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Samstag, 24. Dezember 2022

»Weihnachtsabend« von Hermann Hesse


»Am dunklen Fenstern stand ich lang
Und schaute auf die weiße Stadt
Und horchte auf den Glockenklang,
Bis nun auch er versungen hat.

Nun blickt die stille reine Nacht
Traumhaft im kühlen Winterschein,
Vom bleichen Silbermond bewacht,
In meine Einsamkeit herein.

Weihnacht! - Ein tiefes Heimweh schreit
Aus meiner Brust und denkt mit Gram
An jene ferne, stille Zeit,
Da auch für mich die Weihnacht kam.

Seither voll dunkler Leidenschaft
Lief ich auf Erden kreuz und quer
In ruheloser Wanderschaft
nach Weisheit, Gold und Glück umher.

Nun rast' ich müde und besiegt
An meines letzten Weges Saum,
Und in der blauen Ferne liegt
Heimat und Jugend wie ein Traum.«



»Weihnachtsabend« von Hermann Hesse


Gastbeitrag

Poetenwelt-Blog

»Ein Weihnachtsabend mit Rainer Maria Rilke«



»Ein Weihnachtsabend mit Rainer Maria Rilke«

Wenn man Weihnachten mit Rainer Maria Rilke feiern kann, dann bekommt das Fest einen ganz besonderen Glanz. In seinen Gedichten, Gedanken, Erzählungen und Briefen entfaltet sich der Zauber der Weihnachtszeit auf ganz besondere Weise. Eine kleine Lektüre für den Advent, das Weihnachtsfest und besinnliche Winterstunden.


»Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr, da hörst du alle Herzen gehn und schlagen.«

Rainer Maria Rilke


Literatur:

Ein Weihnachtsabend mit Rainer Maria Rilke
Ein Weihnachtsabend mit Rainer Maria Rilke

Mittwoch, 21. Dezember 2022

»Deutschland. Ein Wintermärchen« von Heinrich Heine



Das 1844 veröffentlichte „Wintermärchen“ ist eine Symbiose aus versifizierter Reisedokumentation und politischer Satire und fußt auf einer tatsächlich stattgefundenen Reise, die Heine nach 13-jährigem Pariser Exil im Oktober 1843 von Paris nach Hamburg unternimmt. Das Motiv der Reise gibt dem „Wintermärchen“ den einheitlichen Rahmen für die Darstellung des vorrevolutionären Deutschland.

Bei dieser Reise ist sehr interessant, dass die einzelnen Stationen der Reise durch preußisch regiertes Land führen, wo die Schriften des Jungen Deutschlands verboten sind, das Reiseziel Hamburg jedoch von Preußen politisch unabhängig ist.

Die im „Wintermärchen“ erwähnten Reisestationen sind real existierende Städte und Gegenden. Den Charakter dieses Reiseberichts unterstreicht Heine durch die scheinbar authentische Darstellung der Sachverhalte. Zum Beispiel benennt er die Kapitel mit dem wissenschaftlichen Terminus „Caput“ und verwendet seine reale Reiseroute als Vorlage für das „Wintermärchen“.

Heine schrieb sein kunstvolles Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen" im Januar 1844 in Paris, »und die freie Luft des Ortes wehete in manche Strophe weit schärfer hinein, als mir eigentlich lieb war. Ich unterließ nicht, schon gleich zu mildern und auszuscheiden, was mit dem deutschen Klima unverträglich schien«.


In diesem Gedichtszyklus verarbeitet Heine die Eindrücke, die er bei seiner Deutschlandreise ein Jahr zuvor unternommen hat. Er zeigt die Misere der deutschen Verhältnisse auf. Dabei besitzen die Verse eine beißende Satire. Man kann den Text so erklären: Heine besucht seine Mutter in Deutschland, die er viele Jahre schon nicht mehr gesehen hat und verarbeitet das in seinem „Wintermärchen". Es ist grundsätzliche Kritik an den deutschen Verhältnissen der Zeit in einer Bissigkeit, die sie nur außerhalb des Einflußbereichs der deutschen Zensoren haben konnte.

