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Samstag, 28. Mai 2016

Guntram Vesper 75. Geburtstag

Guntram Vesper


Guntram Vesper wurde vor 75 Jahren am 28. Mai 1941 als Sohn eines Landarztes in der sächsischen Kleinstadt Frohburg geboren. Vesper ist ein deutscher Schriftsteller. Er ist auch Zeichner, Büchersammler, Herausgeber und gelegentlich Kritiker.

Seine Vorfahren waren Bergleute und Schmiede im Freiberger und Altenburger Gebiet und im 19. Jahrhundert Fabrikspinner in der frühen sächsischen Textilindustrie an Zschopau und Zwickauer Mulde. Die Großväter waren Schmiedemeister und Tierarzt.

Im Spätherbst 1957 flüchtete die Familie aus Frohburg und ging über Westberlin in die Bundesrepublik. Von der Notunterkunft in Gießen aus begab sich der junge Vesper auf eigene Faust in ein Dorf im Vogelsberg und arbeitete erst auf einem Bauernhof und dann auf Baustellen und im hessischen Braunkohlebergbau.
Anschließend besuchte er das Aufbaugymnasium mit Internat in Friedberg/Hessen. Dort lernte er seine spätere Frau kennen. Mit schreibenden Freunden aus dem Schülerheim gab er die literarische Zeitschrift Phase heraus, die eigene Lyrik und Prosa vorstellte. Zur gleichen Zeit stand Vesper in Briefwechsel mit zahlreichen deutschsprachigen Schriftstellern, so mit Arnold Zweig, Kurt Hiller, Alfred Kantorowicz, Hans Mayer, Peter Huchel, Arno Schmidt, Hans Magnus Enzensberger, Günter Kunert, Peter Rühmkorf und Johannes Bobrowski. 1963 machte er Abitur (erste Fremdsprache Russisch).
Danach studierte er in Gießen kurz Germanistik und Geschichte. Ende des gleichen Jahres wechselte er Fächer und Ort, er ging nach Göttingen und hörte dort Medizin und vor allem Geisteswissenschaften mit den Schwerpunkten Sozialgeschichte der Industrialisierung und Geschichte der Revolutionen und Kriege im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert. Nach ersten Buchveröffentlichungen, Hörspielproduktionen und Presseaufträgen entschied sich Vesper für die freiberufliche Tätigkeit als Schriftsteller.

Vesper hat mit seinem gleichnamigen Roman »Frohburg« seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt. Guntram Vesper verknüpft in »Frohburg« seine eigene Biografie mit akribisch recherchierten Anekdoten der deutschen Geschichte. Auf der literarischen Landkarte von Vesper ist der Ort eine wahre Fundgrube.

»Frohburg« erzählt das Leben in der Stadt über drei Generationen. Die sächsische Kleinstadt Frohburg ist eine kleine Welt mit großer Weltferne. »Frohburg« ist ein Füllhorn an Geschichten, zumeist aus eigenem Erleben grundiert, eine große autobiographische Erzählung, ein Welt-Buch im Überschaubaren, ein Geschichts- und Geschichtenpanorama. Familienspuren erweisen sich als Faden durch die Geschichte. »Frohburg« ist eine Geschichte über drei Generationen.

»Frohburg« von Guntram Vesper ist mit über 1.000 Seiten ohne Zweifel das Opus magnum, zugleich für den Autor der Ausgangspunkt von allem: Der Ort seiner Geburt 1941, Jugend, Aufwachsen und Erwachen, die Flucht der Familie 1957, das umliegende Land die Folie der Geschichtsbetrachtung einer deutschen Epoche.

Guntram Vesper lebt heute in Göttingen.

Literatur:

Frohburg
Frohburg
von Guntram Vesper

Weblinks:

Leipziger Buchpreis an Guntram Vesper - www.freiepresse.de

Freitag, 27. Mai 2016

»Im Frühling« von Eduard Mörike



Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag' mir, alleinzige Liebe,
Wo d u bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,
Sehnend,
Sich dehnend
In Liebe und Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
Es dringt der Sonne goldner Kuss
Mir tief bis ins Geblüt hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
Tun, als schliefen sie ein,
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung?
- Alte unnennbare Tage!

