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Samstag, 14. Januar 2017

»Die Judenbuche« von Annette von Droste-Hülshoff

Die Judenbuche

»Die Judenbuche« ist eine 1842 in der Zeitschrift »Morgenblatt für gebildete Leser« erschienene Novelle von Annette von Droste-Hülshoff. »Die Judenbuche« ist - wie der Untertitel anklingen lässt - ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen eien szenische Schilderung des Dorflebens in Westfalen in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Szene ist in einem westfälischen Dorf in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Unter den Dorfbewohnern herrscht Hochmut, kleinere und größere Straftaten sind an der Tagesordnung. Friedrich Mergel, die Hauptfigur dieser bekanntesten Novelle der deutschsprachigen Literatur, erschlägt im Streit den Juden Aaron und flieht. 28 Jahre später kehrt er in seine Heimat zurück und erhängt sich am Ort des Verbrechens, an der so genannten Judenbuche, an der steht: -Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast-.

Die Handlung spielt in dem entlegenen westfälischen „Dorf B.“ in einem deutschen Kleinstaat des 18. Jahrhunderts, noch vor der Zeit der großen Umwälzungen, die die Französische Revolution für Europa mit sich brachte. Die Novelle handelt von einem unaufgeklärten Mord, erläutert dessen Vor- und Nachgeschichte und wird nicht nur als Kriminalgeschichte, sondern vor allem als Milieustudie verstanden.


Die Erzählung von Droste-Hülshoff, die streng genommen nicht als Novelle durchgehen kann, folgt dem Lebensweg des zwielichtigen Friedrich Mergel, dessen Vater, ein Trinker, früh im nahen Wald, dem Brederholz, zu Tode gekommen ist und später als das Gespenst vom Brederholz verspottet wird. Friedrich wird zu einem Wichtigtuer und Raubein und gerät schließlich unter Mordverdacht, als in der Nähe der Judenbuche ein Förster ermordet aufgefunden wird. Gerüchte wollen wissen, dass er mit einer Bande von illegalen Baumfällern gemeinsame Sache gemacht und den Förster beseitigt hat, als der ihm auf die Schliche kam. Als einige Jahre später der jüdische Händler Aaron ermordet wird, bei dem Friedrich verschuldet war, taucht er unter. Allerdings gesteht kurz darauf ein anderer den Mord an Aaron.

Jahre später kommt er als Schatten seiner selbst aus dem Orient zurück, verstört und verwahrlost. Er gibt sich als sein Alter Ego Johannes Niemand aus, der seinerzeit mit ihm verschwand und dem die Erzählung schon zu Anfang, als beide noch Kinder sind, das Charakteristikum großer Ähnlichkeit mit der Hauptfigur mitgegeben hat. Wenig später findet man Friedrich erhängt an der Judenbuche, deren hebräische Aufschrift am Schluss der Erzählung wie folgt übersetzt wird: "Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast."

Die Verflechtungen von Verbrechen, Schuld und Vergeltung sind in dieser Novelle sehr deutlich. Der Mörder straft sich selbst, zuvor schon tausendmal vom Leben bestraft, am Ort seines Verbrechens. Dennoch ist er nicht allein schuldig. Er konnte nur in einer Welt schuldig werden, deren Rechtsgefühl den Mord an einem Juden zwar nicht unbedingt erlaubt, aber immerhin verständlich und entschuldbar findet.

Die Einordnung dieser Geschichte aus dem 18. Jahrhundert in ein bestimmtes Genre ist eine schwer lösbare Aufgabe. Zunächst erscheint sie als romantische Doppel- oder Wiedergänger-Geschichte, dann wiederum wähnen wir uns aufgrund des nahezu naturalistischen Dekors und der Schilderung des mühsamen Landlebens in einem Sozialdrama, ehe der Fortzug des Helden in die Türkei wieder Assoziationen an die romantische Tradition des Abenteurer- und Entwicklungsromans weckt. Am Ende verblüfft Droste-Hülshoff mit einem echten Paukenschlag. Und es ist wohl dies alles zusammen, was "Die Judenbuche" den Status einer nahezu singulären Erscheinung in der deutschen Literatur eingebracht hat.

Literatur:

Die Judenbuche
Die Judenbuche: Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen
von Annette von Droste-Hülshoff

Die Judenbuche
Die Judenbuche: Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen
von Annette von Droste-Hülshoff


Weblinks:

Die Judenbuche - www.hs-augsburg.de

Die Judenbuche - www.br.de/radio


Blog-Artikel:

Annette von Droste-Hülshoff 220. Geburtstag - Literatenwelt-Blog - literatenwelt.blogspot.com

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