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Samstag, 25. Februar 2023

»Schnee« von Orhan Pamuk

Schnee
Schnee



Der Roman »Schnee« ist 2002 unter dem Titel Kar im Original auf türkisch und 2005 in der Übersetzung von Christoph K. Neumann auf deutsch im Carl Hanser Verlag erschienen. Er beschreibt auf satirische Weise die Zustände und die verschiedenen Akteure in einer türkisch-kurdischen Provinzstadt, die wie ein Art Mikrokosmos für die Türkei insgesamt steht.

»Schnee« von Orhan Pamuk ist ein 2005 erschienener Roman, der am östlichen Rand der Türkei an der Schwelle zwischen Orient und Okzident zu Beginn der neunziger Jahre spielt. Dieser Roman ist sein erstes, offen politisches Buch, aber die Art und Weise, wie es mit seinem Figuren umgeht, teilt dieses mit seinen früheren Büchern.

Erzählt wird die Geschichte von Kedrim Alakrusoglu, im Buch „Ka" genannt. Er ist ein launischer, unglücklicher, aber halbwegs aufrechter Mensch in den Vierzigern, der sein Leben lang versucht hat, im Rahmen des europäisch definierten Individualismus glücklich zu werden.

Dieser politische Roman erzählt von einem ehemals linken Intellektuellen, der nach langem Exil in Frankfurt zum ersten Mal wieder in die Türkei kommt, um an der Beerdigung seiner Mutter teilzunehmen. Zuerst reist er nach Istanbul, in die Stadt, aus der er eigentlich stammt, die er aber, als Sozialist ohne rechten Willen und nur vage von der Polizei verfolgt, nach dem Militärputsch von 1980 verlassen hatte.

Doch die große Stadt am Bosporus kann ihn nicht festhalten. Er fährt weit, die Berge hinauf, bis nach Kars, bis zur letzten türkischen Stadt vor dem Niemandsland, der hoch gelegenen Steppe, die einst die Grenze zwischen dem osmanischen und dem russischen Imperium war und in deren Leere sich nun nur noch die Ruinen ehemals armenischer Städte befinden.

Nachdem er zwölf Jahre lang als politischer Asylant in Deutschland gelebt hat, verschlägt es ihn für eine Istanbuler Zeitung in die osttürkische Provinzstadt Kars, einem Ort an der Grenze der Zeiten und Kulturen, in dem Regionalwahlen bevorstehen und eine Reihe rätselhafter Selbstmorde junger Frauen für Aufsehen sorgt.

Es ist Winter, und als Ka in Kars mit dem Zug eintrifft, empfängt ihn ein schier endloser Schneefall, der bis zum Ende des Buches nicht mehr aufhören soll. Aber es schneit nicht nur in Kars - es gärt auch in der Stadt: revolutionäre Kurden, islamitische Gruppen, Koranschüler, kemalistische Traditionalisten und der türkische Geheimdienst stehen sich unversöhnlich gegenüber und planen die gegenseitige Vernichtung.

Jüngster Stein des Anstoßes ist der Kampf der „Turban-Mädchen", die sich einer eindeutigen Sure des Koran folgend ( 31. Vers der Sure „Das Licht") weigern, der vom Staat angeordneten Entschleierung auf der Universität Folge zu leisten. Von der extrem intoleranten kemalistischen Obrigkeit in die Enge getrieben, bringt sich die junge Studentin Teslime schließlich um ( S. 143), was den Mord an einem ihrer Lehrer durch einen islamitischen Aktivisten zur Folge hat.

Ka, der bei der Ermordung des Lehrers im Teehaus zufällig anwesend war, gerät in den schnell in den Bannkreis der islamitischen Persönlichkeiten von Kars.

Im Zentrum der Handlung steht der Dichter und Journalisten Ka, der sich in die Provinzstadt Kars begibt, um dort von einer Serie von Selbstmorden unter jungen Frauen zu berichten. Sie brachten sich um, weil sie gezwungen wurden in der Universität das Kopftuch abzulegen.

Insgeheim möchte er aber auch seine ehemalige Freundin aus der Studentenzeit Ipek wiedersehen, die sich inzwischen von ihrem Mann, dem dortigen Polizeipräsidenten und Bürgermeisterkandidat, getrennt hat. Ka beginnt mit der Recherche, indem er mit verschiedenen Akteuren im Ort und den Hinterbliebenen spricht. Der Aufenthalt inspiriert Ka nach einer längeren Schaffenskrise zu neuen Gedichten.

