Menue

Mittwoch, 30. März 2016

"Die Affäre Schiwago" von Petra Couvée und Peter Finn


Die Affäre Schiwag


"Doktor Schiwago", der Roman-Klassiker von Boris Pasternak, war ein Weltbestseller und einer der größten Hollywood-Klassiker. Aber hinter den Kulissen war "Doktor Schiwago" auch Teil einer großen Propaganda-Schlacht im Kalten Krieg. Die Hintergründe dieser jahrzehntelang geheimgehaltenen Affäre erzählt jetzt ein neues Buch "Die Affäre Schiwago".


Grosser Stoff vor welthistorischer Kulisse: der russischen Oktober-Revolution 1917. Russische Winterlandschaft, ein Arzt zwischen zwei Frauen, dazu noch Revolution, Krieg und Pathos.

"Doktor Schiwago" ist im Kern ein episches Film-Drama, was seit Generationen für regelmäßig Tränen sorgt. Die Geschichte dreht sich um einen Arzt, der sich im Umfeld der Russische Revolution und des anschließenden Bürgerkrieges zwischen zwei Frauen hin- und hergezogen fühlt.




Aber hinter den Kulissen war das epische Drama "Doktor Schiwago" noch weit mehr: Heute weiß man, dass es ein Teil einer Propaganda-Schlacht im Kalten Krieg war. Seine Veröffentlichung war eine Affäre des Geheimdienstes CIA.

"Doktor Schiwago" wurde mitten im Kalten Krieg zur ideologischen Waffe: Ein italienischer Verlagsagent bringt das vom Kreml auf die Schwarze Liste gesetzte Buch heimlich außer Landes. Im Westen wird es in kurzer Zeit zum Welterfolg. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Die CIA veröffentlicht eine russische Version von Doktor Schiwago und schmuggelt sie nach Moskau, um das Sowjetregime zu schwächen. Es beginnt eine Propagandaschlacht, die den Autor Pasternak in Lebensgefahr bringt.

Die Hintergründe der großen Propaganda-Schlacht sind nun ans Licht gekommen. Peter Finn und Petra Couveé entschlüsseln in ihrem Buch über die Affäre Schiwago mit Bravour das gefährliche Verwirrspiel um Ideologie, Macht und Kontrolle. Sie erhielten erstmals Einsicht in die CIA-Akten, recherchierten in russischen Archiven und sprachen mit Überlebenden. Entstanden ist ein literarischer Thriller aus der Zeit des Kalten Krieges: temporeich, authentisch und präzise.


Der russische Autor der Originalausgabe "Dr. Schiwago", Boris Pasternak, wusste bis zu seinem Tod nichts von der geheimen Operation der CIA um sein Buch. Mehr als ein halbes Jahrhundert haben die USA es auch geschafft, ihre fein gesponnene Intrige wie ein Staatsgeheimnis zu hüten. Doch heute ist klar: Agenten der CIA haben mitgeholfen, Pasternaks Liebesdrama "Doktor Schiwago" zu einem Werk der Weltliteratur zu machen.




Der sowjetische Schriftstellerverband gab das Werk damals nicht frei zum Druck. Pasternak habe sein "großes Talent" missbraucht, um einen längst überlebten Geist wieder aufleben zu lassen, schrieb der einflussreiche Verbandsfunktionär Alexej Surkow. Was dieser eiskalten Entmündigung eines Künstlers folgte, wäre selbst Stoff für ein Buch. Pasternak übergab das Manuskript einem Kommunisten in Italien, wo das Buch 1957 zuerst erschien.




Die CIA wurde aufmerksam, entschied sich, eine russische Ausgabe drucken und in die Sowjetunion schmuggeln zu lassen. Erst Jahrzehnte später veröffentlichte der US-Geheimdienst 99 Dokumente zur "Pasternak-Affäre". Sie entlarvten mit dem Buch die kommunistische Zensur. Pasternak aber hatte nichts von dem internationalen Glanz oder den Dollar-Millionen. Er lehnte 1958 aus Liebe zu seiner Heimat den Literaturnobelpreis ab - und starb zwei Jahre später in bescheidenen Verhältnissen an Krebs.




Es dauerte noch bis der Reformer Michail Gorbatschow an die Macht kam, dass "Doktor Schiwago" 1988 auch in Moskau erschien. 1989 - 29 Jahre nach dem Tod seines in Peredelkino begrabenen Vaters - nahm Jewgeni Pasternak (1923-2012) den Nobelpreis entgegen.




Weblinks:




"CIA-Affäre "Schiwago" - www.heute.de




Die Affäre Schiwag
von Petra Couvée und Peter Finn


»Oben das Feuer, unten der Berg« von Reinhard Jirgl

Oben das Feuer, unten der Berg
Oben das Feuer, unten der Berg



»Oben das Feuer, unten der Berg« von Reinhard Jirgl, einem der bedeutendsten Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur. Jirgl gehörte zu jener jüngeren Autorengeneration in der DDR, die während der 1980er Jahre vermehrt experimentelle Formen aufgriff.

Jirgl erschafft in dem Roman eine eigene literarische Wirklichkeit. Es geht um eine ganze Epoche und es geht um Bewältigung unbewältigter deutscher Geschichte nach der Wende.

Berlin, Oktober 2012, eine Frau ist verschwunden. Theresa, in Ostdeutschland geboren, wuchs bei Pflegeeltern auf, weil ihre Eltern als Oppositionelle inhaftiert waren. In den Siebzigern bekommt sie als Historikerin Zugang zu Geheimarchiven der DDR – erschreckende, unglaubhafte Dokumente liegen vor ihr. Theresa wird kaltgestellt, und das bleibt so, denn ihr Wissen ist nach der Wende 1989 extrem gefährlich.

