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Samstag, 23. November 2019

»Der Immoralist« von André Gide

Der Immoralist


Während er mit seiner engelsgleichen Frau Marceline in die Schweiz reist und dann quer durch Italien bis in die Wüste Algeriens, scheint er seinem Ziel immer näher zu kommen. Doch die Freiheit, anders zu sein, hat ihren Preis, wie André Gide, der Literaturnobelpreisträger von 1947, in diesem kühnen, provokanten Roman einer Befreiung vor Augen führt.

Protagonist Michel lebt nach überstandener lebensbedrohlicher Krankheit rücksichtlos seine Freiheit aus und sorgt letztendlich dafür, dass seine engelsgleiche Frau Marceline an den Strapazen seines unruhigen Lebens zugrunde geht.

Michel selbst erzählt in wunderschönen Worten seinen ehemaligen Freunden seine Lebensgeschichte. Dadurch gelingt es Gide, das Ganze neutral darzustellen. Als Leser fühlt man sich trotzdem von seinem Bericht abgestoßen, da dieser stets mit Marcelines Tugendhaftigkeit kontrastiert wird.

Dieser Gegensatz ist sehr reizvoll. So erkennt Marceline auch, dass das Ehrlichste und Natürlichste nicht automatisch das Schlimmste im Menschen sein muss und entlarvt dadurch Michels Freiheit als einen Zwang, anders und unmoralisch zu handeln.

Dadurch zeigt Gide dem Leser, dass man sich mit seinem Streben nach unendlicher Freiheit schon wieder selbst einsperrt und dass Freiheit nur innerhalb von festgesetzten Grenzen Bestand haben kann. Der Roman stellt somit ein kühnes Gedankenexperiment dar, welches immer nur einmal gelingen kann - hier gelingt es. - Eine faszinierende Lektüre.

Literatur:

 Der Immoralist
Der Immoralist
von André Gide

»Das Schloß« von Franz Kafka

Das Schloß

Das Schloß

»Das Schloß« von Franz Kafka ist ein 1922 entstandenenes Romanfragment von Franz Kafka. Das letzte, von Januar bis September 1922 entstandene Romanfragment von Franz Kafka greift das in »Der Prozess« entworfene Thema der unendlichen, letztlich scheiternden Suche des Individuums nach Erkenntnis auf. Der Roman ist eine schillernde Parabel für das Ausgeliefertsein an anonyme Mächte.

Kafkas Roman »Das Schloß« ist eines der bedeutendsten Werke des 20. Jahrhunderts, eine zeitlose Parabel über die Labyrinthe moderner Bürokratie und die Abgründe der eigenen Existenz. In Form einer Parabel auf die Existenzsituation des Menschen der Moderne schildert Kafka, wie eine anonyme Macht – das Schloss – die Sehnsucht des Menschen nach Wahrheit und Sinn manipuliert, den Suchenden bannt, unterdrückt und vernichtet.

»Das Schloß«, Kafkas letzter großer Roman, erzählt von K., der vom Grafen eines ländlich gelegenen Schlosses als Landvermesser beauftragt wird. Doch K.s Versuche, ins Schloß zu gelangen, scheitern ebenso wie sein Bemühen, im Dorf seinen Platz zu finden; und sein Kampf gegen die allgegenwärtige, anonyme und undurchdringliche Bürokratie der Schloßverwaltung endet für ihn in einem Dickicht aus Geheimnissen und Erniedrigungen.

In einer Winternacht gelangt der Landvermesser K. in ein Dorf, das von einem mysteriösen Schloss und dessen »Beamten« beherrscht wird. Erfolglos versucht K. während der kommenden sieben Tage ins Schloss vorzudringen. Hilfe erhofft er sich von den Dorfbewohnern, obskure und tragische Gestalten, die K. in undurchschaubare Ereignisse verstricken, deren widersprüchliche Hinweise er aber nicht zu entschlüsseln vermag. K. konzentriert seine eigennützigen, irrationalen Anstrengungen alsbald auf den Schlossbeamten Klamm: Er verführt dessen Geliebte, dringt nachts in Klamms Kutsche ein und berauscht sich am Cognac des Beamten.

