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Samstag, 20. September 2025

»Ansichten eines Clowns« von Heinrich Böll


»Ich bin ein Clown, im Augenblick besser als mein Ruf.« Hans Schnier, einst ein gefragter Pantomime und Spaßmacher, sitzt, nachdem ihn seine Frau verlassen hat, zum Bettler degradiert auf den Stufen des Bonner Bahnhofs.

Hans Schnier möchte lieber Clown sein als ein Angepasster an Gesellschaft und katholische Kirche. Er lebt in sog. wilder Ehe mit Marie, die ihm Lebenselixier ist. Marie verlässt ihn, weil er sich nicht darauf einlässt, künftige Kinder, die aus der Beziehung hervorgehen könnten, katholisch zu erziehen. Er mag sich dem Diktat dieser Kirche ebenso wenig unterwerfen wie dem der sog. Gesellschaft der Macher in Wirtschaft und Politik.
Die Beziehung von Schnier mit Marie war ja sozusagen sehr katholisch: Was Gott im Himmel gebunden hat soll der Mensch nciht scheiden". Ein bisschen ausstossen und aus den eigenen Reihen verbannen ging schon. Man könnte da ein paar Begriffe sorglos hinterfragen, weil möglicherweise nichts dahinter ist als reine Leere.
Marie verlässt ihn und heiratet einen "fortschrittlichen" Katholiken. Für Schnier beginnt eine Abwärtsspirale als Spassmacher und so endet er auf der Treppe des Bonner Bahnhofs als Bettler.

Deutschland nach dem Krieg. Die Löcher der Bomben wurden gestopft, die Wirtschaft brummt wie ein geölter Motor, sogar die gesellschaftliche Ordnung ist wiederhergestellt. Die Schuld, sie ist allgegenwärtig. Wie kann es sein, dass alle einfach weitermachen, dass die alten Nazis sich jetzt Katholiken und Philanthropen nennen?

Klafft nicht in ihrer Mitte ein gigantisches Loch der verlorenen Menschlichkeit?
Gibt es überhaupt ein weiter nach dem Ende? Ein Spiel - es ist alles ein Spiel, alles Fassade und keinen stört's, außer Hans. - Hans ist Clown, Hans kann nicht so weitermachen, für Hans ist immer noch alles kaputt.

Literatur:

Ansichten eines Clowns
»Ansichten eines Clowns
von Heinrich Böll

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