Auch mit Ipek kommt er wieder in Kontakt. Die Spannungen im Ort werden sichtbar, als Ipek und er Zeuge vom Mord am Direktor der Universität werden, an der sich die jungen Frauen wegen des Kopftuchverbots umbrachten. Völlig außer Kontrolle gerät die Theateraufführung einer Schauspieltruppe am selben Abend, der auch Ka beiwohnt.

Literatur:

Schnee
Schnee
von Orhan Pamuk

Tennessee Williams 40. Todestag

Tennesee Williams


Tennessee Williams, eigentlich Thomas Lanier Williams, starb vor 40 Jahren am 25. Februar 1983 in New York. Den prägnanten Spitznamen "Tennessee" erhielt er von College-Freunden an der University of Missouri, weil sein Vater im Bundesstaat Tennessee geboren wurde.

Tennessee Williams gilt als Autor des Südens der USA. Schauplätze seiner Stücke sind New Orleans, das Delta des Mississippi und die Küste des Golfs von Mexiko. Und so diente neben den autobiographischen Bezügen vor allem das Bild der puritanisch-bürgerlichen Südstaatengesellschaft als Vorlage zahlreicher seiner Theaterstücke.

Tennessee Williams, der eine schwierige Kindheit hinter sich hatte, beschrieb in seinen melancholischen Seelenstücken den seelisch-moralischen Verfall Amerikas. Die Figuren in seinen melancholischen Stücken sind am Leben Verzweifelte und Gescheiterte.


Die Katze auf dem heißen Blechdach

Im Jahre 1955 gewann er den Pulitzer-Preis für das Drama »Die Katze auf dem heißen Blechdach« (»Cat on A Hot Tin Roof«) und im Jahre 1948 für »A Streetcar Named Desire«.

Tennessee Williams wurde am 26. März 1911 in Columbus im Bundesstaat Mississippi geboren.

Donnerstag, 23. Februar 2023

Paul Claudel 70. Todestag

Paul Claudel

Paul Claudel starb vor 70 Jahren am 23. Februar 1955 in Paris. Claudel war ein französischer Schriftsteller, Dichter und Diplomat.

Sein bekanntestes und am häufigsten aufgeführtes Stück ist das 1911/12 verfasste, im Mittelalter spielende »Mariä Verkündigung« (»L'Annonce faite à Marie«). Einigermaßen bekannt wurde auch die fast sechs Jahrzehnte (1812 bis 1869) überspannende Trilogie »Die Geisel« (»L'Otage«) 1909, »Das harte Brot« (»Le Pain dur«) 1914 und »Der gedemütigte Vater« (»Le Père humilié«) 1916.

Als sein Hauptwerk gilt jedoch das im spanischen 16. Jahrhundert spielende Stück »Der seidene Schuh« (»Le Soulier de satin«) 1925 - ein immens langes, die Summe von Claudels Denken präsentierendes Drama, das erst 1943 in einer von ihm selbst und dem Regisseur Jean-Louis Barrault stark gerafften Version zur Aufführung kam.

Als Librettist trat Claudel im dramatischen Oratorium »Jeanne d’Arc au bûcher« von Arthur Honegger und mit mehreren Operntexten für Darius Milhaud hervor.

Seine Werke waren beeinflusst von den Arbeiten des Philosophen und Literatur-Nobelpreisträgers Henri Bergson.

Paul Claudel wurde am 6. August 1868 in Villeneuve-sur-Fère in der ländlichen Picardie geboren.

Literatur:

Der seidene Schuh oder: Das Schlimmste trifft nicht immer ein
Der seidene Schuh oder: Das Schlimmste trifft nicht immer ein
von Paul Claudel

Freitag, 17. Februar 2023

Molière 350. Todestag

Moliere


Molière, eigentlich Jean-Baptiste Poquelin, starb vor 350 Jahren im Alter von 50 Jahren am 17. Februar 1673 in Paris. Molière ist sein Künstlername, den der Schauspieler und spätere Autor wohl ab 1643, spätestens jedoch seit Juni 1644 benutzte.

Molière war ein bedeutender französischer Komödiendichter des 17. Jahrhunderts.
Molière gilt als der bedeutendste französische Komödiendichter. Er gilt als einer der
großen Klassiker und machte die Komödie zu einer der Tragödie potenziell gleichwertigen Gattung.