Als diese Provokation der autoritären Instanz scheitert, schließt sich K. einem Schlossboten an, dessen Familie im Dorf geächtet wird, seitdem sich die Schwester einem Beamten verweigert hat. Die Ereignisse überstürzen sich, als K. zu einem »Verhör« bestellt wird: Klamms Geliebte, die vom Besuch bei der verfemten Familie erfahren hat, trennt sich von K.; während ein Sekretär dem entkräfteten K. versichert, dass das Amt seine Bitten nun erfüllen würde, fordert ihn ein anderer Sekretär auf, Klamms Geliebte freizugeben.

Bevor der zu Tode erschöpfte K. in tiefen Schlaf sinkt, beobachtet er die hektische Betriebsamkeit der Schlossdiener und erfährt, dass seine Anwesenheit das Amt erheblich behindern würde. Nachdem ein Zimmermädchen K. am folgenden Morgen anbietet, fortan bei ihr zu wohnen, bricht die surreale Handlung ab.

Kafka schildert die Veränderungen, die in den einheimischen Menschen und dem fremden Landvermesser ablaufen.

Max Brod (1884–1968), Herausgeber der Werke von Kafka, berichtet, dass geplant war, den Roman mit K.s Tod enden zu lassen. Im gleichen Moment sollte dem Protagonisten vom Schloss die endgültige Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erteilt werden.

Ins Zentrum des Bannkreises, der K. und die Dorfbewohner gefangen hält, setzt der Autor das unerreichbare Schloss bzw. das Phantom des übermächtigen Klamm. Schloss und Beamte sichern ihre absolute Machtposition, indem sie vorgeben, das Ziel aller menschlichen Sehnsüchte zu sein, sich zugleich aber jedem Verlangen nach deren Erfüllung entziehen.


Das Schloß

Das Schloß

»Das Schloss« ist neben »Der Verschollene« und »Der Process« einer der drei unvollendeten Romane von Franz Kafka, entstanden zwischen 1911 und 1914 und 1927 von seinem Freund und Herausgeber Max Brod postum veröffentlicht. In den frühen Ausgaben wurde der Roman unter dem von Brod bestimmten Titel »Amerika« veröffentlicht.

Wie »Der Process« hat »Das Schloss« eine Vielzahl psychologischer, soziologischer bzw. theologischer Deutungsversuche nach sich gezogen. Die bleibende Faszination, die der Roman bis heute ausübt, resultiert aus dem Verzicht des Autors, einen eindeutigen Sinngehalt anzubieten. Die »offene« Struktur, die schon Der Prozess aufwies, beeinflusste die moderne Dichtung maßgeblich und trug mit dazu bei, dass Das Schloss weit über die Grenzen der Literatur hinaus Aufmerksamkeit fand.

Es ist eine Geschichte, die unweigerlich auch an die Situation vieler Flüchtlinge erinnert: Der Kampf mit der Bürokratie, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, der Wunsch, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Und so wird "Das Schloss” zum Symbol für die Unerreichbarkeit all dessen. Auch deshalb ist es so beklemmend, sich diesem zehn Stunden langen Hörspiel auszusetzen.

Das Schloss. Umrisse. Still wie immer. Niemals das geringste Zeichen von Leben. Nicht möglich aus dieser Ferne etwas zu erkennen.

Literatur:

Das Schloß
Das Schloß
von Franz Kafka

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Das Schloss - Rezension



Franz Kafka, »Das Schloss«, Kritische Ausgabe,


Freitag, 22. November 2019

André Gide 150. Geburtstag

André Gide

André Gide wurde vor 150 Jahren am 22. November 1869 in Paris geboren. André Gide war ein französischer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er gilt als eine der zentralen Gestalten der Literatur des 20. Jahrhunderts.

