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Samstag, 24. Juli 2021

"Big Brother is watching you"


Nineteen Eighty-four

Winston Smith, die Hauptfigur des Romans, ist ein 39 Jahre alter, ausgemergelter, gebrechlicher, grüblerischer und resignierter Mann, der an den von der Partei ausgegebenen Parolen und ihrem Führer, dem Großen Bruder, zweifelt. Die Metapher vom "Big Brother" ist die große Allegorie in dem dystopischen Roman.

Um den tatsächlichen Verlauf der Dinge festhalten zu können (gegenüber der pausenlosen Geschichtsfälschung der Partei, die er aus seiner Arbeit im „Ministerium für Wahrheit“ kennt), beginnt er, Tagebuch zu schreiben. Er wünscht sich den Umsturz der Regierung und den Niedergang des Großen Bruders und sucht daher nach Gleichgesinnten, die er in Julia und O’Brien zu finden glaubt.

Big Brother

Winston ist in seinem Widerstand bemüht zu verstehen, wie die Partei eine solch totale Macht ausüben kann. Seine Überlegungen kreisen häufig um die Möglichkeit, Sprache zur Gedankenkontrolle zu benutzen („Neusprech“).

Protagonist der Handlung ist Winston Smith, ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden, sozialistischen Staatspartei, der sich der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz seine Privatsphäre sichern will sowie etwas über die reale nicht redigierte Vergangenheit erfahren möchte und dadurch in Konflikt mit dem System gerät, das ihn einer Gehirnwäsche unterzieht.

1984
1984

"1984", erschienen im Juni 1949, ist ein dystopischer Roman von George Orwell, in dem ein totalitärer Überwachungsstaat in einer ferner Zukunft im Jahre 1984 dargestellt wird. In Ozeanien regiert die Einheitspartei diktatorisch unter Anwendung von Methoden des Überwachungsstaates.

Der Klassiker über einen allmächtigen Überwachungsstaat ist und bleibt beklemmend aktuell: Mit seiner düsteren Dystopie "1984" schuf George Orwell eines der einflußreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts. "1984" hat im Laufe der Geschichte zu ganz unterschiedlichen Zeiten aufgrund der Themen staatliche Wahrheit, Lüge, Sprache, Surveillance und Bewußtseinsveränderung immer wieder starke Beachtung gefunden.

Literatur:

1984
1984
von George Orwell


Weblinks:

George Orwell-Biografie - www.die-biografien.de

George Orwell-Zitate - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

»1984« von George Orwell

Mittwoch, 21. Juli 2021

»Der Sturm« von William Shakespeare



»Der Sturm« (»The Tempest«) von William Shakespeareist eine Romanze über Grenzen und Triumphe der Menschlichkeit, über Herrschaftsphantasien und Machtansprüche, über zwischenmenschliche Beziehungen, über Wunder und Magie. Schauplatz ist eine einsame, von Geistern bewohnte Insel, auf der Menschen nur Besucher sind.

König Alonso von Neapel erleidet mit seinem Gefolge Schiffbruch. Begleitet wird der König auch von Antonio, Herzog von Mailand. Vor zwölf Jahren hatte dieser seinen Bruder Prospero und dessen 3-jährige Tochter Miranda in einem Boot ausgesetzt. Auf einer Insel haben sie überlebt.

„Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind und unser Leben ist nur ein Moment.“


4. Akt, 1. Szene / Prospero

Durch Zauberkraft hat Prospero die Herrschaft über die Insel übernommen. Mit Hilfe seiner Magie hat er auch den Sturm herbeigeführt, die Schiffbrüchigen landen auf seiner Insel. Während um den Thron ein harter Kampf ausbricht, wächst zwischen Ferdinand, Sohn des Königs, und Miranda eine innige Liebe.

Auf geheimnisvolle Weise lässt Prospero einstige Widersacher auf seiner Insel stranden, um Rache zu nehmen und Reue zu erzwingen. Eine Romanze über den Wandel der Gefühle und die Schwierigkeit des Vergebens.


Durch eine politische Intrige verschlägt es Prospero, den rechtmäßigen Herzog von Mailand, auf eine Insel. Hier herrscht er über Geister, Wind, Wasser und Luft, während er seine Tochter Miranda in Unwissenheit über die Welt und ihre Menschen aufwachsen lässt, bis er die Zeit für gekommen hält, sie aufzuklären.

Mit Hilfe des Luftgeistes Ariel entfacht Prospero einen gewaltigen Sturm, der einen Schiffbruch auslöst und seine ehemaligen politischen Widersacher an den Strand der Insel spült. Hier lässt Prospero die Schiffbrüchigen ein fantastisches Gefühlschaos durchleben: aus Hass lässt er Liebe, aus Dummheit Gewalt, aus Neugier Starrsinn und aus Treue Aufbegehren werden. Ariel braucht seine ganze Kraft, um den Zauber durchzuführen und Prosperos Inszenierung planmäßig ablaufen zu lassen. Währenddessen begegnet seine Tochter Miranda dem gestrandeten Königssohn Ferdinand und entdeckt das Wesen Mann und damit den Schmerz und die Liebe.

Shakespeares Romanze handelt von der Schwierigkeit zu vergeben und ist ein Stück über das Theater, das Spiel mit der Illusion und den Zauber der Kulisse. Mit einer einfachen Bühne als Insel, auf der Prospero durch Ariel eine Versuchsanordnung inszeniert, um seine Opfer zur Reue zu zwingen, begegnet das königliche Gefolge seinen eigenen Abgründen.

Die Figuren, in zeitlos modernen Kostümen, sind nicht zu verorten, sondern könnten sich mit ihren Utopien, Rivalitäten und Eitelkeiten an jedem Ort der Welt begegnen. Hier werden sie einander schonungslos gegenübergestellt, wodurch auch absurder Slapstick und musikalisch untermalte Komik entstehen.


William Shakespeares »Der Sturm« zählt zu den bekanntesten romantischen Komödien der Weltliteratur. Es ist Shakespeares letzter und wahrscheinlich auch originellster Dramentext. In der Geschichte um den mächtigen Zauberer Prospero findet sich alles, was Shakespeare auch heute noch aktuell und lesenswert macht: Sein Werk ist Familiendrama, Liebeskomödie und Märchengeschichte in einem und kreist dabei um die moralische Frage nach der Begründung von Herrschaft und deren zweifelhafter Legitimität.


