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Samstag, 24. Dezember 2011

»A Christmas Carol« von Charles Dickens


»A Christmas Carol« ist eine groteske Weihnachtsgeschichte, die von Charles Dickens im Jahre 1843 geschrieben wurde. Sie handelt von der wundersamen Bekehrung des hartherzigen und notorischen alten Geizhalses Ebenezer Scrooge.

Die Weihnachtszeit lässt den Geizhals kalt und sogar am Heiligen Abend schikaniert der herzlose und eigensüchtige Geizkragen seine Mitmenschen. Doch dann erscheint am Heiligen Abend dem alten Geizhals zunächst der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Marley und prophezeit Scrooge ein düsteres Ende für den Fall, daß er seinen Lebenswandel nicht grundlegend ändert.


Danach lässt der Autor dem hartherzigen, alten Geizhals in der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember drei Geister erscheinen, die durch ihr Erscheinen für eine geisterhafte Verwandlung sorgen. Erst zeigt sich der Geist der vergangenen Weihnacht, welcher Scrooge in seine Kindheit zurückversetzt, gefolgt vom Geist der gegenwärtigen Weihnacht, der ihn ins Haus seines ärmlich lebenden Schreibers Cratchit und dessen Familie geleitet. der Geist der künftigen Weihnacht schließlich führt ihn zu seinem einsamen Sterbebett und zeigt ihm seinen Grabstein.

"Die Wege der Menschen deuten ein bestimmtes Ende voraus, auf das sie hinführen, wenn man auf ihnen beharrt. Aber wenn man von den Wegen abweicht, ändert sich auch das Ende." erkennt Ebenezer Scrooge und ist fortan ein anderer Mensch.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Vaclav Havel »Fassen Sie sich bitte kurz«

Václav Havel zieht in »Fassen Sie sich bitte kurz« in Gedanken und Erinnerungen die politische und zugleich sehr persönliche Bilanz eines Dichters, der vom Dissidenten zum Präsidenten wurde und Weltgeschichte schrieb. Der Titel des Buches ist etwas trügerisch, denn seine Bilanz ist kein Thema, um sich kurz fassen zu können.

Die Veröffentlichungen basieren auf Interviews, welche der Journalist und Vertraute Karel Hvížd´ala mit Vaclav Havel geführt hat. Dem Interviewpartner, der als Stichwortgeber fungiert, ist der Buchtitel gewidmet. Die den Interviews zwischengeschalteten Aktennotizen und Selbstreflexionen erlauben sie doch tiefe Einblicke in das Wesen Havels, dieser Mischung aus künstlerischer Sensibilität, Lebenslust und Lebensklugheit und sind in ihrer intimen Offenheit fast spannender als der Fragenmarathon selbst.

Havel collagiert in diesem im Stil der Befragung geschriebenen Buch seine schriftlichen Antworten auf Fragen eines tschechischen Journalisten mit Instruktionen und Berichten an seine Mitarbeiter in der Zeit seiner Präsidentschaft und mit tagebuchartigen Passagen aus der Gegenwart.




Fassen Sie sich bitte kurz








"Fassen Sie sich bitte kurz"
von Vaclav Havel



Rowohlt-Verlag,
Taschenbuch, 16. März 2007,
19,90 EUR.

ISBN-13: 978-3498029906





Václav Havel blickt auf seine Amtszeit zurück und gewährt dabei auch Einblicke in sein Innenleben. Noch einmal durchleben man die Schicksalsstunden, aus denen der ehemalige Dissident und Häftling zur identitätsstiftenden Lichtgestalt emporwuchs. Das Leben auf der Burg, umgeben von Hofschranzen und loyalen Mitarbeitern. Die Geburtswehen Tschechiens und der Slowakei. Das Leben an der Seite zweier starker Frauen (die „pikanten Themen“). Havels lebensbedrohende Erkrankung und seine Depressionen.

