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Montag, 30. Dezember 2019

Theodor Fontane 200. Geburtstag












Theodor Fontane


Theodor Fontane wurde vor 200 Jahren am 30. Dezember 1819 in Neuruppin in der Mark Brandenburg geboren.

Theodor Fontane war ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Erzähler des 19. Jahrhunderts. Durch den Romancier gelangte der Realismus in der deutschen Literatur zur Blüte. Fontane ist der bedeutendste Vertreter des deuschen Realismus.



Fontane war ja Theaterkritiker, Kunstkritiker, Militärberichterstatter, Reiseschriftsteller und eben spät dann auch Romanautor. Seit 1849 arbeitete er als freier Schriftsteller und Journalist. Zehn Jahre lang war er als Redakteur der konservativen "Kreuzzeitung" und als preußischer Agent in London tätig.

1862 veröffentlichte Fontane den ersten Band seiner berühmten »Wanderungen durch die Mark Brandenburg«. Theodor Fontane war ein literarischer Wandersmann und griff häufig zum Stabe des Wanderers durch die heimatliche Mark Brandenburg.


Der bodenständige Dichter wanderte durch eine Landschaft, in der es eigentlich gar nichts zu sehen gab, außer ein paar Gräbern und Ahnenbildern mit knarrenden Treppenhäusern. Er füllte seine Ahnengeschichten daher mit ihren vielen Geistern und knorrigen Offizieren.

1878 veröffentlichte Fontane seinen ersten Roman »Der Sturm«. In den Folgejahren erreicht Fontane zunehmende Aufmerksamkeit mit Werken, die traditionelles Standesdenken und eine überkommene Moral der adeligen und bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen.

Fontane gelang der literarische Durchbruch erst mit dem 1888 erschienenen Roman »Irrungen, Wirrungen«, in dem die Gegner der Ständeordnung den kürzeren ziehen müssen, wo aber auch der Adel zerzaust wird.

Das literarische Spätwerk Fontanes ist ein Spiegelbild seiner Epoche. Theodor Fontane war ein Zeitgenosse Otto von Bismarcks, dessen Epoche sein Leben prägte.

Zu seinen bekanntesten Werken gehören der dramatische Roman »Effi Briest« (1895), »Irrungen, Wirrungen« und die Jugenderzählung »Der Stechlin« (1897).

Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.


Literatur:

Der Stechlin
Der Stechlin
von Theodor Fontane

Der Stechlin Taschenbuch
Der Stechlin
von Theodor Fontane Taschenbuch


Weblinks:

Theodor Fontane-Biografie - www.die-biografien.de


Theodor Fontane-Zitate - www.die-zitate.degefunden auf dem Zitate-Portal Grosser Zitatenschatz

Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane - www.freitag.de






Freitag, 27. Dezember 2019

»Effi Briest« von Theodor Fontane

Effi Briest

Theodor Fontane wurde erst sehr spät in seinem Leben als Romanschriftsteller erfolgreich und bekannt. Am bekanntesten wurde er dabei seinem Roman »Effi Briest«.

Effi Briest, ein siebzehnjähriges Mädchen, das mit ihren Freundinnen im Garten von Hohen-Cremmen spielt, wird Baron Geert Innstätten vorgestellt. Ein Mann im Alter ihrer Mutter, ein politisch strebsamer Landrat höchsten Ansehens. Schon bald werden die Verlobung und dann die Hochzeit gefeiert und Effi zieht mit ihrem Bräutigam in die pommersche Kleinstadt Kessin in ein altmodisches Fachwerkhaus zwischen Seebädern und der Plantage, einem weiten Wald. Nicht nur ist ihr das Haus mit dem Geist des Chinese unheimlich, sie langweilt sich auch ungemein.

Ihr für Richard Wagner schwärmender Ehemann ist wenig sinnlich und selten zuhause, das Kind das sie schon bald zur Welt bringt wird von Roswitha ihrer Vertrauten versorgt und der liebenswürdige Freund Apotheker Gieshübler, kümmert sich um die junge Ehefrau intellektuell. Nichts davon stillt jedoch Effis Temperament. Allein Major Crampas, Instettens Freund erfrischt sie auf wunderliche Weise. Sie beginnt zu kokettieren und verwandelt sich darüber vom Mädchen zur Frau..

