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Samstag, 1. Februar 2025

»Picknick auf dem Eis« von Andrej Kurkow

Andrej Kurkow


»Picknick auf dem Eis« ist ein Roman zur depressiven Stimmungslage in der Ukraine und liest sich wie eine bittere Satire auf die von Armut und Korruption geprägte ukrainische Gesellschaft. In „Picknick auf dem Eis" von Andrej Kurkow geht es um die Auseinandersetzung des Protagonisten, des arbeitslosen Journalisten und Dichters Viktor mit der Mafia und ihren Praktiken.

Als Tagträumer hat es Viktor schwer im Kiew der Neureichen und der Mafia: Ohne Geld und ohne Freundin lebt er mit dem Pinguin Mischa und schreibt unvollendete Romane für die Schublade. Zum Überleben verfasst er für eine große Tageszeitung Nachrufe über Berühmtheiten, die allerdings noch gar nicht verstorben sind. Wie jeder Autor möchte Viktor seine Texte auch veröffentlicht sehen - ein Wunsch, der beängstigend schnell in Erfüllung geht.

Dieser Roman ist eine originelle Mischung von Kriminalroman, Thriller und Familiengeschichte mit einer witzigen Nebenfigur: einem Pinguin namens Mischa. Dieser ist Viktors Begleiter, seit der örtliche Zoo begann, seine Tiere zu verschenken, als er sie nicht mehr ernähren konnte. Viktor hat sich Mischa zugelegt, um nicht alleine und einsam zu sein. Doch eines Tages steht sein Bekannter Mischa mit seiner Tochter Sonja vor der Tür. Um ihn von dem anderen Mischa, dem Pinguin, zu unterscheiden, heißt er Mischa-Nicht-Pinguin.

Nur für ein paar Tage, so beschwört er Viktor, soll seine vierjährige Tochter Sonja bei ihm wohnen. Aus den Tagen werden Wochen und Monate, bis Viktor von Mischa-Nicht-Pinguins Ableben erfährt, einem unnatürlichen Ableben, selbstverständlich. Dafür muß der andere Mischa einspringen: der Pinguin: ihn benötigt die Mafia als Trauergast für Begräbnisse und zahlt pro „Ausflug" 1000 Dollar an Viktor. Doch dieser bleibt stoisch-gelassen, auch als sich die Gewitterwolken immer mehr um sein eigenes Haupt zusammenziehen.

Für Freunde der russischen bzw. ukrainischen Literatur ein literarischer Genuss: skurrile Charaktere und Geschichten und gleichzeitig Einblicke in ein von Korruption geprägtes Land - allerdings immer mit einem liebevollen Augenzwinkern und ohne moralischen Zeigefinger.

Literatur:

Picknick auf dem Eis
Picknick auf dem Eis
von Andrej Kurkow

Sonntag, 26. Januar 2025

»Die Ermittlung« von Peter Weiss


Es war das bis dahin grösste Gerichtsverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte: Am 20. Dezember 1963 begann der erste Auschwitz-Prozess im Plenarsaal der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Angeklagt waren 21 Mitglieder der Wachmannschaften des Konzentrationslagers Auschwitz wegen Mordes oder Beihilfe zum Mord. Insgesamt wurden 360 Zeugen befragt. Sechs Beschuldigte erhielten nach einem über zweieinhalbjährigen Prozess lebenslange Zuchthausstrafen. Drei Angeklagte wurden freigesprochen. Der Prozeß endete im August 1965. Bereits zwei Monate später wurde der Prozeß in einem Theaterstück bearbeitet.

»Die Ermittlung« ist ein Theaterstück des Dramatikers Peter Weiss von 1965, das den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters thematisiert. Es wurde am 19. Oktober 1965 im Rahmen einer Ring-Uraufführung an fünfzehn west- und ostdeutschen Theatern sowie von der »Royal Shakespeare Company«, London, uraufgeführt. Die Ermittlung trägt den Untertitel „Oratorium in elf Gesängen“. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück aus den Protokollen Bernd Naumanns.

Das Theaterstück »Die Ermittlung« des deutsch-schweizerischen Schriftstellers Peter Weiss (1916 - 1982) hat den Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main (Dezember 1963 - August 1965) zum Inhalt. Das Bühnenspiel, es wird dem dokumentarischen Theater zugeordnet, wurde 1965 gleichzeitig an 15 Orten uraufgeführt. Von der Rampe bis zur Todeskammer, in einem "Oratorium in 11 Gesängen" lässt Peter Weiss die Vertreter der Anklage und der Verteidigung, die Angeklagte und Zeugen über die "Hölle auf Erden", meint Auschwitz, verhandeln. Die von den Nationalsozialisten maschinell betriebene Tötung von Millionen völlig unschuldiger Menschen bleibt unfassbar.

Die Ermittlung sollte Teil eines umfassenderen „Welttheater“-Projekts werden, das der Struktur der »Göttlichen Komödie« von Dante Alighieri folgte. Das dreiteilige Dramenprojekt sollte die Jenseitssphären Hölle, Paradies und das dazwischen liegende Fegefeuer umfassen. In Umkehrung der Überzeugungen Dantes sollte »Die Ermittlung« dabei dem „Paradiso“ der Dante-Konzeption entsprechen und das Paradies der Ort der Verzweiflung für die Leidtragenden sein.

Das 1964 verfasste Drama »Inferno«, das erst 2003 aus dem Nachlass publiziert wurde, führte das abzubildende Jenseitsreich auch im Titel. Aufgrund der zeitgeschichtlichen Bedeutung des Auschwitz-Prozesses wurde das Divina-Commedia-Projekt jedoch zurückgestellt und der dritte Teil als Die Ermittlung separat veröffentlicht.

Das Stück stellt die Aussagen der von Weiss anonym gehaltenen Zeugen denen der namentlich genannten Angeklagten KZ-Aufseher gegenüber. Die Aussagen der Zeugen bieten einen Einblick in die Grausamkeit des Lagerlebens und die Details der Greueltaten, sie öffnen den Blick auf das nackten Grauen. Demgegenüber wirken die Rechtfertigungs- und Distanzierungsversuche der Angeklagetn angesichts der Faktenlage zynisch und die decken die Widersprüche in den Aussagen schonungslos auf.

Literatur:


Die Ermittlung
von Peter Weiss


Die Ermittlung
von Peter Weiss

Montag, 13. Januar 2025

»Der Verdacht« von Friedrich Dürrenmatt (K)

Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman »Der Verdacht« erschien 1951/52 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift »Der Schweizerische Beobachter« und 1953 erstmals in Buchform. 

Der Berner Kommissär Bärlach verfolgt während des Jahreswechsels 1948/49 die Spur des früheren SS-Arztes Emmenberger. Er gerät dabei in Lebensgefahr und wird von dem Juden Gulliver gerettet. Handlungsorte sind das Berner Spital Salem und die Klinik Sonnenstein in Zürich sowie verschiedene Orte, an denen die Rückblenden angesiedelt sind, die bis in das Jahr 1908 zurückreichen.