Eduard Mörike (1828, Erstdruck 1832)

Freitag, 20. Mai 2016

»Frühling« von Theodor Fontane



 
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
»Er kam, er kam ja immer noch«,
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh':
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

Theodor Fontane (1851)


Frühlingsbücher, das man gelesen haben sollte:


Frühling: Ein Poesiealbum
 
von Günter Berg

Frühlingsgedichte
Frühlingsgedichte
 
von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell

Donnerstag, 19. Mai 2016

»Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat« von Robert Darnton

Darstellung der höfischen Unterwerfung

Viele Bücher hätten wohl anders ausgesehen,
wären sie nicht der Zensur zum Opfer gefallen.


Die Zensur hat in Europa eine lange Tradition - wie hier in einer Darstellung der höfischen Unterwerfung, gegen die Karl Kraus mit seiner Zeitschrift „Fackel“ kämpfte. Zensur hat im Laufe der Kulturgeschichte ganz unterschiedlich funktioniert und dabei ganz verschiedenen zensorischen Zwecken gedient. Zeit also, eine interessante Kulturgeschichte der Zensur zu schreiben.

»Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat« von Robert Darnton liefert ein faszinierendes Stück Kulturgeschichte der Zensur. Der amerikanische Historiker Robert Darnton zeigt auf, nach welchen Mechanismen die Kontrolle von Literatur funktioniert hat und wer dahinter steckte.


Der Zensor als systemtreuer, ignoranter Bürokrat, der einem autoritären, repressiven Staat dient und der Literatur erheblichen Schaden zufügt – dies ist das gängige Bild. Dass es jedoch viel zu kurz greift, beweist Robert Darnton in seiner fesselnden, glänzend recherchierten Darstellung. Der renommierte US-Historiker zeigt, nach welchen Mechanismen die Kontrolle von Literatur funktioniert hat und wer die Menschen waren, die dahinter steckten.

„Zensur und Preßfreiheit werden immerfort miteinander kämpfen. Zensur fordert und übt der Mächtige, Preßfreiheit verlangt der Mindere. Jener will weder in seinen Planen noch seiner Tätigkeit durch vorlautes, widersprechendes Wesen gehindert, sondern gehorcht sein; dieser möchte seine Gründe aussprechen, den Ungehorsam zu legitimieren. Dieses wird man überall geltend finden.“

Johann Wolfgang von Goethe

Zensur ist die Schere im Kopf, die nach bestimmten Regeln funktioniert. Um sich dem Phänomen der Zensur zu nähern, blickt Robert Darnton auf unterschiedliche Zeiten und unterschiedliche Orte: das vorrevolutionäre Frankreich, Indien zur Zeit der Kolonialherrschaft und das DDR-Regime und stellt fest, daß die Zensur ganz unterschiedliche Bedeutung hat. Die Bedeutung der Zensur hängt dabei von gesellschaftlichen Kontext ab.

Manche Zensoren haben durch
ihre Zensur selbst Literatur geschrieben.


Im Mittelpunkt seiner Studie steht die Person des Zensors, seine Arbeit, sein Selbstverständnis, seine Beziehung zu Autoren, Verlegern und Buchhändlern. Dass der Zensor dem Literaturbetrieb nicht notwendigerweise schaden wollte, sondern sich bei aller Staatstreue auch als sein Unterstützer begriff, ist nur eine der überraschenden Erkenntnisse. So entsteht auf Grundlage exklusiven Quellenmaterials ein ungewöhnliches, facettenreiches Stück Kulturgeschichte – von einem der renommiertesten Historiker unserer Zeit.

Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat
Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat



"Robert Darntons provokant-erhellende Studie
stellt auf der Grundlage intensiver Archivarbeiten
viele gängige Vorurteile infrage."

