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Samstag, 28. Januar 2017

»Statt etwas oder Der letzte Rank« von Martin Walser

Deutschland Schriftsteller Martin Walser in Nußdorf

Im März feiert Martin Walser seinen 90. Geburtstag und zieht jetzt schon mal eine Lebensbilanz. »Statt etwas oder Der letzte Rank« heißt sein neuer Roman - eine altersmüde Selbstreflexion. "Es geht mir ein bischen zu gut", sagt Walser einleitend in einer Betrachtung gegenüber den bereits verstorbenen Schriftstellerkollegen wie Gütner Grass.

Kaum zu glauben! Während weitaus jüngere Autoren regelmäßig von Schreibblockaden heimgesucht werden und lange auf ihre literarischen Meisterwerke warten lassen, bringt Martin Walser fast im Jahresrhythmus ein neues Buch heraus. Auf den Wüterich vom Bodensee ist Verlass. Weiterleben heißt für ihn: Weiterschreiben. Im März wird er 90 Jahre alt und sein neuer Roman variiert noch einmal alle Themen aus dem Walser'schen Universum - Einsamkeit, Liebe, Glaube.

Hier schreibt ein Erschöpfter, müde vom Leben. Walser mäandert durch seine Unsicherheiten. Scheinbar sind in seinen Augen alle talentierter, erfolgreicher, glücklicher als er. Niemand leidet mehr unter ihm als er selbst. Das Buch ist wie eine Selbstbefreiung.

»Statt etwas oder Der letzte Rank« ist ein Roman, in dem es in jedem Satz ums Ganze geht - von größter Intensität und Kraft der Empfindung, unvorhersehbar und schön. Ein verwobenes Gebilde, auch wenn es seine Verwobenheit nicht zeigen will oder sogar versteckt. Ein Musikstück aus Worten, das dem Leser größtmögliche Freiheit bietet, weil es von Freiheit getragen ist: der Freiheit des Denkens, des Schreibens, des Lebens. So nah am Rand der Formlosigkeit, ja so entfesselt hat Martin Walser noch nie geschrieben. Das fulminante Porträt eines Menschen, ein Roman, wie es noch keinen gab.

Es geht um die Bilanz seines Lebens und und Walsers persönliche Wahrheiten.

"Wenn er sich vorbereitete, den Fehler, den er das letzte Mal gemacht hat, zu vermeiden, passierte ihm ein ganz neuer Fehler. […] Er schien einfach einen unerschöpflichen Vorrat von höchst persönlichen Fehlern zu haben."

Doch Walser ist ein Meister darin, sich entblößend zu verbergen. In Wahrheit schwingt in seinen Sätzen die pure Verachtung für all jene Erfolgreichen mit, die er zu bewundern scheint. Und hinter seinem detailgenau ausgebreiteten Hadern spürt man die Koketterie eines immer noch sehr eitlen Schriftstellers.

"Bitte, wie stark musste ich sein, um mich so schwach nennen zu können!"

Das Buch hat bei Walser wieder zwei große Themen zum Inhalt: der Triumph über seine Feinde und die Liebe im Alter. Der Groll gegen seine Kritiker darf nicht fehlen ebenso wie seine Betrachtungen über die Liebe. Er stellt sich dabei die Frage: "Muss man seine eigene Frau lieben oder darf man Liebe von anderen Frauen empfangen?"

Martin Walser ist als streitbarer Schriftsteller bekannt, der polarisiert. Doch irgendwie ist die Lebenslust und die Streitfreude verloren gegangen. Keine Spur mehr von dem virilen Provokateur von einst. In den 1950er Jahren wurde Walser zusammen mit Günter Grass und Siegfried Lenz zum Kraftzentrum der literarischen Aufarbeitung. Autoren der "Gruppe 47" schrieben an gegen das Vergessen im Nachkriegsdeutschland.

Sie zeigten den Dreck hinter dem Glanz des Wirtschaftswunders. Walser verachtete zutiefst jene Saubermänner der Zeit, die ohne große Blessuren von der Nazi-Diktatur ins demokratische Nachkriegsestablishment glitten. Er setzte mit seinen Büchern dem schwankenden Kleinbürger, der immer wieder an den eigenen Ansprüchen scheitert, ein literarisches Denkmal.

