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Mittwoch, 29. März 2017

»Die Spionin« von Paulo Coelho

Die Spionin
Die Spionin

In dem Roman »Die Spionin« erzählt Paulo Coelho die Lebensgeschichte von Margaretha Zelle, besser bekannt unter ihrem späteren Künstlernamen Mata Hari, die 1917 nach dem Vorwurf der Spionage für Deutschland hingerichtet wurde, in Form eines Briefromans.

Die Ende des 19. Jahrhunderts geborene Margaretha wusste schon früh, dass sie mehr vom Leben wollte, als ihr der kleine niederländische Ort Leeuwarden bieten konnte, in dem sie aufwuchs. Mit 18 heiratete sie deshalb einen Offizier und ging mit ihm nach Niederländisch-Ostindien, bekam zwei Kinder und war immer noch nicht dort angekommen, wo sie ihrer Meinung nach sein müsste.

Zurück in den Niederlanden verließ sie ihren Mann und ging nach Paris, wo sie als exotische Tänzerin zu Ruhm kam und von wohlhabenden Männern ausgehalten wurde.


Coelho lässt in seinem Buch die bereits inhaftierte Mata Hari aus dem französischen Gefängnis "Saint-Lazare" einen fiktiven Brief an ihren Anwalt schreiben. Darin hofft sie auf die Begnadigung ihrer Strafe, die als Todesurteil ausgelegt wurde. Mata Haris Gnadengesuch ist abgelehnt worden, die Hinrichtung wird vollzogen.

Sie begleitet ihren Mann nach Niederländisch-Ostindien und dort lernt sie die Kultur kennen, die sie zu ihrem Künstlernamen und zu ihren tänzerischen Darbietungen inspirieren. So wird aus Margarethe Zeller Mata Hari. Sie wird eine Berühmtheit der Halbwelt, findet reiche Gönner und lebt ihr Luxusleben, bis der Erste Weltkrieg dem ein Ende bereitet und sie neue Einnahmequellen suchen muss.

Coelho hat mit »Die Spionin« einen Roman vorgelegt, der nach seinen eigenen Worten gar nicht den Anspruch hat eine Biografie zu sein. Sprich, er hat sich die eine oder andere künstlerische Freiheit genommen, um der ganzen Gechichte Leben einzuhauchen. Coelho hat der Geschcihte über die spioniererende Tänzerin die Form eines Briefromans verliehen.

Er lässt Mata Hari als Ich-Erzählerin auftreten und sie von ihrem Leben erzählen. Ihrer Suche nach Freiheit und ihrer Liebe zum Tanz. Geboren als Margaretha Zelle flieht sich aus einer lieblosen und gewalttätigen Ehe um sich diesen Traum zu verwirklichen. Um dies zu erreichen geht sie Wege, die mit den Moralvorstellungen der damaligen Zeit nicht gerade konform gehen.

Literatur:

Die Spionin
Die Spionin
von Paulo Coelho




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Sonntag, 26. März 2017

Walt Whitman 125. Todestag

Walt Whitman

Walt Whitman starb vor 120 Jahren am 26. März 1892 in Camden, New Jersey. Walt Whitman war ein berühmter amerikanische Dichter. Er gilt als einer der Begründer der modernen amerikanischen Dichtung und daher als einer der einflussreichsten amerikanischen Lyriker des 19. Jahrhunderts.

Er arbeitete als Dorfschullehrer, Zimmermann, Schriftsetzer, Drucker, Journalist, Häusermakler, Sekretär im Innenministerium und freiwilliger Lazaretthelfer während des Sezessionskriegs. Er gilt als Begründer der modernen amerikanischen Dichtung. Sein berühmtestes Werk ist sein Lebenswerk »Leaves of Grass« (»Grashalme«). Der merikanische Dichter Walt Whitman wird seit 1855 für seine »Grashalme«, sein lyrisches Hauptwerk, gefeiert.

