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Freitag, 28. August 2015

Michael Ende 20. Todestag


Michael Ende starb vor 20 Jahren am 28. August 1995 in Filderstadt. Michael Ende ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte, Bücher für Erwachsene, Theaterstücke, Gedichte und Essays. Er gilt als der Abenteurer unter den Schriftstellern.

Berühmt wurde Michael Ende durch seine phantasievollen Geschichten von »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, das u. a. in der szenischen Darstellung der »Augsburger Puppenkiste« im Fernsehen gezeigt wurde.


Mit eigenen, meist dramatischen Theaterstücken war Ende zunächst erfolglos. Nachdem zwölf Verlage sein Manuskript »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« abgelehnt hatten, erschien dieses Kinderbuch 1960 im Thienemann Verlag und ist seitdem ein großer Erfolg.

Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer sind zeitlos und können wohl Leser jeder Altersklasse begeistern. Michael Ende schrieb phantasievolle, lustige und oft Herz erwärmende Geschichten, bei denen es keine Rolle spielt, ob sie heutzutage noch politisch korrekt sind. Ende lebte einfach zu anderen Zeiten.

Da verschiedene Kritiker Ende, gerade seines Jim Knopf wegen, „Weltflucht“ vorwarfen und ihn als „Schreiberling für Kinder“ abtaten, ging er 1970 zusammen mit seiner ersten Frau Ingeborg Hoffmann, die er 1964 geheiratet hatte, nach Italien und ließ sich in Genzano di Roma, ca. 30 km südöstlich von Rom, in der Villa Liocorno (Einhorn), nieder.




Im Jahr 1979 schrieb Michael Ende seinen phantastischen Roman »Die unendliche Geschichte«. Das Buch verkaufte sich weltweit etwa zehn Millionen mal und wurde in 40 Sprachen übersetzt.

Die Verfilmungen seiner Romane »Momo« und »Die unendliche Geschichte« trugen zu seiner Bekanntheit bei, wobei Ende sich selbst von der Verfilmung der Unendlichen Geschichte distanzierte, da er mit dieser insgesamt nicht zufrieden war.

Sowohl »Momo« als auch »Die Unendliche Geschichte« thematisieren die Gefahr einer Welt, in der Fantasie und Menschlichkeit im Verschwinden begriffen sind.

Michael Endes Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt und erreichen heute eine Gesamtauflage von über 33 Millionen Exemplaren. Viele seiner Bücher wurden verfilmt und sind auch aus Funk und Fernsehen bekannt.

Buchempfehlungen:

Die unendliche Geschichte
Die unendliche Geschichte
von Michael Ende

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

»Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« von Michael Ende





Samstag, 22. August 2015

»Der Nachsommer« von Adalbert Stifter

Der Nachsommer
Der Nachsommer

»Der Nachsommer« ist ein zwischen 1847 und 1857 entstandener Roman von Adalbert Stifter. »Der Nachsommer«, Stifters vielleicht bekannteste Schöpfung, zählt gehört zu den großen Bildungsromanen des 19. Jahrhunderts. Im Stil des Biedermeier erzählt er die Lebens- und Familiengeschichte seines Protagonisten, der im Verlauf des Buches zu einem reifen Mann wird.

Der »Nachsommer« ist eine literarische Annäherung an Adalbert Stifter. Mit seiner durch und durch autobiografischen Grundierung ist das Werk an Stifters Leben entlanggeschrieben und vergegenwärtigt dieses Leben. Es ist auch die Korrektur von Stifters eigener Geschichte. Nachdem es das erste und eigentliche Mal ganz anders war, liefert der Autor, der ein Dichter und Träumer war, gewissermaßen die verbesserte Ausgabe. Dieses Mal glückt alles. Also kein vaterloses, gefährdetes Leben, gefolgt von einem lebnslänglichen Chaos wie bie Stifter, sondern eben ein Leben, das man ein glückliches nennen kann.

Ein junger Naturforscher bittet in einem abgelegenen, über und über mit Rosen bedeckten Landhaus um Unterschlupf vor einem drohenden Gewitter. Er wird von dem älteren Hausbesitzer freundlich aufgenommen, kehrt auf seinen Reisen immer wieder dorthin zurück und heiratet schließlich die Ziehtochter seines Gastfreundes. Mit diesen Sätzen wären die knapp 800 Seiten von Stifters „Nachsommer” schon so gut wie vollständig zusammengefasst.

Der Nachsommer
Der Nachsommer

Die Handlung dreht sich um die verschieden gearteten Leben zweier Paare, wobei das jüngere von beiden in Glück und frischer Liebe schwebt, das ältere hingegen durch seine Seelenreife und gemeinsamen Erlebnisse andere Empfindungen der Zufriedenheit verspürt - gewissermaßen einen Nachsommer ihrer Liebe durchlebt. Dabei gelingt es der jungen Beziehung, von den Erfahrungen des älteren Paares zu lernen und zu profitieren.