Am Ende schreibt der verletzliche, aber stets Haltung bewahrende Sympathieträger dem Vereinigten Europa einige nachdrückliche Gedanken in Sachen Ost-Erweiterung und Globalisierung ins Poesiealbum.

Es sind gerade die Erinnerungen mit den kleinen, oft sehr komischen Alltagsgeschichten, die einem Havel ganz nahe bringen. Havels Understatement, sein Witz, seine ganz beiläufig wirkende Formulierungskunst, seine Selbstironie und seine Ernsthaftigkeit, machen sein Buch lesenswert und sympathisch.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Václav Havel ist tot

Vaclav Havel


Der frühere tschechische Staatspräsident Václav Havel ist tot. Der einstige Dramatiker und Held der antikommunistischen Bewegung starb am Sonntag früh mit 75 Jahren in seinem Wochenendhaus im Norden Tschechiens.

Vaclav Havel war ein Präsident wider Willen, denn seiner Berufung nach war er immer ein Dichter. In seinem Werk verarbeitete er die erzwungene Entfremdung durch das Leben in der sozialistischen Diktatur. Sein bestimmendes Thema war die Absurdität des Lebens im Kommunismus.

Der einstige Dissident zählte zu den Anführern der "Samtenen Revolution" 1989, in deren Verlauf die kommunistische Führung der damaligen Tschechoslowakei gestürzt wurde. Die Symbolfigur des gewaltlosen Widerstands wurde noch im selben Jahr zum Präsidenten gewählt. Nach der Teilung des Landes wurde Havel 1993 Staatschef von Tschechien und blieb bis 2003 im Amt.


In der Tschechoslowakei avancierte der Autor durch seinen permanenten Konflikt mit den sozialistischen Machthabern zu einer Art Volkshelden, der seine Erfahrungen literarisch verarbeitete. Später erlebte Vaclav Havel einen Wandel von Theaterautor zum engagierten Bürgerrechtler.

Was das Absurdeste in seiner Amtszeit gewesen sei, wurde Václav Havel einmal gefragt. Die Antwort: Dass er so lange Staatspräsident war, und dann noch einer von zwei Staaten: Erst der Tschechoslowakei und dann, ab 1993, der von Tschechien.

Bereits während seiner Amtszeit kämpfte Havel mit großen gesundheitlichen Problemen. Als Folge seiner jahrelangen Gefängnisaufenthalte unter dem kommunistischen Regime litt er unter einer chronischen Atemwegserkrankung. Zudem wurde er, der jahrzehntelang starker Raucher war, 1996 wegen Lungenkrebs operiert. Zwei Jahre später überlebte er einen Herzinfarkt.

In Tschechien herrscht grosse Trauer um den tschechischen Ex-Präsidenten. Politiker in Tschechien und in anderen europäischen Staaten reagierten mit großer Bestürzung auf den Tod Havels. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte in einem Kondolenzschreiben an dessen Nachfolger Vaclav Klaus Havels Einsatz für Freiheit und Demokratie.

Manchmal kam er sich wie in einem seiner absurden Stücke vor. Daß die Theaterwelt nicht unbedingt der Realität gleicht, hat sich für Havel im politischen Alltag als wertvolle Erfahrung erwiesen. Daß seine Landsleute möglicherweise zu wenig aus seinen politischen Stücken gelernt haben, geht aus der Verlangsamung des Wertewandels und des moralischen Wandels hervor. Havel gesteht, er komme sich als Präsident wider Willen manchmal selber vor, wie eine der Figuren aus seinen (absurden) Stücken.

Als politisqhe Figur glich der Präsident einem (Staats-) Schauspieler, dem die Bühne zu klein geworden ist. Die Popularität Havels im Ausland erhielt jedoch ihm auch zu Hause Sympathiewerte, die nur denen des Ministerpräsidenten Klaus glichen.

