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Samstag, 20. November 2010

Leo Tolstoi starb vor 100 Jahren

Leo Tolstoi

Der berühmte russische Schriftsteller Leo Tolstoi starb vor 100 Jahren am 20. November 1910. So abenteuerlich sein Leben war, so abenteuerlich und turbulent ging sein bewegtes Leben auch zu Ende. Tolstoi starb nicht etwa - wie bei Schriftstellern üblich - friedlich zu Hause im Bett, sondern in einer Notunterkunft während einer überhastet angetretenen Zugreise.

Auslöser seiner letzten Reise war ein familiärer Streit um sein literarisches Erbe. Der Nationaldichter Tolstoi erwog, dem russischen Volk seine literarischen Werke zu vermachen. Da seine Frau Sofia es aber ablehnte, die in seinem Testament dem russischen Volk vermachten literarischen Werke als gemeinsame Besitztümer des Volkes anzusehen, verließ Lew Tolstoi nach dem Streit mit seinem Arzt und seiner jüngsten Tochter die Familie auf seinem Landgut Jasnaja Poljana zu einer letzten, spektakulären Reise in Richtung Süden.

Tolstois Sterbezimmer Bahnhof Astapowo

Tolstoi trat die Flucht überstürzt und zudem im offenen Zug fahrend an. Die Fahrt mit dem Zug bekam Tolstoi nicht. Auf dieser Reise erkrankte er an einer Lungenentzündung und starb am frühen Morgen des 20. November 1910 in einem Bahnwärterhäuschen in Astapowo bei Lipezk im Gouvernement Tambow, gut 300 km südöstlich von seinem Landgut. Zum Zeitpunkt seines plötzlichen Todes wurde der berühmte russische Schriftsteller von der Weltpresse umlagert. Zwei Tage später wurde Tolstoi auf seinem Landgut Jasnaja Poljana begraben.

Für viele Russen brach mit dem Tod ihres Jahrhundertschriftstellers Leo Tolstoi vor 100 Jahren eine Welt zusammen. Als der Autor der international geschätzten Klassiker »Krieg und Frieden« und »Anna Karenina« 1910 im bescheidenen Häuschen eines Bahnwärters in Astapowo starb, verlor das Land einen seiner größten Denker, einen epochalen Schriftsteller und eine moralische Instanz.

Weblinks:

Leo Tolstoi-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Leo Tolstoi-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Mittwoch, 17. November 2010

Jonathan Franzen Roman »Freiheit«

Neun Jahre hat sich Jonathan Franzen für seinen neuen Roman »Freiheit« Zeit gelassen, bis er die Geschichte der Familie Berglund in St. Paul, der Hauptstadt von Minnesota, erzählen konnte. Wie bei den »Korrekturen« hat der Fachmann für Familienfragen auch seinen vierten Roman im Mittleren Westen angesiedelt.

»Freiheit« ist sein autobiographischstes Buch, denn in der Erfindung seiner Romanfiguren hat sich Franzen auch selbst verändert. "Nur in der Erfindung kann man wirklich in die Tiefen des Unterbewusstseins vordringen. Der Kampf um die Erfindung meiner Charaktere zwang mich auch, mich selber neu zu erfinden. Ich habe mich verändert im Lauf des Schreibens, das war nötig."





»Das Thema Familie ist universal«

Wie bei seinen anderen Romanen, handelt es sich bei »Freiheit« wieder um einen Familienroman mit zeitgenössischem Hintergrund. Aber dieser Roman ist viel mehr als das, es ist eine Abrechnung mit dem Amerika unter Präsident George W. Bush. Der Titel »Freiheit« ist ironisch gemeint. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte Franzen: „Ich kann nur hoffen, dass jeder die Ironie sofort versteht. ‚Freiheit’ ist der am häufigsten missbrauchte Begriff der Bush-Jahre. Er ist vergiftet, ist ein Krüppel.”

736 Seiten hat Franzen gebraucht, um seine Geschichte über Ehebruch, Geschwisterrivalität, Irakkrieg und Umweltschutz unterzubringen. Für viele US-Kritiker keine Seite zuviel. "Ein unvergessliches Portrait unserer Zeit", schrieb die »New York Times«.