Von seiner calvinistischen Erziehung wandte sich Gide bald ab und wurde ein "ästhetischer Immoralist". Schon früh hatte er Kontakte zur französischen Avantgarde und schloss Freundschaft mit Mallarmé, Claudel, Valéry und Oscar Wilde. Seine Bekanntschaft mit Valéry, Wilde und vor allem Mallarmé ist in einem regen Briefwechsel dokumentiert.

1909 begründete er als Herausgeber die "Nouvelle Revue Française" mit und war jahrzehntelang einer der wichtigsten Literaten seiner Zeit.

Von der katholischen Kirche wurden seine Werke 1952 postum auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.
Sein Antinaturalismus erstrebte Kunstwerke, „die außerhalb der Zeit und aller »Kontingenzen« stünden“.

In der Dreyfus-Affäre jedoch, die Frankreichs Öffentlichkeit seit 1897/98 spaltete, positionierte er sich klar auf Seiten Emile Zolas und unterzeichnete im Januar 1898 die Petition der Intellektuellen zugunsten eines Revisionsverfahrens für Alfred Dreyfus.

Im selben Jahr publizierte er in der Zeitschrift »L’Ermitage« den Artikel A propos der »Déracinés«, in dem er sich anlässlich der Veröffentlichung des Romans Les Déracinés („Die Entwurzelten“) von Maurice Barrès, gegen dessen nationalistische Entwurzelungstheorie wandte.

Wieder ganz dem absoluten Kunstideal entsprach dann die 1899 veröffentlichte Erzählung »Le Prométhée mal enchaîné« (»Der schlechtgefesselte Prometheus«), die um das Motiv des acte gratuit kreist, einer völlig freien, willkürlichen Handlung.

1931 beteiligte sich Gide an der von Jean Cocteau ausgelösten Welle antikisierender Dramen mit dem Stück: »Œdipe« (»Ödipus«).

Im Juni 1936 reiste er auf Einladung des sowjetischen Schriftstellerverbandes mehrere Wochen durch die UdSSR. Ihn betreute der Vorsitzende der Auslandskommission des Verbandes, der Journalist Michail Kolzow. Am Tag nach der Ankunft Gides starb der Vorsitzende des Schriftstellerverbandes Maxim Gorki.
Gide hielt auf dem Lenin-Mausoleum, auf dem auch das Politbüro mit Stalin an der Spitze Aufstellung genommen hatte, eine der Trauerreden. Doch zu der von ihm erhofften Audienz bei Stalin im Kreml kam es nicht.

Sein Werk besteht überwiegend aus Romanen und Dramen, in denen es um das Freiheitsstreben seiner Protagonisten und um kompromisslose Selbstverwirklichung geht. André Gide war der Verfechter eines selbstbetimmten Lebens.

Zu seinen autobiographischen Schriften gehören u.a. "Tagebuch" (1889-1949) sowie "Stirb und werde" (1926). Seine bekanntesten erzählenden Werke sind »Der Immoralist« (1902), »Die Rückkehr des verlorenen Sohnes« (1907), »Die enge Pforte« (1909), »Die Pastoralsymphonie« (1919), »Die Falschmünzer« (1925) und »Die Schule der Frauen« (1929).

1947 erhielt der Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur.

André Gide starb am 19. Februar 1951 in Paris.

Literatur:

 Der Immoralist
Der Immoralist
von André Gide

Mittwoch, 20. November 2019

Der rätselhafte Dichter Kleist

Heinrich Kleist

Als ewig Reisender auf der Suche nach sich selbst erfindet Kleist sich immer wieder neu: beim Militär, als Student, als Landwirt, im Staatsdienst. Nur das Schreiben zieht sich durch sein ganzes Leben. Er studiert das menschliche Verhalten und macht vor keinem moralischen Dilemma halt. Doch seine Theaterstücke und Erzählungen werden nicht immer geschätzt, er bleibt ein Außenseiter im literarischen Betrieb. Es ist die Zeit der Napoleonischen Kriege, und Kleist wird von den Franzosen einige Monate als Spion interniert. Nach vielen Lebenskrisen beging er mit 34 Jahren Selbstmord.