Reinhard Jirgl erzählt von einer unbekannten deutschen Geschichte: Der große bürokratische Umbau, den die Politik die "Wende" nannte, hat intakt gelassen, was man vergangen glaubte: Seilschaften, Organisationen, Feindschaften. Das Gestern ist auch morgen nicht zu Ende.

Was in der Geschichte ist unerledigt geblieben? Was davon ist noch da?


Erzählt wird der Roman in der dem Autor eigenen Jirgl-Sprache.







Weblink:

Oben das Feuer, unten der Berg
Oben das Feuer, unten der Berg
von Reinhard Jirgl

Montag, 28. März 2016

Mario Vargas Llosa 80. Geburtstag

Mario Vargas Llosa 80. Geburtstag jährt sich am 28. März. Vargas Llosa wurde 1936 in Arequipa/Peru, geboren.

Mario Vargas Llosastudierte Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits während seines Studiums schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien.

Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer Autor aufgetreten und ist damit auch weit über die Grenzen Perus hinaus sehr erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Das grüne Haus, Das Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Schreibkünstler und Das böse Mädchen.

Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard, Princeton und Oxford.

Mario Vargas Llosa wollte 1990 selbst Präsident eines lateinamerikanischen Landes,nämlich Perus, werden, und man merkt dem Roman an, dass Llosa eigene Erfahrungen über die Mechanismen der Macht gewonnen hat.

1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático (FREDEMO) bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück.

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis für Literatur. Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima.

Mario Vargas Llosa

Virginia Woolf 75. Todestag

Virginia Woolf

Virginia Woolf nahm sich vor 75 Jahren am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben. Sie war eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen, Kritikerinnen und feministischen Denkerinnen der Moderne.

Ihre Romane machten sie zur Mitbegründerin der modernen Literatur. So schuf sie experimentelle Romane und arbeitete mit dem "stream of consciousness". Sie gilt neben James Joyce und Marcel Proust als eine der bedeutensten Erzählerinnen des 20. Jahrhunderts. Durch ihre Essays zur Frauenfrage wie etwa »Ein Zimmer für sich allein« von 1929 wurde Virginia Woolf zu einer der Wegbereiterinnen des Feminismus.

Virginia Woolf entstammte einer wohlhabenden Intellektuellen-Familie. Ihre schriftstellerische Karriere begann relativ spät, doch Ende der zwanziger Jahre war sie eine berühmte Autorin.

Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag »The Hogarth Press« und das Ehepaar bildete den Mittelpunkt der »Bloomsbury Group«.

Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk.


Im April 1925 erschien ihre Essay-Sammlung »The Common Reader« (»Der gewöhnliche Leser«), im Mai ihr berühmtester Roman »Mrs. Dalloway«. Mit der virtuosen Schilderung der Innenwelten seiner Hauptfiguren gehört »Mrs. Dalloway« zu den Meilensteinen der modernen Literatur.

Erstmals wich sie in dieser Arbeit von den damals-wie auch bei ihr selbst-üblichen Methoden des Schreibens, des Aufbaus ab und experimentierte -großartig- mit einer sehr freien Art einen Roman zu erschaffen.

Zu ihren bekanntesten Werken gehören »Mrs Dalloway« (1925), »Die Fahrt zum Leuchtturm« (1927) und »Orlando« (1928).

http://www.kalenderblatt.de/bilder/112675/small-112675.jpg Am 5. Oktober 1933 erschien ihr Buch »Flush«. Im Herbst 1936, nach der Fertigstellung von »The Years« (»Die Jahre«), erkrankte Virginia Woolf erneut. Im Juni 1938 erschien die umstrittene feministische Streitschrift »Three Guineas« (Drei Guineen).

Die berühmte Schriftstellerin Virginia Woolf kämpfte in einem Londoner Vorort gegen ihre kranke Psyche. In ihren letzten Lebensjahren geriet sie in eine abgrundtiefe Verzweiflung, gegen die sie lange ankämpfte.

Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren.

Weblink:

Virginia Woolf-Biografie - www.glanzundelend.de

Literatur:

Mrs. Dalloway
Mrs. Dalloway
von Virginia Woolf

Donnerstag, 24. März 2016

Schriftsteller Dario Fo 90. Geburtstag

Dario Fo

Dario Fo wurde vor 90 Jahren am 24. März 1926 in der Gemeinde Sangiano geboren. Dario Fo ist ein italienischer Autor und Schauspieler. Fo wuchs zwischen Fischern, Schmugglern und Geschichtenerzählern auf. Von ihnen lernte er das Schauspielern. Im Theater verkörperte er lüsterne Päpste, skurrile Politiker und redegewaltige Trunkenbolde.

1997 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Mit dem Preis wurde Fo für sein Talent, seine politische und soziale Theaterarbeit geehrt. Da er viele Stücke gemeinsam mit seiner 2013 gestorbenen Frau Franca Rame schrieb, sprach er stets von “unserem Nobelpreis”.

Berühmt wurde Dario Fo vor allem für seine satirischen Dramen. Dario Fo war ein italienischer Theaterautor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Erzähler, Satiriker und Schauspieler. Er war ein Vertreter des politischen Agitationstheaters. Sein groteskes Bühnentheater basiert auf der Commedia dell'arte des Mittelalters, dessen Methoden er neu belebte.

Große Tragödien, wie etwa William Shakespeare sie schuf, sowas liegt ihm nicht. Dario Fo sieht sich als Possenreißer, als Satiriker. „Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst“, sagte er, als er 1997 den Literaturnobelpreis erhielt.

