Max Frisch wäre im Mai dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Im Max Frisch-Jahr 2011 ist es daher an der Zeit, sich einmal wieder mit dem Schweizer Schriftsteller zu beschäftigen und sich seiner Person anzunähern. Anlässlich des 100. Geburtstages von Max Frisch im Mai 2011 sind bereits zwei neue Biographien veröffentlicht worden.
Neue Biografien und Zeitungsartikel rufen seine literarischen Schwächen – vor allem im Frühwerk – und seinen selbstherrlichen Charakter in Erinnerung.
Ob das den Autor gestört hätte, ist unklar. Einerseits gab er seine Mängel literarischer und beziehungstechnischer Natur selber zu, andererseits war er schon früh um seinen Nachruhm besorgt.
Die Biografie des „FAZ“-Feuilletonchefs Volker Weidermann heisst kurz, aber vielsagend „Max Frisch. Sein Leben, seine Bücher“ betitelt. Und jene der Freiburger Germanistin und Autorin Ingeborg Gleichauf, die ein Frisch-Zitat als Titel gewählt hat, was poetischer, aber auch vielsagend ist: „Jetzt nicht die Wut verlieren. Max Frisch – eine Biografie“.
Beide Werke sind Versuche, Max Frisch auf die Spur zu kommen. Auf unterschiedliche Art und Weise suchen die beiden Werke nach einer Antwort auf die Frage, wer er war, dieser Max Frisch.
Ingeborg Gleichauf verwebt sein Leben zu einer spannenden Erzählung.
In ihrer Biographie rekonstruiert Ingeborg Gleichauf Frischs Stationen in Zürich, Rom und Berlin, seine Auseinandersetzung mit seinen Freunden und seinen Geliebten, mit der Schweiz und der Politik. Klug und anschaulich erzählt sie von dem Mensch und dem Schriftsteller Frisch und zeigt, wie sehr die Schlüsselfragen in Frischs Werk unser heutiges Leben betreffen.
Ingeborg Gleichauf hat den Schweizer neu für sich entdeckt. Sie schaut ins Innere der Person Max Frisch und kommt ihr damit sehr nahe.
Gleichauf erzählt dem Leser die Lebensgeschichte des Schweizers chronologisch und beleuchtet erklärend. Schlaglichtartig treten einzelne Facetten seiner Persönlichkeit hervor: Seine Kindheit wird nur kurz angeschnitten. Er beginnt ein Gemanistikstudium, wechselt jedoch zur Architektur. Aber das Schreiben gewinnt letztendlich doch die Oberhand. Nach seinem Romanerfolg "Stiller" wird es gelebte Berufung.
Und ganz erfassen lässt sich ein Autor ohnehin nie, dessen zentrales Thema die Suche nach der eigenen Identität ist. Volker Weidermann weiß sofort, dass die Frage „Wer war Max Frisch“ in einer Biografie gar nicht zu beantworten ist: „Max Frisch hat eine Vielzahl von Leben gelebt, hat eine Vielzahl von Entwürfen ausprobiert.“
Volker Weidermann hat sich an die Recherche gemacht, Archive durchstöbert, Weggefährten getroffen, Gespräche geführt und vor allem gelesen: die großen Romane, die Theaterstücke, die frühen Texte, die Briefe, die Tagebücher. Und dann geschrieben, voller Zuneigung und doch genau und kritisch, lebendig und anschaulich, so dass sich ein facettenreiches und faszinierendes Bild von Max Frisch ergibt.
Weidermanns gelungenes Buch glänzt vor allem dadurch, weil er den Mensch Frisch in den Mittelpunkt stellt und die Querbezüge zwischen Biographie und Werk konsequent herausarbeitet. Es handelt sich somit um keine Aneinanderreihung von Fakten, keine trockene germanistische Abhandlung, vielmehr wird die Person lebhaft und fassbar gemacht.
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