Literatur:

Der Sturm
Der Sturm, oder Die bezauberte Insel


 Der Sturm. Shakespeare von William Shakespeare und August Wilhelm Schlegel

Samstag, 17. Juli 2021

»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« von Marcel Proust


Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Marcel Prousts Hauptwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« (»À la recherche du temps perdu«) in sieben Bänden, dieser monumentale und epochale Roman gilt als eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts. Es ist eine monumentale Darstellung der Pariser Aristokratie und des Großbürgertums in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Von 1905 bis zu seinem Tod im Jahr 1922 verfasste Marcel Proust in den abgedunkelten, stickigen Zimmern seiner Pariser Wohnung mit »À la recherche du temps perdu« (»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«) eines der größten Werke der Literatur. »Das Leben ist zu kurz und Proust zu lang«, schrieb Anatole France 1913 bei der Veröffentlichung des ersten Bandes von »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« zu einem Zeitpunkt also, als die restlichen sechs Bände noch gar nicht erschienen waren. Niemand, nicht einmal der Autor selbst, ahnte damals, was die quälend lange Suche nach dem Sinn und Wesen der Kunst letzten Endes hervorbringen würde. Nämlich ein literarisches Universum, das nahezu alle philosophischen und psychologischen Fragen seiner Zeit behandelte oder vorwegnahm.

Marcel Proust gilt als Schriftsteller der Moderne, also hat er die Literatur modernisiert und irgendwo in der Litarurlandschaft Neuland betreten. Proust unternahm den damals literarisch neuartigen Versuch, die gesamte menschliche Gesellschaft seiner Zeit in einer gewaltigen Romanfolge, aus dem Blickwinkel der Erinnerungen seines Lebens, darzustellen.

Proust zog sich schon früh in die Welt seiner Erinnerungen zurück. Für den Schriftsteller liegt die Kunst des Schreibens darin, sich seinen Erinnerungen hinzugeben. Diese Erinnerungen tauchen unangekündigt auf und sind flüchtiger Natur.

Proust schrieb einen Roman mit einer zentralen Idee und unterwarf ihr alle Elemente des traditionellen Romans - er revolutionierte ihn damit. Er beschreibt das gesellschaftliche Leben, nicht wie es war, sondern wie es erinnert wird.


Das monumentale Romanwerk ist als fiktive Autobiographie aus der Perspektive des Ich-Erzählers und seinen Erinnerungen geschrieben . Der Erzähler besticht »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« vor allem durch seine präzisen und einfühlsamen Beschreibungen.

In dem Romanwerk geht es um die Subjektivität der Wirklichkeitserfahrung, die Macht des Unbewussten, um Liebe, Eifersucht, Krankheit, Krieg, Homosexualität, Päderastie, Vergänglichkeit und Tod' oder auch nur um die kreative Potenz eines Sandtörtchens. Kaum ein anderer Autor hat mit solcher Besessenheit und Detailtreue sämtliche Winkel der menschlichen Existenz ausgeleuchtet. Das führt zu Längen, bei denen einem schon mal die Luft ausgehen kann. Doch ein Versuch, in Prousts Universum einzutauchen, lohnt sich ' und ist garantiert keine verlorene Zeit.

Während sich die historisch zuerst entstandenen Anfangs- und Schlussteile des Romans hauptsächlich mit dem Thema der Erinnerung befassen, tritt dieses Thema im Mittelteil, etwa ab »Sodom und Gomorrha«, in den Hintergrund zugunsten einer präzisen, immer wieder ironischen Beschreibung der mondän-dekadenten Gesellschaft der Jahrhundertwende.

Der Rückzug aus dem sozialen Leben im Jahr 1905, nach dem Tod der Mutter, in die Einsamkeit im schallisolierten Zimmer am Boulevard Haussmann machten (seit 1908) die Arbeit an dem Roman zum einzigen Inhalt dieser Existenz.

Im März 1922 beendete der Romancier das epochale Werk - nachdem er seine Zeit gefunden hatte - und betrachtete dies als Erfüllung seines Lebens. Damit war auch sein literarisches Leben ausgehaucht. Marcel Proust starb im November 1922 in Paris.

»Die Inseln« von Jean Grenier


Die Inseln

»Die Inseln« von Jean Grenier sind eine Anthologie von philosophischen Essays, in denen Grenier der grotesken, tragischen Lebenswelt mit humorvoller Finesse begegnet. Mit einem satirischen Erzählduktus wandert Grenier von einer Lebensinsel zu anderen, vom Lebensanfang bis zum Lebensende.

Seine skeptisch-pessimistische Grundeinstellung sucht im Tierwesen des Katers Mouloud und des Hundes Taiaut eine Naturverbundenheit, die eine symbolische Bedeutung für den Menschen bekommt. Mit der symbolischen Einheit der Mensch-zu-Tierperspektive meditiert Jean Grenier eine Einheit mit dem Tier, welche die Einsamkeit in der gemeinsamen Lebenswelt besser ertragen lässt.

In den Essays wird spürbar, wie der Mensch in einer abweisenden, paradoxen, absurd erscheinenden Lebenswelt aus Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit Selbstvertrautheit und Antworten auf existentielle Fragen gewinnen kann.


Weblink:


Die Inseln
von Jean Grenier

Martin Walker und sein Perigord

Martin Walker

Martin Walker - 1947 in Schottland geboren - ist ein schottischer Historiker, politischer Journalist und Schriftsteller. Er wohnt mit seiner Familie in Le Bugue in Süd-Frankreich in seiner Wahlheimat, dem weinseligen Périgord.

Der schottischer Schriftsteller Martin Walker hat seiner Wahlheimat, dem französischen Périgord, ein literarisches Denkmal gesetzt. Nun führt er an die Schauplätze seiner Romane.

Der in Schottland geborene Schriftsteller wurde erst in Frankreich zum Kriminalautor. 1999 ließ er sich mit seiner Familie in einem kleinen Ort im Périgord nieder. Dort spielen seine erfolgreichen Kriminalfälle rund um den Dorfpolizisten Bruno.


Es geht es um den sympathischen Polizisten Bruno und das Perigord, um Landschaft und Essen, Freundschaften und so nebenbei um eine Krimihandlung. Diese sind etwas zu sehr konstruiert, aber nicht unspannend und meist mit viel Historie angereichert,

Bei Martin Walker ist die Rezeptur in seinen Romanen fein verteilt. Im Roman fließt wenig Blut, es geschehen wenige Morde, dafür ein charaktervoller Kommissar und dazwischen gibt es schöne Kochrezepte aus der französischen Küche.

Martin Walkers Romane spielen im geschichtsträchtigen Périgord mit seinen herrlich trutzigen Burgen. Die Romane sind Annäherungen an das Perigord. Sie behandeln die reiche Geschichte und die kulinarischen Spezialitäten des Périgord. Die Bücher rund um den Chef de Police Bruno liefern wie immer gute Inspirationen für einfache, schmackhafte Gerichte.

Inspiriert von den Bewohnern und der langen historischen Vergangenheit der Region schrieb Walker 2008 seinen ersten Kriminalroman: "Bruno - Chef de Police".

