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Sonntag, 28. Februar 2016

»Der Osten« von Andrzej Stasiuk

Andrzej Stasiukv


Andrzej Stasiuk ist einer der wichtigsten Autoren Polens. Sein großes Thema: der Osten und seine geschichtlichen Verwerfungen. Seit Mitte der 1980 er-Jahre lebt Stasiuk in dem kleinen Dorf Wołowiec am Rande der Karpaten und erkundet von dort den "wilden Osten", jenes "Reich der Wunder", das irgendwo hinter der Elbe beginnt und bis nach Kamtschatka reicht. Auch sein neues Buch handelt davon – es ist die Summe seines bisherigen Schreibens:

In »Der Osten« erzählt Stasiuk vom Echo der Geschichte: von Völkerwanderungen, Vernichtung und Vertreibung der Menschen. "Ich schreibe über uns. Darüber, dass wir den Raum ausfüllen, aus dem sie verschwunden sind." In einer Zeit, da von einer neuen Spaltung Europas die Rede ist, wird Stasiuks Erkundung des "Ostens" zum hochaktuellen Debattenbeitrag – denn im Osten liegt Europas Schicksal. In Polen eilt ihm der Ruf des Eigenbrötlers voraus: Rock'n'Roller der Literatur, Aussteiger, Provokateur. Wir treffen ihn Rande der Karpaten, im südöstlichsten Winkel Polens. Und wer ihn hier in den Bergen besucht, erlebt zunächst einen ausnehmend freundlichen Fremdenführer.

»Der Osten« von Andrzej Stasiuk ist das Dokument einer abenteuerlichen Reise von Polen durch Russland, der Mongolei bis nach China - einer Reise durch den Osten. Die Reisereportage ist eine Hommage an den Osten. Literarische Reportage aus dem Osten.


Stasiuk reist von Polen bis nach China in die innere Mongolei. Man bewundert nicht nur die außergewöhnliche Beobachtungsgabe des Autors, sondern spürt dank Stasiuks kraftvollen visuellen Schilderungen geradezu "schmerzlich" die Folgen des kommunistischen Erbes.

Andrzej Stasiuk stellt sich in seinem neuen Roman die metaphysische Frage: "Was ist das, der Osten, dieses "Reich der Wunder", das ihn magisch anzieht? Was ist das, der Osten, dieses "Reich der Wunder", das ihn magisch anzieht? Dieses Kontinuum, dessen Erschütterungen von Kamtschatka bis an die Elbe zu spüren sind. Ostpolen, die Heimat, aus der seine Eltern vertrieben wurden? Der Osten namens Sowjetkommunismus, dessen Präsenz die Gesellschaft, in der er aufwuchs, kontaminiert hatte?"


Dies ist Stasiuks großes Buch über "den Osten": Eine Summe seines Reisens und Schreibens - niedergelegt in einem epischen Strom, hinreißend erzählten Episoden und Epiphanien. Nie hat er bitterer über den "deutschen Osten" im eigenen Land geschrieben: jenes Territorium, auf dem die Nazis Gaskammern errichteten.

Aus der Vogelschau blickt er auf sein Leben, das Gewirr aus Wegen und Routen, in dem ein Kindertraum von China sich mit dem Glücksgefühl in der Wüste Gobi kreuzt. Osten - so könnte eine Quintessenz des neuen Buches lauten - ist keine Himmelsrichtung, sondern die Verheißung einer Dimension jenseits der vom Grauen der Vergangenheit unterminierten europäischen Landschaften. Wie Stasiuk die Strahlkraft der Transzendenz beschwört, erinnert an die poetische Kraft der Welt hinter Dukla - nur dass diese Welt weiter geworden ist.







Weblinks:


"Der Osten" – Was ist das? - ttt - titel, thesen, temperamente ...


Video "Literarische Reportage aus dem Osten ...



Mittwoch, 24. Februar 2016

Erich Loest 90. Geburtstag

Erich Loest

Erich Loest wurde am 24. Februar 1926 in Mittweida im Freistaat Sachsen geboren. Er war ein deutscher Schriftsteller. Erich Loest gehört zu den bekanntesten deutschen Autoren. Der Lebenslauf zeichnet noch einmal den Weg des deutschen Rebellen durch drei Gesellschaftssysteme nach.