Fo war für seinen Sprachwitz und seinen subversiven Humor bekannt. Sein Stilmittel war der Humor. "Lachen ist die Freiheit", bekannte er. Als Schriftsteller sah sich Dario Fo in der Nachfolge der mittelalterlichen Gaukler, die die Macht öffentlich geißelten. Er kritisierte Politiker ebenso wie religiöse Anführer, die Waffenindustrie oder die Mafia. Immer wieder musste er sich wegen Beleidigung und der Verhöhnung Mächtiger vor Gericht verantworten.

Fo war bis zuletzt politisch und gesellschaftlich engagiert. In den vergangenen Jahren gehörte er zu den prominentesten Unterstützern des Komikers Beppe Grillos, des Gründers der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung.


Dario_Fo

Ein Clown an der Macht, das hätte Dario Fo gefallen, denn er sah sich selbst als Clown. Jeder Clown wird zu einem ein Gaukler. Mit seiner enormen Schaffenskraft und Vielseitigkeit, aber auch mit seiner Wut sorgte der italienische Schriftsteller und Dramatiker Dario Fo für Aufsehen.

Durch seine grotesken Inszenierungen wurde Dario Fo zu einem Außenseiter und Ausgegrenzten im Kulturbetrieb. Der Gesellschaft hielt er in der sich heil wähnenden Welt stets den Spiegel vor.

Zuerst Architektur hatte er studiert, dann Kunst. Seit den 1950er-Jahren wurde er mit der Schauspielerin Franca Rahme, seiner Lebenspartnerin, zum kongenialen Paar. Ihre Inszenierungen am Piccolo Teatro in Mailand waren Skandale, Aufreger. Es ging um Politisches, wie gerechte Preise, um offene Beziehungen, um Heilige. Es gab nicht wenige, die das gesellschaftszersetzend fanden, für sie wurde Fo eine Zeit lang zu einer Art Staatsfeind.

"Irgendwann haben sie uns mit mehr Härte blockiert. Sie haben versucht, uns Bomben vor das Theater zu legen. Sie wollten uns abfackeln, gegen mich gab es rund 40 Prozesse, einen nach dem anderen. Auch gegen Franca. Und dann gab es die Gewalt gegen sie. Wir haben schreckliche Gewalt ertragen. Aber wir haben uns immer wieder erholt", so Fo.




Weblinks:

Literaturnobelpreisträger Dario Fo ist tot: Künstler, Kritiker, Clown ... - www.tagesschau.de/ausland

Autor Dario Fo ist tot: Der Störenfried - Kultur - Stuttgarter Nachrichten - www.stuttgarter-nachrichten.de

A Brief Biography of Dario Fo - blog.bookstellyouwhy.com

Lachen über die Macht und die Mächtigen – www.berliner-zeitung.de

Der Hanswurst, den die Mächtigen fürchten - www.ln-online.de

Mittwoch, 23. März 2016

Die schreckliche deutsche Sprache





Mark Twain schrieb in seinem Buch "Bummel durch Europa" ein komplettes Kapitel über "Die schreckliche deutsche Sprache".


Da das Kapitel jedoch etwas länger ist, habe ich nur einen ersten Teil. Der Rest folgt natürlich. https://youtu.be/qo65pSjF1GY

Oder, wenn ihr das Buch selbst lesen wollt, dann schaut mal hier: http://ow.ly/pO0Qg

Die Quelle des Thumbnailbildes ist https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Twain

»Berühmt sein ist nichts: Marie von Ebner-Eschenbach« von Daniela Strigl


Marie von Ebner-Eschenbach gilt mit ihren psychologischen Erzählungen als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 19. Jahrhunderts.

Marie von Ebner-Eschenbach wurde erst spät als Literatin anerkannt. Sie kam erst spät zu literarischen Ehren.

Im Jahr 1899 ehrte Kaiser Franz Joseph die Schriftstellerin. Diese Ehrung verhalf ihr zum Durchbruch.


Die berühmteste österreichische Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts wurde lange nur als „Dichterin der Güte“ wahrgenommen. Doch sie war viel mehr: Poetische Realistin,
Dramatikerin, Aphoristikerin, Fürsprecherin der Emanzipation, Kämpferin gegen den Antisemitismus, Offiziersgattin, Uhrmacherin und „Reitnärrin“.

Nachdem sie 1880 ihre Erzählung »Lotti die Uhrmacherin« veröffentlicht hatte, hieß man sie auch in Verlagen willkommen. 1887 erschien ihr Roman »Das Gemeindekind«, der bis heute eine große Bedeutung in der Literatur hat. Marie von Ebner-Eschenbachs Ruhm nahm im Laufe der Zeit so sehr zu, dass in Österreich und Deutschland sogar ihr 70. und 80. Geburtstag gründlich gefeiert wurden.



»Es schreibt keiner wie ein Gott,
der nicht gelitten hat wie ein Hund.«



Marie von Ebner-Eschenbach



Ihr ganzes Leben lang kämpfte sie gegen die etablierten Gedanken ihrer Zeit. Sie schrieb nicht etwa, um den Familienunterhalt zu finanzieren, sondern vielmehr mit der Inspiration und Überzeugung, ihre Schriften könnten die Gedanken ihrer Zeit verändern. Ihre Absicht war, Sittlichkeit und Humanismus zu vermitteln.




1900 wurde die Schriftstellerin als erste Frau mit dem Ehrendoktortitel der Wiener Universität ausgezeichnet. Nach der Veröffentlichung ihrer fiktiven satirischen Reisebriefe »Aus Franzensbad« (1858) schrieb sie lange ausschließlich für das Theater, wo sie allerdings mit ihren historischen Dramen und Gesellschaftsstücken nur Misserfolge erntete, so dass sie sich nach dem skandalerregenden, weil adelskritischen Stück »Das Waldfräulein« der Erzählprosa zuwandte.