Mittlerweile sind zehn weitere Kriminalromane von Martin Walker dazugekommen. Wer gerne Kriminalromane liest, ein Gefühl für Südfrankreich und seine Lebensart entwickelt hat, dazu gerne kocht und nach guten Inspirationen für einfachen, schmackhaften Gerichten sucht, der ist mit den Krimis von Maritn Walker sehr gut bedient. - Bon appetit!


Literatur:

Reiner Wein: Der sechste Fall für Bruno, Chef de police
Reiner Wein: Der sechste Fall für Bruno, Chef de police
von Martin Walker

Weblink:

Martin Walker über das Herz Frankreichs - Youtube

»Saint Tropez« von Wolf Wondratschek


Saint Tropez: und andere Erzählungen


»Saint Tropez« ist ein autobiografischer Roman von Wolf Wondratschek - ein traurig leuchtend schöner Erzählungsband.

Wolf Wondratschek schreibt Lebensgeschichten - Meisterliche Erzählungen über das Schicksal von Menschen, die durch unerhörte Begebenheiten aus der Bahn gekippt werden. Mit großer stilistischer Brillanz erzählt Wondratschek von der Macht und der Magie des Zufalls im Leben eines jeden Menschen.

"Es ist seltsam, wie viel erfinden müssen, um das Leben zu verstehen, denn was wäre die Realität ohne die Einsicht ihrer Erfindung, was für einen Wert hätte die Wahrheit ohne den Komfort des Humors und welche Wahrheit die Liebe ohne das Schicksal jener, die leiden?"

Wolf Wondratschek

Die Geschichte „Saint Tropez“ ist insofern autobiographisch, weil der Autor tatsächlich die Wintermonate in der Wohnung seines Freundes in Saint Tropez verbringt. Es beginnt mit einem Spiel, drei Worte auf einen Zettel schreiben, Keimzelle eines späteren Satzes oder einer ganzen Geschichte. Und dann galoppiert der Text haltlos wild, kreuz und quer dahin. Am Ende der Erzählung begegnet der Autor einem Jungen. Dieses Kind geht auf einen Fischer los der einen Oktopus auf einem Stein weich schlägt. Das kleine neunjährige Kind, hoch sensibilisiert, glaubt das der Fischer das Tier quält. Das Bild zeigt eigentlich, wie reagiert man auf dieser Welt, wenn man nicht genug Informationen hat, wenn man nur mit der Seele auf der Welt ist.


Weblink:


Saint Tropez: und andere Erzählungen
von Wolf Wondratschek

Freitag, 16. Juli 2021

»Im Schatten junger Mädchenblüte« von Marcel Proust


Der zweite ist der sommerlichste Band der "Recherche".


Marcel reist mit seiner unendlich sanftmütigen Großmutter an die normannische Küste, in das mondäne Badestädtchen Balbec, Ort des Luxus und der Moden. Und Tummelplatz der "kleinen Bande" - jener Mädchenschar um die kapriziöse Albertine, deren Zauber Marcel verfällt. Marcel durchlebt die verwirrende Zeit des Heranwachsens und beginnt während der Sommerfrische in dem malerischen Seebad Balbec am gesellschaftlichen Leben mit seinen bizarren Regeln teilzunehmen.

Das Buch bietet die Wiederkehr vertrauter Figuren, etwa des feinen Herrn Swann mit seiner vormals halbweltlichen Gattin Odette und der gemeinsamen Tochter Gilberte, der ersten komplizierten Liebe im Leben des Erzählers.

Marcel Proust

Von den sieben Bänden von Marcel Prousts Romanzyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" ist der zweite der zugänglichste. Die Schilderung des Phänomens der Verliebtheit, die sich zuerst auf eine "kleine Schar" möglicher Objekte bezieht, um aus ihr dann den einen Gegenstand der fatalen Bindung herauszulösen, verbindet sich in der Erinnerung des Proust-Liebhabers zwanglos mit der Entdeckung seiner Gefühle für Buch und Autor. Schon vom Titel geht eine unwiderstehliche Anziehung aus. "Im Schatten junger Mädchenblüte": Wer möchte sich dort nicht aufhalten?



Erst mit "Im Schatten junger Mädchenblüte", erschienen 1919, begann die Erfolgsgeschichte Marcel Prousts. Dieser zweite Band des Zyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" brachte den ersten zurück ins Bewusstsein, der sechs Jahre zuvor erschienen war. Nun wurde deutlich, welch bedeutendes Romangebirge im Entstehen war. Proust wurde der Prix Goncourt verliehen, Auflage folgte auf Auflage, und die Publikation der weiteren Bände war gesichert: Werk in der Welt.

Literatur:


Im Schatten junger Mädchenblüte
von Marcel Proust


Im Schatten junger Mädchenblüte
von Marcel Proust

Donnerstag, 15. Juli 2021

»Abend« von Reiner Maria Rilke



Der Abend wechselt langsam die Gewänder ,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält ;
du schaust und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins , das fällt ;
und lassen dich , zu keinem gnaz gehörend ,
nicht ganz dunkel wie das Haus , das schweigt ,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das , was Stern wird jede Nacht und steigt -
und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend ,
so dass es , bald begrenzt und bald begreifend ,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Rainer Maria Rilke, »Abend«



Dieser Artikel ist nur noch zehn Tage verfügbar!

Sonntag, 11. Juli 2021

»Der Rabe und der Fuchs« von Jean de La Fontaine



Es war einmal ein Rabe, der hatte sich einen ganzen Käse ergattert und flog stolz und glücklich damit auf einen Baum, um ihn sich dort schmecken zu lassen. Angelockt durch den Duft des Käses kam ein Fuchs angelaufen. Er setzte sich unter den Baum, auf dem der Rabe saß und schmeichelte:

„Wie froh bin ich, Euch einmal persönlich anzutreffen. Man hat mir erzählt, dass Ihr der beste Sänger in der ganzen Umgebung wärt. Eure Stimme soll unübertroffen sein. Ist das wahr? Ihr würdet mein Herz erfreuen, wenn Ihr mir eine Probe Eures wunderbaren Gesangs geben würdet".

Solche Worte hörte der Rabe sehr gerne. Er richtete sich auf und begann sofort, auf Rabenart zu krächzen. Dabei entglitt ihm der Käse und landete auf dem Boden, unmittelbar vor den Vorderpfoten des Fuchses. Der schnappte ihn sich und trug ihn in Sicherheit. Vorher aber rief er noch dem Raben zu: „Ein Glück für mich, dass Du so eitel bist. So bin ich jetzt zu diesem wohlschmeckenden Käse gekommen. Auf Deinen Gesang kann ich dagegen gerne verzichten".