Deutsche Geschichte hat Loest wie nur wenige andere Autoren auf wechselhafte Weise am eigenen Leib erfahren: Er war junger Soldat im Zweiten Weltkrieg und NSDAP-Mitglied, trat erst mit voller Überzeugung in die SED ein und später desillusioniert wieder aus. Er verbüßte sieben Jahre wegen "konterrevolutionärer Gruppenbildung" im gefürchteten Stasi-Knast in Bautzen - für ihn "gemordete Zeit", wie er in einer Autobiografie schrieb.



Empfohlene Bücher über Erich Loest:








1946 absolvierte der Sohn eines Eisenwarenhändlers ein Volontariat bei der "Leipziger Volkszeitung". Nach einer vernichtenden Kritik seines Roman-Debüts verlor Loest die Stelle - und wurde freier Schriftsteller. Allein zwischen 1965 und 1975 verfasste er elf Romane und 30 Erzählungen, teils unter Pseudonym, da er in der DDR noch verfemt war. Die Stasi hatte den ungeliebten Schriftsteller lange im Visier.


Schreiben war seine Waffe. Er gilt als Chronist deutsch-deutscher Geschichte. Loest lavierte sich als Opportunist durch zwei totalitäre Gesellschaftssysteme, die er schon als Jugendlicher erfuhr. Er erlebte das Ende des Krieges als "Werwolf", geriet in amerikanische Gefangenschaft und stürzte sich 1946 voller Leidenschaft in den sozialistischen Aufbau eines neuen Deutschlands.



Der 17. Juni 1953 erschütterte sein Weltbild nachhaltig. In jenen Tagen kam es in der DDR zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten, die mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen verbunden waren. Dieses Aufbegehren wurde von den sowjetischen Behörden allerdings gewaltsam niedergedrückt. Erich Loest übte öffentlich Kritik und wurde 1957 für sieben Jahre ins Zuchthaus Bautzen verbannt. Es gelang dem Regime aber nicht, Loest zum Angepassten zu machen.


Nach seinem Ausschluss aus dem Schriftstellerverband übersiedelte Loest 1981 in die Bundesrepublik. Er schrieb wichtige Romane, blieb ein kritischer Geist, ein kämpferischer, aufrechter Autor. Nach dem Zusammenbruch der DDR kehrte er in seine Heimatstadt Leipzig zurück, schrieb den wichtigen Wenderoman "Nikolaikirche" und war einer der bedeutendsten Chronisten der Nachkriegsgeschichte Deutschlands.

Zu seinen bekanntesten Romanen gehören "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene" (1977), "Völkerschlachtdenkmal" (1984), "Nikolaikirche" (1995) und "Sommergewiter" (2005). Seine Werke sind eine Hommage an seine Heimatstadt Leipzig. Erich Loest starb am 12. September 2013 in Leipzig.

Samstag, 20. Februar 2016

Schriftsteller Umberto Eco gestorben

Umberto Eco

Der italienische Schriftsteller Umberto Eco im Alter von 84 Jahren friedlich in seiner privaten Bibliothek gestorben. Sein erster Roman "Der Name der Rose" machte ihn 1980 weltberühmt. Er galt als einer der großen Autoren der zeitgenössischen Weltliteratur. Seine Romane sind voller Geistesblitze und kulturhistorischer Dichte.

Umberto Eco ist ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler - ein Univeralgelehrter und wohl der bekannteste zeitgenössische Semiotiker. Seiner Herkunft nach Philosoph, wurde Umberto Eco als Romanautor und kosmopolitischer Essayist zu einer intellektuellen Legende. Umberto Eco war vor allem als Autor bekannt. Der Italiener machte sich aber auch als Philosoph und Sprachwissenschaftler einen Namen.

Er war zunächst Journalist bevor er sich der Sprachwissenschaft zuwandte und danach Semiotiker wurde. Erst auf Umwegen wurde er zum Schriftsteller und veröffentlichte erst im Alter von 50 Jahren seinen ersten Roman.

Umberto Eco wurde 1932 in der Stadt Alessandria in Piemont als Sohn eines Buchhalters geboren. Gegen den Willen des Vaters, der den Sohn gerne als Rechtsanwalt gesehen hätte, studierte er an der Universität Turin Philosophie und Literaturgeschichte. Nach seiner Promotion arbeitete er für das italienische Fernsehen, für Zeitungen und Zeitschriften.

