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Samstag, 25. November 2017

»Tyll« von Daniel Kehlmann


Tyll

»Tyll« heisst der neue Roman des Erfolgsautors Daniel Kehlmann. Daniel Kehlmann hat seinen »Tyll« in das Deutschland des Dreißigjährigen Krieges verpflanzt. Tyll ist eine Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg und dem Zeitalter des Barock, ein Epos vom Dreißigjährigen Krieg, aber er ist kein Schelmenroman. »Tyll« ist eine Zeitchronik aus dem Mittelalter. Der Roman erzählt die Eulenspiegel-Geschichte, in der die Politik hineinreicht, so daß das Sittenbild einer Epoche entsteht. »Tyll« ist nicht nur kein Schelmenroman, sondern vielleicht nicht einmal ein Till-Eulenspiegel-Roman.

Der Roman ist die Neuerfindung der mythischen Till-Eulenspiegel-Figur. Es ist ein großer Roman über eine aus den Fugen geratene Welt, über die Verwüstungen durch den Krieg und die Macht der Kunst.Daniel Kehlmanns fabulöser Roman "Tyll" treibt ein munteres Spiel mit Realität und Fiktion - rund um den Gaukler Till Eulenspiegel. Ein Meisterwerk der Sprache, der Bilder und der Phantasie.


Tyll Ulenspiegel - Vagant und Schausteller, Entertainer und Provokateur - wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts in einem Dorf geboren, in dem sein Vater, ein Müller, als Magier und Welterforscher schon bald mit der Kirche in Konflikt gerät. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter Nele begleitet ihn. Auf seinen Wegen durch das vom Dreißigjährigen Krieg verheerte Land begegnen sie vielen kleinen Leuten und einigen der sogenannten Großen: dem jungen Gelehrten und Schriftsteller Martin von Wolkenstein, der für sein Leben gern den Krieg kennenlernen möchte, dem melancholischen Henker Tilman und Pirmin, dem Jongleur, dem sprechenden Esel Origines, dem exilierten Königspaar Elizabeth und Friedrich von Böhmen, deren Ungeschick den Krieg einst ausgelöst hat, dem Arzt Paul Fleming, der den absonderlichen Plan verfolgt, Gedichte auf Deutsch zu schreiben, und nicht zuletzt dem fanatischen Jesuiten Tesimond und dem Weltweisen Athanasius Kircher, dessen größtes Geheimnis darin besteht, dass er seine aufsehenerregenden Versuchsergebnisse erschwindelt und erfunden hat. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg. Und um wen sollte es sich entfalten, wenn nicht um Tyll, jenen rätselhaften Gaukler, der eines Tages beschlossen hat, niemals zu sterben.

Um von der Zeit erzählen zu können, braucht der Autor eine Figur, die viel im Land herumkommt. Es musste eine fahrende Figur sein. Dieser Tyll ist eine Figur aus dem fahrenden Volk, die herumkommt und die Geschichten aus dem Dreißigjährigen Krieg erzählen kann.

Der Till Eulenspiegel ist nicht als ausgewiesener Narr herumgezogen, tatsächlich war er seinen Mitmenschen an Geisteskraft, Durchblick und Witz überlegen. Eulenspiegels Streiche ergaben sich meist daraus, dass er eine bildliche Redewendung wörtlich nahm. Er verwendete dieses Wörtlichnehmen als ein Mittel, die Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen bloßzustellen und seinem Ärger über Missstände seiner Zeit Luft zu machen.


Ein Meisterstück (…). Was ist das nur für ein unerschöpfliches Buch und was für ein grossartiger Stoff. (…) Es ist überdies der aussergewöhnlichste Europa-Roman seit vielen Jahren (…). Nicht zuletzt aber handelt es sich um ein phantastisches Geschichtenbuch, es ist grosses Theater, es ist Kino und Dichtung in einem. (…) wir sehen Daniel Kehlmann auf der Höhe der Kunst. Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung

Detailkundig, sprachmächtig und kunstfertig ist dieser Roman, vielleicht Kehlmanns bestes Buch seit der »Vermessung der Welt«. Aber anders als die erzählte Geschichte der deutschen Weltvermessers im Geist und in der Wirklichkeit, Gauß und Humboldt, ist das neue Werk ein – ja – zu Herzen gehendes, lebensvolles, wundervoll undistanziert geschriebenes, brutales, modernes, romantisches deutsches Epos. Ein Roman in acht Geschichten, erzählt in acht historischen Szenenbildern.

