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Sonntag, 30. Januar 2011

»Masse und Macht« von Elias Canetti

Masse und Macht
Masse und Macht

»Masse und Macht« von Elias Canetti ist ein 1960 geschriebener kühner und brillanter, sozialwissenschaftlich-philosophischer Essay über das Phänomen der Masse. Mit seinem Essay wollte Elias Canetti zum Verständnis der politischen, sozialen und kulturellen Umwälzungen im Europa des 20. Jahrhunderts beitragen. Elias Canettis »Masse und Macht« gehört an deutschen und amerikanischen Hochschulen zur Pflichtlektüre.

Canetti bietet - wie schon zuvor der spanische Kulturphilosoph Ortega y Gasset - in seinem aufklärerischen Werk eine systematische Darstellung der Masse als Phänomen mitsamt ihrer verschiedenen Ausprägungen und Funktionsweisen. Dabei analysiert er – scheinbar wertfrei – eine Reihe von Beispielen des Massenverhaltens aus primitiven und modernen Gesellschaften. In seinem umfassenden Werk erklärt Canetti bis in die kleinsten Einzelheiten seine Vorstellungen von den Vorgängen der Macht und der Instrumentalisierung der Masse.

Canetti begreift dabei die Masse in erster Linie nicht als Instrument der politischen Macht oder Abart des menschlichen Verhaltens darstellt, sondern als eigene Existenzform, die irgendwo zwischen Vernunftmensch und Gesellschaft lauert und potenziell überall (beim Sport, im Theater, im Gottesdienst oder im Krieg) ihr auf Handlungstrieben basierendes Unwesen treibt. Dadurch zeichnet sich Masse und Macht als hervorragende soziologische Studie, aber auch politisches Werk aus.

Das überschätzte Werk hat aber durchaus einige konstruktive Mängel : Der innere Zusammenhang von Masse und Macht wird durchaus nicht klar, stattdessen werden wir mit immer neuen ethnologischen Exkursen beglückt, deren Notwendigkeit im Dunkeln bleibt. Die Denkhaltung ist durchweg belletristisch oder halb-philosophisch, wenn ein krudes System von "Befehlsstacheln" entworfen wird, aus dem etwa "das gute gewissen den Henkers" resultiert.

Canetti will von allem etwas, aber nichts richtig. In diesem Genre haben sich andere, etwa Ortega y Gasset souveräner bewegt.


Masse und Macht

Masse und Macht, von Elias Canetti
S. Fischer Verlag,
31. Auflage, (1. Juli 1980)
Broschiert, 592 Seiten, 14,95 EUR.
ISBN-13: 978-3596265442

Weblink:

Elias Canetti-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Wer war eigentlich Gorch Fock?


Gorch Fock war ein norddeutscher Dichter, der als Johann Wilhelm Kinau am 22. August 1880 auf der Elbinsel Finkenwerder als ältestes von sechs Kindern zur Welt kam. Unter seinem Pseudonym als Heimatdichter das Lied vom Meer und dem Leben der Hochseefischer heroisierend zu singen wusste.

Seine in Plattdeutsch, genauer in Finkenwerderischen Dialekt gehaltenen Gedichte und Erzählungen veröffentlichte Johann Wilhelm Kinau ab den Jahre 1904. Dies geschah unter den Pseudonymen Jakob Holst, Giorgio Focco und Gorch Fock.

Als Johann Wilhelm Kinau ist er Ende August 1916 in der berühmten Seeschlacht am Skagerrak gefallen. Es war die größte Flottenschlacht des Ersten Weltkriegs mit 2551 Toten und 507 Verwundeten allein auf deutscher Seite. Der arme Gorch Fock hatte bei der großen Seeschlacht gerade Dienst als Ausguck auf dem vorderen Masten.

Berühmt wurde der norddeutscher Dichter durch sein Buch »Seefahrt ist not«. Nun möchte man - sein tragisches Schicksal gedenkend - am Ende anfügen:


 »Seefahrt zur Kriegsführung
ist nicht not.«

Freitag, 28. Januar 2011

»Das Geisterhaus« von Isabel Allende

„Das Geisterhaus“ ist eine opulente Geschichte von Aufstieg und Niedergang einer chilenischen Großfamilie, erzählt über einen Zeitraum von 50 Jahren. Isabel Allende erzählt in dem Roman „Das Geisterhaus“ die Geschichte zweier Familien des chilenischen Großbürgertums von den 1920er Jahren bis in die Gegenwart.