Trotz des starken Realitätsbezugs und der realistischen Schreibart darf man nicht vergessen, dass das „Wintermärchen“ im doppelten Sinne ein Kunstwerk ist, das in 27 Capita und durchgehend vierzeiligen Strophen, die aus jeweils zwei Langzeilen bestehen, humoristisch-pointiert über Deutschlands politischen Winterschlaf während der Restauration berichtet. „Diese Art des Beschreibens ist nachromantisch, biedermeierlich, der Stil im Vormärz“ , damit ähnelt es Heines ersten politischen Schriften, den Reisebildern: nicht umfassend oder objektiv, dafür aber ironisch pointiert.

Die Hauptfigur des Kunstepos ist eine Heine ähnliche, aber nicht dem Autor entsprechende Person. Sie trägt keinen Namen, wird weder innerlich noch äußerlich explizit beschrieben und reist durch Deutschland, um seinen „Freunden“ ein „neues Lied“ zu dichten und seine Mutter in Hamburg zu treffen. Aber, auch wenn man den Reisenden nicht mit dem Autor gleichsetzen kann, stehen durch die ständige Gegenwart des Dichters [...] im Wintermärchen satirische Kritik und heiteres oder pathetisches Bekenntnis besonders eng nebeneinander.

Heines Kampf für die Freiheit hat seine Hochzeit mit dem „Wintermärchen“ erreicht, was er explizit in seinem Brief an seinen Verleger Campe 1844 ausgedrückt hat:

Es ist ein gereimtes Gedicht, welches, [...] die ganze Gährung unserer deutschen Gegenwart, in der keksten, persönlichsten Weise ausspricht. Es ist politisch romantisch und wird der prosaisch bombastischen Tendenzpoesie hoffentlich den Todesstoß geben. Sie wissen ich prahle nicht, aber ich bin diesmal sicher daß ich ein Werkchen gegeben habe, das mehr furore machen wird als die populärste Broschüre und das dennoch den bleibenden Werth einer klassischen Dichtung haben wird. [...] Aber zugleich werden Sie sehen, daß dieses Büchlein durch keine Censur gehen darf. [...] Kurz ich will überraschen, einen Schlag machen –

Durch das „Wintermärchen“ will er Deutschland aus seinem politischen Winterschlaf wecken, jedoch nicht – wie man, durch den Titel gelenkt, erwarten könnte – märchenhaft, mittelalterlich und ritterlich, sondern er möchte durch die romantisch anmutende, schnell umschlagende Erzählstruktur “überraschen, einen Schlag machen“, der ganz Deutschland aus dem schläfrigen, vergangenheitsbehafteten Zustand weckt.

Samstag, 17. Dezember 2022

Heinrich Heine 225. Geburtstag

Heinrich Heine


Heinrich Heines Geburtstag jährt sich zum 220. Mal. Heine wurde am 13. Dezember 1797 als Harry Heine in Düsseldorf geboren. Heinrich Heine war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Er war ein kritischer Geist, der im offenen Widerspruch zu seiner Zeit lebte. Als kritischer, politisch engagierter Journalist, Essayist, Satiriker und Polemiker war Heine ebenso bewundert wie gefürchtet. Mit seiner Dichtung neuartigen Stils traf er den Nerv der Zeit.

Aufgrund seiner Herkunft und seiner politischen Einstellung wurde Heinrich Heine zeitlebens angefeindet. Wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Haltung wurde er von Antisemiten und Nationalisten über seinen Tod hinaus angefeindet. Nachdem ihm die Ergreifung eines bürgerlichen Berufes verweigert worden war, entdeckte er seine Bestimmung als Dichter. Die Außenseiterrolle prägte sein Leben, sein Werk und dessen Rezeptionsgeschichte.

Heine gilt als „letzter Dichter der Romantik“ und zugleich als deren Überwinder. Heine überwand den romantischen Ton bald, indem er ihn ironisch unterlief und die Stilmittel des romantischen Gedichts auch für Verse politischen Inhalts nutzte. Er selbst nannte sich einen „entlaufenen Romantiker“. Mit ironischer Brechung machte er sich über sentimental-romantische Naturergriffenheit lustig.

Zu Heines Leistungen gehörten: Als Dichter machte die Alltagssprache lyrikfähig, erhob das Feuilleton und den Reisebericht zur Kunstform und verlieh der deutschen Literatur eine zuvor nicht gekannte elegante Leichtigkeit. Die Werke kaum eines anderen Dichters deutscher Sprache wurden bis heute so häufig übersetzt und vertont.


