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Dienstag, 12. Februar 2019

Thomas Bernhard 30. Todestag


Thomas Bernhard

Am 12. Februar jährt sich der 30. Todestag des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard, der im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich) starb. Klassiker der Weltliteratur, weltberühmter Dramatiker, polarisierender Skandalautor: all diese Prädikate hat man dem 1989 verstorbenen österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard schon verliehen. Er gehört zu den grossen Autoren dieses Jahrhunderts und gilt als ein Autor von Weltrang.

Thomas Bernhard war einer der berühmtesten Stückeschreiber seiner Zeit und ein Wüterich, der in unermüdlichem Schaffenszorn Weltliteratur schrieb. Er war ein überaus vielschichtige Gestalt: Polarisierender Skandalautor, weltberühmter Dramatiker, österreichisches Phänomen - all das und noch viel mehr war Thomas Bernhard.

In der Rolle des Enfant terrible, des Nestbeschmutzers, befriedigte der uneheliche Sohn einer oberösterreichischen Hausgehilfin und Enkel des Schriftstellers Johannes Freumbichler seine Größenphantasien auf grandiose Weise. Das ungewünschte Kind, als Außenseiter geboren und vom Großvater zu Idealisierung der Einzelgängerrolle erzogen, durch die Krankheit um die Sängerlaufbahn gebracht und als Gerichtsreporter eines Salzburger Provinzblättchens zur Randerscheinung im Schreibgewerbe gestempelt, schwang sich zum bestgehaßten und berühmtesten Schriftsteller und Dramatiker seines Landes auf. Er wurde der negative Staatsdichter Österreichs. Sein Erfolg ermöglichte ihm den Milieuwechsel, verschaffte ihm den Zutritt zum Großbürgertum, dessen Lebensstil (Wohnung im Wiener Nobelviertel, Landsitz in Oberösterreich) er imitierte und dessen Borniertheiten er hämisch studierte und gnadenlos bloßstellte. Seine berühmte Misanthrophie, der Bernhardsche Markenartikel "Menschenhaß", ist genau besehen nur gewendete Eigenliebe.

Thomas Bernhard

Bernhard hat den eher beschaulichen Literaturbetrieb Östereichs nach dem Krieg gewaltig aufgemischt. Zu Lebzeiten war Thomas Bernhard als "Skandalautor", "Österreich-Beschmutzer" und Übertreibungskünstler verschrien und geschmäht, denn er zeigt Österreich nur allzuoft sein ungeschöntes und wahres Gesicht. Der »Alles-und alle-Beschimpfer« provozierte Skandale und wollte dennoch partout kein Skandalautor sein. Er war dennoch ein unbequemer Störenfried im eher beschaulichen Literaturbetrieb seines Heimatlandes Österreich, welches ihn mit einer innigen Hassliebe verband.

„Ich darf nicht leugnen,daß ich auch immer zwei Existenzen geführt habe, eine, die der Wahrheit am nächsten kommt und die als Wirklichkeit zu bezeichnen ich tatsächlich ein Recht habe, und eine gespielte, beide zusammen haben mit der Zeit eine mich am Leben haltende Existenz ergeben.“

Thomas Bernhard, »Der Keller«

Thomas Bernhards Karriere begann als Lyriker, bevor er Anfang der 1960er Prosa-Werke zu verfassen begann. 1957 erschien sein erster Gedichtband "Auf der Erde und in der Hölle". Die schwere Kindheit, seine ständige Todesnähe durch Lungentuberkulose und der frühe Verlust des Großvaters spiegeln sich in seinem Werk wider. Mit dem Roman "Frost" wurde Bernhard 1963 schlagartig bekannt. Er schrieb Theaterstücke, Romane und Erzählungen und erhielt etliche Ehrungen - die ihm in späteren Lebensjahren aber mitunter peinlich waren.

Thomas Bernhard, der seine schriftstellerische Laufbahn mit Gedichten begann, fand schließlich seinen unverwechselbaren Stil in der Prosa (in Romanen und kürzeren Prosastücken) sowie im Drama. Aber Bernhard war auch ein großer Künstler der Literatur, der genau wußte: »Die einzige Heimat für einen Künstler ist die Kunst selbst.« Und das das Leben Bestimmung zum Tode ist: »Das Leben ist ein Prozess, den man verliert, was man auch tut und wer man auch ist.«

»Meine Triebfeder ist, das zu schreiben, von dem niemand spricht.«

Thomas Bernhard




In all seinen Werken spiegeln sich sowohl gesellschaftliche Zustände als auch persönliche Erlebnisse. Thomas Bernhard war ein Schriftsteller, der sein eigenes Leben zur Dichtung gemacht hat und seine Erfahrung zum Mittelpunkt seiner Stücke erhoben. Daraus entstanden ist eine Dichtung mit Hang zur Erregung. Aus seinen Werken strömte stets die Erregung über die Zustände in seinem Heimatland. Und von der Erregung zum Skandal ist es nicht weit.

