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Samstag, 19. Juli 2025

»Der grüne Heinrich« von Gottfried Keller


Gottfried Keller erzählt in seinem Bildungsroman »Der grüne Heinrich« die stark autobiografisch geprägte Lebensgeschichte des jungen Heinrich Lee, der wegen seiner uniformgrünen Jacken und Röcklein »Grüner Heinrich« genannt wird.

Der Roman »Der grüne Heinrich« ist ein Entwicklungsroman, der das Werden einer Persönlichkeit von frühester Kindheit bis zum frühen Erwachsensein beschreibt. Das also, was wir heute mit dem Begriff "Sozialisation" beschreiben.

Kindheitserinnerungen, Wahrheit und Dichtung flossen ineinander. Ein einsamer junger Mann verlässt seine Schweizer Vaterstadt. Er bricht auf, um in der Großstadt Maler zu werden. Ein Aufbruch in eine bisher unbekannte und vielfältige Bürgerwelt, dabei ist das Ziel ungewiss. Nachdem sich der erhoffte Erfolg nicht eingestellt hat und er keinen geeigneten Platz in der Gesellschaft gefunden hat, kehrt der grüne Heinrich schließlich als gescheiterte Existenz in sein Dorf zurück.

Der Protagonist, Heinrich Lee, trägt den Spitznamen »Grüner Heinrich«, weil seine Kinderkleidung aus den grünen Uniformen seines früh verstorbenen Vaters geschneidert wurde. Eines Tages bricht er aus dem konventionellen Leben aus und begibt sich auf Wanderschaft, wo er so einiges erlebt.

»Der grüne Heinrich« erzählt Heinrichs Jugendgeschichte in der Schweiz, Heinrichs Aufenthalt in Deutschland und Rückkehr, von intensiven und poetischen Naturerfahrungen.

Nun ist das gewissermaßen einschneidenste Erlebnis des Übergangs von Kindheit zum Erwachsensein die Entdeckung der Sexualität in der Pubertät. Dieses Buch kann das aber letzlich nicht zum Thema machen, die Sexualität als solche bleibt in diesem Buch einfach völlig tabu.

Zur epischen Breite des Buches trägt auch dazu bei, daß es sich mit dem Thema Malerei und der Selbstwerdung des Künstlers in aller Breite auseinandersetzt, vielleicht auch in etwas zu großer Breite.

Gottfried Keller besticht im "Grünen Heinrich" neben dem, was im Roman dargestellt wird, durch höchste Sprachkunst. Seine Sätze in brillantem Deutsch sind mitunter die reinsten Kompositionen und erzeugen geradezu eine Melodie. Fast jeder einzelne Satz tut das wohlgemerkt!

Durch die vollmundige romantische Sprache mit all ihren Facetten, Schnörkeln und Ausschmückungen wird das Lesen, für den, der sich darauf einlässt, zu einem Fest der Sinne.


Literatur:

Der grüne Heinrich
Der grüne Heinrich
Fischer Klassik

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