Zwei liebende Paare stehen im Vordergrund dieses warmherzigen Romans: Das jüngere beschließt nach schüchterner Annäherung schließlich zu heiraten, das ältere erlebt eine späte Liebe »in Glück und Stetigkeit, gleichsam einen Nachsommer ohne vorhergegangenen Sommer.«

Entschleunigung ist der Schlüssel zu diesem Buch. Wer dieses Tempo nicht annehmen kann oder mag, dem muss »Der Nachsommer« als Krönung der Langeweile erscheinen. Allerdings entgeht diesem Leser dann auch ein Kunstwerk des humanen Entwicklungs- und Bildungsideals, welches eben die Seele des Werkes ist.

Natürlich ist dieses Bildungsideal in der jetzigen Welt, in der Bildung rein marktwirtschaftlich wettbewerblich verstanden wird und nicht die Entfaltung und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zum Zweck hat, so weit außerhalb unseres Radars, dass dieses Buch heute wohl kaum noch die Leser findet, die es verdient.


Literatur:

Der Nachsommer
Der Nachsommer
von Adalbert Stifter





Mit der Entwicklungsgeschichte des jungen Heinrich Drendorf entfaltet Adalbert Stifter sein Konzept einer planvollen Erziehung und umfassenden Bildung. Der »Nachsommer« entwickelt sich langsam und unheimlich ästhetisch. Ein Bildungsroman mit herrlicher Farbenpracht in der Sprachkunst. Stifters Roman ist schön im wahrsten Sinn des Wortes.

Dieses Buch muss nicht jedermann gefallen, aber wem es sich öffnet, der hat einen großen Schatz der Weltliteratur und die Relativität der Zeit für sich entdeckt. Vielleicht auch eine Ahnung davon, dass Selbstverwirklichung und Charakterbildung nicht nur das Geschwafel esoterischer Selbsthilfebücher sein muss.

»Der Nachsommer« ist Stifters Denkmal, das er dem Leben und diesem seienm Traum vom Bleiben, vom Hiersein und Hierseinwollen gesetzt hat. Stifter hat im »Nachsommer« dem Traum vom Glück ein Denkmal gesetzt. Er wollte auch nichts anderes als endlich leben , in einer Zeit, als es eigentlich schon zu spät war. »Der Nachsommer« ist Stifters Buch der Sehnsucht. Darasu ist eine Utopie in Raum und Zeit entstanden.

»Der Nachsommer« ist ein Roman von Adalbert Stifter - eine Bildungs-, Liebes- und Familiengeschichte, die einen rührt und an Werte erinnert, die wir heute vielleicht dringender denn je benötigen. Ein Werk der Verinnerlichung und der Entwicklung echter Seelenreife.

Literatur:

Der Nachsommer
Der Nachsommer
von Adalbert Stifter

Weblinks:

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Adalbert Stifter - www.mein-oesterreich.info

Ariosts »Orlando furioso« ist ein humoristisches Weltgedicht

Rasender Roland: Nacherzählt von Italo Calvino
Rasender Roland:
Nacherzählt von Italo Calvino


Ariosts »Orlando furioso« ist ein humoristisches Weltgedicht, mit dem Italien nach Dantes »Commedia«, Petrarcas »Canzoniere«" und Boccaccios »Decameron« dem literarischen Europa noch einmal ein großes Beispiel gegeben hat.

Der bunte Erzählteppich dieser auseinander hervorgehenden Geschichten, mit denen die Willkür eines stets unvorhersehbaren Erzähler-Ich spielt, spiegelt eine neue Erfahrung der Renaissance von der Pluralität und Bodenlosigkeit der Welt, vom Perspektivismus jeder Wahrnehmung und der Aufhebung der Grenzen zwischen Sein und Schein, Ernst und Spiel.



Der »Rasende Roland«, dieser Klassiker einer "progressiven Universalpoesie", war, als das Italienische in Deutschland noch als eine Bildungssprache ersten Ranges galt, dort auch im Original vertraut.


Aber schon 1806 erschien die großartige Übersetzung von Johann Diederich Gries, die 1827/28 in der zweiten Auflage ihre endgültige Form fand und in der der leichtfüßige Duktus des Originals mit den virtuosen Reimen seiner stets pointiert endenden Stanzen in verblüffender Ähnlichkeit nachgebildet ist.


Niemand wütet schöner! Schade, dass keiner mehr Ariosts Meisterwerk kennt! Italo Calvino ist es, der uns ebenso sanft wie entschlossen an die Hand nimmt und durch die Fabelwelt des ›Orlando furioso‹ führt.


Ludovico Ariosts berühmtestes Werk entführt in eine faszinierende Ritterwelt. Auf der vergeblichen Suche nach dem vollkommenen Glück zerstreuen sich die Ritter in alle Winde und erleben in Märchen- und Zauberwelten vielfältige Abenteuer. Frauen, Ritter, Waffen und Amouren treffen in einem Erzähllabyrinth aufeinander, in dem Liebe, Wahnsinn und Tapferkeit eines jeden Handlung und Leben bestimmen.