Grasblätter Gesamtausgabe
Grasblätter Gesamtausgabe

Walt Whitman ist ein Vertreter der naturnahen Lyrik. Seine Lyrik ist sehr volksverbunden und macht die Bedeutung der Masse, der Demokratie und der Natur deutlich und verherrlicht diese. In Gedichten wie »Gesang von mir selbst« wird eine Verherrlichung des Ichs als seelisch-sinnliche Ganzheit deutlich, die den demokratischen Mensch verkörpert. Andererseits ist er Dichtern wie Shakespeare, Macpherson, Homer, der Bibelsprache und orientalischer Literatur und Philosophie verpflichtet.



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Ein stimmgewaltiger Barde war er - poetischer Verkünder der Neuen Welt und ihrer Menschen, einer selbstbewussten amerikanischen Nation, frei, demokratisch, voller Ideen und Ideale. Whitman war ferner vom Pantheismus beeinflusst und von dem Gedankengut der Transzendentalisten geprägt. Seine Dichtung drückt eine Auffassung der „prophetischen Sendung des Dichters“ aus.

Im Sezessionskrieg war Whitman 1862 als freiwilliger Sanitätshelfer in Lazaretten in Washington D.C. tätig. Unter dem Eindruck des Krieges entstand der Gedichtband »Drum Taps« (»Trommelschläge«), der 1865 veröffentlicht wurde. Im selben Jahr wurde Whitman im Innenministerium angestellt, später jedoch vom Innenminister wegen „Unsittlichkeit seiner Dichtung“ entlassen.



Während die frühen Werke von unbrechbaren Optimismus strotzen, finden sich in späteren Werken auch triste Todeserfahrungen aus dem Sezessionskrieg. Whitman hat der Dynamik und dem expansiven Menschheitsglauben Amerikas einen gültigen Ausdruck verliehen. Seine Dichtung wirkte auch stark auf Europa und wies der Lyrik neue Aussage- und Ausdrücksmöglichkeiten.

Literatur:

Grashalme
Grashalme
von Walt Whitman

Grashalme
Grashalme
von Walt Whitman

Grasblätter Gesamtausgabe
Grasblätter Gesamtausgabe
von Walt Whitman


Literatur:




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Freitag, 24. März 2017

Martin Walser 90. Geburtstag

Martin Walser


Am 24. März feiert Martin Walser seinen 90. Geburtstag. Martin Walser wurde vor 90 Jahren am 24. März 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren. Martin Walser ist ein deutscher Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde Walser durch seine Darstellung innerer Konflikte der Antihelden in seinen Romanen und Erzählungen.

Nach Kriegsende machte er 1946 in Lindau am Bodensee-Gymnasium das Abitur und studierte an den Universitäten Regensburg und Tübingen Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie. Mit einer Dissertation zu Franz Kafka wurde er 1951 in Tübingen promoviert. Von 1949 bis 1957 arbeitete er beim Süddeutschen Rundfunk.

In dieser Zeit unternahm er Reisen für Funk und Fernsehen nach Italien, Frankreich, England, CSSR und Polen und schrieb erste Hörspiele.1950 heiratete er Katharina Neuner-Jehle. Aus dieser Ehe gingen die Töchter Franziska, Alissa, Johanna und Theresia hervor.



Mit seinem ersten Roman »Ehen in Philippsburg« (1957) gelang Walser der literarische Durchbruch. Walser lebte von da an mit seiner Familie als freier Schriftsteller am Bodensee.

Seit 1953 wurde Walser regelmäßig zu den Tagungen der »Gruppe 47« eingeladen, die ihn 1955 für die Erzählung »Templones Ende« auszeichnete.

Martin Walser hat ein vielgestaltiges und erfindungsreiches literarisches Werk geschaffen. Er schrieb zahlreiche Romane, Novellen, Erzählungen und Theaterstücke. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Romane

Das Einhorn



»Das Einhorn« (1966), »Ein fliehendes Pferd« (1985), »Brandung« (1985), »Jagd« (1988), »Finks Krieg« (1996), »Ein springender Brunnen« (1998). Zu seinem Alterswerk gehören die Romane »Der Lebenslauf der Liebe« (2000), »Tod eines Kritikers« (2002), »Der Augenblick der Liebe« (2004), »Angstblüte« (2007), »Ein liebender Mann« (2008) und »Mein Jenseits« (2010).

