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Samstag, 26. Oktober 2024

Phantastische Literatur


Zahlreiche Schriftsteller, die phantastische Literatur verfasst haben. Da gab es etliche interessante Einträge bei den Klassikern und Romantikern, die von Goethes Faust über Schillers Geisterseher bis zum Bettelweib von Locarno von Heinrich von Kleist und einer Reihe von Erzählungen E.T.A. Hoffmann reichten – das wäre eine weitere Artikelserie wert. Als Science Fiction-Vorläufer bzw. -Klassiker wurden immerhin Jules Verne und H. G. Wells erwähnt.

Samstag, 19. Oktober 2024

»Verklärter Herbst« von Georg Trakl




Gewaltig endet so das Jahr
mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
das geht in Ruh und Schweigen unter.

»Verklärter Herbst« von Georg Trakl




Gedichte:

Georg Trakl - Sämtliche Gedichte

Donnerstag, 17. Oktober 2024

»Die schlesischen Weber« von Heinrich Heine


Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch -
wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

»Die schlesischen Weber« von Heinrich Heine


Das Märchen "Hänsel und Gretel"

Hänsel und Gretel: Vorlesebuch und GeschenkbuchHänsel und Gretel: Vorlesebuch und Geschenkbuch von den Gebrüdern Grimm

"Hänsel und Gretel" gilt als das deutscheste und bekannteste aller Grimm-Märchen. In Märchen folgt der Leser den mutigen Kindern auf ihrem gefährlichen Weg durch den Wald und spürt auf, welche Alltags-, Tatsachen- und Geschichtskerne in dem Märchen verborgen sind.

Die Geschichte von "Hänsel und Gretel" beginnt mit einem Schock: Zwei Kinder werden von ihren Eltern im Wald ausgesetzt. Es herrscht große Not, eine große Teuerung und als Folge eine Hungersnot. Erfahrungen, die sich den Menschen tief ins Gedächtnis eingeprägt und sich im Märchen niedergeschlagen haben.

Das Märchen erzählt von einer Holzhackerfamilie – arm und missachtet wie viele andere in diesem einst weitverbreiteten Beruf. Menschen vom unteren Ende der sozialen Stufenleiter haben Krisen und Notzeiten naturgemäß am härtesten erfahren. Die Kinder von Holzfällern mussten mitarbeiten. Sie wussten alles über den Wald, aber Aufstieg durch Bildung – von dieser Möglichkeit waren sie weit entfernt. Überall herrschte Mangel.

Hänsel und Gretel: Vorlesebuch und Geschenkbuch Hänsel und Gretel: Vorlesebuch und Geschenkbuch von den Gebrüdern Grimm

Das Märchen erzählt von den verzweifelten Versuchen, diesem Mangel zu entkommen. So enthält jedes der Märchen-Motive Nachrichten aus der Wirklichkeit. Mit wenigen Strichen wird die Lebenswelt der Kinder skizziert. Der Wald, in den sie gehen, steht für alles Bedrohliche. Dort gibt es wilde Tiere und unbekannte Gefahren. Aber der Wald kann auch zum Zufluchtsort werden. Und in der Zeit der Romantik, die auch Jacob und Wilhelm Grimm geprägt hat, wird der Wald idealisiert zum Reich der Fantasie. Das Hexenhäuschen aus Kuchen und Zucker, die Hexe selbst und ihre Hinterlist, all das kann jedes Kind mühelos verstehen.

Das Märchen "Hänsel und Gretel" hat entschlüsselt einen historischen Kern. Die Hexen waren in Wirklichkeit einsame, alte Frauen, die am Waldrand wohnten und zum Opfer von Hexenverfolgungen wurden, die erst kurz vor der Lebenszeit der Brüder Grimm ein Ende fanden. Und dann gibt es im Märchen noch einen Schock: Die Hexe will Hänsel fressen. Gab es so etwas wirklich? Die meisten Berichte über Kannibalismus, die in den Archiven liegen, sind übertrieben, sind böse Gerüchte, die zum Beispiel während des Dreißigjährigen Krieges verbreitet wurden, um den Gegner zu verleumden oder um das eigene Elend deutlich zu machen. Aber die Angst, dass es wirklich passieren könnte, reichte oft schon aus, um die Menschen in Atem zu halten.

Ist dieses Thema zu brutal für Kinder, also ganz unangebracht im Märchen? Nein, denn Kinder können das Geschehen im Märchen aus sicherer Distanz beobachten und nacherleben. Sie lernen dabei, wie andere Kinder große Gefahren und höchste Not meistern. Am Ende gewinnen sie – wie Hänsel und Gretel – Selbstvertrauen und Sicherheit. Auch diese Art von Ermutigung gehört zur Magie der Märchen. Die Märchen-Forscherin Sabine Wienker-Piepho sagt: "Märchen sind keine Ponyhof-Geschichten. Märchen gehen richtig zur Sache, da geht es wirklich um das Allerschlimmste. Märchen gehen richtig zur Sache, da geht es wirklich um das Allerschlimmste. Aber – und das macht einen Großteil ihres Erfolges aus – in aller Regel finden sie ein gutes Ende.