Weblinks:


Auf dem Flügelpferd durchs Reich der Lüfte - FAZ - www.faz.net



Rasender Roland: Nacherzählt von Italo Calvino
Rasender Roland: Nacherzählt von Italo Calvino
von Ludovico Ariost

»Vor dem Sturm« von Jesmyn Ward

Vor dem Sturm
Vor dem Sturm

Jesmyn Ward, geb. 1977, wuchs in der Stadt DeLisle in Mississippi auf. Nach einem Literatur-Studium in Michigan war sie Stipendiatin in Stanford und Writer in Residence an der »University of Mississippi«. Sie lehrt derzeit Englische Literatur an der »Tulane University« in New Orleans. Ihr erster Roman »Vor dem Sturm«, eine literarische Verarbeiung des Wirbelsturms "Katrina", wurde mit dem »National Book Award« ausgezeichnet.

Jesmyn Ward

Ein Hurrikan braut sich über dem Mississippi-Delta zusammen. Esch und ihre drei Brüder sind Halbwaisen. Sie wohnen in einer Hütte am Rande des Waldes und kämpfen gemeinsam ums Überleben: Mit kleinen Diebstählen halten sie die Familie über Wasser. Als Esch merkt, dass sie schwanger ist, weiß sie nicht, wem sie sich anvertrauen kann.

Unterdessen wird das Wetter drückender und drückender, ein Sturm zieht auf. Trotz aller Widrigkeiten stehen die vier Geschwister unverbrüchlich zueinander. Nach dem dramatischen Unwetter sammelt die Familie ihre Kräfte, um einem neuen Tag ins Gesicht zu sehen. Es ist der Tag nach dem Wirbelstrum "Katrina".

Vor dem Sturm
Vor dem Sturm

Das Buch der Südstaaten-Autorin ist tief berührend. Es schildert das Leben einer Familie, wie sie in der Gegend von Louisiana häufiger vorkommt, aber von der man als Tourist normalerweise nichts wahrnimmt. Die Famiie ist sehr arm und kommt gerade so durch, bis der Sturm naht. Jetzt zeigt sich, wie stark der Zusammenhalt ist und wie der Kampf um das Überleben gemeistert wird.

Der Schreibstil der Autorin ist ungemein fesselnd. Schnörkellos, tiefgründig, direkt und sprachlich unglaublich gut an die Situationen angepasst. Sie erzählt die Geschichte aus Sicht der jungen Esch in der Ich-Perspektive und lässt somit einen wunderbaren tiefen Blick auf das Innerste ihrer Protagonistin zu. Sie erzählt aus dem schwierigen Leben in einem sehr armen Viertel im Süden der USA, in dem die Bevölkerung hauptsächlich Schwarz isz und konzentriert sich dort bewusst auf die Familie von Esch und deren Freunde bzw. Umfeld.

Die Autorin behandelt in der Südstaaten-Prosa die ganze Thematik unglaublich behutsam und doch sehr direkt und scheut sich auch nicht, dabei politisch aufzutreten und ihre Leser auf diverse Missstände hinzuweisen. Sie öffnet einen tiefen Blick auf die arme Seite der USA, die zwar zum Teil bekannt ist, aber den Leser doch wieder erschüttert zurücklässt. Der angekündigte Sturm, der drohende Hurricane, wird von der Familie anfänglich ignoriert. Nur Eschs Vater nimmt die Lage ernst, doch sein Hang zum Alkohol raubt ihm die Energie, sich ernsthafter darauf vorzubereiten. So fährt er seine Kinder herrisch an, das Haus zu sichern, Vorräte herbei zu schaffen und Wasser zu bunkern.

Doch noch herrscht die große "Ruhe vor dem Sturm". Die Kinder hängen ihren eigenen Sorgen und Bedürfnissen nach. Da sie ihre Mutter früh verloren haben, müssen sie sowieso schon viele Aufgaben erledigen und Verantwortung übernehmen für Dinge, für die sie eigentlich noch zu jung sind. Esch muss sich um ihren jüngsten Bruder Junior kümmern, Skeetah versorgt seine Pitbull-Hündin China, die Nachwuchs bekommt und Randall trainiert verbissen für seine Basketball-Karriere.

Esch führt heftigste innere Kämpfe mit sich durch. Beobachtet sie doch an einem Tag noch die Hündin China bei der Geburt ihrer Welpen, muss sie am nächsten Tag feststellen, dass sie selbst Schwanger ist! Eine Achterbahn der Gefühle macht sich breit - in ihr brodelt quasi ein eigener Sturm, braut sich ein eigener Gefühls-Hurricane zusammen.

Jeder der Kinder hat so seinen eigenen persönlichen Sturm zu bewältigen. Ihre Charaktere sind dabei sehr tiefgründig und facettenreich gezeichnet.

Kleine typische Dramen des Erwachsenwerdens spielen sich ab. Die junge unerwiderte Verliebtheit von Esch in Manny, der vermeintliche Vater ihres ungeborenen Kindes. Dieser distanziert sich sofort von ihr, als er von ihrer Schwangerschaft erfährt und kehrt zu seinem Mädchen zurück.


Literatur [ >> ]:

Vor dem Sturm
Vor dem Sturm
von Jesmyn Ward

»Alexis Sorbas« von Nikos Kazantzakis

Nikos Kazantzakis

»Alexis Sorbas« ist der 1946 entstandene, bekannteste Roman des griechischen Schriftstellers Nikos Kazantzakis. Der nach dem Zweiten Weltkrieg erschienene, auf autobiografischen Ereignissen basierende Roman Alexis Sorbas gehört zu den wichtigsten Werken von Nikos Kasantsakis und ist eine Zusammenfassung der philosophischen Überlegungen des Autors. Die auf dem Romanbasierende Verfilmung »Zorba the Greek« von Michael Cacoyannis aus dem Jahr 1964 wurde mit drei Oscars ausgezeichnet.