Der Knabe wurde auf das 1618 von den Jesuiten eröffnete Collège de Clermont geschickt, die vornehmste, selbst von königlichen Prinzen besuchte Erziehungsanstalt des Landes. Hier erwarb er sich eine vortreffliche Bildung, studierte später wahrscheinlich Jura, amtierte vielleicht auch kurze Zeit als Advokat und scheint daneben mit Freunden ein wildes Kneipenleben geführt zu haben.

Seine Theaterleidenschaft erwachte früh, und als sich die heftige Neigung zu Madeleine Béjart dazugesellte, einer hübschen Schauspielerin, war sein Entschluss gefasst. Der entrüstete Vater musste es erleben, dass sein Ältester nach kostspieligem Studium 1643 zu den gerade vom guten Bürgerstande verachteten Komödianten abschwenkte.
Aus dem Tapezierersohn Jean-Baptiste Poquelin wurde der Schaupieler „Sieur de Molière“, dessen Name zum erstenmal in einer Urkunde des Jahres 1644 auftaucht.

Nach 13 Wanderjahren, in denen er Menschen aus allen Schichten kennengelernt hatte und sein Handwerk als Schauspieler, Theaterdirektor und schließlich auch Autor von Grund auf gelernt hatte, gastierte Molière 1658 in Rouen, wo er dem berühmten Dramatiker Pierre Corneille begegnete.

Vor allem aber kam er hier in Kontakt mit „Monsieur“, d. h. dem jüngeren Bruder von Ludwig XIV., Herzog Philippe I. d’Orléans. Dieser lud die Truppe an den Hof nach Paris ein, wo Molière die Tragödie »Nicomède« von Corneille und seine eigene Farce Der verliebte Arzt aufführte.

Als "Vergnügnungsdirektor" machte er die verfeinerte höfische Komödie auf Hofe Ludwigs XVI. salonfähig. Der Adel amüsierte sich prächtig über die Schrullen der reichen Bürger in seinen Stücken.

Weniger gut kamen allerdings seine schärfsten Stücke an, die heute die bekanntesten sind, wie »Der Misanthrop« (1666), »Der Geizige« (1667).

Molieres zeitloses Werk ist der Tragik-Komödie gewidmet.

In seinem Werken spiegeln sich Torheiten und Schwächen des menschlichen Charakters, die jeweils zu tragikkomischen Handlungen führen.

In seinen Stücken wird die Komik oft aus dem Charakter der Hauptpersonen entwickelt - wie z.B. in der Komödie »Der Geizige« (1667) oder es werden Zeit-Torheiten verspottet, wie z.B. in der »Bürger als Edelmann« (1670).

Zu seinen weiteren bekannten Werken gehören »Der Misanthrop« (1666) und »Tartuffe« (1669).

Molières »Der Menschenfeind« ist ein Theaterstück dessen tragisch poetische Darstellung eines Misanthropen sich mit der menschlichen Gesellschaft, der Höflichkeit und unseren Umgangsformen beschäftigt.

Dieser Menschenfeind tritt für die totale Ehrlichkeit ein, nämlich jedem zu sagen was man denkt, auch verzichtet er auf jegliche Unehrlichkeit, Heuchelei und Schmeichelei. Sein Tun und wirken mag im einen Moment lächerlich, im anderen wiederum überzeugend und wahr wirken. So läuft es auf das Eine hinaus, nämlich das niemand immer Unrecht und niemand immer Recht haben kann.

Die Komödie »Tartuffe« wurde 1669 uraufgeführt und ist die meistgespielte Komödie aller Zeiten.
Der gleichnamige Held verbirgt hinter der Maske der Frömmigkeit nichts als Heuchelei. Sie überzeugt auch heute noch durch ihren scharfen Witz und ihre beißende Aktualität.

Moliere wurde am 15. Januar 1622 in Paris geboren.

Mittwoch, 15. Februar 2023

»Aufzeichnungen eines Jägers« von Iwan Turgenjew

Aufzeichnungen eines Jägers


»Aufzeichnungen eines Jägers« ist der Titel einer Sammlung von Erzählungen des russischen Schriftstellers Iwan Sergejewitsch Turgenjew. Die Sammlung erschien 1852 in Buchform und verhalf dem Autor zu erster Berühmtheit.

