Der Rowohlt-Verlag in Berlin veröffentlichte den Roman »Kleiner Mann - was nun?« von Hans Fallada (1893-1947) am 10. Juni 1932. Den Einband gestaltete George Grosz (1893-1959). Mit diesem Werk erlangte Fallada Weltruhm, es wurde in 20 Sprachen übersetzt und war eines der erfolgreichsten Bücher der 1930er Jahre. Der sozialkritische Roman handelt vom Leben und der Ehe des kleinen Angestellten Pinneberg und dessen Frau "Lämmchen" im Berlin der 1920er Jahre während der Weltwirtschaftskrise. Trotz aller wirtschaftlichen Widrigkeiten beweisen die beiden Mut, Durchhaltevermögen und Zuversicht.
»Kleiner Mann - was nun?« - der 1932 erschienene Weltbestseller erstmals so, wie Fallada ihn schrieb. Zu
brisant, um so gedruckt zu werden: Von der Urfassung des Romans, der Hans Fallada am Vorabend der Machtergreifung der Nazis zum international gefeierten Erfolgsautor machte, wurde ein Viertel noch nie
veröffentlicht.
Das Buch handelt von den bedrückenden wirtschaftlichen Verhältnissen von Johannes «Junge» Pinneberg und seiner Frau Emma Mörschel, genannt
Lämmchen. Pinneberg hat ein sehr schwaches Selbstbewusstsein. Er ist etwas tollpatschig und hat dazu eine pessimistische Lebenseinstellung.
Er ist eigentlich Verkäufer für Herrenbekleidung, musste aber den Job wechseln und verkauft heute Kartoffeln und Düngemittel. Aufgrund derschlechten Arbeitsmarktlage ist es schwierig, einen neuen Job zu finden.
Er leidet stark unter den Repressionen der Arbeitgeber und den Intrigen der Kollegen. Es herrschte damals so eine Art darwinistischer Hau-Ruck Kapitalismus, der die Ellenbogengesellschaft förderte und «Raubtiere züchtete» (S. 246).
Die wirtschaftliche Situation war damals für ein Millionenheer von Arbeitslosen tatsächlich trostlos. Manchmal möchte
sich Pinneberg – wie Robinson Crusoe – auf eine einsame Insel verziehen.
Es gibt aber Licht am Ende des Tunnels. Er ist ja verheiratet und seine Ehefrau Lämmchen bereitet ihm ein Heim und spendet Trost und Hoffnung, wenn er niedergeschlagen ist. Ganz in der damaligen Tradition einer guten Ehefrau, steht das Essen auf dem Tisch, wenn der Ehemann heimkommt und sie macht gute Stimmung ohne ihre eigenen Sorgen (z.B. Schwangerschaft, Wohnungssuche, Haushaltsgeld etc.) zu erwähnen. Sie bildet den optimistischen, idealisierten Gegenpol. Sie trotzt dem Elend täglich etwas Positives ab und muntert ihren Mann immer wieder auf, wenn der den Mut verlieren wollte.
Spannend ist das Buch, weil Fallada einerseits die Leiden des wirtschaftlichen Drucks als auch die Freude auf das Zuhause und das Klammern an den kleinsten Strohhalm einfühlsam beschreibt. Fallada schreibt da auch aus eigener Erfahrung, war er doch zwischendurch selbst arbeitslos, oft knapp bei Kasse und
zeitweise gar Alkohol und Drogen verfallen. Fallada kritisiert mit seinem Buch die Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Rolle der Frau hinterfragt er allerdings nicht.
Insgesamt eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich ein Bild über die Situation kurz vor der Machtergreifung Hitlers machen und einen bedeutsamen deutschen Schriftsteller entdecken wollen.
Die ca. 400 Seiten sind leicht zu lesen. Der unkomplizierte Aufbau und die leicht verständliche Sprache helfen hierbei. Die depressive Grundstimmung werden aber nicht alle leicht vertragen.
Literatur:
Kleiner Mann - was nun? von Hans Fallada
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