»Alexis Sorbas« ist zugleich ein philosophischer, ein Entwicklungs- und ein Schelmenroman. Im Zentrum steht die Geschichte der Freundschaft zwischen dem Ich-Erzähler und Alexis Sorbas, zwischen einem von Selbstzweifeln geplagten, intellektuellen Verstandesmenschen und einem Lebenskünstler, der seinen Gefühlen und Instinkten vertraut und in völligem Einklang mit sich und der Welt lebt.


Die Handlung dreht sich um eine Kohlemine auf Kreta, um Freundschaft, Liebe, Selbstmord und Lynchjustiz. Sorbas' Lebensmotto „Das Leben lieben und den Tod nicht fürchten“ ist das Leitmotiv des Romans.

Der Autor entwickelt darin seine Philosophie, nach der wahre Freiheit darin besteht, das Leben mit allen Freuden und Katastrophen zu nehmen, wie es ist, zu kämpfen, auch wenn eine Niederlage droht, und das Beste aus jeder Situation zu machen. Dem wird gegenübergestellt die von Aberglaube und traditioneller Frauenverachtung bestimmte dörfliche Mentalität als Beispiel für seelische Unfreiheit und Entfremdung.

"Laß den Menschen nicht zuviel Freiheit, sag‘ ihnen nicht, daß wir alle gleich sind, daß wir alle gleiche Rechte haben, denn sie werden sofort dein Recht mit Füßen treten, sie reißen dir dein Brot vom Munde fort und lassen dich elend krepieren."

Alexis Sorbas

Der Erzähler, ein in England lebender Schriftsteller, erbt an einer Felsenküste Kretas ein Kohlebergwerk. Fest entschlossen, dieses als vermeintlicher Unternehmer zu leiten, bricht er nach Griechenland auf. Dort lernt er den einfachen, vor Lebensfreude sprudelnden Arbeiter und Abenteurer Alexis Sorbas kennen. Von dessen einfachem Wesen schnell eingenommen, bietet der Erzähler Sorbas die Stelle eines Vorarbeiters in dem Bergwerk an. Zwischen Sorbas und seinem Vorgesetzten entwickelt sich eine außergewöhnliche und enge Freundschaft.

Der von ungelösten philosophischen Fragen bedrängte Intellektuelle, der sich von der indischen Philosophie, insbesondere von Buddha, Erlösung erhoffte, findet in der Lebenshaltung Sorbas’ die ersehnten Antworten.

"Wir tranken und machten reinen Tisch.
Die Welt wog leichter, das Meer lachte, die Erde bewegte sich wie das Verdeck eines Schiffes,
zwei Möwen stolzieren auf den Kieseln und unterhielten sich wie Menschen. Ich erhob mich.
Komm Sorbas , lehre mich Tanzen. Begeistert sprang er auf, sein Gesicht strahlte.
Tanzen, Chef? Tanzen? Dann komm!"


Alexis Sorbas


Literatur:

Alexis Sorbas
Alexis Sorbas
von Nikos Kazantzakis

Samstag, 15. August 2015

William Shakespeare und seine Komödien

Für das Monströse, Ungeheure, empfand William Shakespeare Sympathie, für das Sentimentale hatte er dagegen nur eines übrig: Galle. Die tiefsten Abgründe in seinem Werk öffnen sich daher nicht in den sturmumtosten Tragödien, sondern unvermutet in der lauen Sommerluft seiner Komödien.

Allen voran in seiner Komödie »Ein Sommernachtstraum«, ein Klassiker, ca. 1596 entstanden, seitdem so millionenfach aufgeführt, dass mittlerweile eigentlich der letzte Tropfen Lieblichkeit aus ihm herausgewrungen sein müsste, wäre da nicht der Zauber.

»Ein Sommernachtstraum« zeigt William Shakespeare von seiner heiteren komödiantischen Seite und schrieb zur Unterhaltung des elisabethanischen Publikums eine recht verwickelte Komödie über einen inszenierten Liebeskrach.

Es ist ein poetisches, mal zärtliches, mal derbes, sehr komisches, absurdes und manchmal auch nachdenkliches Verwirrspiel über Sein und Schein, Wirklichkeit und Traum, das Shakespeare da anzettelt.

Natürlich geht es in der Komöide um Liebe. Ganz ohne literarische Vorlage, nur von Ovid und Chaucer inspiriert, spinnt Shakespeare ein vierfach ineinander verwobenes Beziehungsgeflecht: Theseus, Herzog von Athen, heiratet in Bälde Hippolyta, Königin der Amazonen.


Da erscheinen vor ihm Hermia, Tochter des Egeus, und Demetrius, die nach dem Willen des Vaters ebenfalls heiraten sollen, aber nicht wollen. Zumindest Hermia will nicht – denn sie liebt Lysander, und dieser liebt sie. Demetrius dagegen wird von Helena geliebt, von der er seinerseits aus Liebe zu Hermia nichts wissen will. Derweil liegt in den Wäldern vor Athen ein viertes Paar im schönsten Ehekrach: Oberon, König der Elfen, zankt mit Titania, Königin der Feen.