Die Chronik der Familien entspringt dabei zum Teil ihrer eigenen Biografie: Der 1973 erschossene chilenische Präsident Salvador Allende war ihr Onkel und auch sie musste wie ihre Romanheldin Blanca Garcia aus dem von General Augusto Pinochet regierten Land fliehen. Vor diesem historischen Hintergrund erzählt Allende eine Familiensaga, in der Übersinnliches mit den Erlebnissen der Personen verknüpft ist.

„Das Geisterhaus“ ist ein von Fabulierkunst nur so strotzendes Buch. Neu klang Allendes sinnlich fabulierende, eigentümlich insistierende Stimme, die auf den mitteleuropäischen Leser fast exotisch wirkte, dieser fließende, saftige Ton, die endlosen Sätze, die selbst dann ihre Leichtigkeit nicht verlieren, wenn sie von Grausamkeit, Folter und Tod berichten. Immer mit einer Spur Ironie versehen, schaffen sie es, dass der Leser auch harte Übergänge ohne Weiteres verkraftet.

Das im venezolanischen Exil geschriebene Erstlingswerk der Nichte des ehemaligen Präsidenten wurde nach seinem Erscheinen im Jahr 1982 ein Welterfolg. Monatelang führte „Das Geisterhaus“ die Bestsellerlisten an. Bis heute hat sich das umfangreiche Werk allein in Deutschland weit über zwei Millionen Mal verkauft.

Dienstag, 25. Januar 2011

»Der Fänger im Roggen« - Mit dem ersten Werk zu Weltruhm gelangt



Es gibt Schriftsteller, die nur einen Roman zu schreiben brauchen, um weltberühmt zu werden. Dem amerikanischen Autor J.D. Salinger ist dieser große Wurf schon beim ersten Mal gelungen. Er ist der Autor des 1951 erschienenen und millionenfach verkauften Kultromans »Der Fänger im Roggen«. Sein bekanntestes Werk verhalf Salinger zu Weltruhm.


Der Fänger im Roggen


In diesem autobiografisch inspirierten Roman beschreibt der 16-jährige Holden Caulfield seine Erlebnisse in New York City, nachdem er aus dem Internat geworfen wurde. Holden sträubt sich einerseits gegen die Erwartungen der Erwachsenenwelt, andererseits fühlt er sich von den Erwachsenen nicht für voll genommen.


Die Geschichte des 16-jährigen Schulversagers Holden Caulfield, rebellischer Sohn aus gutem Hause, der drei Tage fluchend, getrieben von Sehnsucht nach Liebe und ziemlich frustriert über die Scheinheiligkeit der Erwachsenenwelt, durch New York streift, wurde ein Besteller und millionenfach verkauft. Sogar mit Goethes Werther wurde dieses Kultbuch für Generationen Jugendlicher verglichen.


Mit dem Erfolg über Nacht kamen aber auch die Probleme und der scheue Salinger kam mit diesen Problem kaum noch klar. Überwältigt und, wie er selbst bekannte, eingeschüchtert von der Publicity übersiedelte er von New York nach New Hampshire in eine einsame Waldhütte. Am Anfang seines Rückzuges in sein Privatleben veröffentlichte Salinger, der dreimal verheiratet war, noch Kurzgeschichten, vor allem in der Zeitschrift »New Yorker«. Seine letzte Veröffentlichung war die Geschichte »Hapworth 16, 1924«, die am 19. Juni 1965 im »New Yorker« erschien.

Nach dem Erfolg von »Der Fänger im Roggen« lebte Salinger seit 1953 zurückgezogen in Cornish, wo er sich hinter hohen Grundstücksmauern verbarg. Der Autor des weltberühmten Literaturklassikers J.D. Salinger starb vor einem Jahr am 27. Januar 2010 im Alter von 91 Jahren in New Hampshire.





Der Fänger im Roggen









Der Fänger im Roggen


Kiepenheuer & Witsch.
269 Seiten, 15,00 EUR.
ISBN-13: 978-3462032185




Donnerstag, 20. Januar 2011

Dürrenmatts Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«

Friedrich Dürrenmatt, der Anfang 2011 90 Jahre alt geworden wäre, gehört zu den großen Kriminalschriftstellern der Moderne. Seine Kriminalromane haben dem Genre wichtige Impulse vermittelt. Durch die Erweiterung der Spielart des Krimis trug zur Attraktivität und zum Fortbestand des Genres bei.