Weblink:

Martin Walser "Statt etwas oder Der letzte Rank" - www.dw.com

Literatur:

Statt etwas oder Der letzte Rank
Statt etwas oder Der letzte Rank
von Martin Walser

Samstag, 21. Januar 2017

Ludwig Thoma 150. Geburtstag



Ludwig Thoma wurde vor 150 Jahren am 21. Januar 1867 in Oberammergau geboren. Ludwig Thoma war ein deutscher Schriftsteller und neben Ludwig Ganghofer der populärste bayrische Schriftsteller. Ludwig Thoma war der Dichter der Bayern, der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit populär wurde.

1898 sandte er erste Manuskripte an den »Simplicissimus«, die dort (und beim Münchner Publikum) guten Anklang fanden. Als die Ausgabe vom 31. Oktober 1899 wegen Majestätsbeleidigung konfisziert wurde, flohen der Autor Frank Wedekind, der Zeichner Thomas Theodor Heine und Verleger Langen ins Ausland, um der Strafverfolgung zu entgehen. Der »Simplicissimus« benötigte einen Verantwortlichen vor Ort am Redaktionssitz in München. Langen erwog, Thoma als Redaktionsleiter zu engagieren.

Thoma zählte in den folgenden Jahren zu den wichtigsten Autoren des Simplicissimus. Er trat als Satiriker unter mehreren Pseudonymen auf – seine Gedichte zeichnete er meist als „Peter Schlemihl“. Anfang 1901 schrieb er den in Dachau angesiedelten Einakter »Die Medaille«, der am 24. August 1901 am Residenztheater München uraufgeführt wurde. Auch in Berlin kam das Stück auf die Bühne. Thoma begleitete dort die Inszenierung am »Überbrettl« im November 1901.

1901 schrieb Thoma an der Komödie »Die Lokalbahn«, die am 19. Oktober 1902 im Residenztheater München Premiere feierte.

Vor 1914 war Thoma ein liberaler Bayer, manche sagen ein linker Satiriker, hochgelobt von Tucholsky. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges änderte sich seine politische Einstellung. Thomas Einstellung war bis dahin eher linksliberal gewesen. So hatte er sich mit oftmals beißender Kritik an Gesellschaft, Kirche und Staat nicht zurückgehalten. Dies änderte sich mit Beginn des Ersten Weltkrieges.

Der »Simplicissimus« wurde zunehmend zahnlos und Thoma konnte und wollte sich der besonders unter den Intellektuellen herrschenden allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht entziehen. Er meldete sich freiwillig als Sanitäter und zog 1915 mit einer bayerischen Division an die Ostfront nach Galizien.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er jedoch zum ultrarechten Polemiker. Thoma liebte eine Jüdin und befeuert antisemitisches Denken. Und er legte Wert darauf, dass seine Tiraden anonym erschienen, denn Thoma wurde zu einem schwierigen Autor.

Sein letzter Roman, »Der Ruepp«", erzählt von einem phrasendreschenden, charakterschwachen Bauern, der Haus und Hof herunterwirtschaftet und die Familie in die Armut treibt. Eigentlich hätte der Sohn Michael, der nicht Priester werden will, aber soll, von der alten Loni erben sollen. Aber sein Vater erschleicht sich die Erbschaft, verspielt sie, wird schließlich meineidig. Thoma schrieb den Roman »Der Ruepp« 1921, in nur vier Monaten, kurz vor seinem Tod.

Für den »Miesbacher Anzeiger« verfasste er in den letzten 14 Monaten seines Lebens – häufig als Leitartikel auf der ersten Seite – 175 größtenteils (bis auf fünf Fälle) anonyme und meist antisemitische Hetzartikel, vor allem gegen die Regierung in Berlin und die Sozialdemokratie.

Ludwig Thoma starb am 26. August 1921 in Tegernsee.

»Des Teufels General« von Carl Zuckmayer

Carl Zuckmayer

Ein Jahr nach Kriegsende kehrte Carl Zuckmayer 1946 als ziviler Kulturbeauftragter des amerikanischen Kriegsministeriums erstmals nach Europa zurück. Carl Zuckmayer war einer der wenigen glücklichen und erfolgreichen Heimkehrer aus der Emigration.