Thomas Bernhard schrieb seine autobiografisch geprägte Romane entlang seines Lebensverlaufes - beginnend mit dem Roman "Frost" 1963. Der Autor verarbeitete seine Kindheit und Jugend literarisch in fünf autobiografischen Werken: "Die Ursache", "Der Keller", "Der Atem", "Die Kälte" und "Ein Kind".

Mit dem Romanen "Frost", "Kalkwerk und "Heldenplatz" hat der Büchner-Preisträger Bernhard so deutliche literarische Zeichen gesetzt, dass das Interesse an seiner Literatur und seiner Vita auch 25 Jahre nach seinem Tod nicht abgeklungen ist. Bernhard schrieb auch autobiographisch: "Die Ursache", "Der Keller", "Der Atem", "Die Kälte", "Ein Kind", Werke, in denen er durchaus misantropisch vom Fahrrad Fahrenlernen, der Beziehung zum Großvater, der daraus entwickelten Prägung künstlerisch zu arbeiten, seinem Kindheitsproblem Bettnässen, schweren Erkrankungen, eigener erlebter und verfluchter Schwächlichkeit und Sanatoriumsaufenthalten erzählt.

Thomas Bernhard arbeitete sich sein Leben lang laut grantelnd an seiner österreichischen Heimat ab. Die Dosis wurde stetig erhöht. Ob Bernhard Prosa schreibt oder ein Stück, immer stehen sein Plädoyer gegen den Nationalsozialismus, seine Angriffe gegen sein ungeliebtes Heimatland Österreich mit im Mittelpunkt. Ganz besonders im "Heldenplatz", dem wohl umstrittendsten, dem bekämpftesten Werk von Thomas Bernhard. "Heldenplatz" von 1988 kurz vor Bernhards Tode sorgte in Österreich für einen großen Eklat.

Thomas Bernhard ist der Geist, der stets verneint und seine Stücke sind der Ausdruck seiner berühmten Misanthrophie und des Bernhardschen Markenartikels "Menschenhaß". Bernhard gilt als großer Romancier des Abgründigen. Der misanthropische Schriftsteller neigte dabei zu literarischem Sarkasmus. .


Empfohlene Romane von Thomas Bernhard:











Das Feuilleton wurde nicht müde im Erfinden immer neuer Begriffe, um Thomas Bernhard, zu beschreiben. Als "Alpen-Beckett" wurde er bezeichnet und einen Meister der Suada sah man in ihm. Nur wenige haben so grandiose Hasstiraden auf Österreich verfasst wie Bernhard, keiner provozierte bei Preisverleihungen die Laudatoren wie er. Bernhard war immer für einen Skandal gut. Die Veröffentlichung seines Romans "Holzfällen" hat für einen Eklat gesorgt und die Inszenierung seines Stückes "Heldenplatz" war begleitet von heftigen öffentlichen Protesten.

Immer wieder war es seine Hassliebe zu Österreich, die offen zu Tage trat und ihn umgetrieben hat. Es gab für ihn kein schöneres Land als Österreich, in dem er nicht leben konnte, und in dem er doch bis zu seinem Tode blieb. Wut, Zorn und Häme galten dem Land und seinen Menschen. Vor allem die Politiker hatten es dem begnadeten Misantropen angetan. Seine großen Themen waren stets existenzieller Art: Tod/Selbstmord, Krankheit und seine innig gepflegte Österreich-Hassliebe:

»Ich lebe hier in Österreich, weil ich nicht anders kann, weil ich an die Landschaft gebunden bin. Aber ich will meiner Arbeit zuliebe mit meinen Feinden nichts zu tun haben ... ich habe naturgemäß keine Lust, auf diese Bühne zu steigen, auf welcher jeder, der an der Wahrheit hängt, zu einer lächerlichen Figur gemacht wird.«

Thomas Bernhard, eigentlich ein Wachrüttler im verschlafenen Kulturbetrieb seines Heimatlandes, wütete in seinen Werken mit wildem Furor, wurde bekannt dafür, wenig Rücksichten auf öffentliche Moral zu nehmen. Der streitbare Schriftsteller wurde künstlerisch getrieben durch eine Lust an der Provokation. Die provokatorische Feuersbrunst seiner abgründigen Werke loderte weithin sichtbar. Seine aufgeführten Werke - immer am Rande des Skandals - waren umstritten und riefen stets starke Emotionen hervor.