NZZ


Zensur hat in unterschiedlichen Zeiten ganz unterschiedlich gewirkt. Im vorrevolutionären Frankreich war Zensur gar nicht einmal negativ konnotiert, sondern diente sogar der Förderung und Verbesserung der Literatur.

Wie haben Zensoren zu unterschiedlichen Zeiten gearbeitet? - Zwischen der Zeit der Bourbonen in Frankreich, Britisch-Indien und den Jahren der DDR sind Jahrhunderte vergangen, aber es ist doch erstaunlich, dass sich im Vorgehen der Zensoren "bestimmte Muster im Denken und Handeln" oft sehr ähneln. Sie alle waren Werkzeuge politisch Mächtiger und griffen dort ein, wo der Macht Gefahr drohte oder auch dort wo lediglich das Gefühl von Bedrohung in der Luft lag.

Drei autoritäre Systeme betrachtet amerikanische Historiker sehr eingehend. Im dritten Teil wird die ehemalige DDR gleich zu Beginn als "Das Kommunistische Ostdeutschland" bezeichnet. Das ist so nicht richtig, denn es gab bislang keinen kommunistischen Staat auf dieser Erde. Wichtigstes Erkennungsmerkmal des Kommunismus ist die klassenlose Gesellschaft und die hat es weder in der DDR noch beim großen roten Bruder Sowjetunion je gegeben.

Dennoch ist dieser dritte Teil, in dem es um Zensoren im System DDR geht, der wohl interessanteste. Der Autor hat sich auf den Weg gemacht. Gleich nach Mauerfall war er vor Ort und hat ehemalige Zensoren getroffen. Er hat mit ihnen gesprochen, lies sich das einst so mächtige Schnüffelsystem erklären und dabei wurde schnell klar, Zensoren bestimmten nicht nur über drucken oder eben nicht drucken, sie waren oftmals auch im direkten Kontakt mit Autoren. Beispiele werden gebracht, wie DDR-Zensoren sehr direkt in das Leben von Autoren eingegriffen haben.

Wie weit ging nun die Zensur im real existierenden Sozialismus? - Gab es gar eine Zusammenarbeit mit Lektoren der Verlage oder gab es gar Autoren, die sich selbst ihrer Freiheit beraubten? All diesen wichtigen Fragen geht Robert Darnton nicht aus dem Weg.

Dieses Buch beschreibt - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - Zustände und Praktiken der Zensur aus fernen Tagen. Ungewollt ist es in diesen Tagen aber auch aktuell, denn Zensur ist heute nicht nur in autoritär geführten Ländern wieder auf dem Vormarsch.

Darnton macht den großen Unterschied zwischen Literatur autoritärer Systeme und Demokratien sehr deutlich! Ein faszinierendes Stück Kulturgeschichte über den Zensor, deinen Freund und Überwacher. - Was bleibt wohl nach all der Zensur: Meine Feder ist meine Freiheit.

Weblink:

Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat
Die Zensoren: Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat
von Robert Darnton

Samstag, 14. Mai 2016

»Shakespeare: Die Biographie« von Peter Ackroyd


Das Leben des begnadeten Dramatikers und Dichters William Shakespeare (1564-1616) gibt bis heute zu Spekulationen Anlass, denn kaum etwas Persönliches ist über ihn überliefert. Nur das Werk ist ein Vermächtnis von zeitloser Genialität. Grund also, über Shakespeare nachzuforschen.

Der englische Schriftsteller und Journalist Peter Ackroyd hat sich dieser Aufgabe gestellt und eine mit 650 Seiten sehr umfangreiche Biographie über William Shakespeare geschrieben. Herausgekommen ist dabei eine sehr englische Biographie eines sehr englischen Dichters. Ackroyd lässt sich dabei weder von der Fülle der Shakespeare-Literatur noch von den Ungewissheiten seines Lebensweges bei seiner gefühlvollen Annäherung abschrecken.