Im Jahr 1826 veröffentlichte Heine den Reisebericht »Harzreise«, der sein erster großer Publikumserfolg wurde. Im selben Jahr begann seine Geschäftsbeziehung zu dem Hamburger Verlag Hoffmann und Campe. Julius Campe sollte bis zu Heines Tod sein Verleger bleiben. Er brachte im Oktober 1827 den Lyrikband »Buch der Lieder« heraus, der Heines Ruhm begründete und bis heute populär ist. Der romantische, oft volksliedhafte Ton dieser und späterer Gedichte traf den Nerv nicht nur seiner Zeit.


In Deutschland ein Außenseiter und Verfolgter, war er Frankreich ein gefeirter Poet, ein freier Mensch, der ein Leben nach seinem Gusto führen konnte. Als er siebzehn Jahre später, ausgerechnet im Revolutionsjahr 1848, an Rückenmarksschwindsucht erkrankte und bis zu seinem Tod 1856 seine »Matratzengruft« kaum mehr verlassen konnte, mussten seine Freunde zu ihm in die Dachwohnung hochsteigen.



Diese Außenseiterrolle prägte sein Werk und das wohl berührendste Gedicht eines Emigranten: Deutschland. Ein Wintermärchen. Heine schrieb sein kunstvolles Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen" im Januar 1844 in Paris, »und die freie Luft des Ortes wehete in manche Strophe weit schärfer hinein, als mir eigentlich lieb war. Ich unterließ nicht, schon gleich zu mildern und auszuscheiden, was mit dem deutschen Klima unverträglich schien«.

Heine starb am 17. Februar 1856 im französischen Exil in Paris. Der Dichter, der sich fragte: "Wo wird einst des Wandermüden/Letzte Ruhestätte sein?/Unter Palmen in dem Süden?/Unter Linden an dem Rhein?", wurde am 20. Februar 1856 auf dem Friedhof Montmatre in Paris beerdigt.

Die Deutschen tun sich heute noch immer schwer mit Heine, dem Dichter der Deutschen. "Seit zwölf Jahren diskutiert man über mich in Deutschland, man lobt mich und man tadelt mich, aber immer mit Leidenschaft und unaufhörlich. Dort liebt man mich, verabscheut man mich, vergöttert man mich, beleidigt man mich", das schreibt Heine 1835.



Literatur:

Deutschland. Ein Wintermärchen
Deutschland. Ein Wintermärchen
von Heinrich Heine

Deutschland. Ein Wintermärchen

Deutschland. Ein Wintermärchen
von Heinrich Heine

Heine-Biografien:

Heinrich Heine: Leben und Werk
Heinrich Heine: Leben und Werk
von Edda Ziegler

'Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst', Heinrich Heine
'Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst', Heinrich Heine



Weblink:

Wer war Heinrich Heine? - www.theeuropean.de

Heinrich Heine

Weihnachten mit Peter Rosegger: Die schönsten Erlebnisse aus der Waldheimat

Weihnachten mit Peter Rosegger: Die schönsten Erlebnisse aus der Waldheimat
Weihnachten mit Peter Rosegger:
Die schönsten Erlebnisse aus der Waldheimat




Im Winter die Waldheimat eine Landschaft wie aus einem Märchen, im Sommer eine Region, um Geist und Seele zu erfrischen: Roseggers Waldheimat. Die Geschichten des Waldbauernbuben Peter Rosegger zählen bis heute zu den emotionalsten und beliebtesten Erzählungen rund um Weihnachten - und die steirische Waldheimat rund ums Alpl zu den waldreichsten Gebieten Österreichs. Weihnachtsfreude in der Waldheimat.

"Als ich Christtagsfreude holen ging", "Christfest im Waldschulhaus" und viele andere der beliebten weihnachtlichen Geschichten von Peter Rosegger hat Karin Ammerer für die Kinder von heute behutsam und einfühlsam neu erzählt. So bleiben die stimmungsvollen Texte des großen österreichischen Dichters mit ihrer heimeligen Atmosphäre den Familien von heute bewahrt. Gleichzeitig geben die liebevoll bebilderten Geschichten Einblick in das einfache Leben früherer Generationen im ländlichen Österreich.