Effi Briest, im Buch zunächst als "Tochter der Luft" beschrieben, weil sie vor Lebensenergie glüht, heiratet im zarten Alter von 17 Jahren auf Wunsch ihrer Eltern Baron von Instetten. Der Jugendfreund von Effis Mutter ist angetan von dem jungen Wirbelwind und nimmt sie nach der Hochzeit mit in sein Haus nach Tessin. Doch Effi will sich so garnicht in die steife und langweilige Gesellschaft einfügen, die Instetten so sehr schätzt. Als sie den Bezirkskommandanten Crampas kennenlert und eine Affäre beginnt, entehrt sie Instetten endgültig. Als Baron von Instetten nach Berlin versetzt wird, scheint der lästige Kommandant vergessen und sich alles in Wohlgefallen aufgelöst zu haben. Und das wäre er auch bestimmt geblieben, wenn Instetten nicht seine leidenschaftlichen Briefe an Effi gefunden hätte. Instetten fühlt sich zutiefst in seiner Ehre verletzt und klagt Effi an. Letztendlich findet sie aber auf Umwegen ihren Weg.


Ihr Mann, der ihr von der Mutter mehr oder weniger aufgeredete Baron von Innstetten, war so ehrgeizig, bei Bismarck Karriere zu machen, daß die Dienstleute des Paares sich zuraunten, wer wirklich hinter der Ehekrise stecke. Effi wirft Innstetten Mangel an romantischem Gefühlsleben vor: "Du willst es bloß nicht zeigen und denkst, es schickt sich nicht und verdirbt einem die Karriere." Landrat von Innstetten (Effi: "Er ist ja ein Mann von Ehre") wird von Bismarck öfter als üblich in sein Gut Varzin in Hinterpommern gebeten. Kaum bricht Innstetten dorthin auf, beginnt Effi sich vor einem spukenden Chinesen mit "gelben Pluderhosen und flachem Deckelhut" zu fürchten. Sein kleines Abbild war von den Dienstmädchen an die Lehne eines Stuhls geklebt worden, der als einziges Möbel in den sonst leeren Räumen stand.

In der Dynamik ihrer Affäre, die weniger einer Liebe zu einem anderen Mann oder nicht ausgelebtem sexuellen Begehren entspringt, als vielmehr dazu, einen anderen Schmerz, ein anderes Trauma zu übertönen. Aber auch im ambivalenten Verhältnis zu ihrer Tochter, das gleichzeitig von mütterlichen Instinkten sowie narzisstischen Projektionen geprägt ist, wovon Scheidungsanwälte ein Lied singen können. Von den vielen starken Frauen bei Fontane – starke Männer kommen bei ihm fast überhaupt nicht vor – ist Effi Briest eine der stärksten und selbstbewusstesten. Und sie ist keineswegs ein Opfer, sondern vielmehr vollkommene Herrin ihres eigenen Schicksals. »Effi Briest« ist nicht die Erzählung vom Zwang moralischer Konventionen sondern die Geschichte einer Selbstverwirklichung, die auch noch in ihrem Scheitern als Untergang zelebriert wird.

Der Roman ist eine deutsche »Madame Bovary«, das deutsche Gegenstück zu Flauberts Roman. Fontane gelingt damit eine der beeindruckendsten Darstellungen des Schicksals einer Frau in der deutschen Literatur. Bei Fontane stirbt die arme Sünderin Effi im Alter von etwa 30 Jahren an "gebrochenem Herzen".

Die Fabel dieses Romans hat ihre Quelle in der Wirklichkeit. Fontane - der auch lange als Journalist gearbeitet hatte - griff eine Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1886 über ein Duell zwischen einem preußischen Offizier und einem Amtsrichter auf. Der Anlass war die Liebesaffäre zwischen dem Offizier und der Frau des Amtsrichters, Elisabeth von Ardenne.

Dass ausgerechnet Fontanes »Effi Briest« zur den Standardwerken der deutschen Schullektüre zählt, ist ein wenig paradox. Nicht nur weil Fontane selbst wenig von Schule hielt, ähnlich wie Thomas Mann empfand er seine wenigen Schuljahre als Qual und vergeudete Zeit. Vielmehr noch, weil das Buch eigentlich eines von Fontanes moralisch ambivalentesten Romanen ist, und als moralische Parabel, zu der es für den Unterricht zurecht geschustert wird, denkbar schlecht geeignet ist.