Der historische Till (oder Dil oder Dyl) Eulenspiegel soll um 1350 in Mölln begraben worden sein. Von den oft derben Streichen, Schwänken und Späßen des Vaganten Till erzählt erstmals die um 1510 in Straßburg veröffentlichte Sammlung „Ein kurtzweilig lesen von Dil Uilenspiegel“, die dann ein Volksbuch wurde. Ihre Autorschaft ist bis heute nicht abschließend geklärt, die Figur hat sich seitdem weitgehend von ihrer Herkunft abgelöst. Man hat sie, je nach Interesse, in neue historische Kontexte gestellt, beispielhaft Charles de Coster, der 1867 den Till Eulenspiegel als flämischen Freiheitshelden und Widerstandskämpfer gegen die spanische Herrschaft neu erfand.
Daniel Kehlmann hat seinen „Tyll“ nun in das Deutschland des Dreißigjährigen Krieges verpflanzt. Ein neuer „Simplicissimus Teutsch“ vielleicht? Von Grimmelshausens Epochenroman von 1668 war kürzlich in Kehlmanns Frankfurter Poetikvorlesungen ausführlich die Rede. Die Figur des schein-einfältigen Toren, Abenteurers und späterhin Einsiedlers, der sich als Joker in x Identitäten, Abenteuern und Stationen durch die Zeit schlägt, mag Kehlmann inspiriert haben.

'Tyll' ist das beste Buch, das Daniel Kehlmann bislang geschrieben hat (...). Ja, es ist wieder ein Geschichtsbuch, wie 2005 'Die Vermessung der Welt', der meistverkaufte deutsche Roman seit Patrick Süskinds 'Parfum', das Buch, mit dem Kehlmann zum Weltstar der deutschen Literatur wurde. Aber anders als die hyperionisch erzählte Geschichte der deutschen Weltvermesser (…) ist das neue Werk ein – ja – zu Herzen gehendes, lebensvolles, wundervoll undistanziert geschriebenes, brutales, modernes, romantisches deutsches Epos. (…) 'Tyll' ist Daniel Kehlmanns Sieg über die Geschichte, sein historischer Triumph. Volker Weidermann, Der Spiegel


»Tyll« ist nicht nur kein Schelmenroman, sondern vielleicht nicht einmal ein Till-Eulenspiegel-Roman.Ein „Schelmenroman“ ist sein »Tyll« nicht geworden. Dazu fehlt seinem Eulenspiegel entschieden das Heitere, und mehr noch das Naive. Eher ist Kehlmanns Tyll eine Art Horrorclown in düsterer Zeit. Ein Überlebenskünstler, der auf wundersame Weise Pest, Krieg und Inquisition trotzt. Ein „Herr der Luft“, der auf dem Seil dem staunenden Publikum eine Ahnung von Freiheit gibt. Ein übellauniger Narr, der seiner Herrschaft selten Freude macht. Niemand wird warm mit diesem Tyll, dessen größte Begabung zu sein scheint, seine Haut zu retten.

Daniel Kehlmann lässt Goyas Gaukler auf dem Buchumschlag lebendig werden und das Mittelalter aufleben mit seinen finsteren Gassen, dem Aberglauben und der Gottesfürchtigkeit. Alpträume, Hunger und Angst verschonen auch den „Winterkönig“ nicht und lassen ihn einsam und ohne Würde sterben.

Und jetzt darf ich einen echten Triumph der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur anzeigen. Sprachtrunken, bildersatt und verzaubert habe ich den neuen Roman von Daniel Kehlmann zugeklappt: So ein Wunderbuch begegnet einem nicht jedes Jahr! Eindrücklich wie nie gelingt es Kehlmann, rund um den aus dem Spätmittelalter in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges verpflanzten Tyll Ulenspiegel einen Mummenschanz um Macht, Machtmissbrauch und den Hochseiltanz unserer Existenz zu inszenieren, der es in sich hat. Hinreißend! Denis Scheck, Druckfrisch

Lug und Trug, Gewalt und Macht sind Spielbälle des Glücks und machen vor niemandem Halt.Tyll ist das Band, das die Erzählstränge verbindet und trägt. Hin und wieder scheint er kurz abhandengekommen zu sein, bis er den Faden wiederaufnimmt und sich einbringt.

Der Leser muss kein Geschichtsgelehrter sein und die historischen Zusammenhänge ableiten, um sie im Kontext zu verstehen. Denn Daniel Kehlmann zitiert aus der Geschichte und so manche Begebenheit lässt er nur wahr erscheinen.

Mit seiner einzigartigen Erzählweise und der unvergleichlichen Kombination aus Realismus und Fantasie, die seinen Erzählungen innewohnt, und mit virtuoser Leichtigkeit hat Daniel Kehlmann ein Panorama aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ganz im Sinne des magischen Realismus gezeichnet. Er hat mit der fernen Epoche auch unsere Gegenwart noch einmal zu neuer Kenntlichkeit gebracht.

Der bekannte Schalk, der einem schon in Kinderbüchern begegnete und womöglich immer unangenehm war - bei Kehlmann wird man ihn sehr mögen (…). 'Tyll', ein wild unterhaltsames Buch, hat Züge eines Klassikers. Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

Es steckt viel drin in »Tyll«, diesem nicht nur trickreichen, sondern auch enorm unterhaltsamen Roman. Doch scheint es manchmal, als sei Kehlmann der zitatistische Erzählspaß, das literarische Spiel wichtiger als ernsthaft „eine aus den Fugen geratene Welt“ zu porträtieren. So als wolle er lieber doch nicht die ferne Vergangenheit mahnend nah an unsere Gegenwart koppeln.