Nach dem Krieg feierte Zuckmayer als Dramatiker grosse Erfolge auf der Bühne mit Stücken, welche dem damaligen Zeitgeist entsprachen. Sein größter Nachkriegserfolg war Stück »Des Teufels General« - ein Fliegerdrama als Parabel auf den Untergang des Nationalsozialismus. Das Drama bezieht sich auf den Tod des Fliegerasses Ernst Udet im Jahr 1941 in Russland.

Carl Zuckmayer hat mit »Des Teufels General« eines der ehrlichsten, objektivsten Werke über die Verstrickungen des Einzelnen in den Nationalsozialismus geschrieben. Das Thema ist so zeitlos, das es heute noch so aktuell ist, wie 1945, als es geschrieben wurde. Wie würde ich mich verhalten, wenn sich mir, nach einer langen Phase der Erfolglosigkeit und der fehlenden Perspektive, plötzlich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen würden? Der Preis dafür wäre, dem Teufel meine Seele zu verkaufen.

Die Handlung spielt in Deutschland im Dezember 1941: Hitlers Armee hat die Welt in einen fürchterlichen Krieg gestürzt. Die Führung der gefürchteten SS, die alles versucht, um die Macht im Land zu übernehmen, sucht aus strategischen Gründen die Nähe des berühmten Fliegergenerals Harras. Doch der passionierte Pilot ist nicht nur ein weltgewandter, eleganter Charmeur, sondern auch ein unverbesserlicher Spötter, der außer seiner Fliegerei nichts ernst zu nehmen scheint – am wenigsten die braunen Machthaber im Land.

Die Handlung basiert auf der Lebensgeschichte des Jagdfliegers Ernst Udet, der im Ersten Weltkrieg, gemeinsam mit Hermann Göring, im legendären Geschwader vom „Roten Baron" Manfred von Richthofen geflogen ist. Vor seiner Karriere im Dritten Reich verdingte sich der leidenschaftliche Pilot Udet als Kunstflieger bei Flugshows in den USA. Udet lebte für die Fliegerei. Deshalb ist es für den Leser gut nachvollziehbar, als er an zentraler Stelle in „Des Teufels General" sein Dilemma auf den Punkt bringt: in den USA bot sich ihm keine bessere Chance, als ein Clown der Lüfte zu sein, im faschistischen Deutschland aber konnte er maßgeblich am Aufbau und der Leitung der deutschen Luftwaffe beteiligt sein.

Zuckmayers Stück ist voller nachdenklicher, geistreicher und humorvoller Szenen. Ernst Udet war ein Lebemann und großer Unterhalter. Ernst Udet, der „Teufelsgeneral", war kein Heiliger, aber eben auch kein Scheinheiliger. Seine Geschichte lehrt, daß vom Dritten Reich eine enorme Anziehungskraft ausging, der viele Menschen erlegen sind und es von seinen vielen Mitläufern lebte.

Carl Zuckmayer gibt in „Des Teufels General" einem Mitläufer des Nationalsozialismus ein menschliches Gesicht. Weil der Zuschauer sich selbst in diesem Menschen wiederfinden kann, trägt diese Geschichte mehr zum Verständnis und zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (und jeder anderen totalitären Herrschaft) bei, als es bei unzähligen anderen Werken zu diesem Thema der Fall ist. Die Nationalsozialisten haben sich die Macht nicht erschlichen, sondern wurden demokratisch gewählt. Zuckmeyer verdeutlicht, warum dem so war. Nicht alle Deutschen waren überzeugte Nazis. Aber auch nur wenige waren wie Oskar Schindler. Die Mehrheit ähnelte wahrscheinlich „Des Teufels General".

Das im Dezember 1946 in Zürich uraufgeführtes Stück »Des Teufels General« war sein größter Nachkriegserfolg auf dem westdeutschen Theater. Allein in der Spielzeit 1948/49 wurde es 2.069 Mal gespielt. Das Drama wurde zehn Jahre nach Kriegsende 1955 von Regisseur Helmut Käutner mit Curd Jürgens in der Rolle der Generals Harras verfilmt. Die Figur des Harras ist nach dem Flieger und Luftwaffengeneral Ernst Udet gestaltet. In der Verfilmung glänzt Curt Jürgens mit seinen 40 Jahren als Harras - so heißt Udet in dieser Geschichte.

Elegisch auch Abgang des Teufels General:
Wenn ich schon des Teufels General war auf Erden und ihm den Weg gebombt habe, dann muss ich ihm auch Platz machen in der Hölle."

