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Sonntag, 11. Oktober 2015

Swetlana Alexijewitsch ist eine vielstimmige Mahnerin

Swetlana Alexandrowna  Alexijewitsch

Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch, eine namhafte literarische Chronistin des Leids und Alltags der zerfallenden Sowjetunion.

ie 67-Jährige bekommt den wichtigsten Literaturpreis der Welt „für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt“, wie die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Es ist das 14. Mal, dass der Preis an eine Frau geht.

Die Literatur von Swetlana Alexijewitsch besteht aus Stimmen, den Stimmen des Volkes.
Swetlana Alexijewitsch sammelt Stimmen, hat ihr schriftstellerisches Leben lang Stimmen gesammelt. Mit einem eigenen literarischen Stil ist die Weißrussin zum moralischen Gedächtnis der zerfallenen Sowjetunion geworden.

„Romane in Stimmen“ nennt Alexijewitsch ihre Methode auch. Erstmals wandte die gelernte Journalistin sie 1983 im Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ an. Mit Interviews dokumentierte sie das Schicksal sowjetischer Soldatinnen im Zweiten Weltkrieg. Das waren keine grandiosen Heldengeschichten, die alten Frauen erzählten vom Grauen des Tötens, vom schwierigen Überleben in der Männerwelt und von der schweren Rückkehr in das Alltagsleben. „Die Männer haben ihre Kampfgefährtinnen vergessen, haben sie verraten. Sie haben ihnen den Sieg gestohlen und nicht geteilt“, sagt die Autorin.

Sie hat Collagen geschaffen, die das ganze Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufarbeiten. 2013 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Nun wird sie auch mit dem Literaturnobelpreis geehrt . Erstmals seit der Auszeichnung für den russischen Dichter Joseph Brodsky 1987 geht der Preis wieder in den früher sowjetischen Sprach- und Kulturraum.

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch wurde vor 65 Jahren am 31. Mai 1948 in Stanislaw, Ukraine, als Tochter einer Lehrerfamilie geboren. Ihre Mutter war Ukrainerin, ihr Vater Weißrusse.

Weblink:

Alexijewitsch: Großes Werk aus vielen Einzelstimmen - www.focus.de/kultur

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