Der Richter und sein Henker


1950 schrieb Frieddrich Dürrenmatt seinen ersten Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«, in dem seine Hauptfigur, der alternde Kommissar Bärlach, den Tod eines erschossenen jungen Kollegen aufzuklären hat. Der hinterhältige Mord am begabten Polizeilieutenant Ulrich Schmid ruft den alternden Kommissar Bärlach auf den Plan. Bärlach, der in Schmid seinen Nachfolger gesehen hatte ist sehr betrübt über dessen Tod, denn er wird ihm aufgrund seiner Krankheit schon bald folgen.


Kommissar Bärlach hat einen unbegründeten Verdacht, dem er nachgeht und von dem er weiß, dass er möglicherweise richtig liegt. Im Laufe des Romans sammelt Kommissar Bärlach Indizien, deren "Sammlung" beim ersten Lesen unbegründet erscheint, da sich Bärlachs Vorgehensweise erst am Ende des Romans aufklärt.

Schnell begreift der Leser, dass Bärlach viel mehr weiß und mit äußerster Berechnung vorgeht. Unbeantwortet bleibt, wie er über die Hintergründe der Tat im Bilde sein kann. Dieser kantige, eigenbrödlerische Polizist lockt den faszinierten Leser immer tiefer in den Roman hinein. Atemlos verfolgt der Leser Schritt um Schritt den beharrlichen Kömmisär. Um keinen Preis lässt dieser zu, dass jemand seine Pläne durchkreuzt. Selbst Bärlachs Vorgesetzter unterlässt es, Anweisungen zu geben, weil er dessen fehlende Einsicht und Sturheit fürchtet. Die nüchterne und kantige Sprache Dürrenmatts spiegelt schnörkellos den Charakter des Ermittlers wieder.

Wie auch Kommisär Matthäi in Dürrenmatts »Das Versprechen« ermittelt Bärlach nach seinen eigenen Spielregeln und aus eigenem Antrieb. Ohne Rücksicht auf die eigene Person und die angeschlagene Gesundheit muss er (s)eine offene Rechnung begleichen. Nach einem halben Menschenleben auf der Jagd handelt er wie besessen und erschreckend kaltblütig: „Der Henker, den ich ausersehen habe, wird heute zu dir kommen. Er wird dich töten, denn das muss nun eben einmal in Gottes Namen getan werden."


Bärlach meinte, dass die menschliche Unvollkommenheit, die Tatsache, dass wir die Handlungsweise anderer nie mit Sicherheit voraussagen können, und dass ferner der Zufall, der in alles hineinspielt, der Grund sei, der die meisten Verbrechen zwangsläufig zu Tage fördern müsse.

Der Richter und sein Henker
Dieser Kriminalroman zeichnet sich dadurch aus, dass er die üblichen Genre-Erwartungen enttäuscht, dafür aber durch Ironie und Groteske neue und überraschende Spannungsmomente schafft. Ausgangspunkt der Kriminalromane von Friedrich Dürrenmatt ist die Nichtberechenbarkeit der Welt. Damit verletzt er die üblichen Regeln des Genres, das die Berechenbarkeit des menschlichen Handelns und die innere Ordnung der Welt durch ausgleichende Gerechtigkeit voraussetzt. In Dürrenmatts Kriminalromanen - wie auch in seinen Dramen - spielt der Zufall die Hauptrolle.

In »Der Richter und sein Henker« werden noch weitere Genre-Erwartungen enttäuscht und einfach durch das Groteske ersetzt: Der Kommissar macht sich schuldig – er ist dem Verbrecher in seinem Verhältnis zur Gerechtigkeit sehr ähnlich – und der Verbrecher wird ausgerechnet für ein nicht begangenes Verbrechen bestraft.

So ist bei Dürrenmatt ein meisterhafter Kriminalroman mit ironischen und grotesk überzeichneten Elementen entstanden - so unberechenbar wie die Welt ist der auch dieser Kriminalroman eine feine Satire auf die schweizer Polizei.



