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Montag, 28. Juli 2014

"Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus

Der Erste Weltkrieg, der vor genau 100 Jahren ausbrach, brachte zehn Millionen Menschen den Tod und verkrüppelte mindestens ebenso viele. In seinem Drama "Die letzten Tage der Menschheit" entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht.

Ohne einen festen Handlungsstrang lässt das Antikriegsstück Militärs und Zivilisten, historische und erfundene Personen zu Wort kommen. Mit seiner Sprachkunst und seinem ungeheuren Wortwitz entlarvt der Autor ihr unmenschliches Denken, Reden und Handeln. Dabei bedient er sich zahlreicher Originalzitate, deren Aussagen als unwahrscheinlich und unfassbar erscheinen.



In seinem Drama »Die letzten Tage der Menschheit« entwarf Karl Kraus ein gewaltiges Zeitpanorama des Ersten Weltkrieges, das in vielen grotesken Szenen die ganze Absurdität und Unmenschlichkeit des Kriegsgeschehens zu ermessen versucht. Dieses Antikriegsepos und Zeitpanorma ist ein furioser Augenzeugenbericht vom Untergang des alten Europa.

In seinem monströsen Weltuntergangskabarett "Die letzten Tage der Menschheit" stülpt Karl Kraus das vertraute Bild des Habsburgerreiches ins Infernalische um. Der Erste Weltkrieg erweist sich als apokalyptisches Völkergemetzel, angerichtet von bestialischen Militärs, idiotischen Beamten, zwei blödsinnigen Kaisern, einer vertrottelten Adelskaste, einer bornierten Kirche und einem gierigen Bürgertum im Verein mit einer gewaltgeilen Journaille von Kriegshetzern und Hyänen des Schlachtfelds.


"Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus gehört zum Besten, was je für die Bühne geschrieben wurde. Es ist ein kolossaler Bilderbogen über den Untergang der Donaumonarchie und den Wahn, der Menschen befallen kann, wenn es um Krieg und Ehre geht.

Jede Aufführung des Mammutstücks bedeutet einen gewaltigen Aufwand, der Autor selbst hat es als unaufführbar bezeichnet. Karl Kraus sagte selbst über sein heute wohl berühmtestes Werk, es sei für ein Marstheater gedacht; für ein irdisches Theater hielt er es wohl für zu umfangreich.




"Die letzten Tage der Menschheit" sind eine atemberaubende Collage zusammengestellt aus authentischen Gesprächsfetzen kurz vor und während des Ersten Weltkrieges, die Kraus akribisch gesammelt hatte und die klarer als jede Analyse verdeutlichen, warum die "Welt von gestern" (Stefan Zweig) untergehen und einer weniger menschlichen Epoche weichen musste, und wie Europa seine Menschlichkeit leichtfertig preisgab.

Nach diesem Vorspiel des Stückes (und des Krieges) bricht der Krieg tatsächlich aus, in den das alte Europa hineinschlittert und in dem es schließlich untergehen soll. Kraus muss nichts kommentieren oder hinzusetzen zu dem, was er auf den Straßen und den Caféhäusern, in den Etappen und Schützengräben gesammelt hat; es spricht alles für sich. Tatsächlich, hier ging die Menschheit einem Ende entgegen, und das dürfte kaum einer besser bemerkt haben als der Kultur- und Zeitkritiker Karl Kraus.

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Die letzten Tage der Menschheit
von Karl Kraus

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