Sein gehässiger Roman »Tod eines Kritikers« (2002) ist auf den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gemünzt.

Diejenigen seiner Altersromane, die sich mit mit den Themen Liebe und Alter beschäftigen, sind häufig Leidensgeschichten.

In seinem Roman »Angstblüte« (2007) stürzt sich sein Romanheld Karl von Kahn in die Liebe zu einer jungen Schauspielerin.

Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den »Georg-Büchner-Preis« und 1998 den »Friedenspreis des Deutschen Buchhandels«. Außerdem wurde er mit dem Orden »Pour le Mérite ausgezeichnet und zum »Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres« ernannt.

Anlegestelle in Überlingen

Walser ist ein bodenseeischer Schriftsteller. Immer wieder fand seine Heimat Eingang in sein Werke und viele seiner Helden leben am Bodensee. Fast ist es so, als könne man ihnen dort persönlich bei einem Ausflug begegnen.

Martin Walser lebt mit seiner Familie als freier Schriftsteller in Nußdorf am Bodensee.


Literatur:

Ein fliehendes Pferd
Ein fliehendes Pferd
von Martin Walser

Das Einhorn
Das Einhorn


Mittwoch, 22. März 2017

Henri Stendhal 175. Todestag


Henri Stendhal

Henri Stendhals Todestag jährt sich zum 175. Mal. Er starb am 23. März 1842 in Paris. Henri Stendhal, eigentlich Marie-Henri Beyle, war ein berühmter französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts.

Henri Stendhal gilt neben Flaubert, Balzac und Zola als einer der großen französischen Erzähler des 19. Jahrhunderts. Er hatte grossen Einfluss auf die Entwicklung des europäischen Romans.

Beyle führte ein recht abenteuerliches Leben, das ihn im Dienste der französischen Armee unter Napoleon rastlos in viele europäische Länder führte. Er wurde durch seinen Aufenthalt in Italien geprägt, wo der als Soldat Napoleons diente.

1799 wurde ihm eine Stelle im Kriegsministerium angeboten und daraufhin trat er in die Dienste der Armee. Im Jahr 1800 folgte er als 17 Jähriger Napoleon auf dessen Italienfeldzug.


Wie Goethe zog es auch Stendhal nach Italien, wo er ein Drittel seines Lebens verbrachte. Italien wurde zum Ort seiner Selbstfindung. Hier entdeckte er seine Leidenschaften.

Es gibt von Goethe den berühmten Ausspruch "Wer mich nicht liebt, der kann mich nicht beurteilen." Lieben konnte man diesen Stendhal eigentlich erst in den letzten 15 Jahren seines Lebens, als er mit dem ernsthaften Schreiben angefangen hat.

Seine Chronik des 19. Jahrhunderts »Rot und Schwarz« (1830) zeichnet ein Sittengemälde Frankreichs zur Zeit der Juli-Revolution. Es erschien nach seiner Abreise, erregte aber wenig Interesse.

In Stendhals Meisterroman von 1830 bringt ein skrupelloser Aufsteiger im Affekt die Geliebte um. Der Autor ließ sich von einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess zu dem Roman inspirieren. Die Handlung spielt zur Zeit der französischen Restauration, als liberale und royalistische Kräfte um die Vorherrschaft stritten.

Stendhals letzter Roman »Die Kartause von Parma« ist eine klassische Geschichte von Liebe, Verrat, Intrigen und Politik. Er bildet zugleich Abschluß und Zusammenfasssung seiner italienischen Eindrücke.

Zu einen bekanntesten Werken gehören die Romane »Rot und Schwarz« (1830) und sein bekanntester Roman »Die Kartause von Parma« (1839).

Am 22. März 1842 streckte ein Schlaganfall den Verfasser der Liste auf offener Straße nieder, fünf Stunden später starb Henri Beyle in einem Pariser Hotelbett, neunundfünfzig Jahre alt.