Erster Teil

Kommissär Bärlach liegt todkrank im Spital und entdeckt im Magazin »Life« das Foto des SS-Arztes Nehle, der im Vernichtungslager Stutthof Menschen ohne Narkose operiert hat. Sein Hausarzt und Freund Dr. Samuel Hungertobel meint auf dem Foto seinen ehemaligen Studienfreund Fritz Emmenberger zu erkennen. Trotzdem hält er eine Übereinstimmung für ausgeschlossen, da Emmenberger sich während des Krieges in Chile aufgehalten habe. Seit 1945 leite er die exklusive Privatklinik Sonnenstein auf dem Zürichberg.

Ermittlungen ergeben, dass der SS-Arzt Nehle sich 1945 in Hamburg vergiftet hat. Hungertobel erzählt Bärlach von einer Wanderung mit anderen Studenten im Jahre 1908. Infolge eines Unfalls musste ohne Betäubung eine Notoperation an einem der Kameraden vorgenommen werden. Während Emmenberger das Messer führte, meinte Hungertobel einen teuflischen Gesichtsausdruck bei ihm zu erkennen.

Bärlach ruft seinen Freund Gulliver, einen riesenhaften Juden und Überlebenden des Holocaust, zu sich. Gulliver gilt als tot und lebt nach seinen eigenen Gesetzen im Untergrund. Er kennt Nehle aus dem Vernichtungslager Stutthof. Er hat sich dort 1944 von ihm ohne Narkose operieren lassen und sich mit den Qualen die Verlegung in ein anderes Konzentrationslager erkauft.

Bärlach hält es für wahrscheinlich, dass Nehle als Emmenberger in Chile gelebt und dieser unter Nehles Namen in Stutthof praktiziert hat. Obwohl zwischenzeitlich pensioniert, will Bärlach seinem Verdacht nachgehen. Er lässt sich von Hungertobel zur Weiterbehandlung unter dem Namen Blaise Kramer in die Klinik Sonnenstein einweisen.

Bärlach kann den heruntergekommenen Schriftsteller und Zeitungsherausgeber Fortschig überreden, einen von Bärlach verfassten Artikel zu veröffentlichen. Darin wird der Verdacht gegen Emmenberger geschildert, dieser allerdings namentlich nicht genannt.

Zweiter Teil

Bei der Ankunft in der Klinik Sonnenstein am Silvesterabend sieht Bärlach einen »Zwerg«, eine kleinwüchsige und hässliche, affenähnliche Gestalt, hinter einem vergitterten Fenster herumklettern. Im Gespräch mit Emmenberger behauptet Bärlach, dass er in der Schweiz einen Kriegsverbrecher aufgespürt habe. Wegen seiner Erkrankung könne er den Mann zur Zeit nicht weiter verfolgen. Emmenberger wird sichtlich nervös. Seine Assistentin Dr. Marlok gibt Bärlach ein Beruhigungsmittel.

Bärlach erwacht in einem Raum mit vergitterten Fenstern, den die Krankenschwester Kläri Sterbezimmer nennt. Bärlach ist abgemagert, fühlt sich schwach und Emmenberger nicht gewachsen. Er beschließt, sich von Hungertobel abholen lassen.

Von Dr. Marlok erfährt Bärlach, dass er fünf Tage nicht bei Bewusstsein war, da Emmenberger ihn einer Spezialbehandlung unterzogen habe. Zwischenzeitlich hat ihn eine Zeitungsmeldung über seinen Ruhestand enttarnt. Bärlach versucht, Dr. Marlok auf seine Seite zu bringen, indem er ihr seinen Verdacht mitteilt.

Dr. Marlok bestätigt Emmenbergers Gräueltaten in Stutthof sowie den Betrug und Mord an Nehle. Als deutsche Kommunistin war sie zu den Sowjets geflohen, später von diesen an die SS verraten und nach Stutthof gebracht worden. Sie hatte sich gerettet, indem sie Emmenbergers Geliebte wurde. Früher hatte sie, ähnlich wie Bärlach heute, geglaubt, dass die Welt zu retten sei. Jetzt ist sie morphiumsüchtig und innerlich abgestumpft. Menschen seien ihr inzwischen gleichgültig, Bärlach könne nicht auf sie zählen.

Dr. Marlok schildert Bärlach, wie die reichen Patienten in der Klinik sich freiwillig ohne Narkose von Emmenberger behandeln lassen, in der Hoffnung, ihr Leben dadurch zu verlängern. Auch Schwester Kläri stellt sich hinter Emmenberger und rechtfertigt sein Töten damit, dass Menschen sich insgeheim nach dem Tod sehnen.

Die Schwester gibt Bärlach den Artikel, den Fortschig seinem Auftrag gemäß veröffentlicht hat. Darin behauptet Fortschig, unwiderlegbare Beweise zu haben. Einer beiliegenden Zeitungsmeldung entnimmt Bärlach, dass Fortschig in einer verschlossenen Toilette erschlagen aufgefunden worden ist. Aus den Umständen schließt Bärlach, dass nur der »Zwerg« als Täter in Frage kommt.

Emmenberger erscheint und bestätigt Bärlachs Verdacht. Emmenberger hatte dem »Zwerg« im Konzentrationslager das Leben gerettet. Dieser gehorcht ihm seitdem bedingungslos. Emmenberger will Bärl


Quelle: Der Verdacht • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de
https://www.inhaltsangabe.de/duerrenmatt/der-verdacht/

Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman »Der Verdacht« erschien 1951/52 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift »Der Schweizerische Beobachter« und 1953 erstmals in Buchform. Der Berner Kommissär Bärlach verfolgt während des Jahreswechsels 1948/49 die Spur des früheren SS-Arztes Emmenberger. Er gerät dabei in Lebensgefahr und wird von dem Juden Gulliver gerettet. Handlungsorte sind das Berner Spital Salem und die Klinik Sonnenstein in Zürich sowie verschiedene Orte, an denen die Rückblenden angesiedelt sind, die bis in das Jahr 1908 zurückreichen.


Erster Teil

Kommissär Bärlach liegt todkrank im Spital und entdeckt im Magazin »Life« das Foto des SS-Arztes Nehle, der im Vernichtungslager Stutthof Menschen ohne Narkose operiert hat. Sein Hausarzt und Freund Dr. Samuel Hungertobel meint auf dem Foto seinen ehemaligen Studienfreund Fritz Emmenberger zu erkennen. Trotzdem hält er eine Übereinstimmung für ausgeschlossen, da Emmenberger sich während des Krieges in Chile aufgehalten habe. Seit 1945 leite er die exklusive Privatklinik Sonnenstein auf dem Zürichberg.