Parallel zu seiner Arbeit als Herausgeber beim Verlag Bompiani war er Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation in Turin, Florenz und Mailand. 1971 erhielt er die weltweit erste Professur für Semiotik in Mailand. Seine "Einführung in die Semiotik" von 1968 gilt bis heute als Standardwerk. Nach zahlreichen Gastprofessuren und mehr als 30 Ehrendoktortiteln, beendete er im Jahr 2007 seine Lehrtätigkeit und widmete sich seither dem Schreiben.

Nach seinem Roman "Der Name der Rose" (1980) feierte er mit weiteren Veröffentlichungen internationale Erfolge: "Das Foucaultsche Pendel" (1988), "Die Insel des vorigen Tages" (1994) und "Baudolino" (2000) wurden internationale Bestseller. 2011 erschien die deutsche Ausgabe seines Romans "Der Friedhof in Prag"

Umberto Eco befasste sich zunächst vor allem mit der Philosophie des Mittelalters und mit der modernen Ästhetik. 1954 promovierte er an der Universität Turin über Thomas von Aquin. Nach seiner Promotion arbeitete er für das italienische Fernsehen, für Zeitungen und Zeitschriften. Parallel zu seiner Arbeit als Herausgeber beim Verlag Bompiani war er Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation in Turin, Florenz und Mailand.

Umberto Eco



Der Universalgelehrte Eco hatte schon immer ein Faible für das Mittelalter, das dann später auch in seine Schriftstellerei Eingang finden sollte. Durch seine mittelalterlichen Romane, allen voran »Der Name der Rose«, wurde er weltberühmt. Das Mittelalter bildet zumeist den Hintergrund seiner gut recherchierten Geschichten.


Der Name der Rose


"Der Name der Rose"
von Umberto Eco

dtv-Verlag,
Taschenbuch, 1. April 1986,
9,90 EUR.
ISBN-13: 978-3423105514

Mit seinem 1980 (deutsch: 1982) erschienenen ersten Roman »Der Name der Rose« erregte Eco weltweites und seinerzeit völlig überraschendes Aufsehen als Romancier. Auch sein 1988 erschienener Roman »Das Foucaultsche Pendel« sowie die drei folgenden Roamne wurden in alle Weltsprachen übersetzt.

Erst sein spätes Romanwerk »Der Name der Rose« hat ihn als Schriftsteller berühmt gemacht. Der Roman ist eine Kombination aus intelligentem, glänzend recherchiertem Historienthriller und spannender Verarbeitung der postmodernen Erzähl- und Interpretationstheorie, wie sie der Autor selbst in mehreren Abhandlungen dargestellt hatte, fachte zugleich die Mittelalter-Begeisterung der 1980er Jahre und ein überwältigendes Interesse für die neuere italienische Literatur an.

Die Lektüre seiner Bücher war jedes Mal eine geniale Mischung aus Spannung, geschichtlicher Erfahrung, philosophischer Erkenntnis und Schmunzeln.

Umberto Eco wurde am 5. Januar wird der 1932 in der Stadt Allessandria im Piemont geboren.

 Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers.  In Zeiten des abnehmenden LichtsDie Nacht der Erinnerungen Der Friedhof von Prag Der Traum des Kelten

Weblinks:

Schriftsteller Umberto Eco im Alter von 84 Jahren gestorben - www.tagesschau.de

Umberto Eco ist gestorben - 3sat.de/kulturzeit - www.kulturzeit.de

Umberto Eco: "Sein Tod ist riesiger Verlust für Kultur" - die Presse - diepresse.com

Umberto Eco zum 80. Geburtstag - Kulturzeit - www.kulturzeit.de

Schriftstellerin Harper Lee gestorben



Die amerikanische Schriftstellerin Harper Lee ist im Alter von 89 Jahren in ihrer Heimatstadt Monroeville im Bundesstaat Alabama gestorben. Die Autorin wurde durch ihren Roman "Wer die Nachtigall stört" berühmt. Das Buch gilt als einer der amerikanischen Literaturklassiker.