Der beste und erfolgreichste Weg eines Biografen, sich einer Person anzunähern,
ist dabei stets eine eigene Interpretation des zu Portraitierenden.

Shakespeare: Die Biographie
Shakespeare: Die Biographie


"Peter Ackroyd sagt uns endlich, wer Shakespeare ist."

F A Z

In seiner Biographie über William Shakespeare lebt sich Peter Ackroyd kunstvoll in Shakespeares Welt hinein und läßt den Dichter quasi wiederauferstehen. Ackroyd entwickelt dabei seinen eigenen Shakespeare. Er entwirft in seiner empathischen Shakespeare-Biographie das Bild eines Mannes, der die Freiheit, das Spiel und das Wort liebte, dem das Leben überbordende Energie, nie versiegende Lust am Neuen und einen hell strahlenden Geist mitgegeben hatte.

Wahlverwandt und souverän findet er Spuren in Dramen und Sonetten, bei Zeitgenossen und Nachfahren. Er gesellt sich zu dem glücklichen Kind aus wohlgeordneten Verhältnissen, das den Fluss liebte und den freien Flug der Vögel, begleitet den Dichter als warmherzigen, kühnen und selbstbewussten jungen Mann, der süchtig war nach Experimenten jeder Art und sich durch nichts aufhalten ließ.

Mit überschäumender Vitalität entwickelte sich Shakespeare schnell zu einem sehr guten Schauspieler und Autor. Der tägliche Kontakt mit seinem Publikum, das aus allen Gesellschaftsschichten kam, floss unmittelbar in seine Stücke ein. Sie waren theaterwirksam und ganz nah am Leben. Shakespeare predigte nicht und lieferte keine Regeln; er bildete die Welt in ihrem Widerspruch ab, so dass sich Menschen bis heute in seinen Stücken erkennen.

Getreu Ackroyd's eigenem Leitwort, dass jedes Genie zu 99% gewöhnlich und 1% außergewöhnlich ist, wird Shakespeare in dieser Biographie als das porträtiert was er zu allererst war: ein Sohn seiner Zeit. Ackroyd schildert das damalige Leben in Stratford und London plastisch, lebendig und farbenfroh. Und aus diesem Hintergrund wächst sein Shakespeare ganz organisch hervor.

Ackroyd's Shakespeare ist ein Bürger aus der Provinz, ein Geschäfts- und Lebemann, ein Schauspieler, Regisseur und ein routinierter und erfolgreicher Autor. Der Leser kommt Shakespeare dabei so nah wie selten in einem Buch zuvor, was nicht zuletzt an Ackroyd's außerordentlich fundierten Einbeziehung verschiedenster Quellen liegt.

Dass nämlich wenig Quellen existieren ist mittlerweile ein überholter Mythos: Shakespeare's Leben gehört zu den bestdokumentierten Bürgerleben des 16. und 17. Jahrhunderts und Ackroyd versteht es diesen Reichtum schriftstellerisch zu nutzen. Das Buch ist äußerst gut lesbar, kurzweilig und unterhaltsam, sehr englisch eben.

Das hintergründige Werk ist eine Annäherung an Shakespeare. Peter Ackroyd kommt in seinem kunstvollen Portrait dem Mann aus Stratford-on-Avon beispiellos nahe. Diese freundschaftliche Nähe macht das Buch zu einer berührenden und wunderbar leichten Lektüre.

Biografien, die man gelesen haben sollte:


Shakespeare: Die Biographie
Shakespeare: Die Biographie
von Peter Ackroyd

Shakespeare: The Biography
Shakespeare: The Biography
von Peter Ackroyd


Weblinks:

William Shakespeare - – Leben und Legende - www.mdr.de

William Shakespeare-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

William Shakespeare-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

William Shakespeare - www.bbc.co.uk

Freitag, 13. Mai 2016

»Der Mai ist gekommen« von Emanuel Geibel


Mehr deutsche Lyrik zum hören: http://www.deutschelyrik.de/
 
Der Mai ist gekommen,
die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat,
mit Sorgen zu Haus!
Wie die Wolken dort wandern
am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in
die weite, weite Welt.