Fazit: Hüte Dich vor Schmeicheleien und bleibe kritisch auch gegenüber Dir selbst und Deinen Fähigkeiten.

Jean de La Fontaine fasste seine Fabeln im 17. Jahrhundert in Versform. Im Barock, also vom Ende des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, erfreute sich diese Literaturgattung sonst keiner großen Beliebtheit: Sie entsprach in ihrer Schlichtheit nicht dem Zeitgeschmack, anders als in der Epoche der Aufklärung.

Mit den gattungsspezifischen Mitteln der Fabel verdeutlichte der Schriftsteller Charaktereigenschaften und Handlungsweisen der Menschen. Verschiedenen Tieren wurden bestimmte Züge zugeordnet. Der Fuchs "Reineke" gilt in der Fabel stets als schlau und gerissen.


Eine Fabel ist eine kurze Geschichte mit einer einleuchtenden Moral am Ende. Sie ist eine knappe Erzählung, deren Intention darin besteht, eine Lehre zu vermitteln. Die Einheit von Zeit, Ort, Handlung ist charakteristisch. Das war, gewissermaßen, die Fabel in einer Nussschale.


Samstag, 10. Juli 2021

Marcel Proust 150. Geburtstag

Marcel Proust



Marcel Proust wurde vor 150 Jahren am 10. Juli 1871 in Auteuil, einem Vorort von Paris, geboren. Marcel Proust war ein berühmter französischer Schriftsteller und Romancier zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Der aus einer vermögenden Familie stammende Autor begann sich erst im Alter von über 30 Jahren, nach einem Leben als Snob und Dandy samt verpatztem Jura-Studium, ganz der Literatur zu widmen. Dazu trug entscheidend sein an Dramatik zunehmendes Asthmaleiden nach dem Tod der Eltern bei.

Marcel Proust

Der Romancier Proust unternahm den Versuch, die gesamte menschliche Gesellschaft seiner Zeit in einer gewaltigen Romanfolge darzustellen. Sein Romanzyklus »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« gilt als ein Klassiker der modernen französischen Literatur und eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts.



Als 1913 der erste Teil im Eigenverlag erschien, war die Aufmerksamkeit noch gering. Doch erlebte Proust dann noch, dass er weltberühmt wurde. Sogar der »Prix Goncourt«, immerhin bis heute die wichtigste französische Auszeichnung für Literaten, wurde ihm verliehen. Er und der Ire James Joyce (»Ulysses«) gelten als die bedeutendsten Neuschöpfer in der Epik des 20. Jahrhunderts.

Im Juni 1896 erschien Prousts erstes Buch »Les plaisirs et les jours« im Eigenverlag. Aufmachung und Preis des exquisiten Buches waren mehr als luxuriös.

Am 13. November 1913 erschien »Du côté de chez Swann« als erster Band des Romanwerks »A la recherche du temps perdu« auf Prousts eigene Kosten.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erscheinen dort der zweite Band der Recherche im November 1918 »À l’ombre des jeunes filles en fleurs« und 1919 eine Neuauflage von »Du côte de chez Swann«.

Von 1920 bis 1922 erscheinen vier weitere Teilbände des Romanzyklus der Recherche. Bis zu seinem Tod wurde nur etwa die Hälfte von »A la recherche du temps perdu« veröffentlicht.

Proust besaß eine herausragende Stellung in der modernen Literatur. Das postmoderne Monumentalwerk ist vor allem in philosophischer Hinsicht interessant.

Der Romancier Marcel Proust starb am 18. November im Alter von 51 Jahren 1922 in Paris. Am 22. November wurde Proust als »Ritter der Ehrenlegion« mit militärischen Ehren auf dem Friedhof Père-Lachaise neben seinen Eltern beigesetzt.


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<a title="Marcel Proust 150. Geburtstag, Marcel Proust" href="http://literaten-welt.blogspot.de/2021/07/marcel-proust-150-geburtstag.html/" target="blank">Marcel Proust - 150. Geburtstag </a>


Weblinks:

Prousts Weg zur Einkehr - orf.at

Proust verfallen - orf.at

Marcel Proust Gesellschaft - www.marcel-proust-gesellschaft.de


Literatur:


Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
von Marcel Proust

Unterwegs zu Swann
Unterwegs zu Swann
von Marcel Proust


Die wiedergefundene Zeit
Die wiedergefundene Zeit
von Marcel Proust

»Freelander« von Miljenko Jergovic

Freelander
Freelander

Der Kroate Miljenko Jergovic, der zu den größten osteuropäischen Autoren zählt, ist ein wirklich großer Erzähler, der sich durch seine grandiose, erzählerische Phantasie auszeichnet, wobei es ihm seine Menschenkenntnis erlaubt auch immer wieder die Finger in die Wunden zu legen, die die jüngere Geschichte des Balkans gerissen hat. Die Botschaft in »Freelander« ist wieder unmissverständlich zwischen den Zeilen platziert. Krieg ist totaler Irrsinn, den Sieg erringt derjenige der den Krieg vermeidet, denn durch den Krieg wird dem Menschen alles genommen.

Wie schon sein Roman
»Buick Rivera«, so nimmt auch Freelander, sehr schnell rasante Fahrt auf. Der Protagonist Professor Karlo Adum, pensionierter Gymnasiallehrer für Geschichte. 1975 hatte er sich in einem Anflug von jugendlichem Leichtsinn den auf dem Cover abgebildeten Volvo gekauft, ein Auto das sich damals eigentlich niemand leisten konnte. Das Auto ist gleichzeitig ein Symbol dafür, dass sein Leben nach vielen Höhen und Tiefen aufgehört hat. Die Fronten sind komplex - das Auto ist westlich, die Geisteshaltung des Lehrers schwer definierbar.

Er bekommt eines Tages ein Telegramm aus seiner Geburtsstadt Sarajewo. Sein Onkel, von dem er glaubte er sei schon längst tot, ist im Alter von 102 Jahren gestorben. Er wird nun gebeten, als einer von drei Erben, das Erbe anzutreten. Unter schrecklichen Umständen musste er als Kind Sarajewo verlassen und ist in Zagreb gelandet. Widerwillig, mit großen inneren Ängsten entschließt er sich letztendlich sich auf den Weg nach Sarajewo zu machen. Weil er glaubt nun durch Feindesland zu kommen bewaffnet er sich mit einer Pistole. Vielleicht war diese Entscheidung richtig.


»Freelander« von Miljenko Jergović ist eine Schilderung einer Reise in die Vergangenheit - eine Reise nach Sarajewo in einem alten, geliebten und auch gehassten Volvo. Eine Reise in die blutige Vergangenheit der Region, die Balkan genannt wird. Und eine Reise in die eigene Vergangenheit. Karlo Adum macht sich auf diese Reise und hängt dabei seinen Gedanken und Erinnerungen nach. Dieses assoziative Erzählen zieht einen von Anfang an in den Bann, denn es ist wild, böse, archaisch, mal liebevoll, mal pathetisch. Ich werde mir die anderen Werke von Jergovic besorgen, unbedingt.