Heinrich von Kleist (1777-1811) war ein viel zu früh durch Selbstmord aus dem Leben geschiedener Dichter von Novellen wie auch von Dramen, dem leider die Anerkennung seiner Werke durch seine Zeitgenossen versagt blieb. Von dem Dichter, dessen Leben vor zweihundert Jahren endete kann man nicht sprechen, ohne zugleich auf seine Rätselhaftigkeit zurückzukommen.

Es sei das allerqualvollste Leben gewesen, das je ein Mensch geführt habe. So steht es in einem der letzten Briefe, die Kleist geschrieben hat. Das Ausmaß der Verzweiflung, die sich andeutet, macht betroffen. An Marie von Kleist, den 10. November 1811:

"Aber ich schwöre Dir, es ist mir ganz unmöglich länger zu leben; meine Seele ist so wund, daß mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert.“

Heinrich von Kleist

Kleist schrieb Stücke, dem Leben entfremdet und dem Tode seelenverwandt. Kleists Werk ist sein Prosa gewordenes Leben. Er hat die Zerrissenheit seines Lebens in seinen Stücken verewigt und seinen Tod in seinen Dramen bereits vorweggeommen. Kleists Krisen sind nicht etwas neben dem Werk. Sie sind ein Teil seines Werks. Die Rätsel des Seelenlebens sind das eigentliche Feld dieses Dichters geworden.

Der rätselhafte Kleist: das ist schon fast der uns vertraute Kleist. Und so, wie er uns heute erscheint, muß er auch selbst sich erfahren haben: als einen unaussprechlichen Menschen nämlich, wie er sich gelegentlich nennt. Er gilt mit Recht als einer der rätselhaftesten Dichter der deutschen Literatur.

Kleist, dem auf Erden nicht mehr zu helfen war, wirkt durch seine Dichtung vertraut in seiner Rätselhaftigkeit, dennoch ist er durch sein ungelebtes dramatisches Leben bis heute ein Rätsel geblieben.


Weblinks:

Der rätselhafte Kleist und seine Dichtung - Ein Beitrag von 1977 zum 200. Geburtstag - www.literaturkritik.de

Dichter dran Heinrich von Kleist - www1.wdr.de

>Seelen unterwegs zum Himmel - www.fr-online.de/kultur

Heinrich von Kleist-Biografie - www.die-biografien.de

Heinrich von Kleist-Zitate - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Heinrich von Kleist 200. Todestag - literatenwelt.blogspot.com


Freitag, 15. November 2019

»Sonderling« von Hermann Hesse



Ich bin zuweilen wie ein wilder Mann,
Der Götter höhnt und laute Nächte lang
Mit rohen Kameraden zechen kann
Und dem schon mancher scharfe Witz gelang.

Ich bin zuweilen wie ein schwaches Kind,
Das ohne Schuld krank wurde und verdarb,
Und dessen Lächeln ungeboren starb.
Und dessen Träume voll von Engeln sind.

»Sonderling« von Hermann Hesse


Hermann Hesse ist entschiedener und engagierter Anwalt des Individuums und des Innenlebens in einer immer schnellebiger werdenden Gesellschaft, die ihre Mitglieder mit starken Konformitätszwängen in normierte Lebensläufe pressen will.

Mittwoch, 13. November 2019

»Der Turm« eine Geschichte aus einem versunkenen Land

»Der Turm« eine Geschichte aus einem versunkenen Land

Uwe Tellkamps Roman »Der Turm« ist ein akkurat gemaltes Sittenbild der Boheme in einem Dresdner Villenviertel. Der bezeichnende Titel »Der Turm« ist dabei eine Anspielung auf den Dresdner Villenvorort "Weißer Hirsch" mit jener Ansammlung verschnörkelter Bürgerhäuser, die wie die Burgen des nachgeahmten Adels, mit Türmen und Zinnen bewehrt sind.