Weblink zum Tode von Vaclav Havel:

Vaclav Havel gestorben - www.tagesschau.de

Ein Vorbild an Moral und Menschlichkeit - www.tagesschau.de

Václav Havel ist tot - www.dw-world.de




Weblinks:

Václav Havel-Biografie - www.die-biografien.de

Václav Havel-Zitate - www.die-zitate.de



Blog-Artikel:

Václav Havel wird 75 - Geburtstag des tschechischen Präsidenten

»Largo desolato«

»Das Gartenfest«




Snorri Sturluson und die Sturlungenzeit

Snorri Sturlurson

Snorri Sturluson (1178/79–1241), isländischer Dichter, Gelehrter und Gesetzessprecher, prägte mit seinen Werken unsere Vorstellung von der Wikingerzeit wie kein zweiter. Er war Verfasser einer monumentalen Chronik des norwegischen Königsgeschlechts sowie der «Egill-Saga» um den berüchtigten gleichnamigen Skaldendichter und Abenteurer.

Snorri Sturlurson war ein altisländischer Dichter (Skalde) und Historiker und ein bedeutender isländischer Politiker seiner Zeit. Snorri lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts in Island, und damit inmitten einer literarischen Hochzeit, die jedoch von politischen Wirren überschattet wurde.

In dieser Epoche wurde jedoch auch das politische System des unabhängigen Insel-Freistaates durch Christianisierung und Kirchenorganisation sowie die Konzentration der Macht in den Händen immer weniger oligarchischer Familien zerstört.

Infolgedessen versank die Insel in einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg, der schließlich 1262 mit dem Verlust der Unabhängigkeit endete. Der Dichter Snorri Sturluson war treibende Kraft in diesem nach seiner Familie benannten Bürgerkrieg (Sturlungaöld).




Snorri Sturluson Homer des Nordens








"Snorri Sturluson Homer des Nordens"
von Oskar Gudmundsson



Böhlau-Verlag,
Gebundene Ausgabe, 1. August 2011,
24,90 EUR.

ISBN-13: 978-3412207434





Er selbst war neben seiner Tätigkeit als Autor auch einer der politisch führenden Männer Islands. Snorri war als Politiker sehr erfolgreich, seine Familie, die Sturlungar, eine der mächtigsten im Lande. Er selbst hatte zweimal die einflussreichste Position im isländischen Parlament, dem Althing inne: als Gesetzessprecher. Nicht umsonst nennt man auch die Phase zu seinen Lebzeiten in der Geschichte Islands die Sturlungenzeit.

Als Politiker geriet er in Konflikt mit dem mächtigen norwegischen König. Snorri hatte entgegen dem Verbot des Königs 1239 Norwegen in Richtung Island verlassen. Er konnte sich mit seinem Einfluss jedoch nicht gegen äußere Gefahren wehren. Snorri und einige seiner Söhne wurden im Auftrag des Königs am 23. September 1241 in Reykholt im Keller seines Hauses ermordet.



Donnerstag, 15. Dezember 2011

Snorri Sturluson - Homer des Nordens

Snorri Sturlurson

Der Isländer Snorri Sturluson wurde 1178 in Hvamm geboren und war Gelehrter und ein altisländischer Skalde (Dichter).

Aufgezogen wurde er – nach dem Brauch der Zeit, ähnlich wie in Mitteleuropa bei den Knappen der Ritter – von einem mächtigen Mann, Jón Loftsson (1124–1197), der als einer der einflussreichsten Goden und klügsten Männer Islands beschrieben wird.

Snorri war später dank seiner Erziehung einer der wichtigten Personen seiner Zeit und bewegte sich in einem Spannungsfeld zwischen weltlicher und kirchlicher Macht und wurde durch Protektion, Verhandlungsgeschick und familiäre Beziehungen zu einem der angesehensten Männer in der nordischen Hemisphäre.

Edda

Er widmete sich vor allem historischen Studien und verfasste ein künstlerisch gestaltetes Geschichtswerk über die norwegischen Könige sowie die »Prosa-Edda« (um 1220), mit dem er die der altgermanischen Tradition verhafteten Göttergeschichten vor dem Vergessenwerden bewahren wollte.