Karlo Adum, pensionierter Geschichtslehrer aus Zagreb, wird zu einer Testamentseröffnung nach Sarajevo zitiert. Widerwillig setzt er sich in seinen alten Volvo und macht sich auf die Reise. Während der abenteuerlichen Fahrt steigen bittersüße Erinnerungen in ihm hoch – an seine grausame »Mama Cica«, den verrückt gewordenen Vater und seine eigenen Verfehlungen in einer Welt voller nationaler Animositäten.

Ein einsamer pensionierter Geschichtslehrer fährt von Zagreb zu einer Testamentseröffnung in Sarajewo. In der bosnischen Hauptstadt wurde er einst geboren und hier verlebte er - wie wir durch die vielen Erinnerungsrückblenden während der Autofahrt erfahren - seine Kindheit. Mit einem Vater, der nach einer Verstümmelung durch den Bruder geistig verwirrt ist, und mit einer Mutter, die sich opportunistisch zunächst mit Nazis und der Ustasha umgibt und sich nach dem Krieg problemlos mit den neuen Machthabern arrangiert. 

Der Protagonist ist arm dran, gesundheitlich angeschlagen und irgendwie durchaus sympathisch. Vor allem durch den Einblick in die Gedanken und Erinnerungen des alten Lehrers bekommt der Leser jedoch nach und nach einen durchaus ambivalenten Eindruck von der Hauptfigur. Wenn der Reisende im Volvo über seine Vorbehalte gegenüber Türken und Bosnier nachdenkt, wird er zwar nicht zum Schurken, zeigt aber schon ein beachtliches Scheuklappendenken und charakterliche Macken.

Ganz hervorragend gelingt es dem Autor, den Leser durch die Erinnerungen und Gedanken des Lehrers auf eine sehr zurückhaltende Weise mit der geistig-kulturellen Gemengelage der Gegend vertraut zu machen. Auch wenn es bei der Wahl eines Geschichtslehrers als Hauptfigur nahegelegen hätte, geschieht dies nicht durch ausgedehnte historische Exkurse. 


Die Verweise auf Kriege, auf vermeintlich und tatsächlich offene Rechnungen zwischen den Völkern der Region, werden nur eher knapp angedeutet. Aber es reicht, um zu ahnen, wie weit die historische Erinnerung in Jugoslawien zurückreicht und welche Ängste und wütenden Projektionen den Krieg in den 90er Jahren befeuert haben.

Literatur:

Freelander
Freelander
von Miljenko Jergović

Donnerstag, 8. Juli 2021

Jean de la Fontaine 400. Geburtstag



Jean de la Fontaine wurde vor 400 Jahren am 8. Juli 1621 geboren. Jean de la Fontaine erblickte in Chateau-Thierry in der Champagne das Licht der Welt.

Jean de la Fontaine war ein französischer Dichter und Erzähler. Der Schriftsteller gilt als der bedeutendste Verskünstler der französischen Klassik. Tierbeschreibungen, Naturschilderungen und satirische Gesellschaftsdarstellung sind die Themen seiner in zwölf Büchern zusammengefassten Fabeln.

Mit Fabeln wie »Der Rabe und der Fuchs«, »Stadtratte und Landratte« oder »Der Hahn und der Fuchs« wurde Jean de La Fontaine berühmt. Die Motive aus der Antike und dem Orient haben dem Dichter geholfen, mit netten Tiergeschichten die feine Gesellschaft von Frankreich auf sehr feinsinnige Art zu kritisieren.

Eine Fabel ist eine kurze Geschichte mit einer einleuchtenden Moral am Ende. Sie ist eine knappe Erzählung, deren Intention darin besteht, eine Lehre zu vermitteln. Die Einheit von Zeit, Ort, Handlung ist charakteristisch. Das war, gewissermaßen, die Fabel in einer Nussschale.


Jean de La Fontaine fasste seine Fabeln und auch weitere im 17. Jahrhundert in Versform. Im Barock, also vom Ende des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, erfreute sich diese Literaturgattung sonst keiner großen Beliebtheit: Sie entsprach in ihrer Schlichtheit nicht dem Zeitgeschmack, anders als in der Epoche der Aufklärung.

Mit den gattungsspezifischen Mitteln der Fabel verdeutlichte der Schriftsteller Charaktereigenschaften und Handlungsweisen der Menschen. Verschiedenen Tieren wurden bestimmte Züge zugeordnet. Der Fuchs "Reineke" gilt in der Fabel stets als schlau und gerissen.

In La Fontaines Tierfabeln sind es vielfach die kleinen Kreaturen, aus deren Fehlern der Leser eine Lehre zieht. Die größeren Tiere werden kaum als gute oder bewundernswerte Figuren dargestellt, sondern sind lediglich Symbole der Mächtigen und Reichen. Man hört nie ihre Meinungen oder macht ihre Bekanntschaft.

Der Bär "Petz" wird mit einem gutmütigen Charakter versehen. Der Wolf "Isegrimm", obschon gefräßig, wirkt immer etwas dümmlich.

In dem Wirtschaftsaufschwung unter Minister Colbert und von der Offenheit des jungen Ludwig XIV. getragenen Jahren um 1665, welche durch die 1667 beginnende, anfangs erfolgreiche Serie von Expansionskriegen gegen Spanien, Holland und das Heilige Römische Reich deutscher Nation zunächst noch nicht verdüstert wurden, verfasste La Fontaine in der Hauptsache seine Fabeln. Die Stoffe und Motive für sie, die zu seinem Hauptwerk werden sollten, bezog er aus vielerlei antiken und zeitgenössischen Quellen. -->

Eine erste Ausgabe in zwei Bänden erschien 1668 unter dem Titel »Fables choisies, mises en vers par M. de La Fontaine« (»Ausgewählte Fabeln, in Versform gebracht von Hr. (Herrn) de La Fontaine«). Sie enthält die meisten seiner heute aus Anthologien bekannten heiter-ironischen Stücke.

1669 erschien sein kleiner Roman »Les amours de Psyché et de Cupidon« (»Die Liebe Psyches und Cupidos«). 1674 schrieb er das Libretto zu der Oper Daphné, die Jean-Baptiste Lully vertonte.