Märchen:

Hänsel und Gretel: Vorlesebuch und GeschenkbuchHänsel und Gretel: Vorlesebuch und Geschenkbuch von den Gebrüdern Grimm

Grimms Märchen. Vollständige Ausgabe
Grimms Märchen. Vollständige Ausgabe

Samstag, 12. Oktober 2024

Anatole France 100. Todestag

Anatole France

Anatole France starb vor 100 Jahren am 12. Oktober 1924 in Saint-Cyr-sur-Loire. Anatole France war ein französischer Schriftsteller.

Als Autor begann er mit Lyrik im Stil der Dichter des Parnasse, in deren Kreis um Charles Leconte de Lisle er sich ab 1867 bewegte. Er betätigte sich aber früh auch als Erzähler sowie als Literaturkritiker, welcher zum Beispiel den neuen Symbolismus etwa Mallarmés oder Verlaines zunächst nicht goutierte.

Sein Durchbruch war 1881 der Roman »Le Crime de Sylvestre Bonnard, membre de l'Institut« (»Das Verbrechen Sylvestre Bonnards, Mitglied des Instituts«), der mit dem »Prix de l'Académie française« ausgezeichnet wurde, ihm Zugang zu den Pariser literarischen Salons verschaffte, u.a. dem von Mme de Caillavet, und ihm 1884 das »Kreuz der Ehrenlegion« eintrug.

Anatole France

1895 wurde France in seiner Eigenschaft als gemäßigt progressistischer Autor zum Offizier der Ehrenlegion befördert. Am 23. Januar 1896 wurde der vielseitige Literat und glänzende Stilist als Nachfolger des verstorbenen Ferdinand de Lesseps in die Académie française aufgenommen.

Am berühmtesten wurden die Romane »Die Insel der Pinguine« (»L'Île des Pingouins«), »Die Götter dürsten« (»Les dieux ont soif«) und »Die Rote Lilie (»Le Lys Rouge«).

Ersterer ist ein sarkastischer Abriss der französischen Geschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart, verkleidet dargestellt als die Geschichte eines fiktiven Pinguin-Reichs, wobei der Autor dessen Zukunft aufgrund der Habgier und hochmütigen Uneinsichtigkeit der „Pinguine“ sehr pessimistisch beurteilt.

Der andere Roman erzählt die Geschichte eines doktrinären Revolutionärs und dessen Mitwirkens an der blutrünstigen Schreckensherrschaft von 1793/94. Es ist ein Aufruf gegen den ideologischen und politischen Fanatismus, der das Frankreich der Zeit polarisierte.

http://literaten-welt.blogspot.de/2019/04/anatole-france-175-geburtstag.html

Die Insel der Pinguine

1921 erhielt er den Literaturnobelpreis. Von heutigen Lesern wird Anatole France vor allem als Romancier und Autor von »Die Insel der Pinguine« (»L'Île des Pingouins«), »Die Götter dürsten« (»Les dieux ont soif«) und »Die Rote Lilie (»Le Lys Rouge«) wertgeschätzt.

Zu seinem 80. Geburtstag 1924 wurde France mit Ehrungen überhäuft und bei seinem Tod noch im selben Jahr mit einem Staatsbegräbnis in Paris ausgezeichnet.

Anatole France wurde am 16. April 1844 in Paris geboren.

Literatur:

Insel der Pinguine
Insel der Pinguine
von Anatole France

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Literaturnobelpreis 2024 für Südkoreanerin Han Kang



Der Literaturnobelpreis geht 2024 an die 1970 geborene Schriftstellerin Han Kang. Das hat die Nobelpreis-Akademie in Stockholm bekanntgegeben. Die Wahl kam für viele überraschend: Die Bestsellerautorin ist erst 53 Jahre alt. Für den Nobelpreis hochgehandelte Kandidaten wie der Japanische Autor Haruki Murakami oder die britische Schriftstellerin Margaret Atwood gingen damit erneut leer aus.

Han Kang werde für ihre "intensive poetische Prosa" ausgezeichnet, die sich mit historischen Traumata auseinandersetze und die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens aufzeige, hieß es zur Begründung des Nobelpreiskomittees. Sie verfügt über ein einzigartiges Gespür für die Zusammenhänge zwischen Körper und Seele, Lebenden und Toten", hieß es in der Begründung.

Damit geht der Nobelpreis zum ersten Mal nach Korea. Die Auszeichnung ist mit 10 Millionen Kronen dotiert und gilt als wichtigste Auszeichnung für ein literarisches Werk.