Weihnachten mit Peter Rosegger: Die schönsten Erlebnisse aus der Waldheimat
Weihnachten mit Peter Rosegger:
Die schönsten Erlebnisse aus der Waldheimat

Die weihnachtliche Geschichte des Waldbauernbuben eine der berühmtesten Weihnachtsgeschichten Roseggers überhaupt: Von ihrem Hof auf fast 1.200 Metern Seehöhe wandert die Familie des "Waldbauernbuben" am Weihnachtsabend zur Christmette ins Tal nach Sankt Kathrein. Dabei verirrt sich der kleine Bub im tiefen Wald: "Außer dem Rauschen des Windes in den Wäldern hörte ich nichts. Ich wusste nicht, wo ich war. Wenn jetzt ein Reh käme, ich würde es fragen nach dem Weg, vielleicht könnte es ihn mir weisen. In der Christnacht reden ja Tiere die menschliche Sprache ..."

Der Waldbauernbub geht auf dem Weg zur Christmette durch den Wald. Den magischen Wald hat Rosegger unvergessen gemacht. Der Waldbauernbub wird später ein gefeierter Schriftsteller, der dieser Region ihren Namen geben sollte: Waldheimat.

Literatur:

Weihnachten mit Peter Rosegger: Die schönsten Erlebnisse aus der Waldheimat
Weihnachten mit Peter Rosegger: Die schönsten Erlebnisse aus der Waldheimat
von Karin Ammerer und Bjarke

Weblink:

Roseggers Waldheimat - Ein Jahr im Zauberwald

Samstag, 10. Dezember 2022

»Die Zeit und die Räume« Peter Handke

Die Zeit und die Räume: Notizbuch. 24. April – 26. August 1978


Anlässlich des 80. Geburtstags des Nobelpreisträgers von Peter Handke ist eines seiner Notizbücher erstmals vollständig in einer Transkription der Handschrift veröffentlicht wurde. Dieses Notizbuch mit Aufzeichnungen vom 24. April bis 26. August 1978 gewährt einen detaillierten und vielfältigen Einblick in Handkes Arbeit, in seinen ganz eigenen Zugang zur Welt und in Denkräume abseits von Geschwindigkeit und Tagesgeschehen.

Das Notizbuch aus dem Jahr 1978 dokumentiert vor allem eine ausgedehnte Reise, die Peter Handke im Sommer 1978 zu Fuß, mit dem Bus und per Bahn unternahm und die ihn von seiner Herkunftsgegend Kärnten nach Slowenien, in den Karst und weiter nach Norditalien führte.

Neben dem fortlaufend Niedergeschriebenen erweisen sich auch die vielen, teils ganzseitigen Zeichnungen als wichtige Vorarbeiten für die später erschienenen Erzählungen, insbesondere »Langsame Heimkehr« und »Die Wiederholung«.

Literatur: [ >> ]:

Die Zeit und die Räume: Notizbuch. 24. April – 26. August 1978
Die Zeit und die Räume: Notizbuch. 24. April – 26. August 1978
von Peter Handke

Montag, 5. Dezember 2022

Peter Handke 80. Geburtstag

Peter Handke


Peter Handke wurde vor 80 Jahren am 6. Dezember 1942 in Griffen in Kärnten nahe der slowensichen Grenze geboren. Peter Handke ist ein bekannter österreichischer Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur. Er gilt als vielseitiger Schriftsteller und als Meister der Form.

Zwischen 1954 und 1959 besuchte Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studierte er in Graz Jura. Im März 1966, als Peter Handke sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen hatte, erschien sein erster Roman "Die Hornissen". Im selben Jahr 1966 erfolgte die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks "Publikumsbeschimpfung" in Frankfurt am Main unter der Regie von Claus Peymann.

Nach seinem Romandebüt "Die Hornissen" (1966) versuchte er sich vom deutschsprachigen Literatur-Establishment zu distanzieren. Er verfremdete literarische Vorbilder und benutzte optische und akustische Medien, um seine Poetik des Sehens zu verwirklichen.