Im Jahr 1675 bekam der freimütige Dichter zu spüren, dass der Wind in Frankreich sich zu drehen begann: Eine die gewagten Stücke bevorzugende Auswahl der »Contes et nouvelles« wurde nach dem Erscheinen verboten. Die 1677 und 1679 gedruckten Bände III und IV der Fabeln zeigen denn auch eine erheblich skeptischere Sicht des Autors von der Welt, insbesondere des Verhältnisses von oben und unten.
1683 inszenierte die junge »Comédie-Française« sein Stück »Le Rendez-vous«, welches jedoch nur viermal im Theater aufgeführt wurde.

Ebenfalls 1683 wurde La Fontaine in die »Académie française« gewählt, allerdings bestätigte Ludwig XIV., der inzwischen unter dem Einfluss der fromm gewordenen Madame de Maintenon stand, die Wahl erst nach längerem Zögern. Als 1687 die »Querelle des Anciens et des Modernes« die Académie spaltete, gehörte La Fontaine zur Partei der „Alten“. Diese vertraten die Ansicht, dass die Kultur der griechisch-römischen Antike unübertroffen sei und bleibe.

1691 versuchte er sich nochmals als Librettist für die von Pascal Collasse vertonte »Tragédie lyrique Astrée«, die aber ein Misserfolg wurde.
1692 brachte er eine durchgesehene Gesamtausgabe der Fabeln heraus.

Ende 1692 erkrankte La Fontaine schwer und wurde danach fromm. 1693 starb Mme. de La Sablière, die schon vor ihm fromm geworden war. Daraufhin zog er in das Haus eines letzten Gönners, des Bankiers d’Hervart.

Der fabelhafte Dichter Jean de la Fontaine starb am 14. April 1695 in Paris.

Weblinks:

»Eigensinn« von Hermann Hesse




"Einzig der Eigensinn ist es, der nach von Menschen gegebenen Gesetzen nicht fragt.

Wer eigensinnig ist, gehorcht einem anderen Gesetz, einem einzigen, unbedingt heiligen,

dem Gesetz in sich selbst, dem ,Sinn' des ,Eigenen'."

»Eigensinn« von Hermann Hesse, (1917)


Hermmann Hesse ist entschiedener und engagierter Anwalt des Individuums und des Innenlebens in einer immer schnellebiger werdenden Gesellschaft, die ihre Mitglieder mit starken Konformitätszwängen in normierte Lebensläufe pressen will.

Sonntag, 4. Juli 2021

Vor 170 Jahren erschien »Onkel Toms Hütte«

Onkel Toms Hütte Onkel Toms Hütte


Vor 170 Jahren erschien »Onkel Toms Hütte« - ein aufwühlender Roman zwischen Kampfschrift und Kitsch. Nachdem am 5. Juli 1851 in einer Zeitschrift das erste Kapitel von Harriet Beecher Stowes Roman »Onkel Toms Hütte« erschienen war, wurde der Roman zum weltberühmten Besteller. Unter schwarzen Bürgerrechtlern geriet Onkel Tom dagegen zum Schimpfwort.

Mitte des 19. Jahrhunderts, als in Deutschland literarisch Biedermeier und Vormärz bestimmten, verfasste die Pfarrerstochter Harriet Beecher-Stowe im Jahr 1852 einen tief berührenden Roman, der zu gleichen Teilen die Unmenschlichkeit der Sklaverei in den Vereinigten Staaten und das Unvermögen der Gesellschaft, sich von dieser zu befreien, in seinen Mittelpunkt stellt.

Ihr bekanntestes aufrüttelndes Buch »Onkel Toms Hütte« (1852) entstand nach Reise in die Südstaaten und beschreibt als erstes Werk der damaligen Zeit klar und deutlich die Differenzen zwischen beiden Staatsregionen. Gegen die Intention der Autorin trug das Buch zum Ausbruch des Bürgerkriegs bei.



Als der Farmbesitzer Mr. Shelby aus Kentucky in Schulden und Zahlungsschwierigkeiten gerät, muss er sich schweren Herzens von einigen seiner wertvollsten Besitztümer trennen. Notgedrungen verkauft er seinen treuen und gutherzigen Sklaven Tom, so wie das Kind seines reizenden Hausmädchens an einen dubiosen Sklavenhändler namens Haley. Obwohl seine Familie Einspruch gegen den Verkauf des geliebten "Onkel Tom" und den unmoralischen Umstand, ein knapp fünfjährigen Kind seiner Mutter zu entreißen, erhebt, kommt der Deal zustande.

Während die Mutter des Kindes, wie auch dessen Vater kurz zuvor, sich für eine risikoreiche Flucht aus dem sicheren Hafen in Richtung Kanada entscheidet, begibt sich Tom auf eine langjährige Odyssee und lernt zahlreiche Facetten der Sklaverei, vom Dienst in einer feinen Familie in New Orleans bis hin zum harten Los des Plantagenarbeiters irgendwo am sumpfigen Red River, kennen. In welche Situation er auch immer gerät, in seiner zerknautschten Bibel findet er stets Trost und predigt deren Inhalte gegenüber seinen Leidensgenossen, die aus der christlichen Botschaft, trotz aller Widersprüche zur Sklaverei, stets Mut und Zuversicht ziehen. Doch seine Rolle wird nicht von allen in seinem Umfeld gerne gesehen und so gerät er ins Visier der unmenschlichen Sklaventreiber und in den Sog der Ohnmacht einer ganzen Gesellschaftsstruktur.

Anhand des Schicksals "Onkel Toms", der durch eine ganze Reihe von Besitzern, die charakterlich kaum unterschiedlicher sein könnten, gereicht wird, offenbaren sich zahlreiche Auswüchse der "Unsitte" der Sklavenhaltung. Neben den erwartbaren Darstellungen des harten Alltag der Sklaven, widmet sich Beecher-Stowe aber auch vielen religionsphilosophischen und vor allem gesellschaftspolitischen Gedankengängen, die ehrlicher kaum sein könnten. Ein Beispiel: In einer fast schon nebensächlichen Szene offenbart ein Nutznießer der Sklaverei, dass es den "Nordstaaten" - der Sezessionskrieg ist noch einige Jahre entfernt - wohl kaum gefallen werde, wenn man im Süden den Forderungen der Abolitionisten - diejenigen, die für die sofortige Abschaffung der Sklaverei waren - unverzüglich nachkäme und man dann mit einer wahren Flüchtlingswelle rechnen müsse, die sich nachhaltig auf die Gesellschaftsstruktur des Nordens auswirken würde.

Die Autorin legt hier den Finger in eine historisch sicher nicht zu vernachlässigende Wunde, welche die Vorwürfe, es handele sich bei "Onkel Toms Hütte" um ein fast schon zu "romantisches" Werk, mit einseitigem Blick auf die "bösen" Sklavenstaaten, wunderbar entkräftet. Natürlich trägt der Umstand, dass es sich bei der vorliegenden dtv-Fassung um die ungekürzte Ausgabe handelt, sicher maßgeblich dazu bei und man kommt nicht daran vorbei festzustellen, dass die langzeitige Vereinnahmung des Werkes als Kinderliteratur mehr als unzureichend und eigentlich sogar unwürdig war.