Der russische Schriftsteller Iwan Turgenjew (1818-1883), der zu einem der bedeutendsten Vertreter des russischen Realismus gezählt wird, schenkte in seinem Werk »Aufzeichnungen eines Jägers« der ungerechten Lage einfacher Bauern in der russischen Gesellschaft besondere literarische Aufmerksamkeit.

Seine unkomplizierte und natürliche Beschreibung des einfachen Menschen und der Natur stellte einen ganz neuen Schritt in der russischen Literatur dar. Die Aufzeichnungen handeln nicht etwa direkt von der Jägerei, sondern von russischen Bauern und der russischen Landschaft, die liebevoll und liebenswert dargestellt wurden.

Die Titelfigur ist ein auf der Jagd herumstreifender adeliger Gutsbesitzer. Aus der Sicht dieses fiktiven Ich-Erzählers schildert Turgenjew das russische Land- und Provinzleben. Er verbindet dabei lyrische Naturschilderungen mit der realistischen Darstellung des russischen Landadels und der leibeigenen Bauern.

Obwohl vom Standpunkt eines neutralen Beobachters geschrieben, sind die Erzählungen eine Anklage gegen die Leibeigenschaft, gegen die Unterdrückung der Bauern und die Ausbeutung durch Gutsbesitzer und eigennützige Verwalter.

Literatur:

Aufzeichnungen eines Jägers
Aufzeichnungen eines Jägers
von Iwan Turgenjew

Montag, 13. Februar 2023

Wilhelm Heinrich Wackenroder 225. Todestag

Wilhelm Heinrich Wackenroder

Wilhelm Heinrich Wackenroder starb vor 225 Jahren am 13. Februar 1798 in Berlin. Wilhelm Heinrich Wackenroder war ein deutscher Dichter und Jurist. Er war Mitbegründer der deutschen Romantik, ein Frühromantiker und ein Freund von Ludwig Tieck.

Die beiden Freunde Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder stammten beide aus Berlin, studierten aber in Erlangen.

Während einer gemeinsamen Reise zu Pfingsten 1793, die zu Pferde durch Fränkische Schweiz und nach Bamberg, Nürnberg und Pommersfelden führte, lernte er mit Tieck die Landschaft Frankens und in Nürnberg die Kunstwerke des "deutschen Europäers" Albrecht Dürer kennen, über die er sich begeistert in Briefen äußerte, die bereits Wackenroders Stellung zur Frühromantik erkennen lassen.

Unter solchen Eindrücken entstanden 1795/1796 die "Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders", eine Sammlung kunsttheoretischer Abhandlungen und teils fiktiver Biografien gewoben sind.


von

Friedrich Christian Delius 80.Gebrtstag



Friedrich Christian Delius wurde vor 80 Jahren am 13. Februar 1943 in Rom geboren. Delius ist deutscher Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Der gelernte Lektor schrieb literarische Dokumentationen, Satiren und Gedichte.

Er gehörte der "Gruppe 61" an, einer Vereinigung von Schriftstellern, Kritikern und Journalisten zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt.

Delius' Werke beziehen sich meist auf zeitgeschichtliche Ereignisse, so etwa der Roman "Unsere Siemens-Welt" (1972) und die Moritaten und Reisebilder "Ein Bankier auf der Flucht" (1975) über den Kaufhausunternehmer Horten.

Friedrich Christian Delius starb am 30. Mai 2022 in Berlin.

Sonntag, 12. Februar 2023

Brechts episches Theater


Bertolt Brecht gilt als einflussreicher deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Er hat das epische Theater weiterentwickelt, das den Zuschauer eher zum distanzierten Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Bertolt Brecht hat das epische Theater von seinem Konzept her aufgegriffen und weiterentwickelt.
Der Begriff „episches Theater“ wird heute meist ausschließlich auf die Werke und Inszenierungstechniken Brechts und – mit Abstrichen – Piscators bezogen, obwohl es im 20. Jahrhundert zahlreiche Dramatiker gab, die epische Elemente einsetzten. Brecht hat das Konzept des epischen Theaters stetig weiterentwickelt und den Bedürfnissen seiner Inszenierungspraxis angepasst.

Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.

Brechts episches Theater zielt nicht auf Moral, sondern auf eher auf Erkenntnis. Es ist daher nicht moralisierend, sondern erkenntisfördernd. Das epische Theater soll nach Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.


