Menue

Freitag, 31. Mai 2024

»Die Legende vom heiligen Trinker« von Joseph Roth

Die Legende vom heiligen Trinker


Als »eine der schönsten Legenden, die im 20. Jahrhundert gedichtet wurde« (Marcel Reich-Ranicki) hinterließ Joseph Roth »Die Legende vom heiligen Trinker«, die kurz vor seinem Tod entstand. Joseph Roth verwebt Realität und Fiktion in einer märchenhaft erzählten Novelle. Joseph Roth hat eine wunderbare Parabel geschrieben, die seinem eigenen Leben wunderbar vorweg greifen sollte.

In dieser Erzählung wird der dem Alkohol verfallene Clochard Andreas von einem Unbekannten mit 200 Francs beschenkt. Die soll er, falls es ihm eines Tages möglich sei, in einer bestimmten Kapelle zugunsten der Heiligen Therese von Lisieux hinterlegen. Andreas geht von seinem unerwarteten Reichtum gut essen, wäscht sich, lässt sich rasieren und besucht ein Café. Dort spricht ihn ein Herr an, der seine schäbige Kleidung bemerkt und bietet ihm einen Job als Möbelpacker an. Als Lohn werden 200 Francs vereinbart.

Andreas führt die vereinbarte Arbeit gewissenhaft aus und erwirbt, weil er sich bereits einer neuen Klasse zugehörig fühlt, eine lederne Brieftasche. Am nächsten Sonntag geht er zu der Kapelle, um einen Teil seiner Schuld zu zahlen, versackt jedoch in einer Eckkneipe. Dort trifft er auf Karoline, eine verflossene Liebe. In einem Nebel von Hochprozentigem erinnert er sich, wie er vor vielen Jahren aus dem polnischen Schlesien nach Paris kam, da man in Frankreich Kohlenarbeiter suchte.

Er hatte bei Landsleuten logiert. Dabei verliebte er sich in die damals verheiratete Karoline, und als ihr Mann sie eines Tages zu Tode schlagen will, schlägt er den Mann tot. Dafür saß er zwei Jahre im Gefängnis, dann folgte sein Absturz in den Alkohol, der ihn bis unter die Brücken von Paris führte. Als ihm in der Nacht die Heilige Therese im Traum erscheint und an seine Schuld erinnert, verlässt er Karoline.

In der Reihe der Wunder, die Andreas widerfährt, entdeckt er plötzlich einen Tausend-Francs-Schein in der frisch erworbenen Brieftasche. Er wechselt sie in einem Tabac und sieht dort das Foto eines ihm bekannten Landsmanns, der inzwischen zum Fußballstar avancierte. Er spürt diesen alten Kumpel auf, wird herzlich von ihm in die Arme geschlossen, mit frischer Kleidung beschenkt und zum Essen geladen.

Am Sonntag geht Andreas wieder Richtung Kirche, um der Heiligen Therese ihr Geld zu erstatten. Doch dort trifft er auf einen weiteren Freund aus der Vergangenheit, Woitech, dem er sein gesamtes Geld schenkt, um ihm aus einer angeblichen Not zu helfen. Und wieder fließt Alkohol in Strömen.

Nun kreuzt erneut jener Herr seinen Weg, der ihm die ersten 200 Francs geschenkt hat, und der Mann schenkt ihm erneut Geld. Das verzehrt Andreas in einer Bar. Am Sonntag geht er wieder voll guter Vorsätze zu der Kapelle. Ein Polizist spricht ihn unterwegs an und überreicht ihm eine fremde Brieftasche, die er angeblich verloren habe. Darin liegen 200 Francs.

Ein Kumpel verleitet ihn jedoch erneut zum Saufen, bevor Andreas die Kirche betreten kann. An der Theke kippt er plötzlich um und wird in die gegenüber liegende Sakristei geschleppt, wo er mit einer Bewegung, als wollte er in die linke innere Rocktasche greifen und seine Schulden zahlen, einen letzten Seufzer tut und stirbt.