Der Roman ist, dem Stil der damaligen Zeit entsprechend, oft ausschweifend, aber auch voll tiefschürfender Theologie. Nicht zuletzt aufgrund der universellen Gültigkeit zahlreicher Aussagen, ist "Onkel Toms Hütte" auch im 21. Jahrhundert noch ein wertvolles Stück Literaturgeschichte.

Literatur:

Onkel Toms Hütte Onkel Toms Hütte von Harriet Beecher-Stowe

Samstag, 3. Juli 2021

Jim Morrison 50. Todestag

Jim Morrison



Jim Morrison starb vor 50 Jahren am 3. Juli 1971. Jim Morrison war ein amerikanischer Sänger und Poet. Der amerikanische Rock-Poet Jim Morrison war eine schillernde Idolfigur der Rockgeschichte und reiht sich neben Jimi Hendrix und Janis Joplin ein in die Garde der "großen toten Rockmusiker".

Jim Morrison

Jim Morrison, Lead-Sänger der »Doors«, Sexsymbol und rebellische Identifikationsfigur, faszinierte durch die extrem inszenierten Auftritte seiner Gruppe genauso wie durch die Poesie seiner Liedtexte, die den Nerv einer sensiblen, verunsicherten und sich als fremd in der Welt empfindenden Generation Jugendlicher trafen. Provokationen, Skandale, Alkohol- und Drogen-Exzesse - Ausdruck eines immerwährenden Versuches, Grenzen zu überschreiten - begleiteten das Leben dieses ehrgeizigen jungen Mannes aus bürgerlichen Verhältnissen, der gezielt und bald so erfolgreich am eigenen Mythos bastelte, dass er den Rest seines Lebens damit verbrachte, ihm zu entkommen.

Ihre Konzeptstücke und Rocktheater-ähnlichen Bühnen-Performances schrieben Musikgeschichte. Neben etwa 100 Songs hat Jim Morrison auch 1.600 Manuskriptseiten hinterlassen, unter anderem auch mit Drehbuchentwürfen.


Empfohlene Bücher von Jim Morrison:









Bis heute ranken sich Gerüchte um seinen Tod, denn nur seine Freundin und ein Arzt Morrisons sahen den Toten. Es gibt Gerüchte, die behaupten, Ursache sei eine Überdosis Heroin oder Kokain, Selbstmord, politisch motivierter Mord oder Voodoo-Zauber gewesen. Auch gibt es Spekulationen darüber, ob Jim Morrison tatsächlich starb oder er seinen Tod nur inszenierte, um dem Los eines Rock-Hero zu entkommen.

Der Kult um ihn und das Interesse an seiner Band "The Doors" reissen bis heute nicht ab. Immer noch pilgern jährlich Menschen anlässlich seines Todestages an das Grab in Paris.


Jim Morrison. Der König der Eidechsen: Die endgültige Biographie und die grossen Interviews





"Jim Morrison. Der König der Eidechsen: Die endgültige Biographie und die grossen Interviews"
von Jerry Hopkins


Schirmer-Mosel Verlag,
Taschenbuch, Juli 2001,

ISBN-13: 978-3888146732





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<a title="Jim Morrison 40. Todestag, Jim Morrison" href="http://literaten-welt.blog.de/2011/07/03/40-jahren-starb-saenger-poet-jim-morrison-kult-interesse-band-11416433//" target="blank">Jim Morrison - zum 40. Todestag lt;/a>


Weblinks:

JIM MORRISON. König der Eidechsen - www. kultura-extra.de


Jim Morrison & The Doors


Jim Morrison - Storm im Wasserglas - Kultur - sueddeutsche.de


Blog-Artikel:


Vor vierzig Jahren ...
- Mondwanderer-Blog



Freitag, 2. Juli 2021

Ernest Hemingway 60. Todestag

Ernest Hemingway



Ernest Hemingway starb vor 60 Jahren am 2. Juli 1961 in Ketchum in Idaho. Ernest Hemingway war ein berühmter amerikanischer Schriftsteller und Erzähler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Ernest Hemingway gilt neben Francis Scott Fitzgerald, Gertrude Stein, John Dos Passos und William Faulkner als einer der Hauptvertreter der amerikanischen Moderne und wird mit diesen zur sog. »Verlorenen Generation« (»Lost Generation«) gezählt, die sich in den zwanziger Jahren von Amerika abwandte, um in Europa das Leben der Bohème auszukosten.

Ernest Hemingway

Er war außerdem Reporter und Kriegsberichterstatter, Erzähler, zugleich ein Abenteurer, Jäger, Hochseefischer, Großwildjäger und vieles mehr. Sein Vater war Landarzt, seine Mutter Opernsängerin; er lernte früh jagen und angeln und liebte das Leben in der Natur.

Schon von Jugend an unternahm er gefahrvolle Abenteuerreisen. Hemingway wurde immer wieder von seiner Abenteuerlust gepackt. 1918 ging er als Freiwilliger des Roten Kreuzes an die italienische Front und danach in den Nahen Osten.

Hemingway blieb auch nach dem Ersten Weltkrieg als Reporter tätig. So berichtete er zum Beispiel als Reporter im Griechisch-Türkischen Krieg 1922 und im Spanischen Bürgerkrieg (1936 bis 1939). Am Zweiten Weltkrieg nahm er als Kriegsberichterstatter teil.

Der Roman »In einem anderen Land«, in dem die Erlebnisse eines amerikanischen Freiwilligen im Sanitätskorps der italienischen Armee verwoben werden mit seiner (tragisch endenden) Liebesbeziehung zu einer britischen Krankenschwester gilt als "Klassiker" des desillusionierten Kriegsromans. Krieg als Heldentum ist für ihn schlicht Illusion, die angesichts des unwürdigen technologisierten Massensterbens im Ersten Weltkrieg nicht aufrecht zu erhalten ist.

1925 schrieb er die ersten der Short Stories, die seinen Ruhm begründeten, später zusammengefasst in der Sammlung »The first Forty-Nine« (dt. »49 Stories«, 1950). Im knappen Format der Kurzgeschichte entwickelte er eine unverwechselbare Schreibweise, zu der eine minimale Handlung mit existentiellem Tiefgang gehört, eine distanzierte, oft neutrale Erzählperspektive und die extrem verknappte Sprache (deren Aussparungen und Leerstellen allerdings Raum für Emotionen lässt).

