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Samstag, 20. September 2003

»Siddhartha« Hermann Hesse vor 80 Jahren erschienen

Siddharta
Siddharta

Der 1922 veröffentlichte Roman »Siddharta« von Hermann Hesse ist die eigentliche Frucht seiner Indienreise im Jahr 1911, ein Roman und eine indische Dichtung über einen asketischen Mönch auf der Suche nach dem Sinn in seinem Leben und nach Erkenntnis über das Leben und sich selbst. Sein suchender Mönch Siddharta gelangt nicht durch Spiritualität, sondern durch Selbsterkenntnis zur Erleuchtung. Der Roman beschreibt die Stationen auf dem Weg der Weisheit, bei dem der Umweg das Ziel ist.

Hesse beschreibt in seinem Roman »Siddharta« die lange Suche eines Mannes, des zukünftigen Buddhas, nach seinem persönlichem Glück. Er sucht es in der Askese, in der körperlichen Liebe, im Handel, im Alkoholrausch und im Glücksspiel. Doch jederzeit merkt er, dass ihn all dies nicht befriedigen kann. Sowohl das asketische Leben im Bettelorden der Samanas und die Zusammenkunft mit dem erleuchteten Buddha Gotama führen Siddharta nicht an sein Ziel, dem Erlangen der Selbsterkenntnis und Weisheit im Sinne des Buddhismus, also der Erleuchtung, die nach dem Tod ins Nirwana führt, der Befreiung aus dem irdischen Kreislauf der Wiedergeburt.


Der Mönch ändert daraufhin seinen Lebenswandel: seine Geistesgaben, gestärkt durch jahrelange Askese, lassen ihn zu einem zwar nicht überzeugten, aber dennoch erfolgreichen Kaufmann werden; Reichtum, Verschwendungssucht, sexuelle und andere Ausschweifungen, also völlig freie Lebensverhältnisse sind die Folge. Siddharta erkennt alsbald, daß dieser an sich doch hohle Lebenswandel voller Ausschweifungen gerade nicht zur Weisheit, sondern zur inneren Abstumpfung und Verarmung führt.


"Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft und schwankt und taumelt zu Boden. Ander aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind errreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn." Siddharta


Erst auf seiner Rückkehr zum Fährmann Vasudeva, den er in seiner Jugend bereits getroffen hatte, an den großen Fluss zurückkehrt, um mit ihm im Einklang mit der Natur und in Stille und innerer Einkehr zu leben, erlangt er auf dem Wege der Umkehr die Erkenntnis über das Leben und sich selbst, was sich an dieser Stelle als der eigentliche Sinn des Lebens offenbart - übrigens nicht nur für Siddharta, sondern auch für jeden anderen Menschen. Der Roman lehrt, dass es viele Wege zum Glück und genauso viele Sucher wie Wege gibt.


Hermann Hesses indischer Roman lässt sich auch so beschreiben: Ein Suchender hat sich auf den Weg in die Welt gemacht, auf einen lange Reuse begeben und nach langer Zeit seinen Weg und sein persönliches Glück gefunden. Siddhartha, die Legende von der Selbstbefreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung zu einem selbständigen Leben, zeigt, dass Erkenntnis nicht durch Lehren zu vermitteln ist, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann.


Literatur:

Siddharta
Siddharta
von Hermann Hesse

Siddhartha Rezension
Siddhartha Rezension
von Joachim Weiser

Montag, 15. September 2003

»Bleak House« von Charles Dickens

Bleak House
Bleak House

»Bleak House« ist ein Gesellschaftsroman von Charles Dickens, in dem der Gerichtsreporter Dickens als zeitgenössisches Thema einen Justizskandal an einem Londoner Gericht aufgreift. Der Roman, der in den 1820er Jahren spielt, erschien von März 1852 bis September 1853 in zwanzig Fortsetzungen.

Thema des Romans ist ein gewaltiger Gerichtsprozess, der schon viele unschuldige Seelen unglücklich gemacht hat, in dem er mit zermürbender Langsamkeit voranschreitet und Hoffnungen zerstört und über den ganz England spricht. Es ist der Erbgerichtsprozess "Jarndyce und Jarndyce". Dickens entführt an einem nebligen, trüben Novembertag in London in das vornehme Chesney Wold, das friedliche Bleakhaus, den düsteren Gerichtshof.

Dickens erzählt hierbei die Geschichte vieler Menschen, die direkt und indirekt mit dem Fall verbunden sind. Dabei werden in den vielen Erzählsträngen die Personen und Geschichten immer mehr miteinander verwoben. Gleichzeitig befasst sich der Autor noch mit der Vergangenheit einer der lieblichsten Frauengestalten der Literatur und deckt ein skandalöses Geheimnis auf, dass sämtliche Gesellschaftsschichten erschüttern wird.

»Bleak House« ist einerseits ein Gesellschaftsroman, der das Leben vor allem der englischen Oberschicht sowie ihrer Beziehungen zur Mittel- und Unterschicht im 19. Jahrhundert charakterisiert, andererseits eine satirische Abrechnung mit dem englischen Rechtssystem, insbesondere dem »Court of Chancery«, der unter anderem Erbschaftsstreitigkeiten regelte. In den letzten Kapiteln enthält das Buch auch Elemente eines Kriminalromans.

Dicken's Roman »Bleak House« mit seiner düsteren Atmosphäre vor einem anonymen Gericht gilt Literaturwissenschaftlern als wegbereitend für Kafkas »Prozess«.

Weblink:

Bleak House
Bleak House
von Charles Dickens