Und in dem Moment, da er das Geld vermeintlich abliefern soll, wie dem Herren vor der Kirche versprochen, da trifft ihn der Schlag und er fällt tot um. Unter diesen Aspekten ist der Titel "Die Legende vom heiligen Trinker" sehr treffend, denn Andreas haucht sein Lebenslicht in der Sakristei aus.

»Es gibt Dinge, die muss man vergessen. Sie sind zu schön, um wirklich zu sein.«

Joseph Roth »Die Legende vom heiligen Trinker«


Jospeh Roth ein modernes Märchen geschrieben. Mit dieser wunderschönen, märchenhaft geschriebenen Novelle setzt sich Roth mit seiner eigenen Trunksucht auseinander und macht dabei immer wieder die Ehrenhaftigkeit deutlich, die ihn sein gesamtes Leben auszeichnete. Bei Joseph Roths letztem Werk handelt es sich auch um eine Selbstreflektion der eigenen Alkoholprobleme und die Selbsterkenntnis der eigenen Unverbesserbarkeit.

Joseph Roths Novelle überzeugt durch klare Prosa und erinnert ein wenig an die Geschichte von "Hans im Glück". Der aufgrund glücklicher Fügungen mögliche soziale Aufstieg des Hauptprotagonisten wird aber letztlich durch dessen Trunksucht vereitelt.


Buchempfehlung:

Die Legende vom heiligen Trinker


Die Legende vom heiligen Trinker von Joseph Roth

Samstag, 25. Mai 2024

Glanz und Elend von Paris

Verlorene Illusionen
Verlorene Illusionen

»Verlorene Illusionen« (»Illusions perdues«) von Honoré de Balzac ist eines der Hauptwerke seines berühmten Romanzykluses »Die menschliche Komödie« - ein Sittenbild der Gesellschaft in der Provinz - hier in Angouléme in Südwesten Frankreichs und in der Stadt - der Hauptstadt Paris zur Zeit der Restauration um 1820. Es ist die Zeit nach dem Sturz des Empires und Napoleons und der Restauration der Bourbonen ab 1814/1815.

Das 1837 bis 1843 entstandene Werk in der zeitgemäßen Neuübersetzung von Melanie Walz erzählt die Geschichte zweier ungleicher Freunde - der eine gibt, der andere nimmt, am Ende stehen beide vor dem Ruin, die Geschichte des schönen, phantasiebegabten, jugendlichen Schöngeistes Lucien Chardon, dem seine Kleinstadt Angoulême zu eng wird und mit seiner Geliebten nach Paris zieht - in der Hoffnung, dort als berühmter Dichter Ruhm und Anerkennung zu finden.

Mit Hilfe der adligen Madame de Bargenton, in die Lucien verliebt ist, geht er mit hochfliegenden Plänen nach Paris, wo der die Spielregeln der Gesellschaft kennenlernt. Er legt sich den adligen Namen seiner Mutter, de Rubempré, zu, versucht sich ehrgeizig der Protektion der Adligen zu versichern und verschleudert sein literarisches Talent, indem er sich in der Intrigenwirtschaft des Journalismus verdingt. Lucien erlebt den Glanz und das Elend von Paris.

„Einer der Vorzüge der guten Stadt Paris besteht darin, daß man hier geboren werden,
leben und sterben kann, ohne daß sich jemand auch nur im mindesten darum kümmert.“


Honoré de Balzac

Lucien, ein gutaussehender und talentierter junger Mann aus der südfranzösischen Provinz, kommt mit dem Herz voller Poesie, dem Kopf voller Prosa und den Ersparnissen von Schwester und Schwager in der Tasche nach Paris. Doch der ersehnte soziale und literarische Aufstieg bleibt zunächst aus. Binnen weniger Tage verliert er Bewunderung und Protektion seiner Madame de Bargeton, in deren Windschatten er Stadt und Gesellschaft erobern wollte, das baldige Erscheinen seiner mitgebrachten Werke rückt in weite Ferne, und der Großteil des Geldes ist für einen Anzug draufgegangen, den er nun nicht braucht.