Ermittlungen ergeben, dass der SS-Arzt Nehle sich 1945 in Hamburg vergiftet hat. Hungertobel erzählt Bärlach von einer Wanderung mit anderen Studenten im Jahre 1908. Infolge eines Unfalls musste ohne Betäubung eine Notoperation an einem der Kameraden vorgenommen werden. Während Emmenberger das Messer führte, meinte Hungertobel einen teuflischen Gesichtsausdruck bei ihm zu erkennen.

Bärlach ruft seinen Freund Gulliver, einen riesenhaften Juden und Überlebenden des Holocaust, zu sich. Gulliver gilt als tot und lebt nach seinen eigenen Gesetzen im Untergrund. Er kennt Nehle aus dem Vernichtungslager Stutthof. Er hat sich dort 1944 von ihm ohne Narkose operieren lassen und sich mit den Qualen die Verlegung in ein anderes Konzentrationslager erkauft.

Bärlach hält es für wahrscheinlich, dass Nehle als Emmenberger in Chile gelebt und dieser unter Nehles Namen in Stutthof praktiziert hat. Obwohl zwischenzeitlich pensioniert, will Bärlach seinem Verdacht nachgehen. Er lässt sich von Hungertobel zur Weiterbehandlung unter dem Namen Blaise Kramer in die Klinik Sonnenstein einweisen.

Bärlach kann den heruntergekommenen Schriftsteller und Zeitungsherausgeber Fortschig überreden, einen von Bärlach verfassten Artikel zu veröffentlichen. Darin wird der Verdacht gegen Emmenberger geschildert, dieser allerdings namentlich nicht genannt.


Zweiter Teil

Bei der Ankunft in der Klinik Sonnenstein am Silvesterabend sieht Bärlach einen »Zwerg«, eine kleinwüchsige und hässliche, affenähnliche Gestalt, hinter einem vergitterten Fenster herumklettern. Im Gespräch mit Emmenberger behauptet Bärlach, dass er in der Schweiz einen Kriegsverbrecher aufgespürt habe. Wegen seiner Erkrankung könne er den Mann zur Zeit nicht weiter verfolgen. Emmenberger wird sichtlich nervös. Seine Assistentin Dr. Marlok gibt Bärlach ein Beruhigungsmittel.

Bärlach erwacht in einem Raum mit vergitterten Fenstern, den die Krankenschwester Kläri Sterbezimmer nennt. Bärlach ist abgemagert, fühlt sich schwach und Emmenberger nicht gewachsen. Er beschließt, sich von Hungertobel abholen lassen.

Von Dr. Marlok erfährt Bärlach, dass er fünf Tage nicht bei Bewusstsein war, da Emmenberger ihn einer Spezialbehandlung unterzogen habe. Zwischenzeitlich hat ihn eine Zeitungsmeldung über seinen Ruhestand enttarnt. Bärlach versucht, Dr. Marlok auf seine Seite zu bringen, indem er ihr seinen Verdacht mitteilt.

Dr. Marlok bestätigt Emmenbergers Gräueltaten in Stutthof sowie den Betrug und Mord an Nehle. Als deutsche Kommunistin war sie zu den Sowjets geflohen, später von diesen an die SS verraten und nach Stutthof gebracht worden. Sie hatte sich gerettet, indem sie Emmenbergers Geliebte wurde. Früher hatte sie, ähnlich wie Bärlach heute, geglaubt, dass die Welt zu retten sei. Jetzt ist sie morphiumsüchtig und innerlich abgestumpft. Menschen seien ihr inzwischen gleichgültig, Bärlach könne nicht auf sie zählen.

Dr. Marlok schildert Bärlach, wie die reichen Patienten in der Klinik sich freiwillig ohne Narkose von Emmenberger behandeln lassen, in der Hoffnung, ihr Leben dadurch zu verlängern. Auch Schwester Kläri stellt sich hinter Emmenberger und rechtfertigt sein Töten damit, dass Menschen sich insgeheim nach dem Tod sehnen.

Die Schwester gibt Bärlach den Artikel, den Fortschig seinem Auftrag gemäß veröffentlicht hat. Darin behauptet Fortschig, unwiderlegbare Beweise zu haben. Einer beiliegenden Zeitungsmeldung entnimmt Bärlach, dass Fortschig in einer verschlossenen Toilette erschlagen aufgefunden worden ist. Aus den Umständen schließt Bärlach, dass nur der »Zwerg« als Täter in Frage kommt.

Emmenberger erscheint und bestätigt Bärlachs Verdacht. Emmenberger hatte dem »Zwerg« im Konzentrationslager das Leben gerettet. Dieser gehorcht ihm seitdem bedingungslos. Emmenberger will Bärl


Quelle: Der Verdacht • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de
https://www.inhaltsangabe.de/duerrenmatt/der-verdacht/

Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman »Der Verdacht« erschien 1951/52 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift »Der Schweizerische Beobachter« und 1953 erstmals in Buchform. Der Berner Kommissär Bärlach verfolgt während des Jahreswechsels 1948/49 die Spur des früheren SS-Arztes Emmenberger. Er gerät dabei in Lebensgefahr und wird von dem Juden Gulliver gerettet. Handlungsorte sind das Berner Spital Salem und die Klinik Sonnenstein in Zürich sowie verschiedene Orte, an denen die Rückblenden angesiedelt sind, die bis in das Jahr 1908 zurückreichen.


Erster Teil

Kommissär Bärlach liegt todkrank im Spital und entdeckt im Magazin »Life« das Foto des SS-Arztes Nehle, der im Vernichtungslager Stutthof Menschen ohne Narkose operiert hat. Sein Hausarzt und Freund Dr. Samuel Hungertobel meint auf dem Foto seinen ehemaligen Studienfreund Fritz Emmenberger zu erkennen. Trotzdem hält er eine Übereinstimmung für ausgeschlossen, da Emmenberger sich während des Krieges in Chile aufgehalten habe. Seit 1945 leite er die exklusive Privatklinik Sonnenstein auf dem Zürichberg.

Ermittlungen ergeben, dass der SS-Arzt Nehle sich 1945 in Hamburg vergiftet hat. Hungertobel erzählt Bärlach von einer Wanderung mit anderen Studenten im Jahre 1908. Infolge eines Unfalls musste ohne Betäubung eine Notoperation an einem der Kameraden vorgenommen werden. Während Emmenberger das Messer führte, meinte Hungertobel einen teuflischen Gesichtsausdruck bei ihm zu erkennen.

Bärlach ruft seinen Freund Gulliver, einen riesenhaften Juden und Überlebenden des Holocaust, zu sich. Gulliver gilt als tot und lebt nach seinen eigenen Gesetzen im Untergrund. Er kennt Nehle aus dem Vernichtungslager Stutthof. Er hat sich dort 1944 von ihm ohne Narkose operieren lassen und sich mit den Qualen die Verlegung in ein anderes Konzentrationslager erkauft.