In Spanien entdeckte Hemingway seine Liebe zum Stierkampf, der sog. Fiesta, der er oft beiwohnte. Der Höhepunkt des Festes Sanfermines in Pamplona, von Hemingway wunderbar in »Fiesta« besungen, ist der Stierlauf, der eine Woche lang morgens um acht durch die Altstadtgassen führt.

Fiesta

Ein junger amerikanischer Soldat wird während eines Kriegseinsatzes verwundet. Er muss nicht nur die Kriegsgräuel verarbeiten und die Rekonvaleszenz überstehen, sondern auch hinnehmen, dass er durch die Verwundung zeugungsunfähig geworden ist. Immer mehr verliert der Mann den Glauben an einen Lebenssinn.

In den Jahren 1925 und 1926 verbrachte Hemingway zwei Winter im österreichischen Montafon-Tal, wo er seinen Roman »Fiesta« schrieb. Mit diesem Roman gelang ihm 1927 der Durchbruch, was unter anderem seinem damals modischen, schnörkellos-knappen, simplifizierten Stil zuzuschreiben war.

Spanischer Bügerkrieg
Ein wichtiges Erlebnis in seinem Leben war die Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939. Dort wurde er mehrfach verwundet.

In seinen Romanen dominieren Liebe, Krieg und Tod in immer neuen Verwicklungen. In seinen Romanen und Kurzgeschichten schildert er das Leben als Selbstbewährung in Abenteuer und Gefahr. Seine nüchterne und sparsame Art zu schreiben wurde vorbildlich für den modernen Roman und die Kurzgeschichte.

Seine literarischen Helden sind typische Beispiele der »«Lost Generation« (Gertrude Stein). Sie versuchen, ihr Leben zu meistern, und ertragen ihr Schicksal mit Fassung, was durch Hemingways knappem Schreibstil besonders betont wird.

Seine Romane sind der vitale Ausdruck seiner Abenteuerlust und Weltgewandheit, die ihn zu Orten auf der ganzen Welt führten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er wieder als Reporter unterwegs war, lebte Hemingway in Kuba. Über zwanzig Jahre lang lebte Ernest Hemingway auf seiner Hacienda in der Nähe Havannas. Auf der Zuckerinsel konnte der Jäger seiner Leidenschaft des Hochseeangelns nachgehen. So entstand auch eines der berühmtesten Werke Hemingways.

»Der alte Mann und das Meer« ist eine Novelle von Ernest Hemingway. Sie wurde 1951 auf Kuba geschrieben und im Jahr 1952 unter dem englischen Titel »The Old Man and the Sea« veröffentlicht. Die Novelle ist das letzte Werk des Autors, das zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde, und sein bekanntestes Werk überhaupt.

1954 erhielt Hemingway für die Novelle »Der alte Mann und das Meer« den Nobelpreis für Literatur. Diese spielt in Hemingways Wahlheimat Kubaund das Vorbild für den Helden seines Buches war ein kubanischer Fischer namens Santiago.

Wem die Stunde schlägt

Zu seinen Hauptwerken gehören der Roman »Wem die Stunde schlägt« (1940), »Über den Fluss und die Wälder« (1950) und die Erzählung »Der alte Mann und das Meer« (1952).

Seine nüchterne und sparsame Art zu schreiben, wurde vorbildkich für den modernen Roman und die Kurzgeschichte.

Hemingway verließ Kuba 1959 nach der Revolution und wurde nirgends mehr richtig heimisch. Noch einmal fuhr er nach Paris und nach Spanien.

Zwei Klinikaufenthalte in den USA brachten ihm auch keine Besserung. Depressionen und Alkohol begleiteten ihn die meiste Zeit seines Lebens, das er nach langer Krankheit selbst beendete.

Seine letzte Zuflucht fand er in den Rocky Mountains in den Bergen von Idaho, wo er seinen Leidenschaften, dem Jagen und Fischen, nachgehen konnte.

Ernest Hemingway erschoss sich im Alter von 61 Jahren, nachdem er in vielen Kriegen kein Risiko und kaum eine Verletzung ausgespart hatte.

Ernest Hemingway wurde am 21. Juli 1899 in Oak Park / Illinois geboren.

Donnerstag, 1. Juli 2021

Harriet Beecher Stowe 125. Todestag

Harriet Beecher Stowe


Harriet Beecher-Stowe starb vor 125 Jahren am 1. Juli 1896 in Hartford, Connecticut. Harriet Beecher-Stowe war ein amerikanische Schriftstellerin von der Ostküste und erklärte Gegnerin der Sklaverei. Aus einer streng puritanischen Familie stammend, wurde sie Lehrerin. Sie heiratete einen Professor für Bibelkunde. In den Grenzen, die ihre religiöse Gesinnung ihr setzte, trat sie schon früh für Frauenrechte ein und kämpfte in den Nordstaaten gegen die Sklaverei.

Schon früh hat sie sich mit der Sklavenfrage beschäftigt und noch eingehendere Studien und Beobachtungen machte sie, als sie mit ihrem Ehemann wiederholt den Süden bereiste und die Pflanzungen von Louisiana, Tennessee, Georgia, North und South Carolina, die Sklavenzüchtereien von Virginia, die „Negermärkte“ von New Orleans usw. sah, wo die Südstaaten glaubten, nicht ohne Sklaverei auskommen zu müssen. Als 1850 das „Fugitive Slave Law“ im Kongress angenommen wurde, fühlte Beecher Stowe die Zeit gekommen, über das harte Los der Sklaven zu schreiben.

Die auf den Reisen empfangenen Eindrücke verarbeitete sie in ihrem berühmten, die traurige Lage der versklavten Schwarzafrikaner in den nordamerikanischen Sklavenstaaten darstellenden Roman »Onkel Toms Hütte«.

Ihr bekanntestes Buch »Onkel Toms Hütte« (1852) entstand nach einer Reise in die Südstaaten und beschreibt als erstes Werk der damaligen Zeit klar und deutlich die Differenzen zwischen beiden Staatsregionen. Gegen die Intention der Autorin trug das Buch zum Ausbruch des Bürgerkriegs bei. Heute wird das Werk wegen seiner vereinfachenden Sichtweise der Farbigen als simple und schutzbedürftige Menschen kritisiert.

Der Roman beeinflusste die politische Meinung in den USA zu diesem Thema wesentlich und wurde zu einer wichtigen Kampfschrift im Bürgerkrieg der Nordstaaten gegen die Südstaaten (Sezessionskrieg). Bereits im ersten Jahr des Erscheinens wurden 300.000 Exemplare verkauft; zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen in andere Sprachen folgten.

Harriet Beecher-Stowe wurde vor 210 Jahren am 14. Juni 1811 in Litchfield, Connecticut geboren.

Literatur:

Onkel Toms Hütte Onkel Toms Hütte von Harriet Beecher-Stowe