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Mittwoch, 30. November 2011

»Die Welt von Gestern« von Stefan Zweig

Stefan Zweig  

Stefan Zweigs epochales Werk beschreibt in einem Rückblick auf eine untergegangene Welt die "Welt von Gestern" aus der Sicht eines Vertreters des Wiener Großbürgertums, der dieser Welt in seiner kulturellen Blüte noch teilhaftig wurde. Das Werk verfolgt kritisch und mit Wehmut den kulturellen Wandel und Verfall in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Das epochale Werk ist eine Mischung aus Autobiografie, Chronik und Bericht. In sein Werk mischen sich erzählerische Eleganz, Analyse und Zeitkritik. Stefan Zweigs Memoiren sind das Gemälde einer verlorenen Zeit, deren 'seltsames Überbleibsel' er sich selbst einmal genannt hat.

Hier erzählt ein Mitglied des Wiener Großbürgertums, ein Weltenbummler, Kosmopolit und Pazifist, der von den Nazis in die Emigration getrieben wurde, mit großer Eindringlichkeit von einer verlorenen Zeit und aus seinem verlorenen Leben. Er schildert sein Jahrhundert mit all den lieb gewonnenen Dingen, die langsam zerfallen und demontiert werden. Zweig meldet sich als Zeitzeuge zu Wort, der belegt, wie es einmal war und wie es nie wieder werden kann.




Die Welt von Gestern








"Die Welt von Gestern"
von Stefan Zweig



Fischer-Verlag,
Taschenbuch, 1. April 1975,
11,95 EUR.

ISBN-13: 978-3596211524





Stefan Zweigs Werk »Die Welt von Gestern« ist der subjektive Überblick über ein Zeitalter mit den sprichwörtlichen drei Leben des österreichischen Romanciers. Er vereint die vermeintliche Welt der Sicherheit in der tausendjährigen Habsburgermonarchie und deren Untergang im Ersten Weltkrieg mit seinen Jahren des Erfolges in der Zwischenkriegszeit als einer der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller seiner Zeit. Er beschreibt die Zeit des 'Sonnenuntergangs' Europas, der des Dritten Reich, als eine Ära des Hasses, seine Verzweiflung über die Bücherverbrennungen und versuchte, mit einem Appell für Humanität und Toleranz entgegenzutreten.




Weblinks

Stefan Zweig-Biografie - www.die-biografien.de

Stefan Zweig-Zitate - www.die-zitate.de


Donnerstag, 24. November 2011

Der rätselhafte Dichter Kleist

Heinrich Kleist

Als ewig Reisender auf der Suche nach sich selbst erfindet Kleist sich immer wieder neu: beim Militär, als Student, als Landwirt, im Staatsdienst. Nur das Schreiben zieht sich durch sein ganzes Leben. Er studiert das menschliche Verhalten und macht vor keinem moralischen Dilemma halt. Doch seine Theaterstücke und Erzählungen werden nicht immer geschätzt, er bleibt ein Außenseiter im literarischen Betrieb. Es ist die Zeit der Napoleonischen Kriege, und Kleist wird von den Franzosen einige Monate als Spion interniert. Nach vielen Lebenskrisen beging er mit 34 Jahren Selbstmord.


Heinrich von Kleist (1777-1811) war ein viel zu früh durch Selbstmord aus dem Leben geschiedener Dichter von Novellen wie auch von Dramen, dem leider die Anerkennung seiner Werke durch seine Zeitgenossen versagt blieb. Von dem Dichter, dessen Leben vor zweihundert Jahren endete kann man nicht sprechen, ohne zugleich auf seine Rätselhaftigkeit zurückzukommen.