Brecht wollte ein analytisches Theater, das den Zuschauer eher zum distanzierten Nachdenken und Hinterfragen anregt als zum Mitfühlen. Zu diesem Zweck „verfremdete“ und desillusionierte er das Spiel absichtlich, um es als Schauspiel gegenüber dem wirklichen Leben erkennbar zu machen. Brecht nannte dies den „Verfremdungseffekt“.

Schauspieler sollten analysieren und synthetisieren, das heißt, von außen an eine Rolle herangehen, um dann ganz bewusst so zu handeln, wie es die Figur getan hätte. Diese Neukonzeption des Theaters, ursprünglich „episches Theater“, nannte er später „dialektisches Theater“, da ein Widerspruch zwischen Unterhaltung und Lernen entstehen soll, der die Illusion des „emotionalen Hineingezogenwerdens“ beim Publikum zerstören will.

"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden,
ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt,
sondern danach, ob es sie zu ändern vermag."


Bertolt Brecht

Das epische Theater Brechts und Piscators ist politisch engagiert. Das enge Korsett der traditionellen Dramatik wird gesprengt, weil beide komplexe politische Verhältnisse darstellen wollten. Das epische Theater ist marxistisch orientiert, will gegen Ausbeutung und Krieg wirken, sich einsetzen für eine sozialistische Veränderung der Gesellschaft.


Ausgewählte Werke in sechs Bänden:

„Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden,
dass es nicht nur darauf ankommt,
die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“

Bertolt Brecht



Brecht vertrat die Auffassung der Dialektik vom Menschen als Produkt der Verhältnisse und glaubte an dessen Fähigkeit, diese zu verändern: „Ich wollte auf das Theater den Satz anwenden, dass es nicht nur darauf ankommt, die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“ Damit bezieht er sich auf die zentrale Schlussfolgerung der marxschen „Thesen über Feuerbach“.

Das epische Theater Brechts steht im Gegensatz sowohl zur Lehre Stanislawskis als auch zu der des method acting (methodische Schauspielkunst) von Lee Strasberg, die größtmögliche Realitätsnähe anstrebten und vom Schauspieler verlangten, sich in die Rolle hineinzuversetzen. Die wichtigsten Elemente des Epischen Theaters waren im Werk Brechts jedoch bereits vor dessen Begegnung mit dem Marxismus ausgebildet.


Brecht-Werke:

Ausgewählte Werke in sechs Bänden:
Ausgewählte Werke in sechs Bänden
von Bertolt Brecht


Freitag, 10. Februar 2023

Bertolt Brecht 125. Geburtstag


Bertolt Brecht


Am 10. Februar wäre Bertolt Brecht 125 Jahre alt geworden. Der deutsche Dramatiker, Schriftsteller und Regisseur Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Bertolt Brecht war der einflussreichste deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Brecht war ein Autor mit Weltgeltung - seine Stücke werden bis in die heutige Zeit auf der ganzen Welt gespielt.

Brecht war ostdeutscher Staatsdichter und die westdeutsche Revolutionsikone, politischer Lehrmeister und der philosophischer Skeptiker.

Von 1917 bis 1918 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Naturwissenschaften, Medizin und Literatur. Sein Studium musste er allerdings bereits im Jahr 1918 unterbrechen, da er in einem Augsburger Lazarett als Sanitätssoldat eingesetzt wurde.

Schon als Schüler provozierte der junge Berthold mit seinen Texten, als junger Dramaturg feierte er bei den Münchner Kammerspielen seinen ersten Erfolg mit dem Drama "Trommeln in der Nacht", das ihm den Kleist-Preis einbrachte (1922). Doch den jungen Brecht zog es nach Berlin.

1921 bemerke er lakonisch: "Ich beobachte, daß ich anfange, ein Klassiker zu werden." Doch sein Werk bewahrte ihn vor der "durchschlagenden Wirkungslosigkeit eines Klassikers", wie es Max Frisch einmal ironisch formulierte.



Das epische Theater lag ihm am Herzen, sollte es doch nach Ansicht von Bertolt Brecht gesellschaftliche und politische Veränderungen in Gang setzen. Die Demonstration gesellschaftlicher Widersprüche auf der Bühne soll Zuschauer aktivieren, Kritik am Schicksalsglauben und eine materialistische Haltung vermitteln. Das Theater soll vom Repräsentations- und Unterhaltungsinstrument für die Oberschicht zu einer kritischen Veranstaltung insbesondere für das Proletariat werden.

"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden,
ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt,
sondern danach, ob es sie zu ändern vermag."