Bärlach hält es für wahrscheinlich, dass Nehle als Emmenberger in Chile gelebt und dieser unter Nehles Namen in Stutthof praktiziert hat. Obwohl zwischenzeitlich pensioniert, will Bärlach seinem Verdacht nachgehen. Er lässt sich von Hungertobel zur Weiterbehandlung unter dem Namen Blaise Kramer in die Klinik Sonnenstein einweisen.

Bärlach kann den heruntergekommenen Schriftsteller und Zeitungsherausgeber Fortschig überreden, einen von Bärlach verfassten Artikel zu veröffentlichen. Darin wird der Verdacht gegen Emmenberger geschildert, dieser allerdings namentlich nicht genannt.


Zweiter Teil

Bei der Ankunft in der Klinik Sonnenstein am Silvesterabend sieht Bärlach einen »Zwerg«, eine kleinwüchsige und hässliche, affenähnliche Gestalt, hinter einem vergitterten Fenster herumklettern. Im Gespräch mit Emmenberger behauptet Bärlach, dass er in der Schweiz einen Kriegsverbrecher aufgespürt habe. Wegen seiner Erkrankung könne er den Mann zur Zeit nicht weiter verfolgen. Emmenberger wird sichtlich nervös. Seine Assistentin Dr. Marlok gibt Bärlach ein Beruhigungsmittel.

Bärlach erwacht in einem Raum mit vergitterten Fenstern, den die Krankenschwester Kläri Sterbezimmer nennt. Bärlach ist abgemagert, fühlt sich schwach und Emmenberger nicht gewachsen. Er beschließt, sich von Hungertobel abholen lassen.

Von Dr. Marlok erfährt Bärlach, dass er fünf Tage nicht bei Bewusstsein war, da Emmenberger ihn einer Spezialbehandlung unterzogen habe. Zwischenzeitlich hat ihn eine Zeitungsmeldung über seinen Ruhestand enttarnt. Bärlach versucht, Dr. Marlok auf seine Seite zu bringen, indem er ihr seinen Verdacht mitteilt.

Dr. Marlok bestätigt Emmenbergers Gräueltaten in Stutthof sowie den Betrug und Mord an Nehle. Als deutsche Kommunistin war sie zu den Sowjets geflohen, später von diesen an die SS verraten und nach Stutthof gebracht worden. Sie hatte sich gerettet, indem sie Emmenbergers Geliebte wurde. Früher hatte sie, ähnlich wie Bärlach heute, geglaubt, dass die Welt zu retten sei. Jetzt ist sie morphiumsüchtig und innerlich abgestumpft. Menschen seien ihr inzwischen gleichgültig, Bärlach könne nicht auf sie zählen.

Dr. Marlok schildert Bärlach, wie die reichen Patienten in der Klinik sich freiwillig ohne Narkose von Emmenberger behandeln lassen, in der Hoffnung, ihr Leben dadurch zu verlängern. Auch Schwester Kläri stellt sich hinter Emmenberger und rechtfertigt sein Töten damit, dass Menschen sich insgeheim nach dem Tod sehnen.

Die Schwester gibt Bärlach den Artikel, den Fortschig seinem Auftrag gemäß veröffentlicht hat. Darin behauptet Fortschig, unwiderlegbare Beweise zu haben. Einer beiliegenden Zeitungsmeldung entnimmt Bärlach, dass Fortschig in einer verschlossenen Toilette erschlagen aufgefunden worden ist. Aus den Umständen schließt Bärlach, dass nur der »Zwerg« als Täter in Frage kommt.

Emmenberger erscheint und bestätigt Bärlachs Verdacht. Emmenberger hatte dem »Zwerg« im Konzentrationslager das Leben gerettet. Dieser gehorcht ihm seitdem bedingungslos. Emmenberger will Bärl


Quelle: Der Verdacht • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de
https://www.inhaltsangabe.de/duerrenmatt/der-verdacht/

Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman »Der Verdacht« erschien 1951/52 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift »Der Schweizerische Beobachter« und 1953 erstmals in Buchform. Der Berner Kommissär Bärlach verfolgt während des Jahreswechsels 1948/49 die Spur des früheren SS-Arztes Emmenberger. Er gerät dabei in Lebensgefahr und wird von dem Juden Gulliver gerettet. Handlungsorte sind das Berner Spital Salem und die Klinik Sonnenstein in Zürich sowie verschiedene Orte, an denen die Rückblenden angesiedelt sind, die bis in das Jahr 1908 zurückreichen.


Erster Teil

Kommissär Bärlach liegt todkrank im Spital und entdeckt im Magazin »Life« das Foto des SS-Arztes Nehle, der im Vernichtungslager Stutthof Menschen ohne Narkose operiert hat. Sein Hausarzt und Freund Dr. Samuel Hungertobel meint auf dem Foto seinen ehemaligen Studienfreund Fritz Emmenberger zu erkennen. Trotzdem hält er eine Übereinstimmung für ausgeschlossen, da Emmenberger sich während des Krieges in Chile aufgehalten habe. Seit 1945 leite er die exklusive Privatklinik Sonnenstein auf dem Zürichberg.

Ermittlungen ergeben, dass der SS-Arzt Nehle sich 1945 in Hamburg vergiftet hat. Hungertobel erzählt Bärlach von einer Wanderung mit anderen Studenten im Jahre 1908. Infolge eines Unfalls musste ohne Betäubung eine Notoperation an einem der Kameraden vorgenommen werden. Während Emmenberger das Messer führte, meinte Hungertobel einen teuflischen Gesichtsausdruck bei ihm zu erkennen.

Bärlach ruft seinen Freund Gulliver, einen riesenhaften Juden und Überlebenden des Holocaust, zu sich. Gulliver gilt als tot und lebt nach seinen eigenen Gesetzen im Untergrund. Er kennt Nehle aus dem Vernichtungslager Stutthof. Er hat sich dort 1944 von ihm ohne Narkose operieren lassen und sich mit den Qualen die Verlegung in ein anderes Konzentrationslager erkauft.

Bärlach hält es für wahrscheinlich, dass Nehle als Emmenberger in Chile gelebt und dieser unter Nehles Namen in Stutthof praktiziert hat. Obwohl zwischenzeitlich pensioniert, will Bärlach seinem Verdacht nachgehen. Er lässt sich von Hungertobel zur Weiterbehandlung unter dem Namen Blaise Kramer in die Klinik Sonnenstein einweisen.

Bärlach kann den heruntergekommenen Schriftsteller und Zeitungsherausgeber Fortschig überreden, einen von Bärlach verfassten Artikel zu veröffentlichen. Darin wird der Verdacht gegen Emmenberger geschildert, dieser allerdings namentlich nicht genannt.