Herr Vater, Frau Mutter,
dass Gott euch behüt!
Wer weiß, wo in der Ferne
mein Glück mir noch blüht.
Es gibt so manche Straße,
da nimmer ich marschiert,
es gibt so manchen Wein,
den ich nimmer noch probiert.

Frisch auf drum, frisch auf drum
im hellen Sonnenstrahl!
Wohl über die Berge,
wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen,
die Bäume rauschen all;
mein Herz ist wie 'ne Lerche
und stimmet ein mit Schall.

Und abends im Städtlein,
da kehr ich durstig ein:
"Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne
mit schönem blanken Wein!
Ergreife die Fiedel,
du lust'ger Spielmann, du!
Von meinem Schatz das Liedel,
das singe ich dazu!"

Und find ich kein' Herberg',
so liege ich zur Nacht
wohl unter blauem Himmel,
die Sterne halten Wacht;
im Winde die Linde,
die rauscht mich ein gemach,
es küsset in der Früh
das Morgenrot mich wach.

O Wandern, o Wandern,
du freie Burschenlust!
Da weht Gottes Odem
so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet
das Herz zum Himmelszelt:
wie bist du doch so schön, o,
du weite, weite Welt!

Emanuel Geibel (1815 - 1884)


Frühlingsbücher, das man gelesen haben sollte:


Frühling: Ein Poesiealbum

von Günter Berg

Frühlingsgedichte
Frühlingsgedichte

von Evelyne Polt-Heinzl und Christine Schmidjell

Mittwoch, 11. Mai 2016

»Jane Eyre« von Charlotte Brontë - Neuübersetzung

Jane Eyre

»Jane Eyre« von Charlotte Brontë ist ein 1847 veröffentlichter und in der Ich-Form erzählter Roman. Darin erzählt wird die fiktive Biografie einer Gouvernante. Diese Biografie beruhte auf ihren eigenen Erfahrungen mit diesem Broterwerb als junge Hausangestellte.

»Jane Eyre« ist der erste Roman von Charlotte Brontë, der 1847 von einem Verlag verlegt wurde und mit dem sie ihren literarischen Durchbruch feierte. Um als Autorin der viktorianischen Zeit ernst genommen zu werden, veröffentlichte sie »Jane Eyre« unter dem männlichen Pseudonym Currer Bell.

Nach einer Kindheit im Waisenhaus tritt Jane Eyre eine Stelle als Gouvernante auf dem entlegenen Landsitz Thornfield Hall an – und verliebt sich unsterblich in den Hausherrn, den düsteren und verschlossenen Edward Rochester. Er erwidert ihre Gefühle, doch er ist verheiratet, und Jane weigert sich, ein Leben als Mätresse zu führen. Erst nach dem dramatischen Tod seiner Frau finden die beiden zusammen.

Mit der klugen, charakterstarken Jane Eyre schuf Charlotte Brontë eines der bewegendsten Frauenporträts der englischen Literatur. Der Roman gilt als fiktive Autobiographie der Autorin.


Jane Eyre von Charlotte Brontë und Melanie Walz

Beim Lesen des Buches fühlt der Leser sich unmittelbar in die viktorianische Zeit zurückversetzt. Der Roman erlaubt einen Blick auf diese Zeit und ihre Lebensgewohnheiten. Wer wollte da nicht Gouvernante in einem Gutshaus sein?