Heute erfährt der Dichter eine seltsame Anverwandlung: Er ist längst zu einem gefeierten Klassiker geworden. Zu Lebzeiten hatte Thomas Bernhard mit Skandalen für Schlagzeilen gesorgt und wurde dafür geschmäht. Er galt in Österreich als sogenannter Nestbeschmutzer. Der Dichter Bernhard ist heute, 30 Jahre nach seinem Tode, zu einem seltsamsten Heiligen der Weltliteratur geworden - er ist als nationales Heiligtum beinahe sakrosant geworden. Über Thomas Bernhard schimpft man längst nicht mehr.


Der Wahrheit auf der Spur


Der Wahrheit auf der Spur,
von Thomas Bernhard

Suhrkamp Verlag
344 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 978-3-518-42214-4

Bekannt wurde Bernhards Theaterstücke durch die Inszenierungen des Intendanten Claus Peymann am Wiener Burgtheater. Es war der ganz spezielle böse Übertreibungshumor, den Peymann an Bernhard mochte. Beide verband eine innige Freundschaft.

Sein letztes Stück »Heldenplatz« kommt wie ein letztes Aufbegehren vor, in dem der Autor seiner Heimat die Stirn bieten wollte. Dieses Stück ist eine einzige Attacke und ein Lamento und es lässt heute noch, Jahre nach seiner Veröffentlichung, die Verärgerung spüren oder ahnen, die es seinerzeit in Österreich ausgelöst hat.

Er zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag hat ihm zu Ehren eine Werkausgabe in 22 Bänden publiziert.



Biografien:

Zu Thomas Bernhard - Thomas Bernhard-Portal www.thomasbernhard.at

Thomas Bernhard-Biografie - www.dieterwunderlich.de

Thomas Bernhard-Biografie - www.die-biografien.de



Weblinks:

Thomas Bernhard-Zitate - www.die-zitate.de


Über Thomas Bernhard schimpft man nicht mehr - www.nzz.ch


Blog-Artikel:

Thomas Bernhard 80. Geburtstag

Thomas Bernhard der große Verneiner





Samstag, 9. Februar 2019

»Insel der Pinguine« von Anatole France

Insel der Pinguine


»Insel der Pinguine« (französisch L’Île des Pingouins«) ist ein 1908 erschienener historischer Roman des französischen Autors Anatole France. Vorgeblich eine Chronik des fiktiven Landes Alka in acht Büchern, ist der Roman eine Satire auf die Geschichte Frankreichs im Besonderen und die Geschichte des christlichen Abendlandes im Allgemeinen.


»Insel der Pinguine« ein 1908 von Anatole France ist ein utopischer Roman über die Entwicklung einer Gesellschaft im technischen Zeitalter. France zeichnet darin eine von Gier und Macht zerfressene Gesellschaft, in der die Plutokraten zur Macht kommen.

Menschen werden zu Sklaven der Maschinen und ausgebeutet. Die Unterdrückten erheben sich gegen die Herrschaft der Plutokraten und setzen eine neue Generation von Bomben ein, um sich zu erheben.


Der fromme Greis Mael landet - vom Teufel verführt - auf einer eisigen Insel. Er hört Geräusche und beginnt den Bewohnern zu predigen, nur handelt es sich nicht um Menschen, sondern um Pinguine, dies hindert den Missionar jedoch nicht daran, diese auch gleich zu taufen.

Ein Konzil unter Leitung des Herrn nimmt sich dieses theologischen Problems an, da Pinguine seelenlose Geschöpfe sind, ist die Lösung eine Verwandlung in Menschen. Das nächste Wunder lässt nicht lange auf sich warten, die Insel wird nach Europa gezogen.

Der Prozess der Verwandlung lässt alle menschliche Fehler wie: Eitelkeit, Gier, Herrschsucht usw. hervortreten, im Laufe der Entwicklung der Nation von Pinguinien im Lande Alka werden auch zivilisatorische "Errungenschaften" wie Klerus, Adel, Diktatur und Kapitalismus Einzug halten, sowie Bürgerkrieg, Imperialismus und Terror..