Der Richter und sein Henker


Der Richter und sein Henker

rororo Verlag, 1955.
115 Seiten, 4,95 EUR.
ISBN-1

Samstag, 15. Januar 2011

Mistero Buffo von Dario Fo

Dario Fo
Dario Fo Mistero Buffo


Dario Fo mischt in seiner Szenenfolge "Mistero buffo" von 1969 mittelalterliche Profanliteratur mit Apokryphen des Evangeliums in der Kunstsprache Grammleot. Der 84-jährige präsentiert mit seiner Franca Rama eine mittlerweile auf 50 Szenen angewachsene Ausgabe mit teilweise Unveröffentlichtem im Mailänder Teatro Nuovo.

Im Werk des Italieners Dario Fo nimmt "Mistero Buffo", das eigentlich ein Einpersonenstück ist, eine besondere Stellung ein. Das Werk des immer noch jugendlich wirkenden 84-Jährigen ist einer der Höhepunkte des zeitgenössischen Agitationstheaters, und sein Zorn gegen die Mächtigen ist keineswegs abgeflaut.

Das agitatorische Stück ist auch heute noch gültig - es handelt von "Krise, Hunger, Elend, Lebensnöten, Betrügereien und Kriegen, von Gewalt und Macht, die unsere Freiheit bedrohen und auch die Demokratie." erklärt Dario Fo.

Dario Fo-Webseite:

Dario Fo - www.dariofo.it

Dario Fo »Mistero Buffo« - www.dariofo.it

Erinnerungen an Bohumil Hrabal

Bohumil Hrabal war ein tschechischer Schriftsteller. Der Prager Schriftsteller gilt als einer der bedeutendsten tschechischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Hrabal war ein Schriftsteller mit durchaus schwejkschen Zügen, denen er auch seine große Beliebheit verdankt.

Bohumil Hrabal wurde jedoch nicht als moderner Schwejk geboren und fand erst spät im Jahr 1953 zum Beruf des Schriftstellers. Zuvor arbeitete er in zahlreichen Berufen. Seine beruflichen Tätigkeiten wechselten zwischen Versicherungsagent, Handelsreisender und schließlich Hilfsarbeiter in einer Stahlhütte (ab 1949), und dann nach einem schweren Unfall von 1953 bis 1959 als Verpacker von Altpapier in einem Rohstoff-Sammellager. Seine Tätigkeiten machte Hrabel später zu Literatur.

1963 erschien seine erste Erzählung Perlchen auf dem Grund erscheint; rasch folgten von 1964-68 »Die Bafler«, »Tanzstunden für Erwachsene und Fortgeschrittene«, »Inserat. verkaufe Haus, in dem ich nicht mehr wohnen will, Moritaten und Legenden und andere Texte«, die zum Teil auch verfilmt wurden.

Ab 1970 durfte er für einige Jahre nicht mehr publizieren und schrieb daher in Samisdat- oder Exil-Zeitschriften. 1975 veröffentlichte er in der Zeitschrift »Tvorba« einen selbstkritischen Aufsatz, der es ihm unter teilweise strenger Aufsicht der Zensur ermöglichte, wieder zu publizieren. Eine Reihe seiner Werke wurde vom Verlag Pražská imaginace ("Prager Imagination") herausgegeben. In den Jahren 1991 bis 1997 erschien dort sein gesammeltes Werk in 19 Bänden.

Bis 1975 wurde ein Publikationsverbot verhängt. Eine Auswahl seiner Texte konnte jedoch im Ausland, darunter in der DDR und in der Bundesrepublik erscheinen. Von 1982 bis 1985 entstand die autobiographische Trilogie »Hochzeiten im Haus«. 1987 starb seine Ehefrau. Noch vor der politischen Wende erschien 1988 der autobiographische »Mädchenroman« in Kanada in einem Exilverlag.

Weblinks


Literatur von und über Bohumil Hrabal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Bohumil Hrabal Biografie - Suhrkamp-Verlag
http://www.odaha.com/bohumilhrabal.php eine (tschechische)Hrabal-Biografie, Bibliographie, Fotos
http://hrabal.eunet.cz/hrabal/bh.htm eine umfangreiche
Materialsammlung der Bohumil-Hrabal-Gesellschaft (tschechisch)

Donnerstag, 13. Januar 2011

Jane Austen begründete englische Weltliterarur

Jane Austen

Jane Austen war eine berühmte britische Schriftstellerin der Viktorianischen Ära. Ihre Hauptwerke wie »Stolz und Vorurteil« und »Emma« gehören zu den Klassikern der angelsächsischen Literatur.