Doch sein Ego ist größer als die Enttäuschung, und so macht Lucien de Rubempré, wie er sich fortan nennt, Karriere nicht als Schriftsteller, sondern im Metier der schnellen Befriedigung von Publikum wie Autor: als Journalist. Bald ist er in die Spielregeln eingeweiht: Meinungen sind zum Wechseln da, und Rezensionen werden nicht um des Gegenstandes willen verfasst, sondern einzig, um eine (am besten die eigene) Karriere zu fördern und Konkurrenten zu schaden.

In der Großstadt Paris tappt der Schöngeist in so manche Falle, und die Protektion aus der Heimat und auch sein Talent zur Dichtung bringen ihn nicht weiter, da er mit den Mechanismen des Büchermarktes nicht vertraut ist. Erst bei der Zeitung kommt er mithilfe neuer Seilschaften zu Ehren. Doch der Erfolg und das Geld machen ihn unvorsichtig, und er verstrickt sich in Intrigen. Seine Entwicklung führt zur Desillusionierung.

Geist und Geld, Edelmut und Niedertracht - Balzacs Blick auf das Treiben der Menschen und der Welt ist unbestechlich. Mit der ihm eigenen Meisterschaft zeigt er ein faszinierend-eindrückliches Panorma des Lebens in der französischen Provinz und in Paris Mitte des 19. Jahrhunderts und schildert dabei zwei Welten voller Gegensätzlichkeit.

Einer der schönsten Romane des großen Realisten aus Frankreich: Balzacs unbestechlicher Blick auf das verlogene Treiben der Menschen ist großartige Satire, die Spielarten der menschlichen Komödie sind heute noch gültig. Die Neuübersetzung von Melanie Walz trifft für diesen Klassiker der Weltliteratur einen eleganten Ton.

Buchempfehlung:

Verlorene Illusionen
Verlorene Illusionen
von Honoré de Balzac und Melanie Walz


Rezensionen:

Honoré de Balzac: Verlorene Illusionen - Erfahren, woher wir kommen

Von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse - Buch der Woche: "Verlorene Illusionen" - www.deutschlandfunk.de


Weblinks:

Honoré de Balzac-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de



Honoré de Balzac-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

»Die Menschliche Komödie« von Honoré de Balzac


Die beiden Seelen in Balzac waren die des Journalisten, der vom intermittierenden Staccato der Zeitschriften und Zeitungen, vom Klima der Aktualität imprägniert war, und der Romanschriftsteller, der in der großen Tradition von Rabelais und Cervantes stehen und ein dauerhaftes Werk schaffen wollte, ein episches Gegenstück zur Komödie Molières. Es war ein großes Glück für die Weltliteratur, dass die beiden Seelen zwar einander durchdrangen und voneinander profitierten, der Dämon es aber immer wieder schaffte, dass sie einander misstrauten, in Streit gerieten, sich forderten und sich duellierten.

Denn so entstand in Balzacs »Comédie humaine« die grandiose Antwort des Romans auf die neue innergesellschaftliche Großmacht des 19. Jahrhunderts, die periodische Presse. Zeitungen gab es schon seit dem frühen 17. Jahrhundert, aber nun erst, im Zeitalter der Papiermaschinen und eisernen Druckerpressen, begann die moderne Öffentlichkeit, die ohne sie nicht entstanden wäre, das Gesamtspektrum ihrer Möglichkeiten und Tonlagen zu entfalten, nun erst entstand das Feuilleton als Gegenüber der Nachrichten und des politischen Räsonnements.