In der ersten Biografie seit 1920 verfolgt Daniela Strigl Ebner-Eschenbachs Weg von ihrer Geburt im südmährischen Zdislawitz bis zum späten Ruhm. Zerrissen zwischen adeliger Herkunft und sozialer Gesinnung, Ethos und Ironie, Ehrgeiz und Bescheidenheit, gesellschaftlichen Rücksichten und der Leidenschaft fürs Schreiben, hielt Ebner-Eschenbach gegen den Widerstand ihrer Familie, gegen die Häme der Theaterkritik unbeirrbar an ihrem Ziel fest.


»Berühmt sein ist nichts: Marie von Ebner-Eschenbach« von Daniela Strigl


Weblink:


Berühmt sein ist nichts: Marie von Ebner-Eschenbach
Berühmt sein ist nichts: Marie von Ebner-Eschenbach
von Daniela Strigl

»Frohburg« von Guntram Vesper

Frohburg




Guntram Vesper

Guntram Vesper, 1941 in der sächsischen Kleinstadt Frohburg geboren, hat mit seinem gleichnamigen Roman sein neues Werk vorgelegt und seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt. Guntram Vesper verknüpft in »Frohburg« seine eigene Biografie mit akribisch recherchierten Anekdoten der deutschen Geschichte. Auf der literarischen Landkarte von Vesper ist der Ort eine wahre Fundgrube.

»Frohburg« erzählt das Leben in der Stadt über drei Generationen. Die sächsische Kleinstadt Frohburg ist eine kleine Welt mit großer Weltferne. »Frohburg« ist ein Füllhorn an Geschichten, zumeist aus eigenem Erleben grundiert, eine große autobiographische Erzählung, ein Welt-Buch im Überschaubaren, ein Geschichts- und Geschichtenpanorama. Familienspuren erweisen sich als Faden durch die Geschichte. »Frohburg« ist eine Geschichte über drei Generationen.

»Frohburg« von Guntram Vesper ist mit über 1.000 Seiten ohne Zweifel das Opus magnum, zugleich für den Autor der Ausgangspunkt von allem: Der Ort seiner Geburt 1941, Jugend, Aufwachsen und Erwachen, die Flucht der Familie 1957, das umliegende Land die Folie der Geschichtsbetrachtung einer deutschen Epoche.


St.-Michaelis-Kirche Frohburg


In dem über 1.000 Seiten starken Roman beschäftigt sich Guntram Vesper mit dem Ort seiner Geburt: Frohburg, einer Kleinstadt südlich von Leipzig, wo er Kindheit und Jugend verbrachte, ehe die Familie 1957 in die Bundesrepublik floh. Die Jury bemerkte: "In »Frohburg« erzählt Vesper von deutschem Leben im 20. Jahrhundert, von Kultur, Politik, Krieg und Nachkrieg, und entwirft."

In dem epochalen Werk werden ein Land und eine Zeit gültig festgehalten, Kultur und Politik, Krieg und Nachkrieg, ein umfassendes, großartiges Portrait deutschen Lebens im zwanzigsten Jahrhundert; ein gewaltiges Prosawerk, das neben die großen Bücher von Peter Kurzeck, Walter Kempowski und Uwe Johnson zu stellen ist.


Der Autor Guntram Vesper (74) hat mit seinem überbordenden Geschichts- und Geschichtenroman »Frohburg« den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik gewonnen. »Ein lebenssattes Buch«, sagte Laudator Dirk Knipphals am Donnerstag bei der Preisvergabe. »Man glaubt ihm gern, dass seine Erzählungen wahr sind.«

Der Roman hat einen autobiografischen Hintergrund mit lokalem Bezug: 1957 verlies der Autor Guntram Vesper seine Heimatstadt und ging in den Westen. Vesper lebt heute als freier Autor in Göttingen. Er verfasste Gedichte, Erzählungen und Hörspiele und wurde schon vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem »Peter-Huchel-Preis«.

Literatur:

Frohburg
Frohburg
von Guntram Vesper

Weblinks:

Leipziger Buchpreis an Guntram Vesper - www.freiepresse.de

Samstag, 19. März 2016

Ferdinand Freiligrath 140. Todestag


Ferdinand Freiligrath 140. Todestag jährt sich am 18. März. Freiligrath starb am 18. März 1876 in Cannstatt im Königreich Württemberg. Ferdinand Freiligrath war ein deutscher Lyriker und Übersetzer ders 19. Jahrhunderts.

Er belebte die mitterweile schlaff gewordene Romantik mit jungem, wildem und fremdländischem Zauber. Wüsten- und Löwenpoesie nannte man die Lyrik des jungen Freiligrath, dessen Gedichte wurden durch Chamisso »Musenalmanach« berühmt wurden.






Seit Beginn der 1840er Jahre politisierte sich der bis dahin unpolitische Dichter.

1846 veröffentlichte er den Gedichtband »Ça ira!, in dem zum Ausdruck kommt, dass die Zeit für eine Revolution in Deutschland reif ist.

Er war auf dem Sprung nach Amerika, als in Deutschland die 1848er Revolution ausbrach, die er mit den Gedichten »Februar-Klänge« und »Die Revolution« (1849) begrüßte.

Bereits nach der gescheiterten Revolution flachte Freiligraths Begeisterung für Revolution, Klassenkampf und Proletariat ab.

In seinem Spätwerk schloss er sich der nationalen Begeisterungswelle an und begrüßte mit nationalen, patriotischen Gedichten wie Hurra, Germania! den Krieg gegen Frankreich und die Reichsgründung von 1871.

Freiligrath betätigte sich auch als Übersetzer, u. a. von Werken Robert Burns’, Victor Hugos, Alfred de Mussets. Von bleibender Bedeutung ist vor allem sein politischer Einsatz und idealistischer Schwung gegen die als ungerecht empfundenen Zustände seiner Zeit.

