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Sonntag, 24. November 2013

»Im traurigen Monat November wars« - »Deutschland. Ein Wintermärchen«



Heinrich Heine

„Im traurigen Monat November wars,

die Tage wurde trüber,

der Wind riß von den Bäumen das Laub,

da reist ich nach Deutschland hinüber.“


Caput I, erste Strophe


Heinrich Heines berühmtes Versepos »Deutschland. Ein Wintermärchen« ist nach seiner Deutschland-Reise im November 1843, die ihn just „im traurigen Monat November“, von Paris über Aachen und Köln nach Hamburg führte, entstanden.

Heine, der begnadete Spötter, aus dem französischen Exil zurückkehrend, warf einen satirischen Blick auf das Deutschland anno 1843 in flotten Versen, die schon fast Volkslied-Charakter haben. Heine spart hier nicht mit Spott: gezielte Seitenhiebe gehen in die Richtung der Kirche, der Zensur, der reaktionären Politik und des übertriebenen Nationalismus.


Heine lebte seit 1831 in seinem selbstgewählten Pariser Exil. Er hatte so seine Probleme mit seinem Heimatland, fühlte sich zwar in Frankreich wohl, aber hatte sein Leben lang Sehnsucht nach Deutschland. Ende 1843 kehrte er daher noch einmal für wenige Wochen nach Deutschland zurück, um seine Mutter und seinen Verleger Julius Campe in Hamburg zu besuchen.

Auf der Rückreise entstand, zunächst als "Gelegenheitsgedicht", der erste Entwurf zu »Deutschland. Ein Wintermärchen«, den er im Laufe der nächsten drei Monate zu einem höchst humoristischen Reiseepos weiterentwickelte, zu versifizierten Reisebildern, die eine höhere Politik atmen als die bekannten politischen Stänkerreime.

Heinrich Heine

Was hier zunächst als genauer Reisebericht über eine Reise daherkommt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als eine bissige politische Satire - ein Epos voller satirischer Spitzen gegen den reaktionären preussischen Staat. Heine prangert dabei recht mokant u.a. die politische Rückständigkeit an, die das in viele Kleinstaaten zersplitterte Deutschland kennzeichnete; die drastischen Zensurpraktiken, mit denen die freie Meinungsäußerung verhindert wurde; sowie die Willkür des Polizeistaats Preußen unter der Herrschaft von Friedrich Wilhelm IV.

Das lyrische Versepos ist in Form einer Reisebeschreibung organisiert; die wichtigsten Stationen sind Aachen, Köln (Kölner Dom), der Teutoburger Wald (Hermannsdenkmal), Minden, Hannover und Hamburg. Jeder Ort wird von Heine mit einem speziellen Thema verknüpft, mit einem spezifischen Aspekt seiner Deutschland-Kritik, z.B. Aachen mit dem stocksteifen preußischen Militär, Köln mit der Kritik an der katholischen Kirche, Hannover mit dem Verfassungsbruch von König Ernst August, Hamburg mit philiströser Geschäftstüchtigkeit etc. Jeder Ort auf seiner Reise durch Deutschland bekommt hier sein Fett weg. Um der drohenden Zensur zu entgehen, wurden die Orte streng mittelalterlich mystifiziert.

Heine war davon überzeugt, daß er mit seinem vor 170 Jahren verfassten "Werkchen" »Deutschland. Ein Wintermärchen« etwas verfaßt hatte, das "mehr Furore machen wird, als die populärste Broschüre, und das dennoch den bleibenden Wert einer klassischen Dichtung haben wird". Recht hatte er. Mit seinem Versepos sollte er zwar in kürzester Zeit die gesamte empörte Presse gegen sich haben, aber auch heute noch ist es aus unseren Bücherschränken nicht wegzudenken.


Weblinks:

 Deutschland. Ein Wintermärchen


Deutschland. Ein Wintermärchen



 Deutschland. Ein Wintermärchen


Deutschland. Ein Wintermärchen




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