Honoré de Balzac war ein Romanschriftsteller, der in der großen Tradition von Rabelais und Cervantes stand und ein dauerhaftes Werk schaffen wollte, ein episches Gegenstück zur Komödie Molières. Der Romacier setzt der Zeit ein Denkmal und entwirft nach dem Vorbild von Dante Alighieris »Göttlicher Komödie« das Portrait einer ganzen Epoche. Dieser Romancier ist Honoré de Balzac, der Schöpfer der »Comédie humaine«, eines Mammutprojekts von 91 Romanen und Erzählungen. Sie bilden die Jahre der napoleonischen Ära, der Restauration und der Julimonarchie in Frankreich mit grösstmöglicher Vollständigkeit ab, von den Spitzen der Gesellschaft bis in die Gosse, quer durch alle Stände, Berufsgruppen und Charaktere.


2.500 Personen bevölkern dieses einzigartige Zweit-Universum, 600 von ihnen kehren in mehreren Büchern wieder, einige werden dem Leser so vertraut wie seine Nachbarn. Seine opultenten Romanfiguren sind Helden des Realismus


Die »Menschliche Komödie« war Balzacs Lebenswerk, das er in seinem unermüdlichen Schöpfertum jedoch nicht mehr vollenden konnte. Nur 91 der geplanten 137 Romane und Erzählungen vermochte er bis zu seinem Tode fertigzustellen. Die menschliche Komödie umfasst sowohl Essays als auch realistische Romane, Kurzgeschichten, Erzählungen, 25 unvollendete Werke aber auch 8 Frühwerke, die zwischen 1822 und 1825 verfasst wurden.


Balzacs »Comédie humaine« die grandiose Antwort des Romans auf die neue innergesellschaftliche Großmacht des 19. Jahrhunderts, die periodische Presse. Zeitungen gab es schon seit dem frühen 17. Jahrhundert, aber nun erst, im Zeitalter der Papiermaschinen und eisernen Druckerpressen, begann die moderne Öffentlichkeit, die ohne sie nicht entstanden wäre, das Gesamtspektrum ihrer Möglichkeiten und Tonlagen zu entfalten, nun erst entstand das Feuilleton als Gegenüber der Nachrichten und des politischen Räsonnements.

Balzacs wechselvolles Leben


Honoré de Balzac

Balzac, der von sich selbst einmal sagte "Es gibt für mich nichts Erstaunlicheres als mich selbst", war neben seiner rastlosen literarischen Tätigkeit als Erzähler, Journalist, auch ein wenig erfolgreicher Dramatiker.

Das äußere wenig attraktive Erscheinungsbild dieses Lebemannes, seine fettigen Haare, kurzen Beine, Zahnlücken und die gewollt auffällige Kleidung. Trotz seiner ständig wachsenden Schulden, liebte er gute Kleidung, elegante Wohnungen und ein aufwendiges Leben in der Pariser Gesellschaft. Interessen und Aktivitäten, die er eigentlich gar nicht bezahlen konnte. So war er denn auch ein Leben lang ständig auf der Flucht vor seinen zahlreichen Gläubigern.

Er hatte voller Leidenschaft immer Affären mit Frauen, die mindestens zwanzig Jahre älter waren als er. Die Geliebten, aus den besten Kreisen, waren auch stets bereit ihn finanziell zu unterstützen. Ständige Überanstrengungen auf den unterschiedlichsten Gebieten und sein übertriebener Kaffeeverbrauch brachten ihm spätestens ab 1844 große gesundheitliche Probleme.

Ab 1845 war er innerhalb Europas, mit seiner großen Liebe, der polnischen Gräfin Mme Hanska, auf Reisen. Hätte er diese sehr reiche Frau zu jener Zeit geheiratet, wären all seine finanziellen Sorgen vergessen gewesen. Er starb 1850 an Erschöpfung, nachdem er Mme Hanska im März 1850 noch geheiratet und zur Alleinerbin eingesetzt hatte. Hinter dem Ruhm, nachdem er Zeitlebens strebte, stand am Ende unendliche Einsamkeit und Leere.