Am 12. Oktober 1848 trat Freiligrath in die Redaktion der »Neuen Rheinischen Zeitung« von Karl Marx und Friedrich Engels ein und betreute die Auslandsredaktion.

Ferdinand Freiligrath wurde am 7. Juni 1810 in Detmold im Fürstentum Lippe geboren.




Literatur:


Ferdinand Freiligraths Werke. Neue Prachtausgabe. Mit Illustrationen von Hermann Tischler. Fraktur.
Ferdinand Freiligraths Werke


Freiligraths Werke in einem Band
Freiligraths Werke in einem Band
von Ferdinand Freiligrath
Gedichte: Ein Glaubensbekenntnis / Ça ira! / Neuere politische und soziale Gedichte

Gedichte: Ein Glaubensbekenntnis / Ça ira! / Neuere politische und soziale Gedichte
von Ferdinand Freiligrath

Donnerstag, 17. März 2016

Siegfried Lenz 90. Geburtstag

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz 90. Geburtstag jährt sich am 17. März. Lenz gehört zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Der im ostpreussischen Lyck geborene Siegfried Lenz hat ein Leben geführt hat, um davon zu erzählen.

Lenz ist einer der letzten großen Geschichtenerzähler, ein stilsicherer Traditionalist, ein schriftstellerisches Urgestein, das ganz der Kraft des Erzählens vertraut und zum "Meister der kleinen Tragödien" avancierte.

Ein Schriftsteller ist ein Mensch,
der niemanden zwingt,
das zu sein, was er ist.
Siegfried Lenz

Sein wichtigstes Werk ist der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman "Deutschstunde" (1968) über die Nazizeit und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff. Er erzählt die Geschichte eines Dorfpolizisten, der nur seine Pflicht tut, aber sich darin verheddert. Seit dem Welterfolg "Deutschstunde" im Jahre 1968 gehört Siegfried Lenz zu den großen Schriftstellern der deutschen Nachkriegsliteratur. der aus Ostpreußen stammende und in Hamburg lebende Autor wäre heute 90 Jahre alt geworden.


Er schreibe, um die Welt zu verstehen, hat Siegfried Lenz einmal gesagt. Sein Interesse an den Menschen, seine Neugierde und seinen Fleiß hat er sich bis heute bewahrt. "Weitermachen ist das Prinzip", erklärt der Autor. "Voller Zufriedenheit darüber, dass du die Möglichkeit hast, weiter zu schreiben. Was ja auch nicht selbstverständlich ist. The fight goes on."

Deutschstunde

Weltweit bekannt wurde Siegfried Lenz 1968 mit seinem Roman "Deutschstunde". Das Buch erzählt vom Konflikt zwischen einem fanatischen Polizisten und einem unangepassten Maler in Nordfriesland während und nach der Nazi-Zeit. Es ist ein Meisterwerk über falsch verstandene Pflichterfüllung. "Für mich ist die 'Deutschstunde' eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts", so der Schriftsteller. "Es ist ein genauso anspruchsvoller wie einfacher Roman. Man kann nicht anders als sich beim Lesen zu fragen: Wie hätte ich mich damals verhalten? Es ist eine schwierige, eine schmerzhafte Frage." Es ist die große Leistung von Siegfried Lenz, dass er uns dazu bringt, über diese Frage nachzudenken.



Ich brauche Geschichten,
um die Welt zu verstehen.
Siegfried Lenz
Deutschstunde
Deutschstunde
dtv, 9,90
Deutschstunde
Deutschstunde
Welt Edition, 9,95
Die Erzählungen
Die Erzählungen
Hoffmann, 20,00
Schweigeminute
Schweigeminute,
dtv, 7,90


Weblinks:

Begnadeter Geschichtenerzähler - Zum 85. Geburtstag von Siegfried Lenz am 17. März

Der Menschenfreund - Siegfried Lenz zum 85. Geburtstag

Siegfried Lenz: Ein trauriger 80. Geburtstag - Kultur | STERN.DE

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz

»Zornige grüne Insel« von Liam O'Flaherty

Zornige grüne Insel
Zornige grüne Insel


»Zornige grüne Insel« von Liam O'Flaherty ist ein historischer Roman über das Schicksal der irischen Bevölkerung zur Zeit der großen Hungersnöte in Irland. Die Irische Kartoffel-Hungersnot dauerte von 1845 bis 1851.

Der Autor schildert den Überlebenskampf einer irischen Familie in der Mitte des 19. Jahrhunderts und weist dabei Paralleln zu Graham Brendans »Irischer Nacht« auf. O'Flaherty lässt den Leser teilhaben am Leben der Familie Kilmartin - ein Leben, das von unmenschlichem Leid geprägt ist.

In »Zornige grüne Insel« beschreibt Liam O'Flaherty eindringlich das Leben, Lieben und Leiden einer irischen Familie zur Zeit der großen Hungersnöte. Dabei stellt er detailgenau und ohne moralisierend den Zeigefinger zu heben den politischen und historischen Hintergrund der Hungersnöte dar; dem Leser soll klar werden, daß auch auf der Seite der Engländer, die in diesem Zusammenhang sowohl historisch als auch in "Zornige grüne Insel" den Buhmann abgeben müssen, lediglich Menschen Entscheidungen treffen, die sich dabei von nur allzu menschlichen Motivationen und Gelüsten treiben lassen.








Das Schicksal der irischen Bevölkerung wird vor diesem historischen Hintergrund genau beschrieben, ohne dabei die Eigenarten der einzelnen Charaktere aus dem Auge zu verlieren. Hierbei drückt O'Flaherty nicht über die Maßen auf die Tränendrüsen der Leser, sondern bewahrt immer ein gewisses Maß an zukunftgerichtetem Optimismus.