Bertolt Brecht

Ausgewählte Werke in sechs Bänden:


Ausgewählte Werke in sechs Bänden

Bertolt Brechts Werke gehören heute zum Kanon der Weltliteratur. Seine »Dreigroschenoper« ist das weltweit wohl populärste deutsche Theaterstück des Zwanzigsten Jahrhunderts. Schon nach seiner Uraufführung im Berlin des Jahres 1928 pfiffen die krisengebeutelten Berliner auf der Straße die Melodien von Kurt Weill, die »Moritat von Mackie Messer« oder das »Lied der Seeräuber Jenny«.

1933 verließ Brecht mit seiner Familie und Freunden Berlin und flüchtete über Prag, Wien und Zürich nach Dänemark, später nach Schweden, Finnland und in die USA. Neben Dramen schrieb Brecht auch Beiträge für mehrere Emigrantenzeitschriften in Prag, Paris und Amsterdam. 1948 kehrte er aus dem Exil nach Berlin zurück, wo er bis zu seinem Tod als Autor und Regisseur tätig war.

Bertolt Brecht starb am 14. August 1956 an den Folgen eines Herzinfarktes und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin begraben.Er fand seine letzte Ruhesstätte auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Blog-Artikel:

Brechts episches Theater - Literatenwelt-Blog - http://literatenwelt.blogspot.de

Brechthaus in Augsburg - Museumswelt-Blog - http://museums-welt.blogspot.de

Bertolt Brecht

Donnerstag, 2. Februar 2023

»Durchbruch bei Stalingrad« von Heinrich Gerlach

Durchbruch bei Stalingrad

< br /> Vor 80 Jahren endete die Schlacht von Stalingrad, die blutigste und längste Schlacht des Zweiten Weltkrieges, bei der eine Armee von ca. 250.000 Mann eingekesselt und vernichtet wurde. Das Ende der Schlacht von Stalingrad gilt als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. In der Schlacht von Stalingrad kamen über 700.000 Menschen ums Leben, die meisten davon Soldaten der Roten Armee. Von den rund 110.000 Soldaten der Wehrmacht und verbündeter Truppen, die in Gefangenschaft gerieten, kehrten nur rund 6.000 in die Heimat zurück. An den Sieg der Roten Armee vor 75 Jahren hat Russland im heutigen Wolgograd mit einer Militärparade erinnert.

Heinrich Gerlach (1908‒1991) war während des Zweiten Weltkriegs als Offizier in Stalingrad. Nach seiner Gefangennahme wurde er Mitglied des Bundes Deutscher Offiziere und des Nationalkomitees Freies Deutschland. 1950 kam er nach Deutschland zurück und war als Gymnasiallehrer in Norddeutschland tätig.


»Durchbruch bei Stalingrad« von Heinrich Gerlach ist ein Roman, der unmittelbar nach der Schlacht um Stalingrad im sowjetischen Kriegsgefangenenlager geschrieben wurde. Er wurde durch verschiedene Arbeitslager gerettet, bevor der russische Geheimdienst ihn letztlich doch konfiszierte. Jetzt liegt er in der Urfassung vor. ›Durchbruch bei Stalingrad‹ erzählt von den Grauen der Ostfront, der Sinnlosigkeit des Krieges, vor allem aber vollkommen ungeschminkt von der seelischen Wandlung eines deutschen Soldaten unter dem Eindruck des Erlebten.


Auf beeindruckende Weise zeigt der Autor, wie die grenzenlose Autorität Hitlers und der buchstäbliche Kadavergehorsam der Militärs dazu führen konnten, dass 250.000 Männer im Winter 1942/43 durch die Hölle gehen mussten.


Stalingrad ist zum Synonym geworden für ein sinnloses Opfer in einer verlorenen Schlacht. Die Schicksale der Soldaten und Offiziere in der Schlacht um Stalingrad wurde authentisch beschrieben, das sinnlose Opfer der Soldaten wurde schonungslos dargestellt. In schlichten und einfachen Worten erzählt der Autor von den Grausamkeiten und Schrecken der Schlacht - man spürt autobiographische Einflüsse in jeder Szene.