Literatur:


Des Teufels General
Des Teufels General
von Carl Zuckmayer

Weblink:

Des Teufels General - www.arte.tv


Mittwoch, 18. Januar 2017

Carl Zuckmayer 40. Todestag


Carl Zuckmayer

Carl Zuckmayer starb vor 40 Jahren am 18. Januar 1977 in seiner schweizer Wahlheimat Visp. Carl Zuckmayer war ein bedeutender deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Bühnenautor in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Zuckmayer meldete sich im August 1914 als Kriegsfreiwilliger an die Front. Aus seinen Erfahrungen als Offizier an der Westfront wurde er militanter Kriegsgegner.


Der fröhliche Weinberg

Der literarische Durchbruch gelang dem Rheinhessen Zuckmayer im Dezember 1925 mit der weinseligen Komödie »Der fröhliche Weinberg«. Sie führte vor allem wegen der parodistischen Darstellung eines Korpsstudenten zu zahlreichen Skandalen, wurde aber dennoch das meistgespielte Theaterstück in den 1920er Jahren.

Anfang der 1920 er Jahre zog es ihn anch Berlin. Berlin war sein berufliches Zentrum, in dem alle seine Uraufführungen und Proben stattfanden. Aber schreiben konnte nur auf dem Lande. Von seinen Tantiemen kaufte sich Zuckmayer 1926 ein Haus in Henndorf bei Salzburg, wo er nun überwiegend lebte, obwohl Berlin weiterhin sein berufliches Zentrum blieb.


In Berlin feierte er 1927 mit der Uraufführung des »Schinderhannes« im Lessing-Theater den nächsten Theatererfolg. 1928 folgte die Uraufführung von »Katharina Knie«.

Seinen größten Erfolg in den Jahren der Weimarer Republik hatte er 1931 mit der Komödie »Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen«.


Der Hauptmann von Köpenick

1931 wurde das satirische Stück von Carl Zuckmayer im Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. 160.000 Mark an Tantiemen (damals das Lebenseinkommen eines Schwerstarbeiters) trug sie ihm allein im ersten Jahr nach der Uraufführung ein, aber auch den Hass der Nationalsozialisten, denen die anti-militaristische Tendenz des Stücks zuwider war.

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 sah sich Zuckmayer nun doch zur Flucht gezwungen, zuerst in die Schweiz, dann in die USA, wo er in Hollywood als Drehbuchautor arbeitete. Da er sich dort jedoch in seiner Existenz als Künstler bedroht sah, pachtete er ab 1940 eine Farm in Vermont, die er bis Kriegsende in der Emigration bewirtschaftete.

Ein Jahr nach Kriegsende, 1946, kehrte Zuckmayer als ziviler Kulturbeauftragter des amerikanischen Kriegsministeriums erstmals nach Europa zurück.

Carl Zuckmayer

Des Teufels General

Nach dem Krieg feierte Zuckmayer als Dramatiker grosse Erfolge auf der Bühne. Sein größter Nachkriegserfolg war Stück »Des Teufels General« - ein Fliegerdrama als Parabel auf den Untergang des Nationalsozialismus. Das Drama bezieht sich auf den Tod des Fliegerasses Ernst Udet im Jahr 1941 in Russland.

Das im Dezember 1946 in Zürich uraufgeführtes Stück »Des Teufels General« war sein größter Nachkriegserfolg auf dem westdeutschen Theater. Allein in der Spielzeit 1948/49 wurde es 2.069 Mal gespielt.

Mit Dramen wie »Der Gesang im Feuerofen« (1950) über Widerstand und Kollaboration in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs und »Das kalte Licht« (1955) über einen Fall von Atomspionage war Zuckmayer im Westen auch in den 1950er Jahren der erfolgreichste deutsche Dramatiker. Zahlreiche seiner Werke wurde in den 50er Jahren verfilmt, u. a. durch Helmut Käutner.

Mit Beginn der 1960er Jahre sank das Interesse an seinen Stücken rapide, weil ihr formaler Traditionalismus nicht mehr dem Zeitgeschmack von Regisseuren und Intendanten entsprach.