Henri Stendhal wurde am 23. Januar 1783 in Grenoble als Sohn eines Anwalts geboren.

Literatur:

Rot und Schwarz. Chronik aus dem 19. Jahrhundert
Rot und Schwarz
von Henri Stendhal

Die Kartause von Parma. Vollständige Ausgabe
Die Kartause von Parma
von Henri Stendhal


Biografie:

Stendhal
Stendhal
von Johannes Willms



  Henri Stendhal-Werke


Meistererzählungen
Meister-erzählungen
Die Kartause von Parma
Die Kartause
von Parma
Die Kartause von Parma. Vollständige Ausgabe
Die Kartause
von Parma
Rot und Schwarz. Chronik aus dem 19. Jahrhundert
Rot und Schwarz
Rot und Schwarz. Zeitbild von 1830
Rot und Schwarz


Weblink:

Henri Stendhal-Biografie

Dienstag, 14. März 2017

Jurek Becker 20. Todestag

Jurek Becker

Jurek Becker starb am 14. März 1997 in Sieseby, Schleswig-Holstein. Jurek Becker war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und DDR-Dissident.

Jurek Becker verbrachte die ersten Jahre seines Lebens in dem Ghetto seines Geburtsortes. Mit 7 Jahren (1944) wurde er von seinen Eltern getrennt und nach Sachsenhausen in das KZ-Außenlager (Wusterhausen) gebracht. Nachdem der Krieg zu Ende war, fand ihn sein Vater als Überlebender aus Auschwitz wieder. Abgesehen von ihm, seinem Vater und einer Tante, hat kein weiteres Familienmitglied die Kriegszeit überlebt.

1945 zogen Vater und Sohn nach Berlin-Ost und er machte dort im Jahr 1955 sein Abitur. Im Jahr 1957 fing er ein Philosophiestudium gegen den Willen seines Vaters an, denn dieser hoffte, dass sein Sohn einmal Arzt werden würde.

1960 wurde er nach sechs Semestern von der Universität gewiesen. Dies hatte politische Gründe, die aus der Überwachung durch die Stasi seit 1959 resultierten. Anschließend wurde er freier Schriftsteller.


1962 wurde Jurek Becker fest angestellter Drehbuchautor. Nachdem jedoch sein Drehbuch »Jakob der Lügner« 1968 abgelehnt wurde, änderte er es zu seinem ersten Roman um, welcher 1969 erschien.

Er schrieb Texte für das Kabarett »Die Distel« und Filmdrehbücher. Mitte der sechziger Jahre schrieb er das Drehbuch zum Film - eine Shoah-Geschichte. Das Drehbuch wird - trotz fehlender historischer Rolle der sowjetischen Befreier, trotz fehlenden Heroismus überhaut - von den Behörden der DDR genehmigt.

Sein berühmtestes Buch, »Jakob der Lügner«, wurde bisher zweimal verfilmt. Die Verfilmung durch die DEFA war für den Oscar als bester ausländischer Film nominiert (1974).

Am Schreibtisch kann ich ein kleines bißchen fliegen.

Jurek Becker

Im Jahr 1976 unterzeichnete der politisch engagierte Jurek Becker mit elf weiteren Schriftstellern einen Brief gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, was mit dem Ausschluss aus der SED und aus dem Vorstand des Schriftstellerverbands der DDR bestraft wurde. Der Roman »Der Boxer« erschien.

1977 trat Jurek Becker aus Protest gegen den Ausschluss Reiner Kunzes aus dem Schriftstellerverband aus und zog mit Genehmigung der DDR-Behörden in den Westen, da seine Bücher in der DDR nicht mehr verlegt und Filmprojekte abgelehnt wurden.

Von 1978 bis 1984 erschienen zwei weitere Romane »Schlaflose Tage« (1978) und »Aller Welt Freund« (1982) und eine Sammlung von Erzählungen »Nach der ersten Zukunft« (1980). Jurek Becker war Gastprofessor an Universitäten und hielt mehrere programmatische Vorträge.