Die »Edda« und die isländischen Sagas sind untrennbar mit einem Autor verbunden: mit Snorri Sturluson, dem »Homer des Nordens«. Snorri Sturlusons »Prosa-Edda« ist ein Lehrbuch für die altisländischen Dichter, die sogenannten Skalden und bis heute die zentrale Quelle unseres Wissens über altgermanische Traditionen.

Snorri war als Politiker sehr erfolgreich, seine Familie, die Sturlungar, eine der mächtigsten im Lande. Er selbst hatte zweimal die einflussreichste Position im isländischen Parlament, dem Althing inne: als Gesetzessprecher. Nicht umsonst nennt man auch die Phase zu seinen Lebzeiten in der Geschichte Islands die Sturlungenzeit.


Im Sommer 1218 segelte Snorri von Island nach Norwegen. Hier besuchte er den Jarl Skule Bårdsson während des Winters, wurde sein Gefolgsmann, und im darauf folgenden Sommer Eskil Magnusson und dessen Frau Kristina Nilsdottir Blake in Skara. Sie waren beide mit der königlichen Familie verwandt.

Snorri hielt sich zum zweiten Mal 1237 bis 1239 in Norwegen auf, als Jarl Skuli sich in einen fatalen Aufstand gegen den norwegischen König Håkon Håkonarson verwickelte. Der Jarl wurde 1240 in Bergen getötet. Snorri hatte entgegen dem Verbot des Königs 1239 Norwegen in Richtung Island verlassen. Gissur Þorvaldsson tötete Snorri und einige seiner Söhne im Auftrag des Königs am 23. September 1241 in Reykholt.




Snorri Sturluson Homer des Nordens








"Snorri Sturluson Homer des Nordens"
von Oskar Gudmundsson



Böhlau-Verlag,
Gebundene Ausgabe, 1. August 2011,
24,90 EUR.

ISBN-13: 978-3412207434






Literatur:


Prosa-Edda: Altisländische Göttergeschichten
Prosa-Edda: Altisländische Göttergeschichten
von Snorri Sturluson und Arthur Häny


Die vollständige Edda des Snorri Sturluson: Die Götter der Germanen
Die vollständige Edda des Snorri Sturluson: Die Götter der Germanen
von Harry Eilenstein

Sonntag, 11. Dezember 2011

Nagib Mahfus 100. Geburtstag

Nagib Mahfus

Nagib Mahfus wurde vor 100 Jahren am 11. Dezember 1911 in der Kairoer Altstadt als siebtes Kind einer Familie aus kleinbürgerlichem Milieu geboren. Nagib Mahfus war einer der bedeutendsten ägyptischen Schriftsteller.

Mahfus war ein typischer Ägypter, der seine Heimat über alles liebte und kaum jemals einen Fuß auf ausländischen Boden setzte. Anstatt durch die Welt zu reisen, suchte er lieber Inspiration in Büchern, in den Straßen von Kairo, im Teehaus oder bei seinen regelmäßigen Treffen mit anderen Intellektuellen.

»Ich bin nur der Erzähler, die Helden kann man
überall finden, jeder erkennt sich wieder.«
Er hat alle Elemente der volkstümlichen Erzählkunst in seine Werke aufgenommen und ist der eigentliche 'Vater des ägyptischen Romans'. Mahfus war die literarische Stimme Ägyptens. Sein Lebenswerk, das an die vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen umfasst, gehört längst zur Weltliteratur.

Der Ägypter Nagib Mahfus war nicht nur ein großer Romancier und der erste Araber, der den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Der kleine Mann mit der großen Brille verkörperte auch all das, was an seinem Heimatland Ägypten liebenswert ist.