Der halbbiografische Roman gehört mit mehr als 40 Millionen verkauften Exemplaren zu den meistgelesenen Büchern überhaupt. Lees Roman erschien 1960 unter dem Titel "To Kill a Mockingbird" ("Wer die Nachtigall stört") und erhielt im darauf folgenden Jahr den Pulitzer-Preis. Bereits 1962 wurde er von Robert Mulligan mit Gregory Peck in der Rolle des Atticus Finch verfilmt. Die Verfilmung trug zu ihrem Ruhm bei und brachte Gregory Peck als Hauptdarsteller einen Oscar ein.

"Wer die Nachtigall stört" erzählt die Geschichte der kleinen Scout, die in den 1930er-Jahren in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Alabama aufwächst. Als ihr Vater, der als Rechtsanwalt arbeitet, einen zu Unrecht angeklagten Afroamerikaner verteidigt, lernt Scout die brutalen Ungerechtigkeiten der Trennung von Weißen und Schwarzen kennen.

Im vergangenen Jahr hatte die Veröffentlichung von Lees zweitem Buch, "Geh hin, stelle einen Wächter", für Schlagzeilen gesorgt - mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrem ersten Welterfolg. Das Buch hatte sie bereits vor "Wer die Nachtigall stört" geschrieben, das Manuskript galt aber lange Zeit als verloren.

Die amerikanische Schriftstellerin Harper Lee führte ein Leben im Schatten dieses Buches, welches einen dunklen Schatten auf den Rassismus der Menschen in den Südstaaten wirft. Mit "Wer die Nachtigall stört" landete sie 1960 einen Welterfolg. Nach mehr als 50 Jahren veröffentlichte Harper Lee erst 2015 ihren zweiten Roman: "Geh hin, stelle einen Wächter".

Die Romane von Harper Lee sind autobiografisch, handeln von ihrer Familie und spielen in ihrer Heimatstadt Monroeville in Alabma.

Samstag, 13. Februar 2016

»Eugenie Grandet« von Honoré de Balzac

Eugenie Grandet
Eugenie Grandet

Dieser lesenswerte Roman, der ursprünglich im Jahr 1833 veröffentlicht wurde, zeigt Balzac auf dem Höhepunkt seiner erzählerischen Kräfte. Es verfügt über einen unvergesslichen Besetzung von Sternen und Nebencharaktere, und macht einige wertvolle und aufschlussreiche Punkte über die Liebe, Gier und Loyalität.

Die Geschichte beginnt in der Umgebung von 1816 mit gelegentlichen Hinweisen auf Ereignisse aus früheren Zeiten. In der ruhigen, malerischen Ort Saumur wohnt Monsieur Grandet, ein Meister mit einem Talent für den Kauf profitablen Weinbergen und ein kluges Auge für Investitionsmöglichkeiten. Durch harte Arbeit und intelligenten Umgang ist er ein wohlhabender Mann, und es wird gemunkelt, eine enorme Goldschatz angehäuft haben. Trotz seines Reichtums jedoch lebt Grandet wie ein Bettler und zwingt seine Familie, das gleiche zu tun. Er ist ein unverbesserlicher Geizhals, der Gold sammelt für Grund und nie Teile von Gold mit einem einzigen sou, wenn er es vermeiden kann.

Sein Haus ist im Elend statt Pracht eingerichtet, und er rationiert aus der Familie täglichen Portionen Zucker, als ob sie vom Hungertod bedroht. Obwohl seine Gewohnheiten kann unglaublich sparsam zu sein, wird Grandet nicht täuschen niemanden. Seine Nachbarn halten ihn zum reichsten, bekanntesten und mächtigsten Mann im Arrondissement, und sie alle haben lange nach einem Weg, um ihre Hände auf einige der sein Glück zu bekommen.

Familien mit ihren unverheirateten Kindern sehen den sichersten Weg, um an des alten Mannes Schatz zu gelangen, durch das Herz seiner Tochter. Eugénie ist ein unschuldiges Mädchen, wenn auch nicht ohne ihre Reize. Jeder junge Mann von Saumur würden sich freuen, sie als seine Braut, insbes. angesichts ihrer eventuellen Vererbung von Geld ihres Vaters, zu nehmen. Zwei Familien bieten besonders qualifizierte Kandidaten für Eugénie Hand. Die Cruchots und die des Grassins sind häufige Besucher im Mison Grandet. Aber Monsieur Grandet hat nicht die Absicht, seine Tochter mit einem dieser Kleinstadt-Tölpel zu verheiraten, aber er beide Seiten bei Laune, um zu sehen, welchen Vorteil er aus ihnen ziehen kann. Irgendwann jedoch, als ein Mann in Eugénies Leben tritt, der wirklich ihr Herz erobert, beginnt Grandet, seinen Einfluss auf seine Tochter zu verlieren.