Literatur [ >> ]:

Tyll
Tyll
von Daniel Kehlmann

Rezension:

Tyll Rezension
»Tyll« von Daniel Kehlmann - Rezension
von Joachim Weiser

Freitag, 10. November 2017

Arnold Zweig 130. Geburtstag

Arnold Zweig

Arnold Zweig wurde vor 130 Jahren am 10. November 1887 im schlesischen Glogau als Sohn eines Sattlers geboren. Arnold Zweig war ein deutscher Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er schrieb zahlreiche Romane, Novellen, Dramen und Essays.

Zweig besuchte die Kattowitzer Realschule als eher durchschnittlicher Schüler und legte im Jahre 1907 sein Abitur ab.Zweig studierte u. a. in Breslau, München, Berlin Germanistik, moderne Sprachen, Philosophie und Psychologie. Bekannt wurde er mit »Novellen um Claudia« (1912). Sein literarisches Debüt war 1912 der Band »Novellen um Claudia«. 1915 erhielt er für die Tragödie »Ritualmord in Ungarn« den Kleist-Preis.

Er war im Ersten Weltkrieg Armierungssoldat in Serbien und vor Verdun, ab 1917 Schreiber und Zensor in der Presseabteilung Ober-Ost. Von 1919 bis 1923 lebte er am Starnberger See, danach in Berlin. Die Erfahrungen im Ersten Weltkrieg sollten den späteren Schriftsteller präen. Neben Novellistik und Dramatik entstanden in dieser Zeit Publikationen und Vorträge über Judentum, Antisemitismus und die Lehre Sigmund Freuds.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden Zweigs Bücher im Rahmen von Bücherverbrennungen öffentlich verbrannt. Zweig emigrierte 1933 zuerst in die Tschechoslowakei, dann in die Schweiz und schließlich nach Sanary-sur-Mer (Frankreich). Seine zionistische Einstellung führte ihn von dort weiter ins Exil nach Palästina, wo er sich 1934 in Haifa niederließ.

Der große jüdische Romancier, der mit seiner Frau in Palästina Schutz gesucht hatte, konnte sich lange nicht entscheiden, wohin er nach dem Krieg ziehen sollte.

1948 kehrte Arnold Zweig aus dem Exil nach Ost-Berlin zurück. Als bekennender Sozialist wurde er in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR geehrt.

1957 wurde er Präsident des P.E.N.-Zentrums zunächst für ganz Deutschland, nach dem Bau der Mauer ab 1967 für die DDR. Als Zionist und politischer Sozialist bekannte er sich klar zum Humanismus.

Arnold Zweigs Weg vom Nietzscheaner und Kunstästheten der Vorkriegsjahre zum Zionisten, vom kurzzeitigen Kriegsjubler zum zeitweise bekennenden Pazifisten ist gezeichnet von Brüchen wie von Kontinuitäten. Die "Hölle von Verdun", das Sterben in den Materialschlachten und die Reflexion der gesellschaftlichen Hintergründe des Ersten Weltkriegs wurden zentrale Themen seiner großen Romane.

Novellistik, Dramatik, Romane u. a. Der Zyklus »Der große Krieg der weißen Männer«: »Der Streit um den Sergeanten Grischa« (1927), »Junge Frau von 1914« (1931), »Erziehung vor Verdun« (1935), »Einsetzung eines Königs« (1937), »Die Feuerpause« (1954), »Die Zeit ist reif« (1957), »De Vriendt kehrt heim« (1932), »Das Beil von Wandsbek« (1943 in Hebräisch, 1947 in Deutsch), »Traum ist teuer« (1962).

Der Antikriegsroman »Der Streit um den Sergeanten Grischa« (1927) wurde zu einer der bedeutendsten Abrechnungen der deutschen Literatur mit der Unmenschlichkeit des Krieges.

»Junge Frau von 1914« entstand 1931 und ist Teil des Romanzyklus "Der große Krieg der weißen Männer" über den Ersten Weltkrieg.

Der Roman ist das Kernstück des mehrteiligen Zyklus »Der große Krieg der weißen Männer«. Der Zyklus besteht aus sieben Bänden aus dem Zeitraum von 1927 bis 1958 und beschreibt vor allem die Zeit des Ersten Weltkrieges.

Seine Lebensgeschichte führte den Autor von Schlesien (heute Polen) über Berlin im damaligen Preußen nach Palästina und wieder zurück nach Berlin. Arnold Zweig starb am 26. November 1968 in Ost-Berlin.

Literatur:

Der Streit um den Sergeanten Grischa
Der Streit um den Sergeanten Grischa
von Arnold Zweig

Junge Frau von 1914
Junge Frau von 1914
von Arnold Zweig

Biografie:

Junge Frau von 1914
Um Deutschland geht es uns. Arnold Zweig: Die Biographie
von Wilhelm von Sternburg