Von 1978 bis 1984 erschienen zwei weitere Romane, »Schlaflose Tage« 1978 und »Aller Welt Freund« 1982. 1986 schrieb er das Drehbuch für die erfolgreiche Fernsehserie »Liebling Kreuzberg«, wofür er ein Jahr später mit Gold ausgezeichnet wurde. Sein Roman »Jakob der Lügner« wurde bisher zweimal Verfilmt. 1974 wurde das von der DEFA verfilmte Werk für einen Oscar nominiert.

Jurek Becker war bis 1976 im Vorstand des Schriftstellerverbandes der DDR und bekam unter anderem den Nationalpreis der DDR für Literatur.

Jurek Becker wurde vermutlich am 30. September 1937 in Łódź, Polen als Jerzy Bekker geboren.


Weblink:

Jakob der Lügner
Jakob der Lügner
von Jurek Becker


Blog-Artikel:

Martin Walser 90. Geburtstag

Henri Stendhal 175. Todestag

John Updike 85. Geburtstag

Freitag, 10. März 2017

»Jakob der Lügner« von Jurek Becker


»Jakob der Lügner« ist ein Roman von Jurek Becker, der im Jahr 1969 erschien. Jurek Beckers Erstlingsroman, in den persönliche Erfahrungen einflossen, gehört zu den gelungenen Versuchen, das Grauen der Judenvernichtung während des Zweiten Weltkriegs literarisch zu verarbeiten.

Becker selbst wuchs im Warschauer Ghetto sowie in den Konzentrationslagern von Ravensbrück und Sachsenhausen auf. Von 1960 bis 1977 lebte Becker, der erst nach 1945 Deutsch lernte, in Ostberlin, wo auch der Roman entstand.

1962 wurde Jurek fest angestellter Drehbuchautor. Nachdem jedoch sein Drehbuch »Jakob der Lügner« 1968 abgelehnt wurde, änderte er es zu seinem ersten Roman um, welcher 1969 erschien. Jurek Becker war bis 1976 im Vorstand des Schriftstellerverbandes der DDR und bekam unter anderem den Nationalpreis der DDR für Literatur.


Der Jude Jakob lebt in einem Ghetto und muss dort auf den Abtransport von sich und seinesgleichen warten. Zufällig hört er von einer Schlacht um "Bezanika" im deutschen Radio als er sich bei der Wache melden muss. Mit dieser neuen Nachricht ermuntert er die hoffnungslosen, zum Suizid neigenden Menschen im Ghetto und erfindet stets neue Nachrichten, behauptet ein Radio zu haben und sagt die Befreiung durch die Russen dauere nicht mehr lange. Nur Mut.

Die Selbstmordrate nimmt ab, die Menschen sehen in seinem Radio einen Hoffnungsträger. Jakob gibt dann doch zu kein Radio zu besitzen, doch keiner will ihm glauben. Die Juden werden dennoch abtransportiert, doch die Russen befreien das Ghetto trotzdem, auch wenn sie zu spät eintreffen.

Jakob der Lügner
Jakob der Lügner

Um die Glaubwürdigkeit seiner Informationen zu erhöhen, behauptet Jakob, selbst über ein Radio zu verfügen, dessen Besitz streng verboten ist. Durch die Notlüge gerät er unversehens in die Zwangslage, ständig neue Nachrichten erfinden zu müssen; sein Lügengewebe führt zu tragikomischen Situationen und das technische Medium wird zum Symbol von Verheißung und Gefahr. Einerseits schöpfen die Ghettobewohner wieder Hoffnung; sie schmieden Pläne, die Selbstmordrate ist rückläufig. Andererseits befürchten einige seiner Leidensgenossen, dass die Entdeckung des Radios durch die deutschen Besatzer letztlich alle gefährden könne.