Es sei das allerqualvollste Leben gewesen, das je ein Mensch geführt habe. So steht es in einem der letzten Briefe, die Kleist geschrieben hat. Das Ausmaß der Verzweiflung, die sich andeutet, macht betroffen. An Marie von Kleist, den 10. November 1811:

"Aber ich schwöre Dir, es ist mir ganz unmöglich länger zu leben; meine Seele ist so wund, daß mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert.“

Kleist schrieb Stücke, dem Leben entfremdet und dem Tode seelenverwandt. Kleists Werk ist sein Prosa gewordenes Leben. Er hat die Zerrissenheit seines Lebens in seinen Stücken verewigt und seinen Tod in seinen Dramen bereits vorweggeommen. Kleists Krisen sind nicht etwas neben dem Werk. Sie sind ein Teil seines Werks. Die Rätsel des Seelenlebens sind das eigentliche Feld dieses Dichters geworden.

Der rätselhafte Kleist: das ist schon fast der uns vertraute Kleist. Und so, wie er uns heute erscheint, muß er auch selbst sich erfahren haben: als einen unaussprechlichen Menschen nämlich, wie er sich gelegentlich nennt. Er gilt mit Recht als einer der rätselhaftesten Dichter der deutschen Literatur.

Kleist, dem auf Erden nicht mehr zu helfen war, wirkt durch seine Dichtung vertraut in seiner Rätselhaftigkeit, dennoch ist er durch sein ungelebtes dramatisches Leben bis heute ein Rätsel geblieben.


Weblinks:

Der rätselhafte Kleist und seine Dichtung - Ein Beitrag von 1977 zum 200. Geburtstag - www.literaturkritik.de

>Seelen unterwegs zum Himmel - www.fr-online.de/kultur


Blog-Artikel:

Heinrich von Kleist 200. Todestag - literatenwelt.blogspot.com


Mittwoch, 23. November 2011

»Die Physiker« von Friedrich Dürrenmatt

Die Physiker
Die Physiker

»Die Physiker« ist eine ernste und tragische Komödie des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt. Sie entstand vor 50 Jahren im Jahr 1961 und wurde am 21. Februar 1962 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt.

Im Mittelpunkt der Handlung dieser Tragikomödie stehen drei Physiker, die sich als Geisteskranke ausgeben. Der erste von ihnen behauptet, Albert Einstein zu sein, der zweite hält sich angeblich für Isaac Newton. Der dritte, Johann Wilhelm Möbius, hat die so genannte Weltformel entdeckt, die in den falschen Händen zur Vernichtung der gesamten Menschheit führen könnte.

Mit seiner Behauptung, ihm erscheine König Salomo, will er sich selbst unglaubwürdig machen und so dem Missbrauch seiner revolutionären Entdeckung vorbeugen. Newton und Einstein hingegen sind in Wahrheit Agenten rivalisierender Geheimdienste und haben sich nur ins Irrenhaus einweisen lassen, um an Möbius’ Erkenntnisse zu gelangen und diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Die drei Physiker ermorden ihre Krankenschwestern, weil sie um ihre Geheimnisse fürchten. Als die Polizei mit ihren Ermittlungen der Todesfälle eintrifft, vernichtet Möbius seine Formel. Es gelingt ihm, auch seine beiden Kollegen davon zu überzeugen, ihr gefährliches Wissen zu verschweigen, damit die Welt vor dem Untergang bewahrt werde. Doch der Pakt der Physiker kommt zu spät.

Mathilde von Zahnd, die missgestaltete Besitzerin und Chefärztin des Irrenhauses, hat bereits Möbius’ sämtliche Aufzeichnungen kopiert. Als die einzig wirklich Verrückte glaubt sie tatsächlich, im Auftrag König Salomos zu handeln, und will mit der Formel die Weltherrschaft erringen. Die Physiker aber, durch die von ihr initiierten Morde öffentlich als Verrückte gebrandmarkt, bleiben im Irrenhaus eingesperrt und haben keine Möglichkeit mehr, Zahnds Pläne zu verhindern.

Dürrenmatt verknüpft diese Thematik mit seiner Dramentheorie, gemäss der, ausgelöst durch den Zufall, jedes Stück die schlimmstmögliche Wendung nehmen müsse. Seine Komödie wird daher oft auch als Tragikomödie oder Groteske eingeordnet.