Der »Sommernachtstraum«, eine heitere Komödie über die Nacht- und Schattenseiten des allgemeinen Liebestaumels, ist ein heiteres Bühnenstück, das viel Amüsement verspricht und den Zuschauer auf das Beste zu unterhalten vermag.

Es ist eine Komödie voller Magie mit den Zutaten Rausch, Poesie, Märchenspuk, Liebesverstrickungen, Romantik und Witz geistern durch das Stück - eine Komödie reich an Komödianten. Alle irren durch eine düstere, enge Welt aus Humus und dichtem Laubwerk, in der manchmal das grelle Bühnenlicht der Erkenntnis blendet, aber meistens die Melancholie regiert.

Shakespeares Komödie »Ein Sommernachtstraum« ist eine Entführung in eine Traumwelt. Es entsteht eine verzauberte Atmosphäre in der Komödie des englischen Dramatikers.

Shakespeares Komödie »Ein Sommernachtstraum« ist eine hinreißende und zauberhafte Komödie über die Verwirrungen der Liebe und eine recht turbulente und verstrickte Komödie, die in eine Traumwelt entführt.

Der »Sommernachtstraum« von William Shakespeare ist eine schwer zu durchschauende eine turbulente Komödie über die Liebe und ihre Irrungen und Wirrungen im Elfenwald, welche Shakespeare durch zahlreiche Verwicklungen geschickt zu steigern weiß. Ein »Sommernachtstraum« handelt davon dass ein Liebestrank in die Augen der Feenkönigin geträufelt wird und diese sich nun in den Esel verliebt.

Romantik, Witz und Poesie, Rausch und Entgrenzung, Märchenspuk, Rüpelposse und Liebesdrama - Shakespeare zieht in seinem Sommernachtstraum alle Register, um die Nacht- und Schattenseiten des allgemeinen Liebestaumels zu erhellen.

Die Komödie ist wohl das heiterste Stück, das Shakespeare überhaupt geschrieben hat. Shakespeare nimmt mit auf eine Reise durch die fantastische Welt der Elfen, Illusionen und Sinnesfreuden.

Shakespeare verwebt unterschiedliche Personenkreise überaus kunstvoll miteinander. Knüpft hier eine Verbindung zwischen zwei Liebenden, knotet dort eine Verwirrung in die Beziehung und löst am Ende alle verworrenen Fäden mit genialem Geschick zum Wohlgefallen aller wieder auf.

Shakespeare hat den eher nordischen Stoff nach Athen und einen nahegelegenen Zauberwald verlegt und damit Mut beweisen. Der Mut hat sich gelohnt, denn seine Komödie ist eine der meistgespieltesten auf den Bühnen der Welt.

Über 400 Jahre ist dieser Traum um verwirrte Liebende alt, und doch hat er nichts von seiner strahlenden Schönheit eingebüßt. Auch heute erfreut Puck, der Kobold, uns mit seinem Schabernack, läßt uns die anrührende Unbeholfenheit der Handwerker herzlich lachen, bangen wir mit den Liebenden, daß sich die richtigen Paare zusammenfinden mögen.

Ein beindruckendes Stück, dass wirklich zum Schmunzeln ist. Auch wenn einem die Paare oder eben Nichtpaare etwas leid tun. Shakespeare hat mal wieder gezeigt, was er alles kann. Dieses untypische Werk von William Shakespeare vermag den Zuschauer gleichsam wie den Leser zu verzaubern.

Diese zauberhafte Komödie gehört zum Kanon bedeutender Klassiker und großer Weltliteratur gehört unbestritten William Shakespeares berühmtes und mit meistgespieltes Komödie »Ein Sommernachtstraum« oder »Ein Mittsommernachtstraum« (»A Midsummer Night's Dream)«, eine Komödie in Athen um eine Herrscherhochzeit, aristokratische Liebeswirren, Intrigen und die Feenwelt.

»Wer die Nachtigall stört« von Harper Lee

Harper Lee

»Wer die Nachtigall stört« (»To Kill a Mockingbird«)ist ein 1960 erschienener Roman der 1926 in Monroeville, Alabama,geborenen amerkanischen Schriftstellerin Harper Lee. Das Südstaatenepos ist ein packender Roman über Unrecht und Gerechtigkeit, über Rassismus und Fremdheit und ein flammendes Plädoyer für die Gleichheit aller Menschen. Harper Lee beschwört darin den Zauber und die versponnene Poesie einer Kindheit tief im Süden der Vereinigten Staaten in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts.







Die Geschwister Scout und Jem Finch wachsen in einer äußerlich idyllischen Welt heran, erzogen von ihrem Vater Atticus, einem menschenfreundlichen Anwalt. Auf den weiten Rasenflächen des fiktiven Örtchens Maycomb, Alabama, auf denen weiße Villen und tropische Bäume stehen, erfahren sie die Freuden und Geheimnisse des Heranwachsens. Doch durch die alte Gesellschaft des Südens ziehen sich tiefe Risse: zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Arm und Reich.