Der Turm Geschichte aus einem versunkenen Land.

»Der Turm« ist ein lebendiges Zeitpanorama am Ende der DDR. Tellkamp erzählt in diesem umfangreichen Gesellschaftsroman mit epischer Breite die Geschichte eines untergehenden Landes anhand der Lebensgeschichte der wohlhabenden Bewohner eines Dresdner Villenviertels. Das Werk ist ein Abgesang auf einen untergehenden Staat.

Der Roman erzählt eine Familiengeschichte über drei Epochen, in der die Politik hineinreicht, so daß das Sittenbild einer Epoche entsteht. Es wird eine Familiengeschichte gespiegelt.

Es sind die letzten sieben Jahre der DDR, die der Autor durchaus detailgetreu in einem opulenten Sittengemälde auferstehen läßt. Schauplatz dieses Gesellschaftsportraits von Tolstoischen Ausmaß ist das Dresdner Villenviertel "Weißer Hirsch" - von jeher  eine Enklave des Bildungsbürgertums und der Gelehrten.

»Der Turm« erzählt eine kunstvoll verschachtelte Familiengeschichte mit einem geradezu überbordenden Romanpersonal. Er lässt Parteibonzen, Lektoren, Schüler, Soldaten, Künstler, Sprösslinge der Nomenklatura, Krankenschwestern, Anwälte und Republikflüchtlinge, Zensoren und Chefärzte auffahren. Diese haben nacheinander ihren genau berechneten Auftritt in diesem Roman.

Sein Zeitpanorama beginnt im Jahre 1982, dem Todesjahr Breschnews und endet punktgenau am 9. November 1989 - dramaturgisch durchaus geschickt - genau mit dem Datum des Mauerfalls.

Dienstag, 12. November 2019

Michael Ende 90. Geburtstag

Michael Ende

Michael Ende wurde vor 90 Jahren geboren. Michael Ende ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte, Bücher für Erwachsene, Theaterstücke, Gedichte und Essays. Er gilt als der Abenteurer unter den Schriftstellern.

Berühmt wurde Michael Ende durch seine phantasievollen Geschichten von »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, das u. a. in der szenischen Darstellung der »Augsburger Puppenkiste« im Fernsehen gezeigt wurde.


Mit eigenen, meist dramatischen Theaterstücken war Ende zunächst erfolglos. Nachdem zwölf Verlage sein Manuskript »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« abgelehnt hatten, erschien dieses Kinderbuch 1960 im Thienemann Verlag und ist seitdem ein großer Erfolg.

Die Abenteuer von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer sind zeitlos und können wohl Leser jeder Altersklasse begeistern. Michael Ende schrieb phantasievolle, lustige und oft Herz erwärmende Geschichten, bei denen es keine Rolle spielt, ob sie heutzutage noch politisch korrekt sind. Ende lebte einfach zu anderen Zeiten.


Die Romane von Micheal Ende waren die Kinder ein Segen, für Verleger jedoch
nicht literatur- und genregemäß und für Kritiker offensichtlich ein Problem.

Verschiedene Kritiker in Deutschland machten Ende, gerade seines Jim Knopf wegen, Eskapismus zum Vorwurf und warfen ihm vor, mit seinen positiven Märchen die Kinder nicht auf das richtige Leben vorzubereiten. Da verschiedene Kritiker Ende, gerade seines Jim Knopf wegen, „Weltflucht“ vorwarfen und ihn als „Schreiberling für Kinder“ abtaten, ging er 1970 zusammen mit seiner ersten Frau Ingeborg Hoffmann, die er 1964 geheiratet hatte, nach Italien und ließ sich in Genzano di Roma, ca. 30 km südöstlich von Rom, in der Villa Liocorno (Einhorn), nieder.




Im Jahr 1979 schrieb Michael Ende seinen phantastischen Roman »Die unendliche Geschichte«. Das Buch verkaufte sich weltweit etwa zehn Millionen mal und wurde in 40 Sprachen übersetzt.