Zweiter Teil

Bei der Ankunft in der Klinik Sonnenstein am Silvesterabend sieht Bärlach einen »Zwerg«, eine kleinwüchsige und hässliche, affenähnliche Gestalt, hinter einem vergitterten Fenster herumklettern. Im Gespräch mit Emmenberger behauptet Bärlach, dass er in der Schweiz einen Kriegsverbrecher aufgespürt habe. Wegen seiner Erkrankung könne er den Mann zur Zeit nicht weiter verfolgen. Emmenberger wird sichtlich nervös. Seine Assistentin Dr. Marlok gibt Bärlach ein Beruhigungsmittel.

Bärlach erwacht in einem Raum mit vergitterten Fenstern, den die Krankenschwester Kläri Sterbezimmer nennt. Bärlach ist abgemagert, fühlt sich schwach und Emmenberger nicht gewachsen. Er beschließt, sich von Hungertobel abholen lassen.

Von Dr. Marlok erfährt Bärlach, dass er fünf Tage nicht bei Bewusstsein war, da Emmenberger ihn einer Spezialbehandlung unterzogen habe. Zwischenzeitlich hat ihn eine Zeitungsmeldung über seinen Ruhestand enttarnt. Bärlach versucht, Dr. Marlok auf seine Seite zu bringen, indem er ihr seinen Verdacht mitteilt.

Dr. Marlok bestätigt Emmenbergers Gräueltaten in Stutthof sowie den Betrug und Mord an Nehle. Als deutsche Kommunistin war sie zu den Sowjets geflohen, später von diesen an die SS verraten und nach Stutthof gebracht worden. Sie hatte sich gerettet, indem sie Emmenbergers Geliebte wurde. Früher hatte sie, ähnlich wie Bärlach heute, geglaubt, dass die Welt zu retten sei. Jetzt ist sie morphiumsüchtig und innerlich abgestumpft. Menschen seien ihr inzwischen gleichgültig, Bärlach könne nicht auf sie zählen.

Dr. Marlok schildert Bärlach, wie die reichen Patienten in der Klinik sich freiwillig ohne Narkose von Emmenberger behandeln lassen, in der Hoffnung, ihr Leben dadurch zu verlängern. Auch Schwester Kläri stellt sich hinter Emmenberger und rechtfertigt sein Töten damit, dass Menschen sich insgeheim nach dem Tod sehnen.

Die Schwester gibt Bärlach den Artikel, den Fortschig seinem Auftrag gemäß veröffentlicht hat. Darin behauptet Fortschig, unwiderlegbare Beweise zu haben. Einer beiliegenden Zeitungsmeldung entnimmt Bärlach, dass Fortschig in einer verschlossenen Toilette erschlagen aufgefunden worden ist. Aus den Umständen schließt Bärlach, dass nur der »Zwerg« als Täter in Frage kommt.

Emmenberger erscheint und bestätigt Bärlachs Verdacht. Emmenberger hatte dem »Zwerg« im Konzentrationslager das Leben gerettet. Dieser gehorcht ihm seitdem bedingungslos. Emmenberger will Bärlach am nächsten Morgen auf dem Operationstisch töten. Emmenberger glaubt an nichts als die Materie und seine Macht über sie. Daraus leitet er das Recht ab, Menschen foltern und töten zu dürfen. Er verlangt von Bärlach zu bekennen, woran dieser glaube. Dafür sei er sogar bereit, ihn freizulassen und sich selbst auszuliefern. Doch Bärlach schweigt.

Das Ticken der Uhr beherrscht den Raum. Zu schwach, um zu fliehen wartet Bärlach allein auf seinen Tod. Am Morgen erscheint der Jude Gulliver und berichtet Bärlach, das Gespräch über Nehle habe ihn auf Emmenbergers Spur gebracht. Er habe jetzt mit Emmenberger abgerechnet und diesen gezwungen, sich mit Blausäure zu vergiften. Gulliver verlässt Bärlach mit dem Fazit, dass ein Einzelner die Welt nicht retten könne. Hungertobel erscheint und wird Bärlach zurück nach Bern zu bringen.


»Der Verdacht« ist nach »Der Richter und sein Henker« der zweite der erfolgreichen Bärlach-Romane. Neben die eigentliche Kriminalhandlung treten auch hier philosophische Betrachtungen Friedrich Dürrenmatts. Während der einzelgängerische Menschenkenner Bärlach sich der Humanität und Gerechtigkeit verpflichtet fühlt, trifft er in seinem Gegenspieler Emmenberger auf eine nihilistische und menschenverachtende Haltung. Wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und zu Beginn des Kalten Kriegs stellt der Roman die Frage, ob die Welt zu retten sei.


Quelle: Der Verdacht • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de
https://www.inhaltsangabe.de/duerrenmatt/der-verdacht/

Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman »Der Verdacht« erschien 1951/52 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift »Der Schweizerische Beobachter« und 1953 erstmals in Buchform. Der Berner Kommissär Bärlach verfolgt während des Jahreswechsels 1948/49 die Spur des früheren SS-Arztes Emmenberger. Er gerät dabei in Lebensgefahr und wird von dem Juden Gulliver gerettet. Handlungsorte sind das Berner Spital Salem und die Klinik Sonnenstein in Zürich sowie verschiedene Orte, an denen die Rückblenden angesiedelt sind, die bis in das Jahr 1908 zurückreichen.


Erster Teil

Kommissär Bärlach liegt todkrank im Spital und entdeckt im Magazin »Life« das Foto des SS-Arztes Nehle, der im Vernichtungslager Stutthof Menschen ohne Narkose operiert hat. Sein Hausarzt und Freund Dr. Samuel Hungertobel meint auf dem Foto seinen ehemaligen Studienfreund Fritz Emmenberger zu erkennen. Trotzdem hält er eine Übereinstimmung für ausgeschlossen, da Emmenberger sich während des Krieges in Chile aufgehalten habe. Seit 1945 leite er die exklusive Privatklinik Sonnenstein auf dem Zürichberg.

Ermittlungen ergeben, dass der SS-Arzt Nehle sich 1945 in Hamburg vergiftet hat. Hungertobel erzählt Bärlach von einer Wanderung mit anderen Studenten im Jahre 1908. Infolge eines Unfalls musste ohne Betäubung eine Notoperation an einem der Kameraden vorgenommen werden. Während Emmenberger das Messer führte, meinte Hungertobel einen teuflischen Gesichtsausdruck bei ihm zu erkennen.

Bärlach ruft seinen Freund Gulliver, einen riesenhaften Juden und Überlebenden des Holocaust, zu sich. Gulliver gilt als tot und lebt nach seinen eigenen Gesetzen im Untergrund. Er kennt Nehle aus dem Vernichtungslager Stutthof. Er hat sich dort 1944 von ihm ohne Narkose operieren lassen und sich mit den Qualen die Verlegung in ein anderes Konzentrationslager erkauft.