Wer die Nachtigall stört
Wer die Nachtigall stört




Als Scouts Vater, der Anwalt, die Verteidigung eines schwarzen Landarbeiters übernimmt, der angeblich ein weißes Mädchen vergewaltigt hat, erfährt die Achtjährige staunend, dass die Welt viel komplizierter ist, als sie angenommen hat. Tapfer versucht sie, die demokratischen Gerechtigkeitsideale ihres Vaters gegen alle Anfechtungen hochzuhalten, und gerät selbst in Gefahr.

Für den 1960 veröffentlichten Debütroman und ihr bisher einziges Buch »Wer die Nachtigall stört« erhielt sie mehrere Preise, u.a. den »Pulitzer-Preis«. Der Roman zählt zu den bedeutendsten amerikanischen Romanen des 20. Jahrhunderts, wurde in 40 Sprachen übersetzt und hat sich international rund 40 Millionen Mal verkauft.

Nun ist der moderne Klassiker in einer Neuauflage erschienen. 1960 in den USA publiziert, wurde »Wer die Nachtigall stört« schnell ein Welterfolg und eroberte die Herzen von Generationen von Lesern im Sturm.

Weblink:

Wer die Nachtigall stört
Wer die Nachtigall stört
von Harper Lee


»Buddenbrooks« von Thomas Mann

Buddenbrooks
Buddenbrooks

Die »Buddenbrooks« von Thomas Mann ist eine Geschichte von vier Generationen einer Lübecker Kaufmannsfamilie, deren Aufstieg und Niedergang sich zwischen den 30er und den späten 70er Jahren des 19. Jahrhunderts zuträgt.

Bereits der Untertitel »Verfall einer Familie« macht deutlich: Es handelt sich um die Verfallsgeschichte einer Familie - der Buddenbrooks. Der Roman zeigt die Mechanismen des Aufstiegs und Untergangs dieser Familie. Es ist die Geschichte einer Familie und gleichzeitig die Rekonstruktion des Auftauchens und des Verschwindens bürgerlicher Werte.

Der Autor erzählt vor der Kulisse Lübecks nur wenig verschlüsselt die Geschichte seiner eigenen Familie und ihrer Stellung in der Vaterstadt Lübeck, soweit er sie nachvollziehen, in Einzelheiten überblicken konnte, ja sogar noch miterlebt hat. Verwandte, Honoratioren und markante Persönlichkeiten seiner Jugend werden integriert.


Die »Buddenbrooks« ist der erste Roman von Thomas Mann, an dem der damals 22-Jährige vier Jahre schrieb und 28 Jahre später den Nobelpreis für Literatur erhielt. Der Romancier zeichnet in seinem gewaltigen Zeitgemälde des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der Kulisse seiner Heimatstadt Lübeck ein Bild seiner Zeit und Gesellschaft.

Im Hintergrund spiegelt der Roman Aspekte der deutschen Geschichte wieder, vor allem fängt er den Zeitgeist ein zwischen 1835 und 1877 in einer “mittelgroßen Handelsstadt” an der Ostsee aus großbürgerlicher Sicht.

28 Jahre nach Veröffentlichung der »Buddenbrooks« im Jahr 1901 im S. Fischer Verlag, erhielt Thomas Mann im Jahr 1929 den Literaturnobelpreis ausdrücklich für diesen Roman.

Literatur:

Buddenbrooks
Buddenbrooks
von Thomas Mann


Rezension:

Buddenbrooks Rezension
Buddenbrooks Rezension
von Joachim Weiser

»Der böse Geist Lumpazivagabundus« von Johann Nestroy

Johann Nestroys Zauberposse »Der böse Geist Lumpazivagabundus« erzählt von den Fährnissen dreier bettelarmer Handwerksburschen, die vom Schicksal auf die Probe gestellt werden. Ihr Anspruch auf ein bisschen Glück und Auskommen wird zum Wetteinsatz zänkischer Feen.

Im Zauberreich geht eine Seuche um: die Verschwendungssucht. Die Söhne des Landes sind vom bösen Geist Lumpazivagabundus befallen und verjubeln zügellos das väterliche Erbe. Um sie zu bekehren, bietet der Feenkönig ihnen ein letztes Mal Kredit an.

Lumpazivagabundus lacht ihn aus: "Reich will er sie wieder machen, da werden grad noch ärgere Lumpen draus." Denn Geld und Glück allein schaffen noch keine Sittlichkeit, solange keine wahre Liebe dabei ist. Eine Kränkung, die die Schicksalsgöttin Fortuna nicht auf sich sitzen lassen kann.

Sie schließt mit der Liebesgöttin Amorosa eine Wette ab, die zeigen soll, welche von ihnen die Mächtigere ist. Und hier kommen die eigentlichen Helden ins Spiel: Zwirn, Leim und Knieriem. In der Lotterie gewinnen sie mit einem gemeinsam finanzierten Los 100.000 Taler. Und nun gilt Fortunas Wette.

Nestroy spielte sein erfolgreichstesas Stück seit der Uraufführung 1833 bis zu seinem Rückzug von der Bühne 1862, und feierte mit der Darstellung des trunksüchtigen Schustergesellen Knieriem große Erfolge.