Jonathan Franzen Freiheit


Freiheit, von Jonathan Franzen
Rowohlt-Verlag, 8. September 2010.
736 Seiten, 24,95 EUR.
ISBN-13: 978-3498021290
Weblinks:

Jonathan Franzen »Freiheit« - Rowohlt-Verlag - www.rowohlt.de

Mustermann, geh' du voran - www.sueddeutsche.de/kultur

Samstag, 13. November 2010

Jonathan Franzen nimmt sich seine Freiheit

Jonathan Franzen wurde 1959 in Western Springs / Illinois, einem Vorort von Chicago geboren und wuchs in Missouri auf. Er studierte Literatur in den USA und in Deutschland. Als Schriftsteller hatte er schon mit seinen ersten Werken grossen Erfolg. Nach seinen ersten beiden Romanen wurde Franzen vom <em>„New Yorker“</em> ordentlich mit Vorschußlorbeeren versehen und auf die Liste der wichtigsten Schriftsteller des 21. Jahrhunderts gesetzt.

Jonathan Franzen ist ein epischer Erzähler und schreibt gerne hintergründige Familienromane - bevorzugt über Familien im Mittleren Westen - weil die prägendste Erfahrung in seinem Leben das Aufwachsen im Mittleren Westen mit seinen Eltern gewesen sei. Sein Thema ist das <font color="000090">Familienleben</font>, in dessen Gelingen oder Scheitern sich gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln. Seine Werke erzählen von den Werten und vom Wandel der Gesellschaft am Beispiel einer amerikanischen Familie. Ein wichtiges Unterfangen in einem Buch ist es nach seiner Auffasssung, diese Erfahrung unvergesslich zu machen, ihr echtes Leben und Form einzuhauchen.


Jonathan Franzen ist ein Autor, der sich - wie bei seinem neuen Roman - die Freiheit herausnimmt, sich Zeit zum Schreiben zu lassen. Seit seinem Sensationserfolg mit dem Roman »Korrekturen« 2001 hat der 51-jährige Autor mit »Freiheit« gerade einmal seinen vierten Roman vorgelegt. Die Freiheit, sich Zeit zu nehmen, spiegelt sich aber auch im Buch selbst wieder: Franzen erzählt episch, ohne zu langweilen. Und er ist noch in der Lage, ein großes psychologisches Panorama seiner Figuren zu entwerfen - und ein großes Panorama der US-Zeitgeschichte.

Für Franzen ist nach eigener Aussage Schreiben "meine Idee von Freiheit": in einer stillen Kammer befindlich, angekettet an den Roman, aber unabhängig. "Es ist Glück, wenn ich zwischendurch in die Natur kann, um Vögel zu beobachten, ist es perfekt."

Wie bei seinen anderen Romanen, handelt es sich bei »Freiheit« wieder um einen Familienroman mit zeitgenössischem Hintergrund. Aber dieser Roman ist viel mehr als das, es ist eine Abrechnung mit dem Amerika unter Präsident George W. Bush. Der Titel »Freiheit« ist ironisch gemeint. In einem Interview mit dem „Spiegel“ sagte Franzen: „Ich kann nur hoffen, dass jeder die Ironie sofort versteht. ‚Freiheit’ ist der am häufigsten missbrauchte Begriff der Bush-Jahre. Er ist vergiftet, ist ein Krüppel.”

Franzen behauptet immer noch - wie mit seinen Thesen der 90er Jahre - mit einiger Überzeugungskraft, dass Literatur Aufmerksamkeit nur mit hoher Qualität erringen kann. Statt Anpassung an den Markt der schnellen Sensationen und billigen Effekte fordert Franzen, ähnlich wie sein Kollege (und Freund) David Foster Wallace, die Rückbesinnung der Literatur auf das Literarische selbst: auf die Kraft der Sprache, den Sog der Erzählung und die Macht der Identifikation.






Jonathan Franzen Freiheit








Freiheit, von Jonathan Franzen

Rowohlt-Verlag, 8. September 2010.
736 Seiten, 24,95 EUR.
ISBN-13: 978-3498021290






Weblink:

Jonathan Franzen »Freiheit« - Rowohlt-Verlag www.rowohlt.de