Schon in frühen Jahren sorgte der junge Handke im Literaturbetrieb für Aufsehen, u.a in der »Gruppe 47«. Der blutjunge Anfängerpoet Handke, damals schon mit Sonnenbrille selbst bei Regen, beschimpfte und beleidigte seine älteren Kollegen, die schon über einen kleinen Nachkriegsruhm verfügten. Einmal warf er den Schriftstellern "Erkenntnisunfähigkeit" vor. Seitdem hat er über 100 Erzählungen und Prosawerke verfaßt:

"Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" (1970), "Wunschloses Unglück" (1972), "Der kurze Brief zum langen Abschied" (1972), "Die linkshändige Frau" (1976), "Das Gewicht der Welt" (1977), "Langsame Heimkehr" (1979), "Die Lehre der Sainte-Victoire" (1980), "Der Chinese des Schmerzes" (1983), "Die Wiederholung" (1986), "Versuch über die Müdigkeit" (1989), "Versuch über die Jukebox" (1990), "Versuch über den geglückten Tag" (1991), "Mein Jahr in der Niemandsbucht" (1994), "Der Bildverlust" (2002), "Die Morawische Nacht" (2008), "Der Große Fall" (2011), "Versuch über den Stillen Ort" (2012), "Versuch über den Pilznarren" (2013).

Auf die "Publikumsbeschimpfung" 1966 folgt 1968 das Stück "Kaspar"- ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt. Von hier spannt sich der Bogen weiter über "Der Ritt über den Bodensee" (1971), "Die Unvernünftigen sterben aus" (1974), "Über die Dörfer" (1981), "Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land" (1990), "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten" (1992), über den "Untertagblues" (2004) und "Bis daß der Tag euch scheidet" (2009) über das dramatische Epos "Immer noch Sturm" (2011) bis zum Sommerdialog "Die schönen Tage von Aranjuez" (2012) zu "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße" (2016).


Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove - unter anderem "Meine Freunde", René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy. Handke ist ein großartiger Übersetzer: Bove, Char, Goldschmidt, Ponge, Mondiano, Duras, Genet, Julien Green, Walker, Sophokles, Euripides, Shakespeare.

Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen - auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten - erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.« Seine wahre Könnerschaft entfaltet Peter Handke in der kurzen Form. "Seine Politik der kleinen Schritte", wie er sie in seinem soeben erst zu seinem 80. Geburtstag erschienenen Notizbuch "Die Zeit und die Räume" von 1978 nennt, ließ ihn immer wieder lange Strecken zu Fuß gehen, ob in Spanien, Jugoslawien, Griechenland oder Frankreich.

Literatur und Aufmüpfigkeit, Sprache und Rebellion - sie begleiten Peter Handke sein Leben lang. Handke deckt in seine Schreiben gegen den Zeitgeist seine Wunden schonungslos auf, lässt teilhaben an seinen Verletzungen. Seine ständige literarische "Aufarbeitung" ist ein großer Gewinn für die Literatur.

"Das Kunstwerk als die sanfte Lebensohrfeige, als die Backpfeife hin zum Leben. Es muss ja nicht immer die Axt für das gefrorene Meer in uns sein." So heißt es in Peter Handkes Aufzeichnungen "Gestern unterwegs" einmal in Anspielung an Franz Kafkas berühmte Wendung in einem Brief vom 27. Januar 1904, ein Satz, der übrigens damit beginnt, dass Bücher uns aufwecken sollten wie "ein Faustschlag auf den Schädel".

Handkes Werk umfaßt bislang 102 Romane und 135.000 Notizseiten. Mit "Wunschloses Unglück" und "Die linkshändige Frau" schrieb Peter Handke moderne Klassiker. Einige seiner Romane wie »Die Angst des Tormannes vor dem Elfmeter« und »Wunschloses Unglück« sind in die Umganssprache eingegangen.

Die Zeit und die Räume: Notizbuch. 24. April – 26. August 1978

Anlässlich des 80. Geburtstags des Nobelpreisträgers wird nun eines seiner Notizbücher erstmals vollständig in einer Transkription der Handschrift veröffentlicht. Es dokumentiert vor allem eine ausgedehnte Reise, die Peter Handke im Sommer 1978 zu Fuß, mit dem Bus und per Bahn unternahm und die ihn von seiner Herkunftsgegend Kärnten nach Slowenien, in den Karst und weiter nach Norditalien führte. Neben dem fortlaufend Niedergeschriebenen erweisen sich auch die vielen, teils ganzseitigen Zeichnungen als wichtige Vorarbeiten für die später erschienenen Erzählungen, insbesondere »Langsame Heimkehr« und »Die Wiederholung«.