Weblink:

Die Physiker
Die Physiker
von Friedrich Dürrenmatt

Sonntag, 20. November 2011

Heinrich von Kleist 200. Todestag

Heinrich von Kleist

Heinrich von Kleist nahm sich vor 200 Jahren am 21. November am Wannsee bei Berlin 1811 das Leben.

Heinrich von Kleist war ein deutscher Dichter der Weimarer Klassik und Romantik. Kleist war einer der bedeutendesten Dramatiker und Dichter des frühen 19. Jahrhunderts und wurde zum Vorbild zahlreicher Schriftsteller verschiedener Stilrichtungen. Sein Todestag jährt sich zum 200. Mal.

Kleist war eine der größten Begabungen der deutschen Literatur. Der vielseitig begabte Dichter Kleist beherrschte mehrere Literaturgattungen und gilt als einer der grössten deutschen Dramatiker und steht mit seinem Schaffen zwischen der Klassik und der Romantik. Er hatte mit seinem literarischen Schaffen jedoch wenig Fortune, fand keinen Gönner seiner Werke und lies sich keiner Epoche oder Stilrichtung recht zuzuordnen - letztere sind Umstände, die heute die Zeitlosigkeit seines Werkes begründen.

Heinrich von Kleist, das notorisch verkannte Genie, war Seismograph einer Welt im Umbruch. Er war ein Mann der Extreme, kriegserprobter preußischer Offizier einerseits, Erfinder großer Frauenfiguren und einer herzerweichenden Sprache andererseits. Er hasste als Mensch der Extreme Napoleon und liebte das entstehende Deutschland. Er war Offizier, Beamter und Journalist und der einzige wirkliche Tragiker der deutschen Literatur.


Nach einem abgebrochenen Studium ging er zunächst nach Paris meldete sich erfolglos als Freiwilliger für die französische Armee. Der rastlose und ruhmsüchtige Kleist suchte während der Napoleonischen Kriege den Ruhm auf den europäischen Schlachtfelderm, bevor er beim Briefeschreiben sein schriftstellerisches Talent entdeckte und sich der Dichtung zuwandte.

In den folgenden Jahren verfasste er seine bekanntesten Werke, darunter zeitlose Werke und Klassiker wie die Komödie "Der zerbrochene Krug", das Drama "Das Käthchen von Heilbronn" und die Erzählung "Michael Kohlhaas". Das Lustspiel "Der zerbrochene Krug" wurde von Goethe in Weimar aufgeführt, fand jedoch keinen Anklang beim Publikum.

"Ich passe mich nicht unter die Menschen."

Heinrich von Kleist

Lebenslang wurde er von schweren seelischen Krisen begleitet. Seine zeitlosen Dramen wie "Penthesilea" oder "Der zerbrochene Krug" und Erzählungen wie "Michael Kohlhaas" gehören heute zur Weltliteratur, während sein Werk zu Lebzeiten unverstanden blieb.

Kleist nannte sich selbst einen "unaussprechlichen Menschen", "in der Welt, auf die er hoffte, nie ankommen sollte und auch nicht ankommen konnte." "Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden nicht zu helfen war."

Nachdem Kleist seine Tätigkeit als Tageszeitungsredakteur und damit eine wichitge Einnahmequelle verlor, nahm er sich am 21. November am Wannsee bei Berlin 1811 das Leben.

Durch seinen Selbstmord am Berliner Wannsee, wo er sich und seine Freundin Henriette Vogel im November 1811 erschoss, erfüllte sich seine lebenslange Todessehnsucht.


