
      Frau Baubo vor! und angeführt!
      Ein tüchtig Schwein und Mutter drauf,
      Da folgt der ganze Hexenhauf.

Stimme:
Welchen Weg kommst du her?

Stimme:
      Übern Ilsenstein!
Da guckt ich der Eule ins Nest hinein,
Die macht ein Paar Augen!

Stimme:
      O fahre zur Hölle!
Was reitst du so schnelle!

Stimme:
Mich hat sie geschunden,
Da sieh nur die Wunden!

Hexen, Chor:
      Der Weg ist breit, der Weg ist lang,
      Was ist das für ein toller Drang?
      Die Gabel sticht, der Besen kratzt,
      Das Kind erstickt, die Mutter platzt.

Hexenmeister, halber Chor:
      Wir schleichen wie die Schneck im Haus,
      Die Weiber alle sind voraus.
      Denn, geht es zu des Bösen Haus,
      Das Weib hat tausend Schritt voraus.

Andere Hälfte:
      Wir nehmen das nicht so genau,
      Mit tausend Schritten macht's die Frau;
      Doch wie sie sich auch eilen kann,
      Mit einem Sprunge macht's der Mann.

Stimme (oben):
Kommt mit, kommt mit, vom Felsensee!


Samstag, 16. April 2022

Ostern ist die Zeit der großen Poesie.

Frohe Ostern
Frohe Ostern

Ostern ist die Zeit der großen Poesie. Dem Thema Ostern und auch dem Frühling sind zahlreiche Gedichte gewidmet.

Eines der wohl schönsten, poetischsten und bekanntesten Gedichte zu Ostern ist "Der Osterspaziergang" von Goethe aus seinem "Faust I". Hier wird wunderbar der Frühling, das Wiedererwachen der Natur und die Entstehung des Lebens beschrieben. All diese schönen Phänomene die die Osterzeit mitbringt.

Außer diesem gibt es jede Menge weiterer Gedichte zu Ostern und zum Frühling, die sich mit der Natur befassen. Es gibt jedoch auch eine Vielzahl an Gedichten, in denen es um die Osterzeit selbst geht.
Da wäre zum Beispiel das Gedicht "Ostern" von Joseph von Eichendorff. Dieses beschäftigt sich mit dem eigentlichen Thema von Ostern, der Auferstehung Jesu Christi.

Dann gibt es natürlich auch Gedichte, die sich mit dem liebsten Tier zur Osterzeit beschäftigen - dem Osterhasen. Der ist wohl eher eine Erfindung der Oster-Industrie, aber wir haben ihn in unsere Herzen geschlossen.

"Osterhäschen dort im Grase" ist ein Gedicht, was wohl Volksgut ist. Aber natürlich gibt es auch hier noch jede Menge weiterer Gedichte.

Zuguterletzt gibt es auch noch einige Gedichte - nicht nur für Ostern - die sich mit dem Hasen, der Henne oder dem Ei an sich beschäftigen. Diese sind sehr nett und lustig geschrieben.

Hier wäre ein schönes Beispiel "Auf ein Ei geschrieben" von Eduard Mörike, der sich mit der Frage beschäftigt, ob denn die Henne oder das Ei zuerst da war und dann zum Schluss kommt, dass die Antwort eine ganz andere ist.

Aber auch Gedichte, die sich mit dem Frühlingserwachen beschäftigen, wie das "Frühlingslied" von Heinrich Heine werden zu Ostern immer gern rezitiert.

Ostergedichte:

Frohe Ostern
Frohe Ostern von Verena Asbeck

Ostergedichte: Eine umfangreiche Sammlung
Ostergedichte: Eine umfangreiche Sammlung
von Johanna Sundqvist

Literatenwelt wünscht allen Gästen und Besuchern ein Frohes Osterfest!