Literatur: [ >> ]:

Wunschloses Unglück
Wunschloses Unglück
von Peter Handke

Die Zeit und die Räume: Notizbuch. 24. April – 26. August 1978
Die Zeit und die Räume: Notizbuch. 24. April – 26. August 1978
von Peter Handke

Blog-Artikel:

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Peter Handke

Sonntag, 4. Dezember 2022

"»Das kalte Herz« von Wilhelm Hauff

Das kalte Herz


Das kalte Herz: Ein Märchen

»Das kalte Herz« ist ein Märchen von Wilhelm Hauff, das im Schwarzwald im 19. Jahrhunderts spielt. Ein sehr schönes Kunstmärchen vom Anhänger der schwäbischen Dichterschule Wilhelm Hauff.

In einer Hütte im tiefen Schwarzwald lebt ein armer Kohlenbrenner. Peter Munk, auch Kohlenmunkpeter genannt, ist ein armer Köhler, der den Betrieb seines Vaters fortsetzt. Er verdient schlecht und beneidet Uhrenmacher oder Flözer. Er träumt von einem besseren Leben, von Ansehen und Geld – und davon, die schöne Lisbeth zu heiraten. Und so hofft Peter auf die Hilfe der guten Geister des Waldes, über die man sich erzählt, sie hätten schon manchem zum Glück verholfen. Auf seiner Suche begegnet Peter dem gefährlichen Holländer-Michel, der ihm einen teuflischen Pakt anbietet: Er verspricht Peter ebenslangen Reichtum. Doch im Gegenzug verlangt er Peters warmes, pochendes Herz.


Er möchte sein Leben von Grund auf ändern und trifft einmal auf den bösen Holländer-Michel, der ein Waldgeist ist und ihm mit viel Geld aushilft, dafür dass Peter ihm sein Herz gibt und als Gegenleistung ein kaltes Herz aus Stein erhält. Er trifft auch das Glasmännlein, das ihm drei Wünsche zur Verfügung lässt. Peter tötet seine Frau, weil sie armen Bettlern hilft und er eigentlich geizig trotz Reichtum ist. Er bereut diese Tat und sucht um Vergebung und sein altes, warmes, pochendes Herz beim Holländer-Michel. Das kalte Herz und das viele Geld haben ihn verdorben und zu einem Wesen ohne jegliches Mitleid oder Anteilnahme gemacht.


»Das kalte Herz« von Wilhelm Hauff, die Geschichte von Peter Munk, der nicht länger ein armer Köhler sein will, vom guten Glasmännlein und vom bösen Holländer-Michel, ist eines der schönsten deutschen Kunstmärchen. Der Stoff, aus dem es Hauff geformt hat, ist den Sagen und der Geschichte des Schwarzwalds entnommen.

Das Märchen verzaubert und entführt in den tiefen Schwarzwald vor 150 Jahren und die Geschichte ist von zeitloser Schönheit und daher lebendiger denn je. Der Kohlenmunkpeter, der sein Herz für Geld verkauft ist ein Thema das nie aus der Mode kommt, doch wie schön dass der Protagonist in diesem Märchen sich besinnt und sich am Ende alles zum Guten wendet.

Das Kunstmärchen erzählt auch die Geschichte des Schwarzwaldes, denn viele Berufe und die Gegend werden mit Worten vorgestellt, die die Gewalt von Bildern haben. Darin befinden sich viele bildhafte Motive wie das Glasmännlein, die Glasbläser und die schönen Tannen,. Angereichert ist diese Ausgabe zudem mit Original-Bildern von damals und ein Stück Karte, die den Schwarzwald abbildet ist ebenfalls vorhanden. Außerdem sind Texte/Kommentare von Hebel, Kästner, ja sogar von dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain über den Schwarzwald und das Motiv der "Drei Wünsche" enthalten.

»Das kalte Herz« ist ein sehr empfehlenswertes Märchen in unserer Zeit, in der der schnöde Mammon oft nur mit Gefühlskälte erworben werden kann und die seelisch arme Welt des Glamours auch noch in den Medien propagiert wird.

Literatur:

Das kalte Herz
Das kalte Herz: Ein Märchen
von Wilhelm Hauff