Melanie Walz erweckt diesen Klassiker der viktorianischen Literatur zu neuem Leben und präsentiert ihn in einer frischen und modernen Sprache. »Jane Eyre«, der erste Roman von Charlotte Brontë, liegt hier erstmals in einer vollständigen Neuübersetzung vor.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte, neu übersetzt:


Jane Eyre
von Charlotte Brontë und Melanie Walz

Samstag, 7. Mai 2016

Stanislaw Jerzy Lec 50. Todestag



Stanislaw Jerzy Lec

Stanislaw Jerzy Lecs Todestag jährt sich zum 50. Mal. Er starb am 7. Mai 1966 in Warschau. Stanislaw Jerzy Lec ist ein bekannter polnischer Aphoristiker und Satiriker des 20. Jahrhunderts. Der scharfsinnige polnische Satiriker gilt als der "Lichtenberg des 20. Jahrhunderts".

Von 1927 bis 1933 studierte Lec in Lemberg Polonistik und Jura (magister juris) und ging anschliessend nach Warschau, wo er als Lyriker und auch als Satiriker für verschiedene Blätter schrieb.


»Manche leben mit einer so erstaunlichen Routine,
daß es schwerfällt zu glauben, sie lebten zum ersten Mal.«


Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ging Lec wieder nach Lemberg. Dort arbeitete er für die sowjetische Propaganda. Hier wurde er nach dem Einmarsch deutscher Truppen 1941 verhaftet und in das Konzentrationslager Tarnopol gebracht, wo er 1943 befreit wurde.

1945 wirkte Lec bei der Neugründung der satirischen Zeitschrift Szipilki mit und gab 1946 Gedichte in dem Band »Feldnotizbuch« heraus. Im gleichen Jahr veröffentlichte er den Satireband »Spaziergang eines Zynikers«.

1949 bis 1950 lebte er als Presseattaché in Wien. Seiner Abberufung kam er durch eine Übersiedlung nach Israel zuvor, kehrte jedoch 1952 nach Warschau zurück. 1948 veröffentliche er »Das Leben ist ein Scherzgedicht«, 1950 »Neue Gedichte«, die bereits 1949 teilweise in Wien unter dem Titel »Über Brücken schreitend« in deutsch erschienen.

Mit den polnischen Ereignissen im Oktober 1956 die zu einer Liberalisierung der stalinistischen Politik Polens führten, begann seine Karriere als Aphoristiker. Gedanken, die beißen.



Stanislaw Jerzy Lec, der als "Lichtenberg des 20. Jahrhunderts" gefeiert wird, wurde als Verfasser der »Unfrisierten Gedanken« weltberühmt. Er ist Meister der kleinen Form das beste Beispiel dafür, dass für Weltruhm nicht immer ein voluminöses Werk vonnöten ist.

Mit seinen »Unfrisierten Gedanken« hat Lec die Gattung des Aphorismus erneuert und aufgewertet. Unabhängig von ihrer großen künstlerischen Wirkungskraft ist den Aphorismen von Lec die größte Ehre widerfahren, die es für ein literarisches Werk geben kann – viele seiner Aussprüche sind als »geflügelte Worte« in die Alltagssprache eingegangen und sprichwörtlich geworden.

»Es gibt so große Worte, die so leer sind,
daß man darin ganze Völker darin gefangen halten kann.«


Neben den »Unfrisierten Gedanken« (1959) veröffentliche er »Aus tausendundeinem Scherzgedicht« (1959), »Ich spotte und fragte nach dem Weg« (1959), »An Abel und Kain« (1961), »Steckbrief« (1964), »Gedichte auf dem Sprung« (1964). 1966 erschienen die »Neuen unfrisierten Gedanken« und »Epigrammlese«.

Inspiriert wurde Lec auch vor allem durch seine Übersetzungen von Gedichten von Goethe, Grillparzer, Lessing, Morgenstern und vor allem von Heine, aber auch Kraus und Ringelnatz.

Stanislaw Jerzy Lec wurde am 6. März 1909 als de Tusch-Letz in Lemberg geboren.