Jakob tritt seinen Kritikern entgegen, indem er die Wahrheit enthüllt, doch sein Eingeständnis wird nicht erkannt. Als die Lügen seine Kräfte zu übersteigen beginnen, vertraut er sich seinem Freund Kowalski an, der mit dem Geständnis scheinbar gleichgültig umgeht, in der Nacht aber Selbstmord begeht. Jakob begreift, dass er seine Leidensgenossen weiterhin mit Informationen über die bevorstehende Befreiung versorgen muss, doch schon am darauf folgenden Tag werden die Ghettobewohner ins Konzentrationslager abtransportiert. Der Roman bietet dem Leser zwei Schlüsse an: Das »blasswangige und verdrießliche, das wirkliche und einfallslose Ende« schildert den Abtransport aller Ghettobewohner. Doch gegen diesen Schluss erfindet sich der Erzähler ein hoffnungsvolles Ende aus eigener Fantasie: Zwar stirbt Jakob, der Lügner, bei seinem Fluchtversuch, aber das Ghetto wird von den russischen Truppen befreit.

Sein berühmtestes Buch, »Jakob der Lügner«, wurde bisher zweimal verfilmt. Die Verfilmung durch die DEFA war für den Oscar als bester ausländischer Film nominiert (1974).


Weblink:

Jakob der Lügner
Jakob der Lügner
von Jurek Becker

Donnerstag, 2. März 2017

John Irving 75. Geburtstag

John Irving

Der Geburtstag von John Irving jährt sich am 2. März zum 75. Male. Er wurde am 2. März 1942 in Exeter, New Hampshire, geboren. John Irving ist ein bekannter amerikanischer Romanautor. Irvings größte literarische Vorbilder sind Charles Dickens und Günter Grass. Er lebt heute in Vermont.

Irving studierte ab 1961 an der Universität von Pittsburgh englische Literatur, dann, 1962/1963, zwei Semester in Wien, wo er die Idee zu seinem ersten Roman hatte: Er verbrachte seine Zeit im Tiergarten und in Kaffeehäusern (da es in seinem Zimmer zu kalt war), fuhr Motorrad, las Die Blechtrommel von Günter Grass und schrieb, davon inspiriert, sein erstes Buch Laßt die Bären los!, das 1968 erschien.


Nach der Zeit in Wien ging Irving auf die Universität von New Hampshire, wo er 1965 mit dem Bachelor abschloss. Seinen Master of Fine Arts schloss er 1967 an der University of Iowa ab und trat anschließend eine Dozentenstelle an einem College in Vermont an.

Irving ist dafür bekannt, daß einige Motive in seinen Romanen häufig zu finden sind: Körperbetonte Sportarten (Ringen, Football); wiederkehrende Regionalbezüge bzw. Schauplätze (Maine, New Hampshire, Staten Island, auch Europa, v. a. Wien und Amsterdam); Charakteristika von Figuren (schüchterne Männer, starke Frauenfiguren, vaterlos aufwachsende Söhne, Prostituierte); Beziehungen (sexuelle Beziehungen zwischen älteren Frauen und jüngeren Männern, Inzest, häufig homoerotische Beziehungen) und Milieus (Rotlichtmilieus, Internatsschulen, Hotels/Pensionen, Zirkus) sowie die Schriftstellerei, Motorräder, Religion und immer wieder Bären. Manche Kritiker werfen Irving vor, sehr autobiographisch zu schreiben und sich ständig zu wiederholen; ein Problem, mit dem er sich auch in Witwe für ein Jahr auseinandersetzt.


Seine bisher zwölf Romane wurden alle Weltbestseller und in 35 Sprachen übersetzt, vier davon verfilmt. 1992 wurde Irving in die National Wrestling Hall of Fame in Stillwater, Oklahoma, aufgenommen, im Jahr 2000 erhielt er einen Oscar für die beste Drehbuchadaption für die Verfilmung seines Romans »Gottes Werk und Teufels Beitrag«. 2013 erhält er die weltweit wichtigsten Auszeichnungen für seine Darstellung von sexueller Toleranz und Gleichbehandlung in seinem literarischen Werk.

Literatur:

Gottes Werk und Teufels Beitrag
Gottes Werk und Teufels Beitrag
von John Irving


Bis ich dich finde
Bis ich dich finde
von John Irving