»Verlorene Illusionen« von Honoré de Balzac (K)

Verlorene Illusionen
Verlorene Illusionen

»Verlorene Illusionen« (»Illusions perdues«) von Honoré de Balzac ist eines der Hauptwerke seines berühmten Romanzykluses »Die menschliche Komödie« - ein Sittenbild der Gesellschaft in der Provinz - hier in Angouléme in Südwesten Frankreichs und in der Stadt - der Hauptstadt Paris zur Zeit der Restauration um 1820. Es ist die Zeit nach dem Sturz des Empires und Napoleons und der Restauration der Bourbonen ab 1814/1815.

Das 1837 bis 1843 entstandene Werk in der zeitgemäßen Neuübersetzung von Melanie Walz erzählt die Geschichte zweier ungleicher Freunde - der eine gibt, der andere nimmt, am Ende stehen beide vor dem Ruin, die Geschichte des schönen, phantasiebegabten, jugendlichen Schöngeistes Lucien Chardon, dem seine Kleinstadt Angoulême zu eng wird und mit seiner Geliebten nach Paris zieht - in der Hoffnung, dort als berühmter Dichter Ruhm und Anerkennung zu finden.

Ehrgeizig ist der Dichter Lucien de Rubempre, der aus der westfranzösischen Provinzstadt Angoulême nach Paris kommt, um sein Glück zu machen. Der sich mit dem Adelstitel seiner Mutter Schmückende will in die vornehmen Kreise. Doch er bleibt erfolglos, wird aber von dem Journalisten Lousteau in eine faszinierende Intrigenwelt der Pariser Presse einführt. Er wird Journalist mit Einfluß, er überschätzt sich aber auch und verliert sein Vermögen ebenso schnell wie er es gewonnen hat. Seine Geliebte, eine Schauspielerin, stirb, zerbrochen an dem, was Rivalinnen am Theaterihr ihr angetan haben.

Lucien Chardon träumt davon, ein großer Dichter zu werden. Unterstützt wird er von David, der eine Druckerei besitzt, die er seinem Vater für einen viel zu hohen Preis abkaufen musste. Trotz seiner eigenen Geldnöte ermöglicht er Lltcien eine Reise nach Paris. Lucien glaubt dort die Anerkennung zu finden, die ihm in der Provinzstadt Angouleme verwehrt bleibt. Außerdem hat er sich in die ältere und verheiratete Madame de Bargeton verliebt, mit der er in Paris ein neues Leben anfangen will. Es kommt jedoch anders als erwartet: Lucien wird von der feinen Pariser Gesellschaft als Provinzler verspottet und von Madame de Barteton verlassen. Niedergeschlagen und mittellos lernt
er den Dichter Daniel d'Arthez kennen, der ihn mit seinem Idealismus begeistert und in eine Gruppe von liberalen Intellektuellen einführt. Lucien versucht, wie sie, nur für die Kunst zu leben.

Bald trifft er jedoch den Journalisten Lousteau, der ihn zwar vor dem journalistischen Milieu warnt, ihn aber zugleich fasziniert Die Aussicht auf schnell verdientes Geld lockt Lucien. Durch Lousteau bekommt er endlich Zugang zur Pariser Gesellschaft. Er verliebt sich bei seinem ersten Theaterbesuch in die Schauspielerin Coralie und verhilft ihr durch einen Artikel zum Ruhm. Willig spielt er das korrupte Spiel der Journalisten mit, die je nach ihrem Vorteil Verleumdungen und Hetzartikel veröffentlichen. Seine neue Macht kommt seinen eigenen
Werken zugute, die er nun mit Hilfe von Erpressungen veröffentlichen kann. In der Hoffnung, den Adelstitel seiner Mutter - de Rubempre legal tragen zu dürfen, wechselt er von der liberalen zur royalistischen Presse. Damit macht er sich jedoch seine ehemaligen Freunde zu Feinden.

Er verschuldet sich zudem und fängt an zu spielen. Als die Geldnot wächst, fälscht Lucien in Davids Namen Wechsel, die er sich diskontieren lässt. Doch auch das so gewonnene Geld reicht nicht lange. Zudem wird Coralie ernsthaft krank und stirbt schließlichr. Da Lucien innerhalb kürzester Zeit wieder alles verloren hat und ihm weder Geld
noch Ruhm geblieben sind, kehrt er zurück in seine Heimat. Alle Illusionen über den Ruhm als Dichter sind verloren.