So schaffen einige der Hauptfiguren die Flucht aus Irland und erwarten in der Fremde eine bessere Zukunft, eventuell sogar die Rückkehr nach Irland. Umso bedrückender ist dafür das Schicksal der in Irland verbleibenden Bevölkerung, deren Situation immer verzweifelter wird.

Wer gerne historische Romane liest und dazu noch einiges über eines der dunkelsten Kapitel der irischen Geschichte, nämlich die Hungerkatastrophe und die Herrschaft der Engländer über dieses Land lernen möchte ist bei »Zornige grüne Insel« bestens aufgehoben.


Weblink:

Zornige grüne Insel
Zornige grüne Insel
von Liam O'Flaherty

Dienstag, 15. März 2016

Wolfgang Koeppen 20. Todestag

Wolfgang Koeppen

Wolfgang Koeppens 20. Todestag jährt sich am 15. März. Kurz vor seinem 90. Geburtstag starb Wolfgang Koeppen am 15. März 1996 in München. Koeppen ist ein bekannter Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Er war einer der führenden und tonangebenden deutschen Literaten in den 1950er Jahren.

1906 als uneheliches Kind in Greifswald geboren, schlug Wolfgang Koeppen sich in der Weimarer Zeit als Platzanweiser, Eisverkäufer, Schiffskoch und Dramaturgievolontär in Würzburg durch, ehe er im Berlin der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre eine Heimat fand, vor allem in jenem "Romanischen Cafe", das er später in einem seiner eindrucksvollsten Prosastücke festgehalten hat. Schon damals musste ihn sein Verleger, Bruno Cassirer, förmlich einsperren, damit er ein Werk zu Ende schrieb. Als sein Romandebüt "Eine unglückliche Liebe" 1934 erschien, lebte er bereits in Holland.

1938 kehrte er wieder nach Deutschland zurück und hielt sich mit dem Schreiben von Drehbüchern für die Ufa bis Kriegsende über Wasser. In der Nachkriegszeit blieb Koeppen ein Außenseiter, der mit seinem Werk an die Tradition der klassischen Moderne anknüpfte.

1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner »Börsen-Courier« arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman »«Eine unglückliche Liebe«.







Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Hier begann er mit der Niederschrift des nicht vollendeten Romans Die »Jawang-Gesellschaft«. 1935 erschien der frühe Roman cDie Mauer schwankt«, der jedoch kaum beachtet wurde.

Auf Vermittlung Ernst von Salomons und des Regisseurs Paul Verhoeven schrieb Koeppen für die UFA und ab 1941 für die Bavaria-Film-Kunst. Keines seiner Drehbücher wurde verfilmt. Wegen seiner Arbeit für den Film wurde er vorerst vom Kriegsdienst zurückgestellt. 1943 wollte ihn der Chef der Bavaria als "Drückeberger" denunzieren. Als Koeppen zeitweilig in Berlin war, wurde sein Wohnhaus mit nahezu allen Bewohnern Opfer eines Bombardements. Diesen Vorfall machte er sich zunutze und tauchte unter.

Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über. 1948 erschien anonym das Buch »Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch«, zu dessen Neupublikation unter seinem Namen er erst 1992 zustimmte.



In den Jahren 1951, 1953 und 1954 erschienen die drei Romane, die als die atmosphärisch genaueste Vergegenwärtigung des Klimas der Adenauer-Republik gelten: »Tauben im Gras«, »Das Treibhaus« und »Der Tod in Rom«.

Wolfgang Koeppen war kein Schriftsteller, der sich an ein Publikum wandte. Er war Journalist.

Der Nachlass seines Werkes wird von der Wolfgang Koeppen-stiftung.de verwaltet. Die Wolfgang-Koeppen-Stiftung wurde im Frühjahr 2000 auf Initiative von Günter Grass und Peter Rühmkorf ins Leben gerufen.

Wolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren. Im Geburtsort des Schriftstellers, der Stadt Greifswald, werden nach Instandsetzung von Koeppens Geburtshaus und dessen Neueinweihung als "Literaturhaus Vorpommern" mit einem literarischen Programm Akzente gesetzt, die nach Möglichkeit über die Region hinaus wirken.


Weblink:

Wolfgang Koeppen-stiftung.de - www.wolfgang-koeppen-stiftung.de




Die drei Romane: Tauben im Gras. Das Treibhaus. Der Tod in Rom
von Wolfgang Koeppen




Tauben im Gras
Tauben im Gras
von Wolfgang Koeppen


Mittwoch, 9. März 2016

»Der Überläufer« ist ein literarischer Schatz


Der Überläufer
Der Überläufer

Dem Hoffmann und Campe Verlag ist mit dem Lenz-Roman »Der Überläufer« ein literarischer Schatz in den Schoß gefallen – den das Hamburger Haus eigentlich gar nicht verdient. Zumindest wenn man auf das Jahr 1952 zurückblickt. Jetzt also erscheint als veritable Überraschung ein unbekannter Roman von Siegfried Lenz. Das Typoskript wurde in einer ordentlich mit »Der Überläufer« betitelten Mappe im Nachlass des Schriftstellers gefunden. Sein gesamtes künstlerisches „Testament“ befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar.

Der Roman hat seine eigene Geschichte. Lenz straffte den ersten Teil der Soldatengeschichte und baute den zweiten aus. Im Januar 1952 war die zweite Fassung fertig, und zwar als »Der Überläufer«. Offenbar war genau dieses Thema dem Verlag zu heiß. In der Bundesrepublik wurden noch unglaublich lange Deserteure oder Überläufer stigmatisiert. Lenz selbst war als halbes Kind zur Marine eingezogen worden und bei Gelegenheit desertiert.

