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Sonntag, 4. Juli 2021

Vor 170 Jahren erschien »Onkel Toms Hütte«

Onkel Toms Hütte Onkel Toms Hütte


Vor 170 Jahren erschien »Onkel Toms Hütte« - ein aufwühlender Roman zwischen Kampfschrift und Kitsch. Nachdem am 5. Juli 1851 in einer Zeitschrift das erste Kapitel von Harriet Beecher Stowes Roman »Onkel Toms Hütte« erschienen war, wurde der Roman zum weltberühmten Besteller. Unter schwarzen Bürgerrechtlern geriet Onkel Tom dagegen zum Schimpfwort.

Mitte des 19. Jahrhunderts, als in Deutschland literarisch Biedermeier und Vormärz bestimmten, verfasste die Pfarrerstochter Harriet Beecher-Stowe im Jahr 1852 einen tief berührenden Roman, der zu gleichen Teilen die Unmenschlichkeit der Sklaverei in den Vereinigten Staaten und das Unvermögen der Gesellschaft, sich von dieser zu befreien, in seinen Mittelpunkt stellt.

Ihr bekanntestes aufrüttelndes Buch »Onkel Toms Hütte« (1852) entstand nach Reise in die Südstaaten und beschreibt als erstes Werk der damaligen Zeit klar und deutlich die Differenzen zwischen beiden Staatsregionen. Gegen die Intention der Autorin trug das Buch zum Ausbruch des Bürgerkriegs bei.



Als der Farmbesitzer Mr. Shelby aus Kentucky in Schulden und Zahlungsschwierigkeiten gerät, muss er sich schweren Herzens von einigen seiner wertvollsten Besitztümer trennen. Notgedrungen verkauft er seinen treuen und gutherzigen Sklaven Tom, so wie das Kind seines reizenden Hausmädchens an einen dubiosen Sklavenhändler namens Haley. Obwohl seine Familie Einspruch gegen den Verkauf des geliebten "Onkel Tom" und den unmoralischen Umstand, ein knapp fünfjährigen Kind seiner Mutter zu entreißen, erhebt, kommt der Deal zustande.

Während die Mutter des Kindes, wie auch dessen Vater kurz zuvor, sich für eine risikoreiche Flucht aus dem sicheren Hafen in Richtung Kanada entscheidet, begibt sich Tom auf eine langjährige Odyssee und lernt zahlreiche Facetten der Sklaverei, vom Dienst in einer feinen Familie in New Orleans bis hin zum harten Los des Plantagenarbeiters irgendwo am sumpfigen Red River, kennen. In welche Situation er auch immer gerät, in seiner zerknautschten Bibel findet er stets Trost und predigt deren Inhalte gegenüber seinen Leidensgenossen, die aus der christlichen Botschaft, trotz aller Widersprüche zur Sklaverei, stets Mut und Zuversicht ziehen. Doch seine Rolle wird nicht von allen in seinem Umfeld gerne gesehen und so gerät er ins Visier der unmenschlichen Sklaventreiber und in den Sog der Ohnmacht einer ganzen Gesellschaftsstruktur.

Anhand des Schicksals "Onkel Toms", der durch eine ganze Reihe von Besitzern, die charakterlich kaum unterschiedlicher sein könnten, gereicht wird, offenbaren sich zahlreiche Auswüchse der "Unsitte" der Sklavenhaltung. Neben den erwartbaren Darstellungen des harten Alltag der Sklaven, widmet sich Beecher-Stowe aber auch vielen religionsphilosophischen und vor allem gesellschaftspolitischen Gedankengängen, die ehrlicher kaum sein könnten. Ein Beispiel: In einer fast schon nebensächlichen Szene offenbart ein Nutznießer der Sklaverei, dass es den "Nordstaaten" - der Sezessionskrieg ist noch einige Jahre entfernt - wohl kaum gefallen werde, wenn man im Süden den Forderungen der Abolitionisten - diejenigen, die für die sofortige Abschaffung der Sklaverei waren - unverzüglich nachkäme und man dann mit einer wahren Flüchtlingswelle rechnen müsse, die sich nachhaltig auf die Gesellschaftsstruktur des Nordens auswirken würde.

Die Autorin legt hier den Finger in eine historisch sicher nicht zu vernachlässigende Wunde, welche die Vorwürfe, es handele sich bei "Onkel Toms Hütte" um ein fast schon zu "romantisches" Werk, mit einseitigem Blick auf die "bösen" Sklavenstaaten, wunderbar entkräftet. Natürlich trägt der Umstand, dass es sich bei der vorliegenden dtv-Fassung um die ungekürzte Ausgabe handelt, sicher maßgeblich dazu bei und man kommt nicht daran vorbei festzustellen, dass die langzeitige Vereinnahmung des Werkes als Kinderliteratur mehr als unzureichend und eigentlich sogar unwürdig war.

Der Roman ist, dem Stil der damaligen Zeit entsprechend, oft ausschweifend, aber auch voll tiefschürfender Theologie. Nicht zuletzt aufgrund der universellen Gültigkeit zahlreicher Aussagen, ist "Onkel Toms Hütte" auch im 21. Jahrhundert noch ein wertvolles Stück Literaturgeschichte.

Literatur:

Onkel Toms Hütte Onkel Toms Hütte von Harriet Beecher-Stowe

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