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Samstag, 27. Juni 2015

Brecht und sein Interesse am Leben des Galilei

Das Leben des Galilei
Das Leben des Galilei

Bertolt Brecht vollendete das Theaterstück "Leben des Galilei" im Jahr 1938 im dänischen Exil. Die Uraufführung des Stückes fand am 9. August 1943 in Zürich statt.

In dem Theaterstück "Leben des Galilei" geht es um, wie der Name schon verrät, das Leben des Galileo Galilei. Die Geschichte spielt in Italien im 17. Jahrhundert.

Dem Physiker Galileo Galilei gelingt es mit Hilfe des gerade neu erfundenen Fernrohrs das kopernikanische Weltbild zu beweisen und somit das ptolemäische, nach welchem die Erde Mittelpunkt des Universums sein soll, zu widerlegen.

Für die damals sehr mächtige katholische Kirche ist die Verbreitung des Kopernikanischen Weltbilds Ketzerei. Hieraus entstehen die Konflikte zwischen Galilei und der katholischen Kirche, die das wesentliche Thema der Geschichte sind.

Brecht wäre nicht Brecht, wenn er kein persönlcihse Interesse an dem Stück hätte und wenn er kein Lehren für sein Theater daraus ziehen würde. Brechts Interesse an der historischen Gestalt des Galilei lässt sich auf überraschende Parallelen in der Biografie beider Persönlichkeiten zurückführen:

Beide sahen sich als Vertreter einer neuen Zeit, die ihre Utopie gegen eine überkommene, aber übermächtig erscheinende Ordnung durchzusetzen hatten. Beide zogen angesichts gesellschaftlicher Unterdrückung ihrer epikureischen Grundhaltung gemäß Mittel der List jeder Form von märtyrerhaftem Heldentum vor. Beide hatten einen starken pädagogischen Ansatz, bei dem das sokratische Prinzip der Wahrheitsfindung und das Bemühen um Allgemeinverständlichkeit im Glauben an die Vernunft aller Menschen begründet war.

Auch in Einzelheiten konnte sich der Schriftsteller wohl mit dem Naturwissenschaftler identifizieren: So musste der für seine »Laxheit in Fragen geistigen Eigentums« bekannte Brecht daran Gefallen finden, wie Galilei das holländische Fernrohr kopierte und dabei verbesserte. Wie Galilei in der Astronomie, so hatte sich auch Brecht in der Poetik mit dem Dogma des Aristoteles auseinander zu setzen. Und schließlich hat Brecht 1947 vor dem »Ausschuss für unamerikanische Umtriebe« auf ähnlich listige Weise seinen Kommunismus »widerrufen« wie Galilei 1633 die kopernikanische Lehre. (...)

Dies (...) lässt sich damit erklären, dass Brecht mit seinem Stück im Grunde auf zwei ganz unterschiedliche historische Erfahrungen reagiert: zum einen auf den unerwarteten und dennoch anhaltenden Erfolg des Nationalsozialismus zur Entstehungszeit der ersten Fassung und auf seine Situation als Exilschriftsteller, zum anderen auf die Entwicklung der Atombombe als einer ganz neuen historischen Erfahrung, die die Gefahr des Endes der Geschichte einschließt. Angesichts dieser Niederlagen und Gefahren lässt Brecht auch seinen Galilei zunächst scheitern; damit ist die gemeinsame Utopie von Autor und historischer Gestalt, der Sieg der menschlichen Vernunft, fürs Erste in Frage gestellt.

Brecht, der sich selbst als Stückeschreiber des »wissenschaftlichen Zeitalters« betrachtete, hat in seinem Stück mit erstaunlicher Detailkenntnis Erkenntnisse und Methoden Galileis herausgearbeitet. Das naturwissenschaftliche Experiment verknüpft er dramaturgisch mit dem »Gestus des Zeigens«.

Die Befreiung der Wissenschaft vom Diktat der Theologie und darüber hinaus von jeglicher Tradition und Autorität ist Galileis wichtigstes Verdienst. Scharfsinn und Anschaulichkeit seines Denkens, leidenschaftliches Engagement und Beharrlichkeit im Vorgehen sind seine Stärken, verleihen seiner Utopie von der »sanften Gewalt der Vernunft über die Menschen« (S. 34) Überzeugungskraft.

Weblinks:

Brechts »Leben des Galilei« als Geschichtsparabel - www.schule-der-rhetorik.de

Das Leben des Galilei
Das Leben des Galilei
von Bertolt Brecht

Weblinks:

Bertolt Brecht-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Bertolt Brecht-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

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