Han Kang gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen in Südkorea. Sie wurde 2016 mit dem britischen Man Booker Prize International für ihren Roman "Die Vegetarierin" ("채식주의자") ausgezeichnet, in dem sie die kafkaeske Geschichte einer Frau erzählt, die plötzlich jeden Fleischverzehr ablehnt. Darin geht es auch um das Patriarchat in Südkorea, Gewalt und Wiederstand. In ihrem Roman "Menschenwerk" ("소년 이 온다") aus dem Jahr 2014 schrieb sie über die blutige Niederschlagung der Studentenproteste 1980 in Gwangju.

Han Kang ist die Tochter des Schriftstellers Han Seung-won (Han Sŭngwon) und wurde 1970 in Gwangju geboren und wuchs in Seoul auf. Sie studierte an der Yonsei University in Seoul Koreanische Literatur. Zuerst wurde 1993 Lyrik von ihr in einem Magazin veröffentlicht. 1994 folgten erste Kurzgeschichten. Im Jahre 1999 gewann sie einen Preis für den besten koreanischen Roman, 2000 den "Preis für junge Künstler von heute" des Ministeriums für Kultur und Tourismus und schließlich 2005 den Yi-Sang-Literaturpreis.

Außerdem arbeitete sie als Journalistin für die Zeitschriften "Wasser der tiefen Quelle“, "Journal der Publikationen" und "Quelle". Ihr Werk "Die Vegetarierin" wurde 2010 verfilmt und der Kurzroman "Baby Buddha" diente als Grundlage für den Film "Scar". Derzeit lehrt Han Kreatives Schreiben am Seoul Institute of the Arts.

Han Kang ist die 18. Frau, die den Literaturnobelpreis erhält - und die erste Frau unter den bislang verkündeten Nobelpreisträgern dieses Jahres. Die Preisgala findet traditionell am 10. Dezember in Schwedens Hauptstadt Stockholm statt, dem Todestag Alfred Nobels. Der Literaturnobelpreis ist derzeit mit elf Millionen Schwedischen Kronen (aktuell rund 967.000 Euro) dotiert und wird seit 1901 vergeben. Seither wurden 117 Auszeichnungen verliehen.

Samstag, 5. Oktober 2024

»Wallenstein« von Friedrich Schiller

Wallenstein

Das historische Drama »Wallenstein« ist die gängige Bezeichnung für eine Dramen-Trilogie von Friedrich Schiller, die eine Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg thematisiert. Der Dramatiker Schiller behandelt in dem dramatischen Werk den Niedergang des berühmten Feldherrn Albrecht von Wallenstein - wobei der Dichter sich frei an den realen historischen Ereignissen orientiert.

Schiller orientiert sich auch in diesem Stück an historischen Gegebenheiten und befasst sich hier mit dem Stoff des berühmten Feldherrn Wallenstein und seinem Niedergang, der auf dem Gipfel seiner Macht scheitert. Wallenstein wird 1634 auf Befehl des österreichischen Kaisers ermordert. Schiller spinnt um Wallenstein ein Netz von Intrigen.

Schiller schafft einen vieldeutigen, von menschlichen Schwächen zerrissenen Charakter im Spannungsfeld zwischen Pflichterfüllung und Rebellion. Das dramatische Gedicht wendet sich auch gegen den Krieg, in dem Zivilisten von Söldnern geplündert und geschunden werden und elendig verhungern, weil der Krieg den Krieg ernährt.

Die Trilogie »Wallenstein« von Friedrich Schiller besteht aus den Werken »Wallensteins Lager«, »Die Piccolomini« und »Wallensteins Tod«. Schiller selbst hatte den »Wallenstein« auch in »Wallenstein I« mit »Wallensteins Lager« und »Die Piccolomini« und »Wallenstein II« mit »Wallensteins Tod« unterteilt.

Die Trilogie wurde 1799 fertiggestellt. Schiller hatte etwa zehn Jahre an dem Stoff gearbeitet. Das Stück wird der »Weimarer Klassik« zugeordnet.

Dreißigjähriger Krieg



»Zerfallen sehen wir in diesen Tagen
Die alte feste Form, die einst vor hundert
Und fünfzig Jahren ein willkommner Friede
Europens Reichen gab, die teure Frucht
Von dreißig jammervollen Kriegesjahren.
Noch einmal laßt des Dichters Phantasie
Die düstre Zeit an euch vorüberführen,
Und blicket froher in die Gegenwart
Und in der Zukunft hoffnungsreiche Ferne.«

Friedrich Schiller, Wallenstein, Prolog


Schillers berühmtes Historiendrama »Wallenstein« ist in den Jahren 1796/99 entstanden, der Erstdruck erschien bei dem Verleger Cotta in Tübingen 1800.

Wallenstein:

Wallenstein
Wallenstein
von Friedrich Schiller