Bärlach hält es für wahrscheinlich, dass Nehle als Emmenberger in Chile gelebt und dieser unter Nehles Namen in Stutthof praktiziert hat. Obwohl zwischenzeitlich pensioniert, will Bärlach seinem Verdacht nachgehen. Er lässt sich von Hungertobel zur Weiterbehandlung unter dem Namen Blaise Kramer in die Klinik Sonnenstein einweisen.

Bärlach kann den heruntergekommenen Schriftsteller und Zeitungsherausgeber Fortschig überreden, einen von Bärlach verfassten Artikel zu veröffentlichen. Darin wird der Verdacht gegen Emmenberger geschildert, dieser allerdings namentlich nicht genannt.


Zweiter Teil

Bei der Ankunft in der Klinik Sonnenstein am Silvesterabend sieht Bärlach einen »Zwerg«, eine kleinwüchsige und hässliche, affenähnliche Gestalt, hinter einem vergitterten Fenster herumklettern. Im Gespräch mit Emmenberger behauptet Bärlach, dass er in der Schweiz einen Kriegsverbrecher aufgespürt habe. Wegen seiner Erkrankung könne er den Mann zur Zeit nicht weiter verfolgen. Emmenberger wird sichtlich nervös. Seine Assistentin Dr. Marlok gibt Bärlach ein Beruhigungsmittel.

Bärlach erwacht in einem Raum mit vergitterten Fenstern, den die Krankenschwester Kläri Sterbezimmer nennt. Bärlach ist abgemagert, fühlt sich schwach und Emmenberger nicht gewachsen. Er beschließt, sich von Hungertobel abholen lassen.

Von Dr. Marlok erfährt Bärlach, dass er fünf Tage nicht bei Bewusstsein war, da Emmenberger ihn einer Spezialbehandlung unterzogen habe. Zwischenzeitlich hat ihn eine Zeitungsmeldung über seinen Ruhestand enttarnt. Bärlach versucht, Dr. Marlok auf seine Seite zu bringen, indem er ihr seinen Verdacht mitteilt.

Dr. Marlok bestätigt Emmenbergers Gräueltaten in Stutthof sowie den Betrug und Mord an Nehle. Als deutsche Kommunistin war sie zu den Sowjets geflohen, später von diesen an die SS verraten und nach Stutthof gebracht worden. Sie hatte sich gerettet, indem sie Emmenbergers Geliebte wurde. Früher hatte sie, ähnlich wie Bärlach heute, geglaubt, dass die Welt zu retten sei. Jetzt ist sie morphiumsüchtig und innerlich abgestumpft. Menschen seien ihr inzwischen gleichgültig, Bärlach könne nicht auf sie zählen.

Dr. Marlok schildert Bärlach, wie die reichen Patienten in der Klinik sich freiwillig ohne Narkose von Emmenberger behandeln lassen, in der Hoffnung, ihr Leben dadurch zu verlängern. Auch Schwester Kläri stellt sich hinter Emmenberger und rechtfertigt sein Töten damit, dass Menschen sich insgeheim nach dem Tod sehnen.

Die Schwester gibt Bärlach den Artikel, den Fortschig seinem Auftrag gemäß veröffentlicht hat. Darin behauptet Fortschig, unwiderlegbare Beweise zu haben. Einer beiliegenden Zeitungsmeldung entnimmt Bärlach, dass Fortschig in einer verschlossenen Toilette erschlagen aufgefunden worden ist. Aus den Umständen schließt Bärlach, dass nur der »Zwerg« als Täter in Frage kommt.

Emmenberger erscheint und bestätigt Bärlachs Verdacht. Emmenberger hatte dem »Zwerg« im Konzentrationslager das Leben gerettet. Dieser gehorcht ihm seitdem bedingungslos. Emmenberger will Bärlach am nächsten Morgen auf dem Operationstisch töten. Emmenberger glaubt an nichts als die Materie und seine Macht über sie. Daraus leitet er das Recht ab, Menschen foltern und töten zu dürfen. Er verlangt von Bärlach zu bekennen, woran dieser glaube. Dafür sei er sogar bereit, ihn freizulassen und sich selbst auszuliefern. Doch Bärlach schweigt.

Das Ticken der Uhr beherrscht den Raum. Zu schwach, um zu fliehen wartet Bärlach allein auf seinen Tod. Am Morgen erscheint der Jude Gulliver und berichtet Bärlach, das Gespräch über Nehle habe ihn auf Emmenbergers Spur gebracht. Er habe jetzt mit Emmenberger abgerechnet und diesen gezwungen, sich mit Blausäure zu vergiften. Gulliver verlässt Bärlach mit dem Fazit, dass ein Einzelner die Welt nicht retten könne. Hungertobel erscheint und wird Bärlach zurück nach Bern zu bringen.


»Der Verdacht« ist nach »Der Richter und sein Henker« der zweite der erfolgreichen Bärlach-Romane. Neben die eigentliche Kriminalhandlung treten auch hier philosophische Betrachtungen Friedrich Dürrenmatts. Während der einzelgängerische Menschenkenner Bärlach sich der Humanität und Gerechtigkeit verpflichtet fühlt, trifft er in seinem Gegenspieler Emmenberger auf eine nihilistische und menschenverachtende Haltung. Wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und zu Beginn des Kalten Kriegs stellt der Roman die Frage, ob die Welt zu retten sei.


Quelle: Der Verdacht • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de
https://www.inhaltsangabe.de/duerrenmatt/der-verdacht/

Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman »Der Verdacht« erschien 1951/52 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift »Der Schweizerische Beobachter« und 1953 erstmals in Buchform. Der Berner Kommissär Bärlach verfolgt während des Jahreswechsels 1948/49 die Spur des früheren SS-Arztes Emmenberger. Er gerät dabei in Lebensgefahr und wird von dem Juden Gulliver gerettet. Handlungsorte sind das Berner Spital Salem und die Klinik Sonnenstein in Zürich sowie verschiedene Orte, an denen die Rückblenden angesiedelt sind, die bis in das Jahr 1908 zurückreichen.


Erster Teil

Kommissär Bärlach liegt todkrank im Spital und entdeckt im Magazin »Life« das Foto des SS-Arztes Nehle, der im Vernichtungslager Stutthof Menschen ohne Narkose operiert hat. Sein Hausarzt und Freund Dr. Samuel Hungertobel meint auf dem Foto seinen ehemaligen Studienfreund Fritz Emmenberger zu erkennen. Trotzdem hält er eine Übereinstimmung für ausgeschlossen, da Emmenberger sich während des Krieges in Chile aufgehalten habe. Seit 1945 leite er die exklusive Privatklinik Sonnenstein auf dem Zürichberg.

Ermittlungen ergeben, dass der SS-Arzt Nehle sich 1945 in Hamburg vergiftet hat. Hungertobel erzählt Bärlach von einer Wanderung mit anderen Studenten im Jahre 1908. Infolge eines Unfalls musste ohne Betäubung eine Notoperation an einem der Kameraden vorgenommen werden. Während Emmenberger das Messer führte, meinte Hungertobel einen teuflischen Gesichtsausdruck bei ihm zu erkennen.

