Der Roman »Claraboia oder wo das Licht einfällt« des großen portugiesischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers José Saramago (1922-2010) hat seine eigene Geschichte, die selbst Gegenstand für einen Roman hätte sein können.
Saramago hat den Roman als junger Mann bereits im Jahr 1953 geschrieben, aber der Verlag, an den er das Manuskript sandte, ließ es sieben Jahre unbeachtet liegen. Der Roman galt lange Zeit als verschollen. Als das Manuskript 1999 wieder auftauchte, lehnte Saramago selbst die Veröffentlichung ab, obwohl es jetzt durchaus interessierte Verlage gab.
Womöglich saß die Kränkung, die er über 40 Jahre zuvor mit diesem Text erlitten hatte, immer noch zu tief. Drei Jahre nach dem Tod des Autors, ist »Claraboia oder wo das Licht einfällt« doch noch auch auf Deutsch erschienen.
Der frühe Roman des großartigen Romanciers spielt in Lissabon zu Beginn der fünfziger Jahre während der Diktatur Salazars. Licht fällt ein in die portugiesische Gesellschaft. Saramago beschreibt in seinem Werk das Schicksal der Bewohner eines Lissabonner Wohnhauses. José Saramago wählt ein Mietshaus in Lissabon als Schauplatz für seinen Roman. In die Geschichte der Bewohner eines Mietshauses in Lissabon lässt der Schriftsteller José Saramago Licht einfallen wie durch ein Oberlicht - was portugiesich übersetzt »Claraboia« heisst.
Dort, wo er das Licht einfallen lässt, tritt das Leben in dem Mietshaus zutage. Er blickt hinter jede Tür, lüftet die kleinen und großen Geheimnisse der Hausgewohner, erfasst ihre Sorgen und Nöte und beschwört dabei eindrucksvoll die Atmosphäre in Portugal während der Salazar-Diktatur. Hinter den Wohnungstüren lebt das ganz Gewöhnliche, herrscht der unveränderliche Alltag, jedoch köcheln verborgen sehr persönliche Geheimnisse, Schicksalen und deren (un)erwartete Umkehr.
Was sich vor 60 Jahren fiktiv in einem Lissaboner Mietshaus abspielte, könnte sich auch heute überall auf der Welt in der Realität genauso, wie von Saramago beschrieben, zutragen. Und das ist ein Merkmal von großer Literatur.