Dieses Motiv hatte ihn gepackt. Es gehört wie viele andere Stoffe in seinem Œuvre zu der Frage- und Konfliktstellung Pflicht/ Gehorsam und Ethik/ Menschenrechte. Der Autor beschrieb hellsichtig in seinem zweiten Roman das Tabu »Überläufer«: Als der nach dem Krieg auf dem Bahnhof einen alten Kameraden aus der Wehrmacht trifft, behandelt ihn dieser eigentlich herzensgute Kerl wie ein störendes Ding, das im Weg steht.

Die im Westen grassierende Ablehnung des Kommunismus und der Wunsch Verdrängung des Zweiten Weltkreiges zu Beginn der Wirtschaftswunderzeit hat 1951 dazu geführt, dass Verlag Hoffmann und Campe damals von der geplanten Veröffentlichung absah. Umso ehrenhafter ist es, dass der Verlag die vermeintliche Fehlentscheidung nun im Anhang des Romans darlegt.

Weblinks:

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz


Lenz-Roman „Der Überläufer“ kommt posthum heraus - www.merkur.de

Samstag, 5. März 2016

»Krambambuli« von Marie von Ebner-Eschenbach

Krambambuli
Krambambuli


»Krambambuli« ist eine Erzählung und Tiergeschichte von Marie Ebner-Eschenbach, die erstmals in ihrem Zyklus »Dorf- und Schlossgeschichten« (1883) veröffentlicht wurde.

In einem Wirtshaus trifft der Jäger Hopp einen Landstreicher, genannt der Gelbe, der seinen Hund bei sich hat. Jäger Hopp empfindet große Zuneigung wie noch bei keinem anderen Hund. Deshalb tauscht er mit dem Gelben zwölf Flaschen Krambambuli gegen den Hund, den Jäger Hopp von nun an Krambambuli ruft.

Der Hund sträubt sich, sowohl mit dem Jäger mitzugehen als auch ihm zu gehorchen, und erst nach zweimonatiger strenger Erziehung wird der Hund zu einem treuen Freund und Hüter des Jägers Hopp. Die beiden hängen sehr aneinander.

Eines Tages kommt die Gräfin und verlangt von Hopp, seinen Krambambuli als Geburtstagsgeschenk für ihren Gatten herzugeben. Der Jäger übergibt Krambambuli der Gräfin nur unter der Auflage, dass er ihn wieder zurückbekommt, wenn es dem Grafen nicht gelingt, den Hund zu füttern und ihn für sich zu gewinnen. Wenig später darf Hopp seinen – mittlerweile heruntergekommenen – Hund wieder abholen, da dieser tatsächlich jedes Futter verschmäht und jeden Menschen gebissen hat, der sich ihm näherte.

Zur selben Zeit treibt sich eine Bande von Wildschützen in der Gegend umher. Das Forstpersonal greift daher härter durch. So verprügelt der Oberförster eine Gruppe von Frauen und Buben, als er diese beim Pflücken von Lindenblütenzweigen erwischt. Wie sich herausstellt, ist eine dieser Frauen die Geliebte des Gelben. Dieser übt am Oberförster Rache und bringt ihn um. Jäger Hopp findet den Oberförster tot auf. Dieser ist mit Lindenblüten verziert. Außerdem liegt dort auch ein alter, vom Mörder gegen das Gewehr des Oberförsters ausgetauschter Schießprügel.



Einige Tage später laufen sich der Gelbe und Jäger Hopp über den Weg. Beide sind bewaffnet; der Gelbe mit dem Hinterlader des Oberförsters, welcher ihn als Täter ausweist. Hopp weist Krambambuli an, den Gelben zu fassen, doch der Hund ist zwischen seinem alten und seinem neuen Herrn hin- und hergerissen. Letztendlich entscheidet er sich für seinen alten Herrn, und Hopp erschießt den Wildschützen. Vor lauter Zorn will Hopp auch den Hund töten, doch er bringt es nicht übers Herz und lässt ihn bei der Leiche zurück.

Krambambuli streunt nun herrenlos und hungernd umher. Er sehnt sich nach seinem Herrn, ist sich aber seines Verrats bewusst und traut sich nicht zu ihm nach Hause. So streunt er in der Nähe des Forsthauses herum und verelendet immer mehr, da er keine Nahrung findet. Er bettelt im Dorf erfolglos um Essen und magert immer mehr ab. Nach einiger Zeit sehnt sich Jäger Hopp so sehr nach seinem Hund, dass er sich auf die Suche nach ihm macht. Als er eines Morgens vor die Haustüre tritt, stolpert er über den verendeten Hund; dieser hatte sich mit seiner letzten Kraft vor die Tür seines Herrn geschleppt, aber nicht gewagt, sich bemerkbar zu machen. So ist Krambambuli schließlich vor der Tür an Hunger und Entkräftung gestorben. Hopp wird den Verlust nie verschmerzen.

Vorliebe empfindet der Mensch für allerlei Dinge und Wesen. Liebe, die echte, unvergängliche, die lernt er - wenn überhaupt - nur einmal kennen. So wenigstens meint der Herr Revierjäger Hopp. Wie viele Hunde hat er schon gehabt, und auch gern gehabt; aber lieb, was man sagt lieb und unvergesslich, ist ihm nur einer gewesen - der Krambambuli.

Weblinks:

Marie von Ebner-Eschenbach-Biografie

Krambambuli
Krambambuli
von Marie von Ebner-Eschenbach

»Der Überläufer« von Siegfried Lenz

Siegfried Lenz

»Der Überläufer« ist ein bisher unveröffentlichter Roman aus dem Nachlass von Siegfried Lenz (1926–2014). Dieser bisher unveröffentlichte Roman von Siegfried Lenz erscheint mit 65 Jahren Verspätung. 1951 geschrieben, ist der packende Roman »Der Überläufer« der zweite Roman von Siegfried Lenz. Obgleich vollendet und vom Autor mehrfach überarbeitet, blieb er bis heute unveröffentlicht.