Bärlach ruft seinen Freund Gulliver, einen riesenhaften Juden und Überlebenden des Holocaust, zu sich. Gulliver gilt als tot und lebt nach seinen eigenen Gesetzen im Untergrund. Er kennt Nehle aus dem Vernichtungslager Stutthof. Er hat sich dort 1944 von ihm ohne Narkose operieren lassen und sich mit den Qualen die Verlegung in ein anderes Konzentrationslager erkauft.

Bärlach hält es für wahrscheinlich, dass Nehle als Emmenberger in Chile gelebt und dieser unter Nehles Namen in Stutthof praktiziert hat. Obwohl zwischenzeitlich pensioniert, will Bärlach seinem Verdacht nachgehen. Er lässt sich von Hungertobel zur Weiterbehandlung unter dem Namen Blaise Kramer in die Klinik Sonnenstein einweisen.

Bärlach kann den heruntergekommenen Schriftsteller und Zeitungsherausgeber Fortschig überreden, einen von Bärlach verfassten Artikel zu veröffentlichen. Darin wird der Verdacht gegen Emmenberger geschildert, dieser allerdings namentlich nicht genannt.


Zweiter Teil

Bei der Ankunft in der Klinik Sonnenstein am Silvesterabend sieht Bärlach einen »Zwerg«, eine kleinwüchsige und hässliche, affenähnliche Gestalt, hinter einem vergitterten Fenster herumklettern. Im Gespräch mit Emmenberger behauptet Bärlach, dass er in der Schweiz einen Kriegsverbrecher aufgespürt habe. Wegen seiner Erkrankung könne er den Mann zur Zeit nicht weiter verfolgen. Emmenberger wird sichtlich nervös. Seine Assistentin Dr. Marlok gibt Bärlach ein Beruhigungsmittel.

Bärlach erwacht in einem Raum mit vergitterten Fenstern, den die Krankenschwester Kläri Sterbezimmer nennt. Bärlach ist abgemagert, fühlt sich schwach und Emmenberger nicht gewachsen. Er beschließt, sich von Hungertobel abholen lassen.

Von Dr. Marlok erfährt Bärlach, dass er fünf Tage nicht bei Bewusstsein war, da Emmenberger ihn einer Spezialbehandlung unterzogen habe. Zwischenzeitlich hat ihn eine Zeitungsmeldung über seinen Ruhestand enttarnt. Bärlach versucht, Dr. Marlok auf seine Seite zu bringen, indem er ihr seinen Verdacht mitteilt.

Dr. Marlok bestätigt Emmenbergers Gräueltaten in Stutthof sowie den Betrug und Mord an Nehle. Als deutsche Kommunistin war sie zu den Sowjets geflohen, später von diesen an die SS verraten und nach Stutthof gebracht worden. Sie hatte sich gerettet, indem sie Emmenbergers Geliebte wurde. Früher hatte sie, ähnlich wie Bärlach heute, geglaubt, dass die Welt zu retten sei. Jetzt ist sie morphiumsüchtig und innerlich abgestumpft. Menschen seien ihr inzwischen gleichgültig, Bärlach könne nicht auf sie zählen.

Dr. Marlok schildert Bärlach, wie die reichen Patienten in der Klinik sich freiwillig ohne Narkose von Emmenberger behandeln lassen, in der Hoffnung, ihr Leben dadurch zu verlängern. Auch Schwester Kläri stellt sich hinter Emmenberger und rechtfertigt sein Töten damit, dass Menschen sich insgeheim nach dem Tod sehnen.

Die Schwester gibt Bärlach den Artikel, den Fortschig seinem Auftrag gemäß veröffentlicht hat. Darin behauptet Fortschig, unwiderlegbare Beweise zu haben. Einer beiliegenden Zeitungsmeldung entnimmt Bärlach, dass Fortschig in einer verschlossenen Toilette erschlagen aufgefunden worden ist. Aus den Umständen schließt Bärlach, dass nur der »Zwerg« als Täter in Frage kommt.

Emmenberger erscheint und bestätigt Bärlachs Verdacht. Emmenberger hatte dem »Zwerg« im Konzentrationslager das Leben gerettet. Dieser gehorcht ihm seitdem bedingungslos. Emmenberger will Bärlach am nächsten Morgen auf dem Operationstisch töten. Emmenberger glaubt an nichts als die Materie und seine Macht über sie. Daraus leitet er das Recht ab, Menschen foltern und töten zu dürfen. Er verlangt von Bärlach zu bekennen, woran dieser glaube. Dafür sei er sogar bereit, ihn freizulassen und sich selbst auszuliefern. Doch Bärlach schweigt.

Das Ticken der Uhr beherrscht den Raum. Zu schwach, um zu fliehen wartet Bärlach allein auf seinen Tod. Am Morgen erscheint der Jude Gulliver und berichtet Bärlach, das Gespräch über Nehle habe ihn auf Emmenbergers Spur gebracht. Er habe jetzt mit Emmenberger abgerechnet und diesen gezwungen, sich mit Blausäure zu vergiften. Gulliver verlässt Bärlach mit dem Fazit, dass ein Einzelner die Welt nicht retten könne. Hungertobel erscheint und wird Bärlach zurück nach Bern zu bringen.


»Der Verdacht« ist nach »Der Richter und sein Henker« der zweite der erfolgreichen Bärlach-Romane. Neben die eigentliche Kriminalhandlung treten auch hier philosophische Betrachtungen Friedrich Dürrenmatts. Während der einzelgängerische Menschenkenner Bärlach sich der Humanität und Gerechtigkeit verpflichtet fühlt, trifft er in seinem Gegenspieler Emmenberger auf eine nihilistische und menschenverachtende Haltung. Wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und zu Beginn des Kalten Kriegs stellt der Roman die Frage, ob die Welt zu retten sei.


Quelle: Der Verdacht • Zusammenfassung auf Inhaltsangabe.de
https://www.inhaltsangabe.de/duerrenmatt/der-verdacht/

Samstag, 11. Januar 2025

»Der Richter und sein Henker« von Friedrich Dürrenmatt

Der Richter und sein Henker
Der Richter und sein Henker

Hans Bärlach ist ein alter Kriminalkommissar in Bern - ein Kommissär, wie es Bernerischen heißt. Sein bester Mitarbeiter, Ulrich Schmied, wird auf einer Landstrasse vor Twann erschossen aufgefunden. Dürrenmatts Kommissar bärbeißiger Bärlach gehört nicht zu den strahlenden Helden der Kommissars-Zunft. Er ist ein schwerkranker Misanthrop aus Erfahrung, der im günstigsten Fall noch ein Jahr zu leben hat. Friedrich Dürrenmatts Kommissär Bärlach ist eine Kriminalfigur, die stark autobiographische Elemente offenbart.