Anatole France` Roman beginnt als fabelhafte Erzählung und wird mehr und mehr zu einer historischen Satire auf Europa und besonders auf Frankreich, mit zahllosen geschichtlichen Anspielungen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gespickt, in klassisch schöner Sprache und großer Erzählkraft bietet der Erzähler eine warmherzige und zugleich spöttische Betrachtung der Politik und Kultur. Adel, Klerus, Patriotismus bekommen ihr Fett weg, eine herrliche Travestie mit einem ernsten Schluß, einen Blick in die Zukunft, der als Mahnung und Warnung gedacht, leider allzu schnell von der Realität eingeholt wurde.

Anatole France steht mit diesem Roman in der Tradition solch großer Satiriker wie François Rabelais und Jonathan Swift, nimmt aber auch mit seinem letzten Kapitel Dystopien des späteren 20. Jahrhunderts vorweg und erweist sich so als Wegbereiter der Science Fiction. Heiligenlegenden, Chroniken und andere Geschichtsquellen werden mit hoher stilistischer Raffinesse parodiert, travestiert und so in ihrer Wirkkraft auf die kollektive Psyche hinterfragt. France setzt sich mit diesem Vorgehen im Gegensatz zu einer positivistischen Geschichtsschreibung, deren Vertreter im Vorwort in Gestalt des Gelehrten Fulgentius Tapir verspottet werden, der ums Leben kommt, als er buchstäblich in dem von ihm gesammelten Material ertrinkt.

»Die Insel der Pinguine« gehört bis heute zu den beliebtesten Werken von Anatole France und wurde in viele Sprachen übersetzt.

Literatur:

Insel der Pinguine
Insel der Pinguine
von Anatole France

»Der Zauberberg« von Thomas Mann

Der Zauberberg

Thomas Mann liebte die Schweiz. Daher spielt auch sein »Der Zauberberg« in einem Sanatorium in Davos. »Der Zauberberg« schildert eine gänzlich andere - fast schon entrückte - Welt. Thomas Mann schuf ein zeitlos gültiges Bild der Zeit um den Ersten Weltkrieg.

Der Roman »Der Zauberberg« von Thomas Mann erzählt die abenteuerliche Geschichte von Hans Castorp, einem jungen Mann einer alteingesessenen Bürgersfamilie aus dem flachen Norden Deutschlands.

Dieser Hans Castorp kommt zu Besuch auf den Zauberberg, einem Lungensanatorium auf der Schatzalp bei Davos, verschlägt es in diese Bergwelt und kommt nicht mehr weg. Denn, so wird schnell klar, dieser Zauberberg in einer abgeschotteten Bergwelt hat seine eigenen Gesetze und seine eigene Zeit, denn er ist aus der Zeit gefallen.

Früh verwaist, hat der junge Castorp gerade sein Studium als Schiffsbauingenieur beendet und fährt für drei Wochen nach Davos, um seinen Vetter Joachim Ziemßen zu besuchen, der dort in dem internationalen Sanatorium "Berghof" zur Kur weilt und seine Lungenerkrankung kuriert. Wegen Anzeichen von Tuberkulose wird dieser sicherheitshalber von den Ärzten in Davos behalten.

"Wenn ich einen Wunsch für den Nachruhm meines Werkes habe, so ist es der, man möge davon sagen, dass es lebensfreundlich ist, obwohl es vom Tode weiss."

Ein kurzer Besuch in einem Davoser Sanatorium wird für den Protagonisten Hans Castorp zu einem siebenjährigen Aufenthalt, der Kurort wird zur Bühne für die europäische Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg. - Im Juli 1913 begonnen, während des Krieges durch essayistische Arbeiten, vor allem durch die »Betrachtungen eines Unpolitischen«, unterbrochen, konnte der Roman erst im Jahr 1924 abgeschlossen und veröffentlicht werden.


Die Inspiration zur Geschichte bekam Thomas Mann von seinem eigenen Aufenthalt in Davos. Seine Frau Katia erkrankte an Tuberkulose und reiste zur Liegekur ins Waldsanatorium Davos. Das bot Thomas Mann fundierte Berichte über das Leben im Sanatorium aus erster Hand. Geplant als Novelle, als heiteres Gegenstück zu dem ernsten »Tod in Venedig«, entstand mit dem »Zauberberg« einer der großen Romane der klassischen Moderne und zu einem der gewaltigen Werke der Weltliteratur.

Literatur:

Der Zauberberg
Der Zauberberg
von Thomas Mann

Weblinks:

Manns Zauberberg - www.davos.ch

Schatzalp - Wikipedia-org

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