Zuckmayer, der im Januar 1946 die von ihm drei Jahre zuvor beantragte amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, behielt seinen Wohnsitz im abgelegenen Woodstock (Vermont) bis 1957. Einen Antrag auf Wiedereinbürgerung in Deutschland zu stellen, lehnte er ab. 1957 übersiedelte wieder nach Europa und zog in die Schweiz. Dort erwarb der Rückkehrer in Saas-Fee im Kanton Wallis ein Haus. 1966 wurde er Schweizer Staatsbürger.


Als wärs ein Stück von mir

In diesem Jahr veröffentlichte er auch seine Autobiographie »Als wär’s ein Stück von mir« - ein Klassiker unter den Künsterbiografien, - die ein Bestseller wurde und sich bis heute weit über eine Million Mal verkaufte.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Der fröhliche Weinberg« (1925), »Der Schinderhannes« (1927), »Der Hauptmann von Köpenick« (1931) und »Des Teufels General« (1946).

Carl Zuckmayer war Zeitzeuge und Chronist eines bewegten Jahrhunderts, dessen Geschehnisse er in vielen Werken festhielt.

Er war ein Schriftsteller, der die Deutschen in ihrem Wesen durchschaute, aber immer auch an die Deutschen glaubte.

Carl Zuckmayer wurde am 27. Dezember 1896 in Nackenheim, Rheinhessen geboren.


Weblink:

Carl Zuckmayer-Biografie - www.die-biografien.de

Carl Zuckmayer-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Literatur:

Als wärs ein Stück von mir
Als wärs ein Stück von mir
von Carl Zuckmayer

Der fröhliche Weinberg
Der fröhliche Weinberg
von Carl Zuckmayer

Samstag, 14. Januar 2017

»Die Judenbuche« von Annette von Droste-Hülshoff

Die Judenbuche

»Die Judenbuche« ist eine 1842 in der Zeitschrift »Morgenblatt für gebildete Leser« erschienene Novelle von Annette von Droste-Hülshoff. »Die Judenbuche« ist - wie der Untertitel anklingen lässt - ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen eien szenische Schilderung des Dorflebens in Westfalen in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Szene ist in einem westfälischen Dorf in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Unter den Dorfbewohnern herrscht Hochmut, kleinere und größere Straftaten sind an der Tagesordnung. Friedrich Mergel, die Hauptfigur dieser bekanntesten Novelle der deutschsprachigen Literatur, erschlägt im Streit den Juden Aaron und flieht. 28 Jahre später kehrt er in seine Heimat zurück und erhängt sich am Ort des Verbrechens, an der so genannten Judenbuche, an der steht: -Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast-.

Die Handlung spielt in dem entlegenen westfälischen „Dorf B.“ in einem deutschen Kleinstaat des 18. Jahrhunderts, noch vor der Zeit der großen Umwälzungen, die die Französische Revolution für Europa mit sich brachte. Die Novelle handelt von einem unaufgeklärten Mord, erläutert dessen Vor- und Nachgeschichte und wird nicht nur als Kriminalgeschichte, sondern vor allem als Milieustudie verstanden.


Die Erzählung von Droste-Hülshoff, die streng genommen nicht als Novelle durchgehen kann, folgt dem Lebensweg des zwielichtigen Friedrich Mergel, dessen Vater, ein Trinker, früh im nahen Wald, dem Brederholz, zu Tode gekommen ist und später als das Gespenst vom Brederholz verspottet wird. Friedrich wird zu einem Wichtigtuer und Raubein und gerät schließlich unter Mordverdacht, als in der Nähe der Judenbuche ein Förster ermordet aufgefunden wird. Gerüchte wollen wissen, dass er mit einer Bande von illegalen Baumfällern gemeinsame Sache gemacht und den Förster beseitigt hat, als der ihm auf die Schliche kam. Als einige Jahre später der jüdische Händler Aaron ermordet wird, bei dem Friedrich verschuldet war, taucht er unter. Allerdings gesteht kurz darauf ein anderer den Mord an Aaron.

Jahre später kommt er als Schatten seiner selbst aus dem Orient zurück, verstört und verwahrlost. Er gibt sich als sein Alter Ego Johannes Niemand aus, der seinerzeit mit ihm verschwand und dem die Erzählung schon zu Anfang, als beide noch Kinder sind, das Charakteristikum großer Ähnlichkeit mit der Hauptfigur mitgegeben hat. Wenig später findet man Friedrich erhängt an der Judenbuche, deren hebräische Aufschrift am Schluss der Erzählung wie folgt übersetzt wird: "Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast."