Weblinks:

Stanislaw Jerzy Lec-Biografie


Gedanken, die beißen
- www.zeit.de

Sämtliche unfrisierte Gedanken
Sämtliche unfrisierte Gedanken
von Stanislaw Jerzy Lec

Sonntag, 1. Mai 2016

»Don Quijote« von Miguel de Cervantes

Don Quijote und Sancho Pansa

»Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha« von Miguel de Cervantes Saavedra ist ein 1605 bis 1615 entstandener Roman. Der erste Teil wurde 1605, der zweite 1615 veröffentlicht. »Don Quijote«, ein großer Roman über Weltfremdheit und ein längst ausgestorbenes spanisches Rittertum. Als Verkörperung der Ehre war die Figur für Camus der Inbegriff Spaniens. Der Roman ist ein wahres Königtum des phantasievollen Einfallsreichtums.

Er erzählt von einer längst vergangenen Zeit, als noch das fahrende Rittertum in Glanz und Glorie auf dem Erdenrund erblühte. Der Roman handelt über ein Traumgebilde als Hirngespinst und einen irrenden Helden. Der Autor hat eine ausführliche Parodie auf die so beliebten Ritterromane seiner Zeit verfasst.

Alonso Quijana hat zu viele Ritterromane gelesen und darüber den Verstand verloren. Bedrückt von all dem Unrecht, das er sieht, fasst er den Beschluss ein fahrender Ritter zu werden und für das Gute zu kämpfen. Er verwandelt sich in den edlen Ritter »Don Quijote de la Mancha«. Begleitet wird er von dem kleinen aber schlauen Bauern Sancho Pansa, der ihm als sein Knappe treu in jedes Abenteuer folgt. Don Quijote sieht die Welt mit anderen Augen.

Don Quijote
Don Quijote

Mit grandiosem Einfallsreichtum erzählt Cervantes von den Abenteuern des verarmten Adligen, der in einer Traumwelt vergangener Ritterzeiten lebt, und seines treuen Waffenträgers Sancho Pansa. Ähnlich wie Goethes »Faust« für die Deutschen ist »Don Quijote« für die Spanier zum Sinnbild eines nationalen Genius geworden. Die Sympathie des Erzählers für seine Figuren und sein liebevoll-ironischer Ton machen Don Quijote zum wunderbarsten Antihelden der Weltliteratur.


Aus einer bescheidenen Abstammung macht er etwas Ruhmreiches, ist wohltätig und zeigt Mitleid, besonders dann, wenn er Rachte üben kann. Er lebt im innerene Exil und kämpft im Namen der Freiheit, obwohl seine Zeit eher Unterwürfigkeit bevorzugte.

»Don Quijote« kämpft, gibt aber niemals auf. »Don Quijote« ist eine Gestalt des Widerstands, nicht der Utnterdrückung. Er isrt Leitbild der Entrechteten und Verfolgten. Der Ritter von der traurigen Gesatlt ist der Ingbegriff von Widerstand und Zielstrebigkeit. Es ist bekannt, für wen das Herz des spanischen Ritters schlug: für die Entrechteten und Unterdrückten, für die Besiegten und Gedemütigten.

Die Abenteuer des Möchtegern-Ritters »Don Quijote von der Mancha« erschienen 1605 und 1615 in zwei Teilen. Cervantes begründete damit die neue Gattung »Roman« und machte sich und den verträumten Landadeligen Alonso Quijano mit seinem bäuerlichen Knappen Sancho unsterblich. Cervantes hat einen Ritter für die Ewigkeit geschaffen.

1605 ließ Miguel de Cervantes den ersten Teil erscheinen. Zehn Jahre später folgte der zweite. Gut 400 Jahre später steht außer Zweifel, dass es sich um sogenannte Weltliteratur handelt, um eine Literatur, die überall und jederzeit gilt, die jede Menge Inspirationspotenzial hat und dennoch - jenseits von Deutung oder Überinterpretation - für jede und jeden verständlich daherkommt.