Die ersten Romane schrieb Jane Austen bereis im Alter zwischen 19 und 22 Jahren, sie wurden aber erst 15 bis 20 Jahre später nach ihrem Tode veröffentlicht. 1809 über bearbeitete Austen ihr Manuskript »Elinor and Marianne« von 1796. 1811 wurde der Roman schließlich unter dem Titel »Sense and Sensibility« (»Verstand und Gefühl«) als ihr Debütwerk veröffentlicht.

Jane Austens Romane sind sowohl Produkt als auch Spiegelbild ihrer Zeit und werden vom damals in der Literatur sehr verbreiteten und beliebten „courtship plot“ bestimmt. Im Mittelpunkt stehen junge Damen aus dem gehobenen ländlichen Bürgertum, der Gentry, die nach verschiedenen Schwierigkeiten, Lernprozessen und Selbsteinsicht den Mann heiraten, den sie lieben.

Ihre Romane zählen zur Weltliteratur. Dennoch blieb es ihr, wie auch Emily Bronté, verwehrt, einen großen Gesellschaftsroman mit vielen Figuren als Sittengemälde ihrer Zeit zu schreiben.


Die Romane Jane Austens gehen in ihrer Bedeutung über die „romantische Liebesgeschichte“ hinaus und haben in der englischsprachigen, vor allem britischen Kultur ähnlichen kulturellen Status wie beispielsweise William Shakespeares Komödien. Auch in ihrer sprachlichen Virtuosität und Ökonomie ist Austen von der Literaturkritik oft mit dem Dramatiker verglichen worden.

Sonntag, 9. Januar 2011

Max Frisch-Jahr 2011 (II)


Max Frisch

Max Frisch wäre im Mai dieses Jahres 100 Jahre alt geworden und sein rundes Jubliäuum wirft seine Schatten bereits voraus. Im Max Frisch-Jahr 2011 ist es daher an der Zeit, sich einmal wieder mit dem Schweizer Schriftsteller zu beschäftigen und sich seiner Person anzunähern. Anlässlich des 100. Geburtstages von Max Frisch im Mai 2011 sind bereits zwei neue Biographien veröffentlicht worden.

Neue Biografien und Zeitungsartikel rufen seine literarischen Schwächen – vor allem im Frühwerk – und seinen selbstherrlichen Charakter in Erinnerung.

Ob das den Autor gestört hätte, ist unklar. Einerseits gab er seine Mängel literarischer und beziehungstechnischer Natur selber zu, andererseits war er schon früh um seinen Nachruhm besorgt.

Max Frisch 100.Geburtstag

Die Biografie des „FAZ“-Feuilletonchefs Volker Weidermann heisst kurz, aber vielsagend „Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher“ betitelt. Und jene der Freiburger Germanistin und Autorin Ingeborg Gleichauf, die ein Frisch-Zitat als Titel gewählt hat, was poetischer, aber auch vielsagend ist: „Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch – eine Biografie“.

Ganz erfassen lässt sich ein Autor ohnehin nie, dessen zentrales Thema die Suche nach der eigenen Identität ist. Beide Werke sind daher Versuche, Max Frisch auf die Spur zu kommen. Auf unterschiedliche Art und Weise suchen die beiden Werke nach einer Antwort auf die Frage, wer er war, dieser Max Frisch.

Weblinks:

Max Frisch Tagebuch aus dem Nachlass

Max Frisch 100.Geburtstag

Zur Sonderseite»


Zeitungen:

100. Geburtstag von Max Frisch - www.blick.ch

Max Frisch zum 100. Geburtstag: Kein stiller Eidgenosse - www.stern.der

100. Geburtstag: Max Frisch, der streitbare Moralist

Max Frisch – 100. Geburtstag am 15. Mai - Reclam Verlag - www.reclam.de

Donnerstag, 6. Januar 2011

»Das Narrenschiff« von Katherine Anne Porter

"Das Narrenschiff" ist ein beliebtes Motiv in Literatur und Kunst. Der deutsche Jurist und Humanist Sebastian Brant hat Ende des 15. Jahrhunderts eine spätmittelalterliche Moralsatire mit diesem Titel verfasst, es war der größte deutsche Bucherfolg vor Goethes "Werther".