Kleists 200. Todestag

Heinrich von Kleist - 200. Todestag - www.kulturthemen.de


Weblinks:

Heinrich von Kleist-Biografie - www.die-biografien.de


Heinrich von Kleist-Zitate - www.die-zitate.de


›Heinrich von Kleist. Leben und Werk‹

Literatur:

Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher
Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher
von Peter Michalzik


Peter Michalzik: Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher



Freitag, 18. November 2011

»Penthesilea« von Heinrich von Kleist

Penthesilea

Kleist's „Penthesilea“ (1808) ist ein archaisches Drama, dargestellt als Geschlechterkampf. In Kleists Drama „Penthesilea“ geht es um große Gefühle, Liebe und Hass bis zur Raserei. Kleist thematisiert den Konflikt zwischen einem stark fühlenden Individuum und einer gesellschaftlichen Ordnung, die dem natürlichen Empfinden desselben in unnatürlicher Weise entgegensteht.

Kleists Penthesilea hat aber entgegen dem Gesetz eine Wahl getroffen: Sie hat sich, wie ihre Mutter Otrere ihr auf dem Totenbett voraussagte, in Achill verliebt, der ihr auf dem Schlachtfeld begegnete. Ihre unbezwingbare Liebe zu dem großen Helden der Griechen im Kampf um Troja lässt sie in immer neuer Kraft gegen diesen zu Felde ziehen, denn das Gesetz der Mütter ist ihr heilig und sie will es um keinen Preis brechen. Ihre Liebe führt sie bei wiederholter Niederlage gegen Achill in die Raserei, so dass sie den Geliebten, als dieser sich ihr eigentlich stellen möchte, schließlich in tierischer Wildheit zusammen mit ihren Hunden zerreißt.


Die Amazonen-Königin Penthesilea verliebt sich in den Griechen-Heros Achill, doch die Gesetze des mythischen Frauenvolkes verbieten den Kriegerinnen die Liebe, wenn sie den Mann nicht eigenhändig überwinden. Achill siegt, gibt sich jedoch als Besiegter aus, denn auch ihn hat der Pfeil der Liebe betroffen. Ja, er fordert sie zu einem zweiten Kampf heraus, in dem er sich zum Schein geschlagen geben will. Doch die Amazone versteht die Finte nicht, erliegt einem Irrtum und wird zur Furie. Ihr Pfeil trifft Achill tödlich, und ihre Hunde zerfleischen den Helden. Penthesilea bleibt nur der Tod durch den eigenen Dolch.

Nach der Tat erwacht Penthesilea wie aus einem Traum. Zuerst will sie nicht glauben, dass sie selbst diese Gräueltat begangen haben soll. Sie sagt, sie wolle denjenigen, der Achill dies angetan habe, ihrer Rache opfern. Als ihre Freundin Prothoe ihr erläutert, wer den Geliebten getötet hat, will Penthesilea es nicht glauben. Doch als sie die Wahrheit begreift, erteilt sie die Anweisung, den Leichnam Achills vor die Oberpriesterin der Diana zu legen, die sie moralisch für die Entwicklung des Geschehens verantwortlich macht.

Weblink

Kleist-Penthesilea.de - www.kleist-penthesilea.de

Mittwoch, 16. November 2011

Wolf Biermann zum 75. Geburtstag

Wolf Biermann ist einer der bedeutendsten Liedermacher Deutschlands und eine Symbolfigur der Oppositionsbewegung in der DDR. Am 15. November feiert er seinen 75. Geburtstag.

Die Trennung Deutschlands in BRD und DDR spiegelt sich in seinem bewegenden Lebenslauf wieder: 1936 in Hamburg geboren, übersiedelte er 1953 in die DDR. Er war Regieassistent am Berliner Ensemble, Hanns Eisler förderte seine ersten Versuche als Komponist und Texter. Biermann geriet mit seinen Prootest-Liedern in den 1960er Jahren in Konflikt mit der SED und erhielt Auftritts-, Publikations- und Ausreiseverbot.






Während einer Tournee durch die Bundesrepublik im November 1976 wurde der scharfzüngige Liedermacher und Lyriker 1976 ausgebürgert, was zu einer heftigen Protest- und Ausreisewelle unter Künstlern der DDR führte.