Kaum ein Roman der Weltliteratur hat eine ähnlich anregende, fruchtbare kultur- und geistesgeschichtliche Wirkung gehabt und war gleichzeitig so vielen Deutungen und Missdeutungen ausgesetzt wie dieser. Ohne »Don Quijote«, dessen weltliterarische Bedeutung außerhalb Spaniens erst im 18. Jahrhundert zur Gänze erkannt wurde, ist der neue europäische Roman nicht denkbar.


Cervantes´ »Don Quijote« ist nicht nur Glanz und Gloria des Ritterromans, sondern ein zeitloses Meisterwerk, welches durch kolossale Sprachgewalt, köstlichem Humor und einem außerordentlichen Protagonisten, dem unvergleichlichen und unübertrefflichen Don Quijote von der Mancha, zum Leben erwacht.

Der Autor hat eine ausführliche Parodie auf die so beliebten Ritterromane seiner Zeit verfasst und wider jedem Erwarten spielen nicht nur Windmühlen eine eher untergeordnete Rolle, sondern es lassen sich in diesem potentiell verstaubt anmutenden Werk sogar einige moderne Ansichten wiederfinden.

Die Geschichte beginnt mit dem Vorhaben eines verarmten Adligen ein fahrender Ritter werden zu wollen. Er möchte auf diese Weise seinen großen Vorbildern aus diversen phantastischen Romanen nacheifern und durch sein einnehmendes Wesen überzeugt er auch seinen Nachbarn Sancho Panza von der Idee, der ihn daraufhin als treuer Knappe begleitet.

Die anschließende Bücherverbrennung durch Bekannte Don Quijotes, die seine Bücher eindeutig als Ursache seines Wahns erkannt haben wollen, ist für wahre Leseratten zwar schmerzhaft, aber durchaus auch eine gelungene Möglichkeit sich mit einigen der parodierten Geschichten vertraut zu machen.

Danach geht es auf der zweiten Fahrt so richtig los mit den bunten Abenteuern des fahrenden Ritters von der Mancha. Ab etwa der Hälfte des ersten Buches, wo sich einige Leute aus Don Quijotes Dorf aufmachen, um ihn zu heilen, änderte sich das aber und ich musste mich wirklich teilweise beim Schmunzeln und in seltenen Fällen sogar bei Lachen erwischen.

Vor allem das zweite Buch ist sehr philosophisch und psychologisch angehaucht und das Lesen hat mir große Freude bereitet. Ganz großartig fand ich auch diese von mir gewählte Ausgabe. Die Übersetzerin hat sich vor allem bei den Anmerkungen große Mühe gegeben und ich habe dadurch viel sowohl über das Leben im Spanien des 17. Jahrhunderts als auch über die Lebensumstände und Denkweisen des Autors gelernt.
Hintergrund.

Zu den beliebtesten Lektüren des späten Mittelalters zählten die Ritterromane, besonders der Roman Amadis von Gallien. Steigende Nachfrage der Leserschaft führte zu einer Flut neuer Fortsetzungen, in denen immer fantastischere, unglaubwürdigere Abenteuer geschildert wurden, die – nach Meinung der Gebildeten jener Zeit – die Gehirne der Leser vernebelten.

Hier setzt der Verfasser an. Sein Don Quijote soll nicht nur die Ritterromane parodieren, sondern auch vor Augen führen, wie deren übermäßige Lektüre den Verstand raubt. Die Geschichte selbst lässt Cervantes von einem fiktiven Erzähler, dem Cide Hamete Benengeli, berichten.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:

Don Quijote
Don Quijote
von Miguel de Cervantes - Original-Don-Quijote-Roman

Don Quijote
Don Quijote
von Miguel de Cervantes

Don Quijote von der Mancha Teil I und II: Roman
Don Quijote von der Mancha Teil I und II: Roman
von Miguel de Cervantes


Weblinks:

Miguel Cervantes-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Ein Ritter für die Ewigkeit - SN - www.salzburg.com

Klassiker der Weltliteratur: Miguel de Cervantes - "Don Quijote" | BR-alpha - Youtube - www.youtube.com