Literatur:

Effi Briest
Effi Briest
von Theodor Fontane

Effi Briest
Effi Briest
von Theodor Fontane


Weblinks:

Heros und Heulhuber - SPIEGEL-Artikel

Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane - www.freitag.de

Mittwoch, 25. Dezember 2019

»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff





Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schneees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!


»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff


Weihnachten Gedicht


Blog-Artikel:

»Weihnachten« von Joseph von Eichendorff - Gastbeitrag

Poetenwelt-Blog



Sonntag, 22. Dezember 2019

Samuel Beckett 30. Todestag

Samuel Beckett

Samuel Beckett starb am 22. Dezember 1989 in Paris. Er zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts und erhielt 1969 den Literaturnobelpreis.

Er gilt neben James Joyce und Franz Kafka als einer der bedeutendsten Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts. Geburt, Leben und Tod, die Grundmotive vieler Dichter in der europäischen Tradition, sind auch bestimmend für Becketts Werk.

Beckett ist dem breiten Publikum hauptsächlich durch seine Dramen, insbesondere sein Werk »Warten auf Godot« bekannt, verfasste aber auch Prosa und Lyrik.

Er war zwar ein irischer Schriftsteller, der aber als britischer Staatsbürger geboren wurde und ab 1937 ständig in Frankreich lebte.

Nach dem Abitur nahm er ein Romanistikstudiums am Dubliner Trinity College auf, an dem er später unterrichtete, bevor er sich auf europäische Wanderschaft begab.




Beckett war ein Schriftsteller auf der Suche nach Inspiration und besuchte in Deutschland Museen, Galerien und nahm Kontakt zu zeitgenössischen Künstlern und Kunstwissenschaftlern auf.

Er beobachtete dabei die Veränderungen durch das nationalsozialistische Regime und kommentierte dieses in seinen Tagebüchern »German Diaries« in scharfen Ton.

Warten auf Godot. Endspiel. Glückliche Tage: Drei Stücke

Warten auf Godot. Endspiel. Glückliche Tage: Drei Stücke

Hat das Leben einen Sinn? Die absurde, stumme Welt bleibt uns die Antwort auf diese Frage schuldig. Ebenso wenig scheint der Mensch dazu berufen, sein Leben mit Sinn zu füllen und nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Doch wo sonst lässt sich dieser Sinn suchen?

Sein zentrales Thema ist die Erkenntnis der Sinnlosigkeit menschlicher Existenz. Ein weiteres Thema, das Samuel Backett immer wieder beschäftigt hat: der Zweifel an der Größe und Vollkommenheit des Menschen.

Die Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit seiner immer kürzer, immer lakonischer werdenden Theatertexte sind nach wie vor Hürden vor dem Zugang zu seinem Werk.


Zu seinen bekanntesten Werken gehört »Warten auf Godot« und der Roman »Glückliche Tage«. »Warten auf Godot« ist eine Parabel für das vergebliche Hoffen und Warten auf Gott.

Samuel Beckett wurde am 13. April 1906 in Dublin geboren.


Weblinks:

Samuel Beckett-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Samuel Beckett-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Literatur:

Warten auf Godot. Endspiel. Glückliche Tage: Drei Stücke
Warten auf Godot. Endspiel. Glückliche Tage: Drei Stücke
von Samuel Beckett

Donnerstag, 19. Dezember 2019

»Es gibt so wunderweiße Nächte« von Rainer Maria Rilke

Winternacht

Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.

»Es gibt so wunderweiße Nächte« von Rainer Maria Rilke

Samstag, 14. Dezember 2019

»Metropol« von Eugen Ruge


Eugen Ruge wurde 2011 für seinen Debütroman »In Zeiten des abnehmenden Lichts« mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Damals ging es um das generationenübergreifende Schicksal seiner Familie in der untergehenden DDR.

Nach einigen weniger erfolgreichen Romanen hat sich der 1954 geborene Autor nun erneut seiner Familie zugewandt. Die Geschichte seiner kommunistischen Familie ist das Lebensprojekt des Schriftstellers Eugen Ruge. In dem Roman »Metropol« erzählt er von seiner Großmutter, einer Agentin, die während des Großen Terrors in Moskau lebte.

»Metropol« springt gegenüber dem Erstling einige Jahre zurück und zeichnet das Leben Ruges Großmutter ab 1936 in der Sowjetunion nach.

Auf der Flucht vor den Nazis ist die Kommunistin Charlotte mit ihrem Mann Wilhelm in die Sowjetunion emigriert. Dort arbeiten beide in der „Komintern“, einer Organisation, in der Kommunisten aus dem Ausland tätig sind.