Knapp 500 Jahre später hat die amerikanische Schriftstellerin Katherine Anne Porter einen weiteren Roman mit dem gleichen Titel - aber verschiedenem Sujet - geschrieben, welcher 1962 abenfalls zum Bestseller wurde. Nun wurde dieser Roman erneut auf Deutsch aufgelegt.


Katherine Anne Porters "Das Narrenschiff" ist ein Gesellschaftsroman und erzählt von einer Atlantik-Überfahrt. Ein Roman auf großer Dampferfahrt.

Porters üppiger Roman geizt dabei nicht an Charakteren: Mit an Deck sind 46 Erste-Klasse-Passagiere, die zweieinhalb Wochen für die Dauer einer Atlantik-Überfahrt, auf einem Ozeandampfer einander ausgeliefert werden - auf Gedeih und Verderb. Dazu gehören weiter: die ausreichende Menge an Schiffspersonal (vom Schiffsarzt und Stewart bis zum Koch und Maschinisten) sowie für den Geschmack: 876 Zwischendeckspassagiere - Männer, Frauen, Kinder, alles arme Schlucker, wie Vieh verladen und untergebracht. Voilà, fertig ist die menschliche Versuchsandordnung!

Mittwoch, 5. Januar 2011

Friedrich Dürrenmatt 90. Geburtstag


Friedrich Dürrenmatt

Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen bei Bern als Sohn eines protestantischen Pfarrers geboren. Friedrich Dürrenmatt war ein berühmter schweizer Dramatiker und Erzähler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dürrenmatt gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er war ein Dramatiker mit Hang zum absurden Theater.

Dürrenmatt sah die Zukunft des Theaters in der grotesken Komödie. Er bevorzugte die Komödie und Tragikomödie und kritisiert mit Witz, Humor und Ironie das selbstgefällige Spiessbürgertum.

Eigentlich wollte er eine Ausbildung zum Kunstmaler machen, studierte aber dann ab 1941 Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik an der Universität Bern, dazwischen 1942/43 an der Universität Zürich.

1945/46 entstand sein erstes veröffentlichtes Stück, das genialische Jugendstück »Es steht geschrieben«, eine gelungene Adaption des Wiedertäufer-Stoffes, dass 1947 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde.

Der Richter und sein Henker 1950 schrieb Dürrenmatt seinen ersten Kriminalroman »Der Richter und sein Henker«.

1950 entstand sein Theaterstück »Die Ehe des Herrn Mississippi«, mit dem er seinen ersten grossen Erfolg auf den bundesdeutschen Bühnen verzeichnen konnte.

Weltweiten Erfolg erzielte er mit seiner Komödie »Der Besuch der alten Dame». Sein erfolgreichstes Theaterstück wurde »Die Physiker«, dass er ebenfalls als Komödie bezeichnete.

In den sechziger Jahren stand Dürrenmatt mit seinen Theaterwerken auf dem Höhepunkt seines Öffentlichkeitserfolges.

Dürrenmatt entwickelte eine eigene Dramentheorie, den gemäss den Vorstellungen des Dramatikers soll der Zuschauer nicht weiter die Rolle eines passiven Konsumenten inne haben. Er soll zum eigenständigen Nachdenken angeregt werden.

Dürrenmatt schuf so seinen eigenen Typus der Tragikomödie, einer Mischform aus Tragödie und Komödie, seiner Meinung nach "die einzig mögliche dramatische Form, heute das Tragische auszusagen". Seine bekanntesten Werke sind die Dramen »Die Ehe des Herrn Mississippi« (1952) und »Die Physiker« (1962) und die Tragikkomödie »Der Besuch der alten Dame« (1956).

Friedrich Dürrenmatt schrieb auch erfolgreiche Kriminalromane wie »Das Versprechen«, in dem Kommissar Matthäi den grausamen Mord an der kleinen Gritli Moser aufklären muss.

Für sein Werk, das neben Theaterstücken, Detektiv-Romanen, Erzählungen und Hörspielen auch Essays und Vorträge umfasst, erhielt er viele Auszeichnungen.

Schon in frühen Jahren begann er zu malen und zu zeichnen, eine Neigung, die er sein Leben lang verspüren sollte. Er illustrierte später manches seiner eigenen Werke, verfasste Skizzen, zum Teil ganze Bühnenbilder. Seine Bilder wurden 1976 und 1985 in Neuenburg, 1978 in Zürich ausgestellt.