"Doch kommen andre Zeiten, dann trotzt der Zeitlichkeit
Mein Lied auf dich, es widersteht dem Zahn der Zeit."




Im Dezember 1989 trat er in Leipzig und Berlin auf - die ersten Konzerte im Osten Deutschlands nach 25 Jahren. In den folgenden Monaten und Jahren sorgte er für einige Aufsehen erregende öffentliche Diskussionen, so um die Rolle der Stasi und der Oppositionsgruppen in der DDR.

Weblink:

Willkommen bei www.wolf-biermann.de

Dienstag, 15. November 2011

Georg Wilhelm Hegel 180. Todestag

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Georg Wilhelm Hegel war ein bedeutender Philosoph des 18. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus sowie als einer der großen Schöpfergestalten des deutschen Geistes. Der Todestag des bedeutenden Philosophen jährt sich am 14. November zum 180. Mal.

Hegel ist der Hauptvertreter der Philosophie des deutschen Idealismus. Geist und Idealismus gingen bei ihm eine wirkungsvolle Symbiose ein. "Das Geistige allein ist das Wirkliche" ist ein zentraler Satz in Hegels Denken, der diese idealistische Position auf den Begriff bringt.

Humboldt-Universität

Hegel war Professor für Logik und Metaphysik an der noch jungen Universität in Berlin. Schwerpunkte seiner Geist gewordenen Philosophie im Zeichen des Idealismus und der Aufklärung waren die Themen Logik und Metaphysik.

Hegel ist der Weltgeist-Schöpfer. Hegel erklärte die Entwicklung der Welt als Selbstbewußtwerdung des Weltgeistes, da Denken und Sein eins seien.



Bei Hegel wird die Metaphysik zum Versuch, die Struktur der Welt gleichsam als die Entwicklung des Gedankens zu denken. Hegel entwickelte eine eigene Geschichtsphilosophie, die den Lauf der Geschichte durch den Weltgeist bestimmt sah, der sich wiederum in einer Vielzahl von nationalen Geistern inkarniere.

Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx.

Georg Wilhelm Hegel starb am 14. November 1831 in Berlin.


    Georg Wilhelm Hegel-Werke



Wissenschaft der Logik
Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften
Enzyklopädie der
phil. Wissenschaften
Berliner Schriften 1818-1831

Berliner Schriften 1818-1831
Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte
Vorlesungen über
die Philosophie
der Geschichte

Dienstag, 1. November 2011

Ilse Aichinger 90. Geburtstag

Ilse Aichinger

Die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger wurde vor 90 Jahren am 1. November 1921 in Wien geboren. Genau in ihrer Beobachtung, rätselhaft poetisch in ihrer Sprache - mit ihrem ganz eigenwilligen Tonfall ist Ilse Aichinger zu einer festen Größe der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur geworden.

Auf merkwürdige Weise dunkel, dabei irritierend lyrisch wirken viele ihrer Texte. Ganz ungewöhnlich erscheint auch ihr Verhältnis zur Welt in früheren Gesprächen. Heute gibt sie keine Interviews mehr. Das Leben sei eine „absurde Zumutung“, sagte sie einmal. Am liebsten würde sie verschwinden.

Dieses „Verschwinden“, das man auch Tod nennen könnte, war für sie dabei keine erschreckende Vorstellung: „Gute Literatur ist mit dem Tod identisch“. Auch beim Schreiben sei ihr das nicht Sichtbare am wichtigsten, erklärte sie:

Hätte man sie vor ihrer Geburt gefragt, ob sie zur Welt kommen wolle, sie wäre lieber weggeblieben. Für Ilse Aichinger war das Leben eine absurde Zumutung. Dieses Leben, diese Welt konterte sie lange in ihrem Schreiben - bis ihr die Sprache unbrauchbar wurde. Inzwischen ist sie im Schweigen angekommen.