Doch schon bald rückt etwas in den Mittelpunkt ihres Daseins, das heute als die „Große Säuberung“ bekannt ist. Diktator Stalin ließ damals und auch später noch zum Teil völlig grundlos Menschen verhaften und zum Tode verurteilen, die seine Macht gefährden konnten. Es begann eine Zeit der Angst und der Denunziation.

Auch Charlotte und Wilhelm sind bedroht. Sie kannten jemanden der Verhafteten. Allein das reicht schon, sie ihres Jobs bei der Komintern zu entheben und sie im Hotel „Metropol“ – darauf bezieht sich der Titel – zu parken. Eine quälende Zeit der Ungewissheit beginnt.

Dem Autor gelingt es hervorragend, den Schrecken greifbar zu machen, dem politisch tätige Menschen in dieser Zeit in der Sowjetunion ausgesetzt gewesen sein müssen – einem Land, in dem man bei Minusgraden im Winter nach Lebensmitteln anstehen musste und es keine vernünftigen Schuhe gab.

Ruge stellt jedoch nicht allein Charlotte in den Vordergrund. Er lässt uns auch in die Köpfe eines Richters schauen, der Todesurteile am Fließband unterschreibt, und einer weiteren Komintern-Mitarbeiterin.

In diesem großen Roman geht es um die blutig enttäuschten Träume und Irrtümer, die Charlotte und Wilhelm nur zufällig überlebten – und deren Drama jetzt hoffentlich viele berühren wird.

Man entkommt dem Sog dieses Romans so wenig wie dessen meiste Akteure dem stalinistischen Vernichtungswillen, und obwohl man um den groben Verlauf der historischen Ereignisse weiß, ist die semifiktionale Geschichte immer wieder überraschend. Ruge nennt sie im Epilog eine Erzählung darüber, "was Menschen zu glauben bereit, zu glauben imstande sind". Das ist in der Tat unglaublich. Und das macht Eugen Ruges "Metropol" zu einem extrem lesenswerten Geschichtsroman.

»Metropol« ist ein würdiger Nachfolger des Erfolgsromans aus dem Jahre 2011. Schon die wahre Geschichte klingt so spektakulär, als wäre sie erfunden. Ein ebenso klug komponiertes wie spannendes Buch.

Literatur:


Metropol
von Eugen Ruge

Eugen Ruge: Metropol
Rowohlt, Oktober 2019
432 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro


Blog-Artikel:

»In Zeiten des abnehmenden Lichts« von Eugen Ruge

Donnerstag, 12. Dezember 2019

»Über die Dörfer« von Peter Handke


»Spiele das Spiel. Gefährde die Arbeit noch mehr. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts. Sei weich und stark. Sei schlau, laß dich ein und verachte den Sieg. Beobachte nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar. Zeig deine Augen, wink die anderen ins Tiefe, sorge für den Raum und betrachte einen jeden in seinem Bild. Entscheide nur begeistert. Scheitere ruhig. Vor allem hab Zeit und nimm Umwege.

Laß dich ablenken. Mach sozusagen Urlaub. Überhör keinen Baum und kein Wasser. Vergiß die Angehörigen, bestärke die Unbekannten, bück dich nach Nebensachen, weich aus in die Menschenleere, pfeif auf das Schicksalsdrama, mißachte das Unglück, zerlach den Konflikt. Bewege Dich in deinen Eigenfarben; bis du im Recht bist und das Rauschen der Blätter süß wird. Geh über die Dörfer. Ich komme dir nach.«

In diesem Gedicht bringt Peter Handke sein grundlegenes Verständis von Kunst und Kultur zum Ausdruck.

»Über die Dörfer« von Peter Handke,1980

gefunden auf dem Zitate-Portal Grosser Zitatenschatz

Dienstag, 10. Dezember 2019

Verleihung des Literaturnobelpreis an Peter Handke

Peter Handke

Peter Handke hat den Literaturnobelpreis auf jeden Fall verdient, denn dieser Preis wird von dem schwedischen Nobelpreis-Komitee für das literarische Werk eines Schriftstellers verliehen.

Dass ein Schriftsteller politisch falsche Einschätzungen trifft oder fragwürdige Haltung zeigt, ist für die Verleihung des Literatur-Preises nicht maßgebend!