»Fühlen, lieben, leiden und sich erniedrigen
wird immer der Inhalt des Lebens einer Frau sein.«




Es gibt einige stark bewegten Szenen der Freude und des Leids in »Eugénie Grandet«, aber dies ist keineswegs eine saftige Liebesgeschichte. Balzacs beißend zynischen Humor durchzieht den Roman, und der Leser fand sich über mehr als ein paar Gelegenheiten laut lachend. Die Form der Buchstaben ist so lebendig wie ein Sortiment von Daumier Karikaturen gezeichnet.

Den Leser erfüllt Freude durch Grandets schlaue Systeme. In seiner eigenen verabscheuungswürdige Weise ist er sympathischer und mehr Spaß als der andere berühmte Geizhals Balzacs, Gobseck. Eugénie im Gegensatz dazu ist die Verkörperung der Keuschheit und Naivität. Sie beginnt das Buch als fast ein Märchen Heldin, sondern wird mehr real und mehr bewusst, wie die Geschichte voranschreitet. Der Leser kann nicht helfen, das Glück und die Liebe, für die sie sucht wollen ihr.

Die Geschichte ist vielschichtig und spannend, man erlebt dazu ein authentisches Lokalkolorit (Charaktere, Mentalitäten, Natur) und lernt viel über die kulturellen Gegensätze in Frankreich in eienr Phase des gesellschaftlichen Umbruches während der Zeit der Restauration nach der Abdankung von Napoleon Bonaparte.



Weblinks:

Eugenie Grandet
Eugenie Grandet
von Honoré de Balzac


Eugénie Grandet by Honoré de Balzac">Eugénie Grandet by Honoré de Balzac - obdg.blogspot.de

Freitag, 12. Februar 2016

»Prinzessin Brambilla« von E. T. A. Hoffmann


Prinzessin Brambilla
Prinzessin Brambilla

»Prinzessin Brambilla« ist ein 1820 in Berlin von E. T. A. Hoffmann nach acht Kupferstichen von Jacques Callot geschriebenes literarisches Capriccio. In der ironischen Erzählung wird vom mäßig talentierten Schauspieler Giglio und der Giacinta erzählt, die anfangs in die kuriose Prinzessin Brambilla beziehungsweise den Prinzen Cornelio verliebt sind. Am Ende der turbulenten Geschichte erkennen Giglio und Giacinta, dass sie ineinander verliebt sind.

»Prinzessin Brambilla« ist eine possenhaft Erzählung von E. T. A. Hoffmann, die zur Zeit des Karnevals spielt. »Prinzessin Brambilla« spielt im römischen Karneval, so daß Hoffmann außerdem die Masken der Commedia dell'Arte herbeizitieren kann.

Wie in der Commedia dell'Arte üblich - und auch aus einigen anderen Hoffmann-Geschichten bekannt - gibt es hier zwei Liebespaare, die sich zwar eigentlich längst gefunden haben, aber noch so manche Verwirrung durchstolpern müssen, ehe sie miteinander so richtig glücklich werden dürfen.

Der zweitklassige Schauspieler Giglio und die arme Näherin Giacinta erkennen erst nach allerhand Täuschungen, daß sie gar nicht in die ägyptische Prinzessin Brambilla bzw. den assyrischen Prinzen Cornelio, sondern ineinander verliebt sind; der grüblerisch-melancholische König Ophioch und seine alberne Gattin Liris, deren mythisierende Geschichte in die Karnevalserzählung eingeflochten ist, überwinden mit dem Blick in den Spiegel des Urdarsees ihre jeweilige Einseitigkeit (Grübelei bzw. Albernheit) und werden schließlich auch glücklich.

Die possenhafte Erzählung ist ein Spiel mit den Masken und Verstellungen. Entfesselt, explosiv, eskapadenreich; Hoffmanns Erzählung steckt voll schriller Possen.