In Angouleme steckt David wegen Luciens gefälschter Wechsel in großen Schwierigkeiten. Gemeinsam mit seiner Frau Eve - Luciens Schwester - kämpft er gegen die Gebrüder Cointet an, die hier das Druckmonopol haben. Durch die gefälschten Wechsel haben die Cointets die Mittel in der Hand, um David seine Erfindung zur günstigen Papierherstellung abzupressen. Als Lucien sieht, was er seinem Freund angetan hat, flieht er, um sich umzubringen. Zufällig begegnet er dabei dem Verbrecher Vautrin, der sich als Geistlicher ausgibt. Er bringt Lucien dazu, ihm wieder nach Paris zu folgen und mit ihm gemeinsam ein skrupelloses, ausbeuterisches Leben zu führen.

»Verlorene Illusionen« ist eines der Hauptwerke aus Balzacs Romansammlung »Die menschliche Komödie«, die alle seine Texte umfasst. Der Titel nimmt Bezug auf Dantes »Göttliche Komödie«, wodurch Balzac auf die Universalität seines Werks hinweist. Er unterteilte es in Sittenstudien, Philosophische Studien und Analytische Studien. Die »Verlorenen Illusionen« gehören innerhalb der Sittenstudien zu den Szenen des Provinzlebens.

Ein immer wiederkehrendes Thema des Romans sowie der gesamten »Menschlichen Komödle« ist das Geld und die damit erlangte gesellschaftliche Stellung. Gerade die »Verlorenen Illusionen« zeigen durch detaillierte psychologische und charakterliche Figurenportraits, wie das Verlangen nach Geld und Ruhm den Menschen negativ verändert. Balzac entwirft hierbei ein Bild der Literaten- und Journalistenwelt sowie des Buchmarktes, das allein durch die Gier nach Geld und der damit verbundenen Korruption bestimmr ist. Zugleich gibt er die politische und historische Situation zur Zeit der Restauration sehr realistisch wieder. Er gilt daher nicht nur als aufmerksamer Beobachter des menschlichen Wesens und seiner Schwächen, sondern auch als genauer Chronist seiner Zeit.

Literatur:

Verlorene Illusionen
Verlorene Illusionen
von Honoré de Balzac



Montag, 20. Mai 2024

Honoré de Balzac 225. Geburtstag

href="http://www.die-biografien.de/biografien/124.php" target="blank"> Honoré de Balzac


Honoré de Balzac wurde vor 225 Jahren am 20. Mai 1799 in Tours als Sohn eines Verwaltungsbeamten geboren. Honoré de Balzac war ein berühmter französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Obwohl er eigentlich zur Generation der Romantiker zählt, wird er mit dem 17 Jahre älteren Stendhal und dem 22 Jahre jüngeren Flaubert als Dreigestirn der großen Realisten gesehen.

Im Juli 1819 quittierte der junge Balzac sein Jurastudium und die bereits begonnen Lehre bei einem Notar.

Zwei Jahre sollte er gemäß dem Wunsch seiner Eltern Gelegenheit haben, sein Talent als Schriftsteller zu beweisen. Der Bezug einer schäbigen Mansarde sollte ihm die Grille austreiben, Schriftsteller zu werden.

Vater Goriot

1834 hatte er beim Schreiben eines seiner besten Romane »Le Père Goriot« die Idee, die Figuren seiner bis dahin verfassten und der künftigen erzählenden Werke immer wieder neu auftreten zu lassen, um mit ihnen und um sie herum eine überschaubare Welt entstehen zu lassen.

Wirklich schuf er so im Lauf der Zeit ein Universum von gut 2.000 Figuren, die zugleich Repräsentanten der nachrevolutionären französischen Gesellschaft sein sollten und in der Tat eine plastische Vorstellung vom Leben zumindest der zeitgenössischen bürgerlichen und adeligen Schichten samt ihren Domestiken vermitteln.