Mahfus war nicht nur eine Stimme der Mäßigung und der Vernunft. Er war auch in vielerlei Hinsicht exemplarisch für die Geschicke Ägyptens im 20. Jahrhundert. 1988 wurde ihm als einem der bedeutendsten arabischen Autoren der Gegenwart der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Der ägyptische Schriftsteller Nagib Mahfus hat mehr als 40 Romane, Kurzgeschichten und Novellen verfasst. Bekannt wurde der Schriftsteller besonders durch seine Romane, die dem sozialen Realismus zuzurechnen sind. Dazu zählt auch seine berühmte Kairo-Trilogie von 1956/1957, deren drei Romane wie viele andere Werke des Ägypters auch ins Deutsche übersetzt wurden.

Nagib Mahfus starb am 20. August 2006 im Alter von 94 Jahren in seiner Heimatstadt Kairo.

Die Midaq-Gasse

"Die Midaq-Gasse"
von Nagib Mahfus

Unionsverlag,
Broschiert, Oktober 2007,
11,90 EUR.
ISBN-13: 978-3293204027


  In Zeiten des abnehmenden LichtsDie Nacht der Erinnerungen Der Friedhof von Prag Der Traum des Kelten

Weblink

100. Geburtstag von Nagib Machfus - http://lesewelle.wordpress.com

Freitag, 9. Dezember 2011

»Die Midaq-Gasse« von Nagib Mahfus

Die Midaq-Gasse

Der ägyptische Schriftsteller Nagib Mahfus erzählt in seinem Roman die Geschichte der Midaq-Gasse in seiner Heimatstadt Kairo und das Leben ihrer Bewohner. Der aus Kairo stammende Mahfus lebte selber in solch einer alten Gasse, die er in diesem Roman nicht schöner hätte beschreiben können.


Einst glänzte die Midaq-Gasse wie ein Stern in der Geschichte des mächtigen Kairo. Inzwischen sind die Arabesken am berühmten Kirscha-Kaffeehaus bröcklig und morsch geworden, aber immer noch ist die Gasse erfüllt vom Lärm ihres eigenen Lebens. Hier laufen die Fäden zusammen, hier strömen die Menschen ein und aus.

Dieser Roman gewährt einen faszinierenden Einblick in eine andere Welt. In seiner Prosa des Alltäglichen schildert der Autor das Zusammenleben und den Alltag der kleinen Leute in einer Kairoer Straße. Er ist in Füllhorn von Geschichten aus einer fremden Welt mit bunten Bildern und schillernden Personen.


Die Midaq-Gasse
Die Midaq-Gasse


Der Leser nimmt teil an den unterschiedlichen Schicksalen der Bewohner der Midaq-Gasse. Ganz nebenbei erfährt er einiges über das ägyptische Leben und die Kultur, wie das Leben in Kaffeehäusern, Verlobung und Heirat bis hin zur Bestattung.

Nagib Mahfus zeigt sehr eindrücklich diese arme Welt der kleinen Leute mit ihrem Verlangen nach Reichtum. Doch im Vordergrund bleiben die Freundschaften und die Liebe. »Die Midaq-Gasse« ist ein Buch voller Sehnsüchte, Liebe und Hoffnung, das eindrücklich die Mentalität der Ägypter darstellt, warmherzig und mit einer gesunden Portion Humor.

In seinen Werken zeichnet Mahfus ein lebendiges Bild der ägyptischen Hauptstadt Kairo, in der er selbst geboren wurde und sein ganzes Leben verbrachte. Bücher wie »Die Midaq-Gasse« und die sogenannte »Kairoer Trilogie« lassen die Entwicklungen, Veränderungen und Modernisierungsprozesse erkennen, die die Gesellschaft in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts durchmachte.

Die Midaq-Gasse ist ein wunderbar komponierter Roman, der spannend erzählt ist und mitten ins Herz trifft. Kein Wunder, lebte der aus Kairo stammende Machfus selber in einer alten Gasse, die er in diesem Roman nicht schöner hätte beschreiben können. Er erzählt aus ihrer Sicht die Geschichte der Midaq-Gasse, die dank den Bewohnern jeden Tag zu neuem Leben erwacht.