Friedrich Dürrenmatt starb im Dezember 1990 kurz vor Vollendung seines 70. Lebensjahres in Neuenburg.


Weblink:

Friedrich Dürrenmatt-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Friedrich Dürrenmatt-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Literatur:

Der Richter und sein Henker
Richter und sein Henker
von Friedrich Dürrenmatt

Dienstag, 4. Januar 2011

Max Frisch-Jahr 2011


Max Frisch

Max Frisch wäre im Mai dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Im Max Frisch-Jahr 2011 ist es daher an der Zeit, sich einmal wieder mit dem Schweizer Schriftsteller zu beschäftigen und sich seiner Person anzunähern. Anlässlich des 100. Geburtstages von Max Frisch im Mai 2011 sind bereits zwei neue Biographien veröffentlicht worden.

Neue Biografien und Zeitungsartikel rufen seine literarischen Schwächen – vor allem im Frühwerk – und seinen selbstherrlichen Charakter in Erinnerung.

Ob das den Autor gestört hätte, ist unklar. Einerseits gab er seine Mängel literarischer und beziehungstechnischer Natur selber zu, andererseits war er schon früh um seinen Nachruhm besorgt.

Max Frisch 100.Geburtstag

Die Biografie des „FAZ“-Feuilletonchefs Volker Weidermann heisst kurz, aber vielsagend „Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher“ betitelt. Und jene der Freiburger Germanistin und Autorin Ingeborg Gleichauf, die ein Frisch-Zitat als Titel gewählt hat, was poetischer, aber auch vielsagend ist: „Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch – eine Biografie“.

Beide Werke sind Versuche, Max Frisch auf die Spur zu kommen. Auf unterschiedliche Art und Weise suchen die beiden Werke nach einer Antwort auf die Frage, wer er war, dieser Max Frisch.


Jetzt nicht die Wut verlieren


Ingeborg Gleichauf verwebt sein Leben zu einer spannenden Erzählung.
In ihrer Biographie rekonstruiert Ingeborg Gleichauf Frischs Stationen in Zürich, Rom und Berlin, seine Auseinandersetzung mit seinen Freunden und seinen Geliebten, mit der Schweiz und der Politik. Klug und anschaulich erzählt sie von dem Mensch und dem Schriftsteller Frisch und zeigt, wie sehr die Schlüsselfragen in Frischs Werk unser heutiges Leben betreffen.
Ingeborg Gleichauf hat den Schweizer neu für sich entdeckt. Sie schaut ins Innere der Person Max Frisch und kommt ihr damit sehr nahe.

Gleichauf erzählt dem Leser die Lebensgeschichte des Schweizers chronologisch und beleuchtet erklärend. Schlaglichtartig treten einzelne Facetten seiner Persönlichkeit hervor: Seine Kindheit wird nur kurz angeschnitten. Er beginnt ein Gemanistikstudium, wechselt jedoch zur Architektur. Aber das Schreiben gewinnt letztendlich doch die Oberhand. Nach seinem Romanerfolg "Stiller" wird es gelebte Berufung.
Und ganz erfassen lässt sich ein Autor ohnehin nie, dessen zentrales Thema die Suche nach der eigenen Identität ist. Volker Weidermann weiß sofort, dass die Frage „Wer war Max Frisch“ in einer Biografie gar nicht zu beantworten ist: „Max Frisch hat eine Vielzahl von Leben gelebt, hat eine Vielzahl von Entwürfen ausprobiert.“

Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher

Volker Weidermann hat sich an die Recherche gemacht, Archive durchstöbert, Weggefährten getroffen, Gespräche geführt und vor allem gelesen: die großen Romane, die Theaterstücke, die frühen Texte, die Briefe, die Tagebücher. Und dann geschrieben, voller Zuneigung und doch genau und kritisch, lebendig und anschaulich, so dass sich ein facettenreiches und faszinierendes Bild von Max Frisch ergibt.

Weidermanns gelungenes Buch glänzt vor allem dadurch, weil er den Mensch Frisch in den Mittelpunkt stellt und die Querbezüge zwischen Biographie und Werk konsequent herausarbeitet. Es handelt sich somit um keine Aneinanderreihung von Fakten, keine trockene germanistische Abhandlung, vielmehr wird die Person lebhaft und fassbar gemacht.