Balzac unternahm den Versuch, die gesamte menschliche Gesellschaft seiner Zeit in einer gewaltigen Romanfolge, der »Menschlichen Komödie« darzustellen.

Die menschliche Komödie

Sein Hauptwerk ist der über 90 Titel umfassende, aber unvollendete Zyklus »Die menschliche Komödie«, dessen Romane und Erzählungen ein Gesamtbild der Gesellschaft im Frankreich der Zeit zu zeichnen versuchen.

Die »Menschliche Komödie« war Balzacs Lebenswerk, das er jedoch nicht mehr vollenden konnte. Nur 91 der geplanten 137 Romane und Erzählungen vermochte er bis zu seinem Tode fertigzustellen.

Honoré de Balzac

Balzac verband die einzelnen Texte zu einem Zyklus, indem er viele Figuren mehrfach auftreten lässt. Mit dieser literarischen Innovation wollte er ein System schaffen, das seiner Intention entsprach, ein umfassendes Sittengemälde seiner Zeit zu entwerfen.

Die menschliche Komödie

Balzac nannte die Gesamtheit seiner Romane die »Menschliche Komödie« (»La comédie humaine«) im Gegensatz zur »Göttlichen Komödie« Dante Alighieris.

Die wichtigsten Bücher aus diesem unvollständig gebliebenen Werk mit 40 Bänden sind »Das Chagrinleder« (1831), »Vater Goriot« (1834/35), »Oberst Chabert« (1837), »Die Frau von dreißig Jahren«.

Balzac gilt als Begründer des kritischen Realismus, sein Werk hatte großen Einfluss auf die gesamte europäische Literatur. Vor allem Émile Zola bekannte sich zu ihm als Vorbild.

Balzac war ein Mann von außergewöhnlicher Vitalität und Schaffenskraft. Er war nicht nur Erzähler, sondern auch Journalist und gelegentlicher - allerdings recht erfolgloser - Dramatiker.

Honoré de Balzac starb am 18. August 1850 in Paris.

Samstag, 18. Mai 2024

Nathaniel Hawthorne 160. Todestag

Nathaniel Hawthorne

Nathaniel Hawthorne starb vor 160 Jahren am 19. Mai 1864 in Plymouth, New Hampshire. Hawthorne war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik, der vom Geist des Puritanismus geprägt und beseelt war. Nathaniel Hawthorne gilt als einer der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller überhaupt. Der Schriftsteller entstammte einer alten Puritanerfamilie.

Mit seinen oft allegorischen Romanen und Kurzgeschichten erlangte er Weltgeltung. In seinen Romanen beschreibt er das Leben in seiner von puritanischer Moral beherrschten Heimat Neuengland. In der Welt seiner Romane und Kurzgeschichten steht das puritanische Amerika im Mittelpunkt. Ehebrecher, am Glauben Verzweifelte, in den Wahnsinn Getriebene und als Sünder Gebrandmarkte sind seine Charaktere.

Durch seine Neigung, sich mit den inneren Aspekten von Menschen und Ereignissen zu beschäftigen, gilt Hawthorne als Begründer des amerikanischen psychologischen Romans.

Eines seiner Meisterwerke ist "Der scharlachrote Buchstabe" (1850), in dem ein Mädchen in Konflikt mit dem rigiden Moralismus seiner Umgebung gerät.

Ralph Waldo Emerson

Die beiden Jahre 1842/43 verlebte er mit seiner Frau in Concord, Massachusetts und beide hatten in dieser Zeit interessante Nachbarn, wie z.B. Henri David Thoreau, Margaret Fuller und den Philosophen Ralph Waldo Emerson.

Der berühmte vom Geist des Puritanismus geprägte und beseelte amerikanische Schriftsteller und Novellist starb am 4. Juli 1804 in Salem, Massachusetts.