Ein junger und ehrgeiziger Polizist ist erschossen worden. Ort des Verbrechens ist die Twannbachschlucht in der beschaulichen Westschweiz. Kommisär Bärlach sucht den Mörder seines geschätzen Kollegen. Abgründe tun sich auf, auch bei den polizeilichen Ermittlungen.

»Sie haben Schmieds Mörder festzustellen,
ohne Rücksicht darauf, daß ich einen bestimmten Verdacht habe.
Wenn der, den ich verdächtige, der Mörder ist, werden sie Selbst auf ihn stoßen.«

Kommissar Bärlach hat einen unbegründeten Verdacht, dem er nachgeht und von dem er weiß, dass er möglicherweise richtig liegt. Im Laufe des Romans sammelt Kommissar Bärlach Indizien, deren "Sammlung" beim ersten Lesen unbegründet erscheint, da sich Bärlachs Vorgehensweise erst am Ende des Romans aufklärt.



Schnell begreift der Leser, dass Bärlach viel mehr weiß und mit äußerster Berechnung vorgeht. Unbeantwortet bleibt, wie er über die Hintergründe der Tat im Bilde sein kann. Dieser kantige, eigenbrödlerische Polizist lockt den faszinierten Leser immer tiefer in den Roman hinein. Atemlos verfolgt der Leser Schritt um Schritt den beharrlichen Kömmisär.

Da auf der ersten Seite ein Mordopfer entdeckt wird, glaubt der Leser, dass es in "Der Richter und sein Henker" um die Aufklärung der Tat und die Überführung des Verbrechers geht. Aber Kriminalkommissar Bärlach, der die Ermittlungen leitet, weiß von Anfang an, wer der Mörder ist und verfolgt ein ganz anderes Ziel

In »Der Richter und sein Henker«, seinem ersten Kriminalroman, verstößt Friedrich Dürrenmatt bewusst gegen die in dem Genre geltenden Regeln: Normalerweise funktionieren Kriminalromane, weil das menschliche Handeln berechenbar ist, aber Friedrich Dürrenmatts Kommissar Hans Bärlach will seit vierzig Jahren beweisen, dass unkalkulierbare Zufälle das perfekte Verbrechen unmöglich machen und zur Überführung der Täter beitragen.

Da auf der ersten Seite ein Mordopfer entdeckt wird, glaubt der Leser, dass es in „Der Richter und sein Henker“ um die Aufklärung der Tat und die Überführung des Verbrechers geht. Aber der leitende Ermittlungsbeamte weiß von Anfang an, wer der Mörder ist und verfolgt ein ganz anderes Ziel. Hans Bärlach ist kein Held, sondern ein todkranker älterer Mann, der hilflos wirkt und doch die Fäden zieht. Anders als man es in einem Kriminalroman erwarten würde, stellt sich dieser moralisch ambivalente Kommissar außerhalb des Gesetzes, indem er einen kleinen auf einen großen Verbrecher ansetzt, sich selbst zum Richter aufschwingt und einen ahnungslosen Mörder als Henker missbraucht.

Mit kurzen, sachlich-trockenen Sätzen und lapidaren Dialogen führt Friedrich Dürrenmatt seine Leser mehrmals in die Irre und erzählt eine originelle, raffinierte und spannende Kriminalgeschichte ohne simple Schwarz-Weiß-Muster.

Nach zwei Theaterstücken und zwei Erzählungen veröffentlichte Friedrich Dürrenmatt 1950/51 den Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“ als Fortsetzungsgeschichte in der Zeitung »Der Schweizerische Beobachter«“. 1952 erschien die Buchausgabe. Damit schaffte er den Durchbruch.

Samstag, 4. Januar 2025

Carlo Levi 50. Todestag

Carlo Levi

Carlo Levi starb vor 50 Jahren am 4. Januar 1975 in Rom. Carlo Levi war ein italienischer Schriftsteller, Maler und Politiker.

Schon früh war Carlo Levi politisch aktiv. Weil er zusammen mit Carlo und Nello Roselli 1929 die antifaschistische Gruppe Giustizia e Libertà („Gerechtigkeit und Freiheit“) gegründet hatte und sie zusammen mit Leone Ginzburg leitete, wurde Levi von der faschistischen Regierung im Frühjahr 1934 für zwei Monate in Rom inhaftiert und im Mai 1935 in die süditalienische Region Lucania (Lukanien, heute Basilicata) verbannt.

Dort verbrachte er, nach einiger Zeit im Städtchen Grassano, die Zeit von September 1935 bis Mai 1936 in dem Dorf Aliano, wo er wegen des Elends der Einwohner unentgeltlich und mit geringen Mitteln als Arzt praktizierte, bis die Provinzverwaltung ihm auch dies untersagte und Behandlungen nur noch heimlich möglich waren. Nebenbei malte er Menschen und Landschaft und erkundete die Bräuche der Einwohner, besonders Magie und Aberglauben.

"Erfahrungen sind Maßarbeit.

Sie passen nur dem, der sie macht."


Nachdem er 1936 vorzeitig durch eine Generalamnestie freikam, die der faschistische Staat zur Feier der Einnahme von Addis Abeba ausgerufen hatte, ging Levi ins Exil und übernahm von Paris aus die Leitung der Gruppe "Giustizia e Libertà". 1941 kehrte er nach Italien zurück, wurde in Florenz festgenommen und eingekerkert. Nach Mussolinis Gefangensetzung wurde er freigelassen, suchte Zuflucht im Palazzo Pitti und schrieb dort 1943/1944 sein Buch »Cristo si è fermato a Eboli« (1945), in dem er seine Erinnerungen an die Zeit in Aliano festhielt, wobei er für Aliano den leicht verschlüsselten Namen "Gagliano" wählte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog Levi nach Rom und arbeitete einige Zeit als Herausgeber der Zeitschrift »Italia libera«, die zum Partito d'Azione („Partei der Aktion“) gehörte. Er malte weiter (seine Bilder wurden in verschiedenen Ländern Europas und sogar in den USA ausgestellt) und schrieb weitere Bücher. 1963 wurde er als Kandidat der Kommunistischen Partei in den Senat gewählt, dessen Mitglied er bis 1972 blieb.

Carlo Levi starb 1975 in einem römischen Krankenhaus an Lungenentzündung. Gemäß seinem ausdrücklichen testamentarischen Wunsch wurde er auf dem Friedhof von Aliano bestattet, der während seiner Verbannung dort einer seiner liebsten Aufenthaltsorte war.

Carlo Levi wurde am 29. November 1902 in Turin geboren.


Literatur:

Christus kam nur bis Eboli
»Christus kam nur bis Eboli
von Carlo Levi


Weblinks:

Das Reisetagebuch (2): Christus kam nur bis Eboli - Silencers Blog - http://silencer137.com

»Christus kam nur bis Eboli« von Carlo Levi