Die Verflechtungen von Verbrechen, Schuld und Vergeltung sind in dieser Novelle sehr deutlich. Der Mörder straft sich selbst, zuvor schon tausendmal vom Leben bestraft, am Ort seines Verbrechens. Dennoch ist er nicht allein schuldig. Er konnte nur in einer Welt schuldig werden, deren Rechtsgefühl den Mord an einem Juden zwar nicht unbedingt erlaubt, aber immerhin verständlich und entschuldbar findet.

Die Einordnung dieser Geschichte aus dem 18. Jahrhundert in ein bestimmtes Genre ist eine schwer lösbare Aufgabe. Zunächst erscheint sie als romantische Doppel- oder Wiedergänger-Geschichte, dann wiederum wähnen wir uns aufgrund des nahezu naturalistischen Dekors und der Schilderung des mühsamen Landlebens in einem Sozialdrama, ehe der Fortzug des Helden in die Türkei wieder Assoziationen an die romantische Tradition des Abenteurer- und Entwicklungsromans weckt. Am Ende verblüfft Droste-Hülshoff mit einem echten Paukenschlag. Und es ist wohl dies alles zusammen, was "Die Judenbuche" den Status einer nahezu singulären Erscheinung in der deutschen Literatur eingebracht hat.

Literatur:

Die Judenbuche
Die Judenbuche: Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen
von Annette von Droste-Hülshoff

Die Judenbuche
Die Judenbuche: Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen
von Annette von Droste-Hülshoff


Weblinks:

Die Judenbuche - www.hs-augsburg.de

Die Judenbuche - www.br.de/radio


Blog-Artikel:

Annette von Droste-Hülshoff 220. Geburtstag - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.com

Dienstag, 10. Januar 2017

Annette von Droste-Hülshoff 220. Geburtstag

Annette von Droste-Hülshoff

Annette von Droste-Hülshoffs Geburtstag jährt sich am 10. Januar zum 220. Mal. Sie wurde auf Burg Hülshoff bei Münster als Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff geboren. Annette von Droste-Hülshoff war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen und Lyrikerinnen ihrer Zeit.

Annette von Droste-Hülshoff nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich bewusst, große Kunst zu schaffen. Sie schuf zahlreiche Gedichte und Gedichtzyklen. Ihre Balladen wurden berühmt (»Der Knabe im Moor«), wie auch ihre Novelle »Die Judenbuche«.

Ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität ist ihr Gedichtzyklus »Das geistliche Jahr«, in dem aber – typisch für die Zeit – auch die Zerrissenheit des Menschen zwischen aufgeklärtem Bewusstsein und religiöser Suche gestaltet wird. Die Ausführungen in diesem Werk werden heute als autobiographisch erachtet, da sie über 20 Jahre an dem gesamten Zyklus arbeitete.

Bedeutend für ihr literarisches Wirken waren ihre Reisen an den Bodensee, wo sie zunächst zusammen mit der Mutter ihre Schwester Jenny besuchte, die den Freiherrn Joseph von Laßberg geheiratet hatte, der sich mit mittelalterlicher Literatur beschäftigte.

Die Judenbuche

»Die Judenbuche« ist eine 1842 in der Zeitschrift »Morgenblatt für gebildete Leser« erschienene Novelle von Annette von Droste-Hülshoff. Ihr beanntestes Werk »Die Judenbuche«, eine Kriminalnovelle, gehört zur Weltliteratur. Abgründig-bedrohliche Metaphorik, verbunden mit detailgenauen Beobachtungen prägen ihre Gedichte. Der eruptive Ausbruch ihres lyrischen Schaffens stand in enger Beziehung zu der Liebe zu einem jüngeren Mann. Der Höhepunkt dieser Beziehung wird auch als Höhepunkt ihrer Lyrik angesehen.

Annette von Droste-Hülshoff starb schwerkrank im Alter von 51 Jahren am 24. Mai 1848 auf der Burg Meersburg in Meersburg am Bodensee.