Mittwoch, 12. August 2015

Thomas Mann 60. Todestag


Thomas Mann


Thomas Mann starb vor 60 Jahren am 12. August 1955 in seiner Wahlheimat Zürich. Thomas Mann gilt als einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er zählt zu den grossen epischen Erzählern.

Thomas Mann entstammte der angesehenen Lübecker Patrizier- und Kaufmannsfamilie Mann. Sein älterer Bruder Heinrich und vier seiner sechs Kinder, Erika, Klaus, Golo und Monika, waren ebenfalls Schriftsteller.

Charakteristisch für Mann ist seine hohe Sprachkunst und seine sorgsame und ironische Darstellung der Charaktere.


Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Die Buddenbrooks«, der Roman »Der Zauberberg«, der Roman »Doktor Faustus« und die Novelle »Tod in Venedig«.

Thomas Manns herausragende Stellung im Literaturbetrieb resultiert daraus, dass er seine Romane zu Sittengemälden ihrer Epoche sowie zu Kultur- und Zeitanalysen erhob. Sie waren auch Zeitdiagnosen und Spiegelbilder ihrer Zeit.

Schon in seinem ersten Roman »Die Buddenbrooks« (1901) zeichnet das Sittenbild einer großbürgerlichen Familie im Niedergang. Hier kündigt sich bereits das Thema seines Gesamtwerkes an. Die Gegensätze Bürger und Kunst sowie Leben und Geist werden später immer neu literarisch abgewandelt.

Sein Bekenntnis lautet: "Phantasie haben, heisst nicht, sich etwas ausdenken, es heisst, sich aus den Dingen etwas machen."

Bekannt wurde Thomas Mann auch für seine umfangreichen Tagebücher, die ein Spiegelbild und Dokument seiner Zeit darstellen. Thomas Mann gilt auch als bedeutender Kultur-kritiker.

Der Gross- und Weltbürger Thomas Mann verstand sich als Repräsentant der deutschen Kultur und zunehmend auch der Politik. Repräsentanz war sein Markenzeichen und sein Erfolgsrezept und die Zeit nahm es ihm ab.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg erklärte er sich zum Sprecher des Deutschen und der Deutschen. Und das hieß: der deutschen Kultur, deutschen Seele, des deutschen Wesens, der deutschen Dichtung - alles gerichtet gegen das Französische, Zivilisation, gegen Politik. Deutsche Tiefe wurde gegen französische Oberflächkeit mobilisiert.

Thomas Manns konservative Grundhaltung im Ersten Weltkrieg blieb umstritten, später verteidigte er entschieden die Weimarer Republik. In der Zeit des Ersten Weltkrieges war er reaktionär, danach wandelte er sich zum Demokraten. Ein Konservativer blieb er immer.

1924 entstand sein zweites zentrales Werk »Der Zauberberg«. Sein Roman »Der Zauberberg«, der auf einem 2-wöchigem Aufenthalt im Kurort Davos basiert, war kein Roman über das abseitigen Leben ein paar Dutzend Lungenkranker, es war der europäische Roman zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges - ein Roman im Horizont der politischen Ereignisse.

Thomas Mann hat ein reiches literarisches Erbe hinterlassen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Die Buddenbrooks«, »Der Zauberberg«, »Tod in Wenedig«, »Tonio Krüger«, »Mario und der Zauberer«. Das Leben und Werk Thomas Manns war schon zu seinen Lebzeiten umstritten und blieb es über seinen Tod hinaus.

1929 erhielt er für das Werk »Buddenbrooks«, das ursprünglich als Zusammenarbeit mit seinem Bruder geplant war, den Nobelpreis für Literatur.

1933 emigrierte er zunächst in die Schweiz nach Zürich und 1938 dann in die USA. In dieser Zeit trat neben dem gewaltigen Werk Thomas Mann als Repräsentant des "anderen Deutschland" hervor, das er als Emigrant während des Dritten Reiches vertrat. In Deutschlands schwierigen Jahren wurde er für Europa zum Symbol dessen, was deutsche Kultur bedeutete.

1940 zogen Thomas und Katia Mann an die kalifornische Küste. In Pacific Palisades residierte der Dichter bis 1952 als Weltbürger und Mittelpunkt der deutschen Emigranten.

Bei ihm liefen alle Fäden der Emigranten zusammen. Hier wurde er zum Kristallisationspunkt der deutschen Exil-Literatur.

In der Emigration entstanden Werke, in denen er sich mit Goethe und der deutschen Tradition auseinandersetzte: »Lotte in Weimar« (1939) und »Doktor Faustus« (1947).

Bedeutende Vertreter des modernen Romans sind neben Thomas Mann unter anderem Max Frisch, Heinrich Mann, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Frank Wedekind, Hugo von Hofmannsthal, Robert Musil, Virginia Woolf, Alfred Döblin und Marcel Proust.

Thomas Mann schrieb im Jahr 1945 über den Hang zur Selbstkritik, er sei "kerndeutsch". Und "ewig unbegreiflich wird bleiben, wie ein so zur Selbsterkenntnis angelegtes Volk zugleich den Gedanken der Weltherrschaft fassen konnte. Zur Weltherrschaft gehört vor allem Naivität, eine glückliche Beschränktheit".