"Ich schreibe nicht mit Meinungen. Ich habe niemals eine Meinung gehabt, ich hasse Meinungen."

Leider können viele Medien dies nicht ausreichend differenzieren, sondern versuchen vehement, einen sich politisch unklug verhaltenden Schriftsteller auf seine Haltung festzunaglen. Dies hat aber mit seinem verfassten litarischen Werk nichts zu tun.


Der umstrittene österreichische Literaturnobelpreisträger Peter Handke ist in seiner Nobelvorlesung nicht auf die Kritik an seiner Haltung zum Jugoslawien-Konflikt eingegangen. Stattdessen richtete er sein Hauptaugenmerk in seinem Vortrag in der Schwedischen Akademie auf ein zentrales Werk aus seiner Schaffenszeit. "Spiele das Spiel. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts", zitierte Handke aus dem 1981 erschienenen Drama »Über die Dörfer«, das von einem Konflikt zwischen drei Geschwistern und dessen friedlicher Lösung handelt. "Der ewige Friede ist möglich", zitierte Handke die Figur Nova.

Die Haltung der deutschen Medien zur Zerstörung von Jugoslawien musste nachträglich korrigiert werden. Es fand ein dreitägiges Hearing beim ZDF statt, in der die Medienlügen die Hauptrolle spielten. Schlagwort: "Es begann mit einer Lüge."

Übrigens teilten damals viele Intellektuelle Handkes Position, u.a. Rudolf Augstein und Claus Peymann. Es gibt einen sehr guten Aufsatz von Wiglaf Droste in der taz anlässlich der Ankündigung, Handke den Heinepreis der Stadt Düsseldorf zu verleihen - mit ähnlicher Kontroverse wie heute. Wiglaf Droste fand die passende Antwort darauf - natürlich auf Seiten Handkes.

Handke hat nichts zu revidieren. Er hat in einem Wust wüster Kriegspropaganda seine Meinung gesagt. Mit dem erheblichen Erfolg für ihn persönlich, dass genau die Journalisten, die damals logen, dass sich der Balkan bog, ihn heute wieder angreifen, wenn er nicht ihre Schallplatten leiert. Solche Figuren zu Feinden zu haben, ehrt.

Das ist der Unterschied zwischen einer bezahlten Feder und einem Literaten von Weltrang. Ich erinnere an Boris Leonidowitsch Pasternak und an Alexander Issajewitsch Solschenizyn, beide Nobelpreisträger (einer musste ablehnen), die von der dortigen Systempresse ebenfalls unter Feuer genommen wurden.

In diesem Zusammenhang ist noch Emile Zola und die Dreyfuss-Affäre erwähnen. Wenn auch Dreyfus billiger davogenommen ist als Milosevic. Handkes Größe ist nur an solchen Genies messbar. Aus welchen Gründen auch immer, er hat es praktisch der Wahrheit und Gerechtigkeit wegen mit einer Hälfte der Welt angelegt.


Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Peter Handke ist ein bekannter österreichischer Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur. Er gilt als vielseitiger Schriftsteller und als Meister der Form. Er sieht sich als Epigone einer entpolitisierten Literatur, doch das macht seine Literatur um ihrer selbst wertlos.

Weblink:

"Sei nicht die Hauptperson" - www.zeit.de/kultur

Dienstag, 3. Dezember 2019

Robert Louis Stevenson 225. Todestag

Robert Louis Stevenson

Robert Louis Stevenson starb im Alter von 44 Jahren am 3. Dezember 1894 auf der Südseeinsel Samoa an Tuberkulose. Stevenson war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters.

Er hinterlies ein umfangreiches Werk von Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen sowie Lyrik und Essays. Bekannt geworden sind vor allem der Jugendbuchklassiker »Die Schatzinsel« und die Schauernovelle Der seltsame Fall des »Dr. Jekyll und Mr. Hyde«, die sich dem Phänomen der Persönlichkeitsspaltung widmet und als psychologischer Horrorroman gelesen werden kann. Einige Romane sind heute noch populär und verfilmt worden.

Robert Louis Stevenson hat ein umfangreiches Werk von Romanen, Novellen, Reisebeschreibungen, Theaterstücken, Gedichten, Essays und Briefen hinterlassen, die in neun verschiedenen Gesamtausgaben 10 bis 35 Bände umfassen. Schon die erste Gesamtausgabe, von seinem Freund Sidney Colvin herausgegeben, die „Edinburgh-Edition“ (1894–1898), umfasst 28 Bände.