Diese arme Welt mit ihrem Verlangen nach Reichtum wird sehr eindrücklich gezeigt. Doch im Vordergrund bleiben die Freundschaften und die Liebe. Ein Buch voller Sehnsüchte, Liebe und Hoffnung, das eindrücklich die Mentalität der Ägypter darstellt, warmherzig und mit einer gesunden Portion Humor.


Die Midaq-Gasse


"Die Midaq-Gasse"
von Nagib Mahfus

Unionsverlag,
Broschiert, Oktober 2007,
11,90 EUR.
ISBN-13: 978-3293204027
  In Zeiten des abnehmenden LichtsDie Nacht der Erinnerungen Der Friedhof von Prag Der Traum des Kelten

Weblink:

Nagib Mahfus - 100. Todestag - Literatenwelt-Blog - http://literatenwelt.blogspot.com


Lieratur:

Die Midaq-Gasse
Die Midaq-Gasse
von Nagib Mahfus

Ödön von Horváth 110. Geburtstag

Ödön von Horváth

Ödön von Horváth wurde vor 100 Jahren am 9. Dezember 1901 in der adriatischen Hafenstadt Fiume, die damals zur ungarischen Reichshälfte des Königreiches Kroatien und Slavonien gehörte und heute Rijeka heißt, als Sohn eines ungarischen Diplomaten geboren. Ödön von Horváth war ein berühmter österreichischer Schriftsteller, der aus einer österreichisch-ungarischen Diplomatenfamilie entstammte.

Während seiner Zeit in der Oberprima in Preßburg, dem heutigen Bratislava, begann erzu Schreiben. 1924 ging Horvath nach Berlin.

1931 war für Horvath das erfolgreichste Jahr. Er konnte die Uraufführung der "Italienischen Nacht", der "Geschichten aus dem Wiener Wald", die Buchausgabe beider Stücke, den Abschluss der Arbeit an dem Stück "Kasimir und Karoline" und die Verleihung des Kleistpreises durch Carl Zuckmayer verbuchen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden seine Stücke abgesetzt. Er versuchte, sich mit ihnen zu arrangieren, erreichte aber keine Aufhebung des Aufführungsverbots. Im Dezember 1934 verließ Horvath zusammen mit der Schauspielerin Wera Liessem die deutsche Hauptstadt endgültig.

Im letzten Jahr vor seinem tragischen Tod in Paris wendete er sich der Prosa zu und verfasste 1937/38 hauptsächlich Romane, wie im Frühjahr den Kurzroman "Jugend ohne Gott" und danach "Ein Kind unserer Zeit". 1938 emigrierte er nach Paris, wo er am 1. Juni 1938 während eines Gewitters von einem Ast auf den Champs-Élysées erschlagen wurde.

Weblinks:

Ödön-von-Horvath Biografie - Ödön-von-Horváth-Gesellschaft - www.horvath-gesellschaft.de

Ödön von Horvath-Biografie - www.referate-max.de

Mittwoch, 7. Dezember 2011

»Kassandra« von Christa Wolf


Christa Wolf hat mit »Kassandra« eine historische Erzählung geschrieben, welche den antiken Stoff von der Geschichte Trojas aufgreift, um ihn feierlich seines Mythos zu berauben und zugleich eine tragische Dimension zu verleihen. Die Erzählung führt auf mythologisch verschlüsselte Weise die Absurdität eines jahrzehntelangen, kräftezehrenden und vor allem sinnlosen Krieges vor Augen. Die Schriftstellerin wechselt dazu die Perspektive und erzählt die Geschichte Trojas nun aus der weiblichen Sicht.

Erzählt wird der Untergang von Troja, wie ihn die trojanische Seherin und Königstochter Kassandra erlebt hat. Es ist keine Geschichte vom Trojanischen Krieg, aber eine Geschichte von der Unterdrückung (der Frauen) und vom Zerfall einer Hochkultur. Als »Seherin« erkennt Kassandra all die Lügengebäude, die sie in Troja umgeben. Ganz im Gegensatz zu den übrigen Menschen. Diese glauben die Durchhalteparolen der Verteidiger und sehen nicht, wie Troja um sie herum auch von innen zerfällt. Beziehbar auf Christa Wolfs eigenes Leben und ihre Selbstwahrnehmung in der DDR.