Den Rahmen der Handlung bilden zum einen Schauspiel, Karneval, Lust, Putz und Tand, Liebe, Verkennung, Traum, zum anderen zwei Liebespaare, die sich längst lieb gewonnen, aber noch so manche Hoffmannsche Verwirrung durchzustehen haben, bevor sie beglückt und in aller Ruhe aufatmen.




Der mäßig talentierte Schauspieler Giglio, selbstherrlich, mehr affektiert als liebenswürdig, und die kokette Giacinta, "das holde hübsche Kind" werden erst am Ende dieser turbulenten Geschichte klug aus sich, erkennen, dass sie nicht in die kuriose Prinzessin Brambilla ("aus dem fernen Äthiopien, ein Wunder an Schönheit und dabei so reich an unermesslichen Schätzen, dass sie ohne Beschwerde den ganzen Korso pflastern lassen könnte, mit den herrlichen Diamanten und Brillanten") bzw. den Prinzen Cornelio, sondern ineinander verguckt sind. "Prinzessin Brambilla", zu sehr Capriccio für ein Märchen, zu verstrickt, um bloße Romantik zu sein, zu schwindelerregend, um „hier einen recht verständigen Verstand zu behalten".


»Prinzessin Brambilla« von E. T. A. Hoffmann


Weblink:

Prinzessin Brambilla
Prinzessin Brambilla
von E. T. A. Hoffmann

Samstag, 6. Februar 2016

150 Jahre »Schuld und Sühne« von Fjodor M. Dostojewski

2016 jährt sich zum 150. Mal »Schuld und Sühne«, einer der grossen Romane der Weltliteratur. Er ist immer noch aktuell, heute mehr denn je. Der 1866 erschienene Roman des russischen Autors Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) wurde als Feuilleton-Roman mit zwölf Fortsetzungen in der Monatszeitschrift »Russki Westnik« (»Der russische Bote«) veröffentlicht, beginnend Ende Januar 1866 und endend im Dezember 1866.

Dostojewski liefert hier eine spannende und psychologisch perfekt konstruierte Geschichte über einen vermeintlich perfekten Mörder, der vor der Polizei und, viel wichtiger, vor seinem eigenen Gewissen auf der Flucht ist. Der Held, Rodion Raskolnikow, ein verarmter Student, hat eine alte Frau ermordet, um an ihr Geld - sie ist Wucherin - heranzukommen. Er hat die Tat perfekt geplant und sich eine wohldurchdachte Rechtfertigung ausgedacht, um sein Gewissen zu beruhigen. Aber es funktioniert nicht alles wie geplant.


Den Hintergrund bildete die Stadt Sankt Petersburg, nicht die Stadt der glänzenden Paläste und des Zarenhofs, sondern die Stadt der armen Menschen, welche in Vororten hausten und Not litten, oft nichts zu essen fanden und sich überlegen mussten, wie sie die nächste Miete bezahlen würden. “Wir sind alle dem Mantel von Nikolaj Gogol entsprungen”, schrieb Fjodor Dostojewski. Beide russischen Schriftsteller verstanden meisterhaft, die Welt der kleinen Leute zu schildern. Ihre detailgetreuen Porträts von hemdsärmeligen, dummen Polizisten oder engstirnigen, habgierigen Wohnungsvermietern könnten uns an gewisse Zeitgenossen erinnern. Es sind lebens- und zeitnahe Porträts, damals wie heute.

Der Jura-Student Rodion Romanowitsch Raskolnikow ist die Hauptfigur des Romans “Schuld und Sühne”. Er lebt in bitterer Armut und hat das Studium aufgegeben. Eines Tages beschliesst er, die Pfandleiherin zu ermorden und zu berauben, bei der er sich gelegentlich Geld besorgt. Mit einem Beil erschlägt er die Pfandleiherin Alina Iwanowna und ihre Schwester, die zu Besuch kommt und über die Leiche ihrer Schwester stolpert. Obgleich er danach versucht, vor seinem Gewissen die Tat zu rechtfertigen, gelingt ihm dies nicht. Er findet keine Ruhe mehr und erkrankt an Fieber. Schliesslich stellt er sich der Polizei und wird zu acht Jahren Haft in einem sibirischen Arbeitslager verurteilt, wo er seine Straftat sühnt.