„Alles, was man sagt oder schreibt,
ist nur Fazit dessen, was man nicht sagt.“


Geprägt wurde diese Weltsicht der »Poetin des Schweigens« durch dramatische Erfahrungen. Ihre Mutter, eine Ärztin, war Jüdin, der nichtjüdische Vater verließ die Familie. Im Juli 1939 konnte Ilses Zwillingsschwester Helga mit der Tante noch mit einem der letzten Kindertransporte nach England fliehen. Ilse sollte mit der übrigen Familie folgen, doch das Vorhaben scheiterte.

Nach einem abgebrochenen Medizinstudium begann sie zu schreiben. Ihren Mann Günter Eich, mit dem sie zwei Kinder hatte, hatte sie 1951 bei ihrem ersten Treffen der Gruppe 47 kennengelernt. Das war im Frühjahr, Aichinger war 29 und ihr Roman »Die größere Hoffnung« hatte ihr zu einiger Bekanntheit verholfen. Dieser blieb ihr einziger Roman.

Im Alter aber hat sich die Autorin des Romans »Die größere Hoffnung« (1948) zunehmend zurückgezogen. „Sie schreibt nicht mehr und ist nur noch Privatperson“, sagte ihr Wiener Verleger Reto Ziegler über die Größe der Nachkriegsliteratur. Da die Schriftstellerin zurückgezogen lebt, müssen Veranstaltungen zu ihrem 90. Geburtstag ohne Ilse Aichinger auskommen.




Die größere Hoffnung








"Die größere Hoffnung"
von Ilse Aichinger



Fischer-Verlag,
Gebundene Ausgabe,
14,00 EUR.

ISBN-13: 978-3100005228






Weblink:

Die Poetin des Schweigens Ilse Aichinger zum 90. - br-online.de - kultur

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»Die Dämonen« von Fjodor M. Dostojewski

Fjodor Michailowitsch Dostojewski

Fjodor M. Dostojewski ist mit seinem 1908 erschienen Roman »Die Dämonen« ein psychologisch ausgefeiltes Meisterwerk gelungen. In der Kunst, einen Roman zu entfalten und Charaktere zu zeichnen - in ihrer aus seiner Sicht unaufklärbaren verlorenen Art und Weise - ist Dostojewski unübertrefflich.

"Alles ist gut, alles. Für alle die ist es gut, die da wissen, dass alles gut ist. Wenn sie wüssten, dass sie es gut haben, dann hätten sie es gut, aber solange sie das nicht wissen, so lange werden sie es auch nicht haben. Das ist der ganze Gedanke, der ganze Sinn, einen weiteren gibt es überhaupt nicht!"

Dostojewski, »Die Dämonen«


Dostojewski schildert das Milieu armer Leute und eine Generation verlorener Kinder. Das vielschichtige Werk lässt sich vielfältig interpretieren, zeigt dabei auch seine kleinbürgerliche und letzendlich reaktionäre Sichtweise, die die Widersprüche einer absterbenden Gesellschaft auf den Dualismus zwischen Gut und Böse, Gott und dem Teufel zurückführt.


Die Dämonen - das sind Stawrogin, ein von Machtgier und Zerstörungslust Besessener, der ein Leben voller Ausschweifungen und Grausamkeiten führt, und der Anarchist Stepanowitsch, der selbst vor Mord und Terror nicht zurückschreckt. Sie versetzen eine ganze Gesellschaft in Angst und Schrecken.

"Ausgehend von schrankenloser Freiheit,
ende ich mit unumschränktem Despotismus."

Dostojewski, »Die Dämonen«

Die Dämonen ist Dostojewskis eindruckvollster, machtvollster und umstrittenster Roman. Es ist eine spannende Beschreibung der russischen Gesellschaft am Vorabend der Revolution und eine beeindruckende Parabel menschlicher Psyche.

Literatur:

Die Dämonen
Die Dämonen
von Fjodor Dostojewski