Kassandra ist in der griechischen Mythologie die Tochter des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, damit Schwester von Hektor, Polyxena, Paris und Troilos sowie Zwillingsschwester von Helenos.

Die trojanische Seherin und Königstochter Kassandra, mittlerweile Kriegsbeute des Königs Agamemnon, weiß, dass sie in wenigen Stunden sterben wird. Klytämnestra wird sie töten, und Kassandra erinnert sich während dieser letzten Stunden an ihr zurückliegendes Leben als Seherin, als Zeugin des trojanischen Krieges, an ihre Zeit am Skamander. Entsprechend ist der Text als innerer Monolog angelegt, der mehrere Zeitebenen berührt.

»Kassandra« ist kein trojanisches Heldenepos, keine Beweihräucherung männlicher Kampfkraft, sondern das genaue Gegenteil. Aus weiblicher Sicht, nämlich aus Sicht der trojanischen Königstochter Kassandra, werden die Ereignisse geschildert, wobei allerdings nicht der Trojanische Krieg an sich, sondern ihre Seelenlandschaft auf dem Weg zur Selbstfindung- und Selbstbefreiung im Mittelpunkt steht.

Als »Kassandra« 1983 erschien, traf Christa Wolf den Nerv der Zeit in der damals heftig frauen- und friedensbewegten Gesellschaft der Bundesrepublik. Angesichts der atomaren Bedrohung und des Wettrüstens zwischen den Großmächten machte sich in Deutschland eine geradezu apokalyptische Stimmung breit.

Literatur:

Kassandra
Kassandra
von Christa Wolf

Freitag, 2. Dezember 2011

Schriftstellerin Christa Wolf ist tot

Christa Wolf

Christa Wolf gilt als eine der bekanntesten und produktivsten Schriftstellerinnen der DDR. Die DDR war ihre literarische Heimat und sie hat das Land, das sie für das bessere Deutschland hielt, über die Jahre hinweg begleitet und in ihren Romanen literarisch verarbeitet. Wie keine andere hat sie das Lebensgefühl der DDR wiedergegeben. Nun ist die 1929 geborene Schriftstellerin im Alter von 82 Jahren in Berlin gestorben.

Als DDR-Autorin galt Wolf als eine der wichtigsten deutschen Autorinnen der Nachkriegszeit. Innere Zerissenheit war ihr Antrieb. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören die Romane und Erzählungen “Nachdenken über Christa T.“, “Kindheitsmuster“, “Kein Ort. Nirgends“, “Kassandra“, “Medea. Stimmen“ und “Der geteilte Himmel“. Ihr letzter Roman “Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“ erschien im Sommer 2010.

Christa Wolf sah die DDR und die SED zunehmend mit kritischer Distanz, blieb ihr aber bis zum Schluss treu. Am Ende der DDR glaubte sie an einen selbstbestimmten, eigenen Weg zum Sozialismus und einen demokratischen Wandel im Land.

Vielen Lesern in Ost und West war sie über Jahre eine moralische Instanz des anderen Deutschlands. Christa Wolf wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Georg-Büchner-Preis, der Thomas-Mann-Preis und der Uwe-Johnson-Preis. 2002 erhielt sie den Deutschen Bücherpreis für ihr Lebenswerk, weil sie sich nach Ansicht der Jury "mutig in die großen Debatten der DDR und des wiedervereinigten Deutschland eingemischt" hatte.

Weblinks:

Christa Wolf ist tot - www.tagesschau.de

Schriftstellerin Christa Wolf gestorben - www.stern.de

Im ewigen Zwiespalt - Zum Tode von Christa Wolf - www.3sat.de/kulturzeit

Literatur:

Kassandra
Kassandra
von Christa Wolf