Die Verfilmungen seiner Romane »Momo« und »Die unendliche Geschichte« trugen zu seiner Bekanntheit bei, wobei Ende sich selbst von der Verfilmung der Unendlichen Geschichte distanzierte, da er mit dieser insgesamt nicht zufrieden war.

Sowohl »Momo« als auch »Die Unendliche Geschichte« thematisieren die Gefahr einer Welt, in der Fantasie und Menschlichkeit im Verschwinden begriffen sind.

Michael Endes Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt und erreichen heute eine Gesamtauflage von über 33 Millionen Exemplaren. Viele seiner Bücher wurden verfilmt und sind auch aus Funk und Fernsehen bekannt.

Michael Ende starb am 28. August 1995 in Filderstadt.

Buchempfehlungen:

Die unendliche Geschichte
Die unendliche Geschichte
von Michael Ende

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
»Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«
von Michael Ende

Samstag, 9. November 2019

Imre Kertész 90. Geburtstag

Imre Kertesz

Imre Kertész wurde vor 90 Jahren am 9. November 1929 in Budapest geboren. Kertesz ist ein ungarischer Schriftsteller jüdischer Abstammung. Er erhielt 2002 den Nobelpreis für Literatur. Er ist der erste und bislang einzige Literaturnobelpreisträger Ungarns.

Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er mit vierzehn Jahren im Juli 1944 (im Verlauf eines gegen Miklós Horthy gerichteten Gendamerieputsches in Budapest, der aber letztlich scheiterte) über Auschwitz in das Konzentrationslager Buchenwald und in dessen Außenlager Wille in Tröglitz/Rehmsdorf bei Zeitz verschleppt.

Am 11. April 1945 wurde er befreit und kehrte nach Budapest zurück. Diese ihn zeitlebens prägende Zeit im Lager verarbeitete er zuerst in dem 1973 vollendeten »Roman eines Schicksallosen«.

Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst 1953 begann Kertész in Budapest als freier Schriftsteller und Übersetzer zu arbeiten. Seine schriftstellerische Tätigkeit wurde in seiner Heimat besonders nach dem Aufstand von 1956 durch die kommunistische Diktatur eingeschränkt.

Seinen Lebensunterhalt sicherte er sich zunächst mit dem Schreiben von Texten zu Musicals und kleinen Theaterstücken, die er aber nicht zu seinem schriftstellerischen Werk zählt. Er übertrug zum Beispiel Nietzsche, Hofmannsthal, Canetti, Wittgenstein, Schnitzler und Tankred Dorst ins Ungarische. Kertész' "Roman eines Schicksallosen" gilt als eines der bedeutendsten Erzählwerke über den Holocaust.

Als Übersetzer übertrug er unter anderen Werke von Friedrich Nietzsche, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Sigmund Freud, Joseph Roth, Ludwig Wittgenstein und Elias Canetti, welche allesamt sein eigenes Werk entscheidend prägten.

1960 begann er mit der 13 Jahre dauernden Arbeit an dem Buch »Roman eines Schicksallosen«, das zu einem der bedeutendsten Werke über den Holocaust zählt und das seinen Ruhm begründete. Die meisten seiner Texte sind autobiographisch inspiriert.

Imre Kertész starb am 31. März 2016 im Alter von 86 Jahren in Budapest.

Kertész hat es geschafft, Auschwitz eine eigene Ästhetik abzugewinnen, die vor dem 'Ungeheuerlichen', der 'Hölle' bestehen kann.

Dieser Roman bildet zusammen mit "Fiasko" (1999) und "Kaddisch für ein nicht geborenes Kind" (1992) die "Trilogie der Schicksallosigkeit" und setzt sich mit der Frage auseinander, ob und wie Leben nach Auschwitz möglich ist.

Literatur:

Roman eines Schicksallosen
Roman eines Schicksallosen
von Imre Kertész