Heute wissen viele Menschen nicht, was Krieg bedeutet, die Soldaten im Kessel von Stalingrad allerdins schon. Der Roman gehört zu den Büchern, welche die Welt bewahren sollte, da hier nicht nur der reine Kampf der Soldaten im Zweiten Weltkrieg beschrieben wird, sondern auch der Alltag dieser wirklichen bemitleidenswerten Menschen, deren Jugend und Leben von einem Tyrannen, der die Weltherrschaft an sich reißen wollte, verraten wurde.

Literatur [ >> ]:

Durchbruch bei Stalingrad
Durchbruch bei Stalingrad
von Carsten Gansel und Heinrich Gerlach


Weblinks:

Wolgograd - Wikipedia.org

Schlacht von Stalingrad - Wikipedia.org


Videos:

Durchbruch bei Stalingrad von Carsten Gansel und Heinrich Gerlach

Militärparade zum Gedenken an Stalingrad

Generäle auf dem Schlachtfeld: "Schlacht um Stalingrad"

Blog-Artikel:

Daniil Granin ist tot - Literatenwelt-Blog - literaten-welt.blogspot.com

»Mein Leutnant« von Daniil Granin


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Mittwoch, 1. Februar 2023

»Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« von Bertolt Brecht

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui


»Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« zeigt den Aufstieg Hitlers zur Macht bis zum Jahre 1938. Die NS-Groß-funktionäre erscheinen als Chicagoer Gangster und reden in den glatten Jamben des deutschen klassischen Dramas. Durch die doppelte Verfremdung werden die Ereignisse jener Jahre erkennbar nicht als schicksalhaftes Verhängnis, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse. Indem er Hitler und seine Kumpane der Lächerlichkeit preisgibt, nimmt Brecht ihnen jenen Zug des Dämonischen, den sie für viele auch heute noch zu besitzen scheinen. Die Parabel stellt klar, daß der Faschismus kein historischer Einzelfall war: Faschismus ist die noch immer mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln.

Bertolt Brecht schrieb das Stück im März 1941 im finnischen Exil in nur drei Wochen nieder. Seine berühmte Parabel auf den Nationalsozialismus persifliert in der Figur des Gangsterbosses Arturo Ui die Person Adolf Hitlers und die Mechanismen seiner Machtergreifung am Beispiel Chicagos. »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui« zeigt den Aufstieg Hitlers zur Macht bis zum Jahre 1938.

Bertolt Brecht schrieb mit dem »Arturo Ui« ein veritables Gangster-Stück und siedelt die Handlung dieses Stücks, das eine Parabel auf den Aufstieg Hitlers ist, in der Chicagoer Unterwelt an. Die Gemüsehändler der Stadt stecken in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der Karfiol-Trust zieht den namhaften und als ehrlich bekannten Bürger Dogsborough in dunkle Geschäfte hinein, um durch seine Fürsprache an städtische Gelder zu kommen.

Arturo Ui

Die Nazi-Größen erscheinen als Chicagoer Gangster und Gauner. Der kleine Gauner Arturo Uí bekommt Wind von dieser Sache und nutzt die Situation, um sich an die Spitze des Karfiol-Trusts zu setzen und von dort aus auch die Gemüsehändler anderer Städte unter seine Knute zu zwingen.

Die Nazis als Gauner reden in den glatten Jamben des deutschen klassischen Dramas. Durch die doppelte Verfremdung werden die Ereignisse jener Jahre erkennbar nicht als schicksalhaftes Verhängnis, sondern als die Konsequenz der herrschenden Verhältnisse.

Indem er Hitler und seine Kumpane der Lächerlichkeit preisgibt, nimmt Brecht ihnen jenen Zug des Dämonischen, den sie für viele auch heute noch zu besitzen scheinen. Die Parabel stellt klar, daß der Faschismus kein historischer Einzelfall war: Faschismus ist die noch immer mögliche Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln.

In den Rezensionen des Stückes findet sich sehr früh der Vergleich zwischen Charlie Chaplins »Der grosse Diktator« und der Figur des einen etwas seltsamen Namen tragenden Arturo Ui. Wohl nicht zu Unrecht, Brecht hatte Chaplin 1941 im Exil kennengelernt.

Ein absoluter Klassiker, der momentan aktueller ist denn je. Auch heute noch aktuell in unserer Zeit, man schaue sich nur um in dieser Welt voller Arturo Ui's. Durch den Verfremdungs-Effekt kann sich der Zuschauer bzw. Leser kritisch mit dem Thema Machtergreifung auseinandersetzen oder einfach nur die Gangster-Story genießen.

Literatur:

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
von Bertolt Brecht