»Der Überläufer« erzählt eindrücklich vom Schicksal eines desertierenden jungen Wehrmachtssoldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges. Es ist der letzte Kriegssommer, die Nachrichten von der Ostfront sind schlecht.

Der junge Soldat Walter Proska aus dem masurischen Lyck wird einer kleinen Einheit zugeteilt, die eine Zuglinie sichern soll und sich in einer Waldfestung verschanzt hat und. Bei sengender Hitze und zermürbt durch stetige Angriffe von Mückenschwärmen und Partisanen, aufgegeben von den eigenen Truppen, werden die Befehle des kommandierenden Unteroffiziers zunehmend menschenverachtend und sinnlos.

Der Überläufer
Der Überläufer

Die Soldaten versuchen sich abzukapseln: Einer führt einen aussichtslosen Kampf gegen einen riesigen Hecht, andere verlieren sich in Todessehnsucht und Wahnsinn. Und Proska stellen sich immer mehr dringliche Fragen: Was ist wichtiger, Pflicht oder Gewissen? Wer ist der wahre Feind? Kann man handeln, ohne schuldig zu werden? Und: Wo ist Wanda, das polnische Partisanenmädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht?





Weblinks:

Der Überläufer
Der Überläufer
von Siegfried Lenz


Mittwoch, 2. März 2016

»Der Name der Rose« von Umberto Eco


Der Name der RoseDer Name der Rose

Umberto Eco wollte 1980 mit »Der Name der Rose« den idealen postmodernen Roman schreiben und verknüpfte hierzu mittelalterliche Mystik mit moderner Philosophie, Alltagsleben in einem Kloster mit säkularisiertem Denken. Zentrales Motiv des Buchs ist das Labyrinth. Nicht nur die Bibliothek im Roman, sondern auch das Buch selbst ist ein konstantes Verzweigen und Überkreuzen, Zurückkommen und Verirren. Wie eine kleine Wikipedia ist »Der Name der Rose« mit zahllosen Anspielungen und Wissensfetzen aus allen Epochen gespickt, die Protagonisten und LeserInnen auf falsche Fährten führen können.

Der Roman »Der Name der Rose« machte ihn 1980 weltberühmt. Jorge Luis Borges fantastische Erzählung »La biblioteca de Babel«, die sich durch Intertextualität auszeichnet und als Parabel der europäischen Diktaturen der 30/40er Jahre und in Argentinien unter Perón gelesen werden kann, inspirierte Umberto Eco, den Roman »Der Name der Rose« zu schreiben. Der Arbeitstitel lautete erst, wie Eco schreibt, »Die Abtei des Verbrechens« und danach, nach der Hauptfigur, »Adson von Melk«. Der Semiotiker, der mit den Zeichen der Zeit nicht einverstanden war, verlegt die Handlung des historischen Romans ins Mittelalter.In seinem Roman erweist sich Umberto Eco als Chronist mittelalterlicher Zustände.

Eco begann im März 1978 zuerst ohne klare Vorstellung der Handlung. Der Grundgedanke war „einen Mönch zu vergiften“. Eines der vergnüglichsten Ergebnisse dieser Lust an der Praxis war der Roman »Der Name der Rose«. Eco war fast 50 Jahre alt, als er ihn schrieb. Es war ein kalkulierter Erfolg, wenn man denn solch einen Erfolg kalkulieren kann: Eco hatte als Mediävist das Wissen, eine so pittoreske wie überzeugende Kulisse zu schaffen. Er kannte seine Erzähltheorien. War in der Philosophie der Antike zuhause. Und wusste als Semiotiker genau, wo er wie welche Fährten legen konnte und wie weit ihm die Leser folgen würden. Raffiniert baute er rund um einen theologischen Diskurs einen Krimi: William von Baskerville und sein Adlatus Adson von Melk erinnern an Sherlock Holmes und seinen John Watson.
Zweit-Karriere als Romancier.

»Der Name der Rose« hatte außerdem ein Thema, das heute noch brisanter ist als damals: die Verdammung des Vergnügens durch die Religion. Der fundamentalistische Bibliothekar der Benediktinerabtei hält nämlich einen Text von Aristoteles über die Komödie versteckt. Warum? Weil er Humor für gefährlich hält. Für gotteslästerlich. Weil das Lachen den gläubigen Menschen auf den falschen Weg führe: „Komödien wurden geschrieben, um die Leute zum Lachen zu bringen, und das war schlecht“, sagt er. „Unser Herr Jesus hat weder Komödien noch Fabeln erzählt, ausschließlich klare Gleichungen, die uns allegorisch lehren, wie wir ins Paradies gelangen, und so soll es bleiben.“

Der Roman wurde zum Welterfolg und mit Sean Connery und Helmut Qualtinger verfilmt. Spätere Werke konnten in Präzision und Konsistenz an den Erstling nicht anschließen. Doch »Das Foucaultsche Pendel» (1988), »Baudolino«» (2000) und »Der Friedhof von Prag« (2010) fanden in jedem Fall ihr Publikum.

Weltliteratur, die man gelesen haben sollte:


Der Name der RoseDer Name der Rose
von Umberto Eco

http://diepresse.com/home/kultur/literatur/4930080/Nachruf-Umberto-Eco_So-gelehrt-Und-so-vergnuglich-?_vl_backlink=/home/kultur/literatur/index.do Nachruf Umberto Eco: So gelehrt! Und so vergnüglich!