Literatur:

Die Judenbuche
Die Judenbuche: Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen
von Annette von Droste-Hülshoff


Blog-Artikel:

Ovid 2.000 Todestag

»Metamorphosen« von Ovid

Annette von Droste-Hülshoff 220. Geburtstag

»Die Judenbuche« von Annette von Droste-Hülshoff

Carl Zuckmayer 40. Todestag

»Des Teufels General« von Carl Zuckmayer

»Statt etwas oder Der letzte Rank« von Martin Walser

Samstag, 7. Januar 2017

»Metamorphosen« von Ovid

Daedalus

Die »Metamorphosen« des römischen Dichters Ovid wurden vermutlich ab dem Jahr 1 oder 3 n. Chr. bis um 8 n. Chr. geschrieben. Sie sind ein in Hexametern verfasstes mythologisches Werk über Metamorphosen („Verwandlungen“). Sie bestehen aus 15 Büchern von je etwa 700 bis 900 Versen und beschreiben die Entstehung und Geschichte der Welt in den Begriffen der römischen und griechischen Mythologie. Dabei wurden etwa 250 Sagen verarbeitet.

Ovids »Metamorphosen« bilden als Dichtung wohl die ergiebigste Quelle der griechischen Mythologie. Die »Metamorphosen« waren seit ihrem Erscheinen stets eines der populärsten mythologischen Werke überhaupt und sicherlich das den mittelalterlichen Schriftstellern und Dichtern am besten bekannte. Somit hatte dieses Werk einen enormen Einfluss auf die Literatur des Mittelalters sowie auf die bildende Kunst vom Mittelalter bis zum Barock.

Während des augusteischen Friedens entstanden die Gedichtbücher des Horaz und Properz, in denen die Politik des Kaisers begrüßt wird. Gleichzeitig aber schrieb Ovid seine unpolitischen, erotischen Werke, unter denen die »Metamorphosen« am bekanntesten sind.

Ovid wurde durch seine »Metamorphosen« - Verwandlungssagen in Gedichtform nach griechichischem Vorbild, in denen er von der Entstehung der Welt aus dem Chaos bis hin zur Vergöttlichung Caesars etliche Verwandlungen (meist mit mythologischem Hintergrund) beschreibt, berühmt.


»Metamorphosen« von Ovid ist ein Epos in 15 Büchern. Die »Metamorphosen« sind das Opus Magnum Ovids und gelten neben der »Aeneis« Vergils als das bedeutendste literarische Werk der römischen Antike. Ovid hat in seinem epischen Gedicht rund 250 Verwandlungssagen verarbeitet.

Die »Metamorphosen« sind das große Buch der Gestaltumwandlungen. Die rund 250 Verwandlungssagen, die Ovid in seinem epischen Gedicht verarbeitet hat, sind von berauschender stofflicher Vielfalt und reichen bis zu den Mythen der Urzeit zurück. Die unerhört lebendige Anschaulichkeit, mit der die Verwandlungen von Göttern und Menschen, Tieren und Pflanzen geschildert werden, machen die »Metamorphosen« zu einem der schönsten Bücher der Weltliteratur.

In seinen »Metamorphosen« erzählt Ovid von der Entstehung der Welt und des Menschen und führt dann in rund 250 Verwandlungssagen durch die antike Mythologie bis in die Gegenwart des antiken Lesers. Die berührenden Geschichten um Ariadne, Arachne, Pyramus und Thisbe, Perseus und Andromeda, Vertumnus und Pomona, Diana und Aktäon: Die »Metamorphosen« enthalten viele ungewöhnliche Verwandlungs- und Liebesgeschichten.

Metamorphosen
Metamorphosen (Versform)

Hauptthema der »Verwandlungsgeschichten« des Dichters sind die menschlichen Dinge, die Liebe als Fügung des Schicksals. Stoff bot ihm die gesamte Masse der in der poetischen Gestaltung oder in Handbüchern vorliegenden Mythologie: die Umwandlung von Göttern und Menschen in Mineralien, Pflanzen oder Tiere. Die unvergleichliche Anschaulichkeit der Schilderung, auch des Phantastischen, und die Analyse der Leidenschaften sind die großen Vorzüge dieser Dichtung, die für die Nachwelt die ergiebigste Quelle der Kenntnis des griechischen Mythos geworden ist.

Der Übersetzer Johann Heinrich Voß hat die Verse Ovids gut lesbar ins Deutsche übertragen. Die Voss'sche Übersetzung ist Dank ihrem dichterischen Rang für sich mit Recht ein Klassiker geworden.

Literatur:

Metamorphosen
Metamorphosen (Versform)
von Ovid


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