Schuld und Sühne

von Fjodor M. Dostojewski

"Aus hundert Kaninchen wird niemals ein Pferd und

aus hundert Verdachtsgründen niemals ein Beweis."



Fjodor Michailowitsch Dostojewski, »Schuld und Sühne«

Die Ereignisse sind so angeordnet, dass der Mord bereits im ersten der sechs Teile geschildert wird, während der Prozess der Läuterung die nächsten fünf Teile einnimmt; die biblische Lazarus-Episode dient dabei als Leitbild. Der Held ist von Charakteren umgeben, die helle und dunkle Fassetten seines eigenen Charakters symbolisieren: Sonja und dem treuen Freund Rasumichin stehen der perfide Kleinbürger Luschin und der moralisch verkommene Swidrigailow gegenüber. Auch die einzelnen Figuren sind nach dem Kontrastprinzip und gerade deshalb so spannungsvoll konzipiert: Raskolnikow ist ein widerwilliger Mörder, Sonja eine ehrbare Prostituierte und Porfiri Petrowitsch will den Studenten zwar überführen, zeigt ihm gegenüber aber auch väterliches Verantwortungsbewusstsein.

Das Ende des Romans im sibirischen Arbeitslager hat einen persönlichen, autobiografischen Hindergrund. Fjodor Dostojewski verbrachte selbst vier Jahre in einem sibirischen Straflager, von 1850 bis 1854. Der Autor gehörte einem subversiven Zirkel an, der den Dezembristen nahestand, die Zar Nikolaus I. stürzen wollten. 1849 wurde Dostojewski verhaftet und zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt und nach Sibirien geschickt, wo er vier Jahre in dem Gefängnislager von Omsk verbrachte. Nach seiner Freilassung publizierte Fjodor Dostojewski den teilweise autobiografischen Roman “Aufzeichnungen aus einem Totenhaus” (Записки из Мёртвого дома). Das Werk, in welchem er seine Erlebnisse in Sibirien verarbeitete, erschien 1862.

Dostojewski arbeitete an Schuld und Sühne seit Sommer 1865. Den frühen Entwürfen zufolge war eigentlich der Trinker Marmeladow, eine spätere Nebenfigur, als Held vorgesehen, bevor die Geschichte eines Studenten, der zum Mörder wird, in den Mittelpunkt des Interesses rückte und dem Roman eine völlig neue Richtung gab.

"Jeder Mensch, egal wer er ist oder wie heruntergekommen er sein mag,
erwartet instinktiv oder im Unterbewusstsein,
dass man Respekt für seine Menschenwürde aufbringt."


Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 - 1881)

»Schuld und Sühne« ist der erste von Fjodor Dostojewskis großen Romanen und vielleicht sein bekanntestes Werk. Die spannende Kriminalhandlung, die harmonische Komposition und die psychologisch brisanten Charaktere machen den Text zu einem Höhepunkt realistischer Erzählkunst.

Die Geschichte ist packend, der Held gehört zu den lebendigsten Figuren, die die Literatur zu bieten hat und sein Innenleben ist beklemmend gut geschildert. Darüber hinaus ist die Stadt St. Petersburg, in welcher der Roman spielt, großartig und sehr atmosphärisch beschrieben. Dieses Buch gehört zur Weltliteratur, es läßt einen nicht mehr los.

»Schuld und Sühne« mag zu den Zeiten eines Thomas Mann "der größte Kriminalroman aller Zeiten" (Zitat Thomas Mann) gewesen sein, eine Aussage die aber schon damals als etwas gewagt gelten muss – schließlich gab es schon längst »Die Affäre Lerouge« von Émile Gaboriau, ein Werk das denn auch wirklich ein Kriminalroman ist. »Schuld und Sühne« ist eher Milieu- und Gesellschaftsstudie und auch da nicht das Größte, da es einem gewissen Honoré de Balzac eingefallen war, mit seiner »Menschlichen Komödie« sehr viel umfangreicher solche Studien vorzulegen.



Weblinks:

Olivia Kroth: 150 Jahre “Schuld und Sühne” von Fjodor Michailowitsch Dostojewski - olivia2010kroth.wordpress.com


Weltliteratur, die man gelesen haben sollte::

Schuld und Sühne
Schuld und Sühne
von Fjodor M. Dostojewski