Der Erstdruck von Stevensons populärstem Werk »Treasure Island« (»Die Schatzinsel«), ein Kinderbuchklassiker, erfolgte als Mehrteiler in der Zeitschrift »Young Folks« in der Zeit vom 1. Oktober 1881 bis 28. Januar 1882. Die englische Erstausgabe in Buchform erschien 1883 in London und war sein erster schriftstellerischer Erfolg. Eine ins Deutsche übersetzte Ausgabe erschien erstmals 1897.

Schon früh begab sich der Schriftsteller auf Reisen: Zunächst durch Schottland, dann durch Europa und später durch die Welt. Im Sommer 1876 wanderte Stevenson durch Ayrshire und Galloway und unternahm mit seinem Freund Walter Grindlay Simpson eine Kanufahrt von Antwerpen bis zur Oise. Der Reisebericht darüber erschien 1878 unter dem Titel »An Inland Voyage«.

Weitere literarischen Erfolg feierte er mit unheimlichen Geschichten in der Nachfolge E. A. Poes. Seine Einkünfte erlaubten dem gebürtigen Schotten lebenslanges Reisen auf der Suche nach einem Klima, das bekömmlicher war als das heimische.

Nachdem er wegen seines Lungenleidens lange vergeblich ein Klima gesucht hatte, das seine Krankheit heilte, lebte er seit 1888 auf Samoa, wo er 1894 starb.

Montag, 2. Dezember 2019

Botho Strauß 75. Geburtstag

Botho Strauß

Botho Strauß wurde vor 70 Jahren am 2. Dezember 1944 in Naumburg an der Saale als Sohn eines Lebensmittelberaters geboren. Strauß ist ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker. Er gehört zu den erfolgreichsten und meistgespielten zeitgenössischen Dramatikern auf deutschen Bühnen.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Remscheid und Bad Ems studerte er fünf Semester Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie in Köln und München. 1967-1970 Redakteur und Kritiker der Zeitschrift „Theater heute“. 1970-1975 dramaturgischer Mitarbeiter an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin.

Nach dem Studium der Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie arbeitete Strauß von 1967 bis 1970 als Redakteur bei der Zeitschrift "Theater heute" und war von 1971 bis 1975 Dramaturg und Mitarbeiter von Peter Stein an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin. 1972 trat Strauß mit dem Stück "Die Hypochonder" erstmals als Dramatiker in Erscheinung. Seine zweite Arbeit "Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle" stieß ebenso wie die erste bei der Kritik auf Ablehnung. Erst mit der "Trilogie des Wiedersehens" (1976) gelangte er zu allgemeiner Anerkennung.

Botho Strauß ist Mitglied des PEN-Zentrums und lebt als freier Schrifsteller in Berlin. Sein schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet; 1987 wurde ihm der Jean-Paul-Preis und 1989 der Georg-Büchner-Preis verliehen. Seine Theaterstücke gehören zu den meistgespielten an deutschen Bühnen.

Den großen Roman seiner Generation hat er nicht geschrieben, den ihm als junger Mann Marcel Reich-Ranicki voraussagte. Sonst aber hat Botho Strauß ziemlich alles erreicht. Er ist einer der wichtigsten Dramatiker der Gegenwart.

Er hat mit seinem Roman "Paare, Passanten" (1981) in die Literaturgeschichte geschrieben. Gehört neben Peter Handke und Volker Braun zu den wortmächtigsten deutschsprachigen Schriftstellern. Mit dem Georg-Büchner-Preis erhielt er 1989 den bedeutendsten deutschen Literaturpreis.

Mit Büchern wie "Die Nacht mit Alice, als Julia ums Haus schlich" (2003) oder "Die Unbeholfenen" (2007) – Texte, die die Grenze zur Philosophie überschreiten – hat er seinen Ruf als Prophet gefestigt, der nicht müde wird, Zivilisationskritik zu üben.

In seinem Buch "Herkunft", das wie auch das Gedankenbuch "Allein mit allen", erinnert sich Strauß an die Jugend in Bad Ems.

Strauß hat sich immer getraut, gegen den Strom zu denken. Das hat ihm nicht selten Kritik eingebracht, wie 1993 nach der Publikation seines „Anschwellenden Bocksgesanges“. Mitunter neigt er zum Pathos, dann aber ist er wieder ganz modern.

Literatur:

Herkunft
»Herkunft« von Botho Strauß