1952 kehrte Thomas Mann nach Europa zurück. Er lebte fortan in der Schweiz in Kilchberg bei Zürich und vollendete den »Felix Krull« (1954). Sein letztes Werk vor seinem Tod war ein Essay, der im Jahr 2005 aktuell war: der »Versuch über Schiller«.


Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck als Sohn einer eingessenen Kaufmannsfamilie geboren.


Weblinks:

Thomas Mann-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Thomas Mann-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Literatur:

Buddenbrooks
Buddenbrooks
von Thomas Mann


Buddenbrooks Rezension
von Joachim Weiser

Samstag, 1. August 2015

»Sommergäste in Trouville« von Undine Gruenter

Sommergäste in Trouville


Sommergäste in Trouville

Trouville ist ein beliebtes Seebad an der französischen Atlantikküste. »Sommergäste in Trouville« ist ein stimmungsvoller Erzählband mit 15 Kurzgeschichten der im Jahr 2002 verstorbenen Schriftstellerin Undine Gruenter. Der Erzählband »Sommergäste in Trouville« ist postum erschienen, ist also sozusagen ein poetisches Vermächtnis der Undine Gruenter.

»Sommergäste in Trouville« erzählt von sommerlichen Stimmungen in einem Seebad an der Atlantikküste. Eine handvoll Sommerstimmungen kreiert Undine Gruenter mit ihren Kurzgeschichten »Sommergäste in Trouville«. Es sind wie Erzählungen wie aus vergangenen Zeiten. Fin de Siècle des ausgehenden 20. Jahrhunderts, die Morbidität Frankreichs, der Scheinreichen und der wirklich Reichen, Dekadenz, die Melancholie des verblassenden Blaus in den adligen Adern, Sehnsüchte, Traurigkeit.
Gruenter betont die für einige Augenblicke im Sommerdomizil wiedergefundene Langsamkeit und Ursprünglichkeit, vermittelt gleichzeitig jedoch die Unmöglichkeit, in den heutigen Zeiten ein solches Leben außerhalb der Ferien fortzusetzen zu können.

Leicht lassen sich diese 15 Kurzgeschichten lesen, denen nur der Ort und die Grundstimmung gemeinsam ist. Nachdenken muss man manchmal über die mögliche Zweideutigkeit der Situationen. Eine Vielzahl wunderschöner Wörter und Umschreibungen werden verwendet. Edle Speisen, Bekleidung und Wohnausstattung wie auch Baustile werden mit französischem Fachvokabular erklärt, dessen Kenntnis die Geschichten sicher noch interessanter machen würde. Ein Wörterbuch auf den Knien verscheucht andererseits jedoch die gewobenen Stimmungen!

Seltsame und faszinierende Menschen am Strand, in den Hotels und auf den Promenaden: die Achtzigjährige, die seit Jahr und Tag ans Meer fährt und bereits vom ewig gleichen Taxifahrer erwartet wird, Künstler, Geschäftsleute und Müßiggänger. Mit großer atmosphärischer Dichte und sprachlicher Finesse lässt Undine Gruenter eine Welt entstehen, die von großer Wirklichkeit ist und zugleich immer wirkt wie ein Traum aus einer anderen Zeit.

Die turbulente Hochsaison ist vorbei. Jetzt kommen die Dauergäste wie die Achtzigjährige, die seit Jahr und Tag vom gleichen Taxifahrer erwartet wird. Jetzt kommt das junge Mädchen, das in der schattigen Ferienvilla die eigene Sexualität erkundet. Oder der Schriftsteller, der auf der Suche nach einem Feriendomizil die Gassen des Badeorts durchstreift und dabei plötzlich ein Kind in einem Zimmer entdeckt, das mit einem weißen, apathischen Gesicht auf eine erleuchtete Weltkugel starrt.

Vergangenes scheint im Gegenwärtigen auf in den wunderbaren, zarten und leichten Arrangements, die Undine Gruenter für ihre Erzählungen entwirft. Mehr als Personen werden in ihnen Stimmungen lebendig. Und über allem liegt ein Hauch Melancholie.

Dieser Art sind die Erzählungen der Undine Gruenter in dem Erzählband. Und sie sind unvergleichlich schön, von großer poetischer Kraft und Dichte, voller sprachlicher Finesse. In ihnen steht die Zeit still. Es sind elegische Idyllen, Skizzen und Traumbilder über Leben und Liebe, Mann und Frau. Es sind gleichermaßen "offene Kunstwerke", Geschichten ohne Ende.

Vor allem gelingt es Undine Gruenter - hier erweist sich die Dichterin als gelehrige Schülerin von Proust und Flaubert - , Atmosphäre zu vermitteln: von der Tristesse des verlassenen Ortes, von Interieurs, Villen und Hotels und von Seelenlandschaften. So sind »Sommergäste in Trouville« Erzählungen wie aus vergangenen Zeiten und gleichzeitig moderne Geschichten von den existenziellen Befindlichkeiten des Menschen.

Literatur:

Sommergäste in Trouville


Sommergäste in Trouville von Undine Gruenter"