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Samstag, 14. März 2020

Das Buch der Stunde: »Die Pest« von Albert Camus

Albert Camus


Die Begegnung mit Seuchen berührt die Urängste vor dem Unsichtbaren, Unreinen, Unheimlichen. Macht den Infizierten potenziell auch zum Aussätzigen. In dieser Situation ist Albert Camus’ Roman »Die Pest« das Buch der Stunde. Für den französischen Nobelpreisträger war die 1947 geschriebene Roman »Die Pest«, eine Allegorie auch der Zivilisationsbrüche der Moderne. Der „Schwarze Tod“ kommt als Virus zugleich von innen, aus den Einzelnen und der Gesellschaft. Er tritt auf „zum Unglück und zur Belehrung der Menschen“, denn er stellt ihre Mitmenschlichkeit auf die Probe.

»Eine Seuche ist kein Ding, das nach dem Maß des Menschen gemacht ist,
darum sagen wir uns, die Seuche sei ...«

Camus zeigt dabei ohne apokalyptischen Grusel und voll nüchterner Rationalität, dass neben der Medizin weniger die gegenseitige Abschottung als vielmehr die gesellschaftliche Solidarität ein Mittel des Widerstands ist. Gegen Viren und Wirren, gegen sichtbare oder noch verborgene Schrecken. Das klingt hellsichtig, auch für heute.
Der „Schwarze Tod“ kommt als Virus zugleich von innen, aus den Einzelnen und der Gesellschaft. Er tritt auf „zum Unglück und zur Belehrung der Menschen“, denn er stellt ihre Mitmenschlichkeit auf die Probe.



In der nordafrikanischen Stadt Oran, einer französischen Präfektur an der Küste Algeriens, bricht eine Seuche aus, nachdem tote Ratten überall in der Stadt herumlagen. Die sich unerbittlich ausbreitende Epidemie bestimmt das Leben in der Stadt und verändert es.

Die Pest wütet in der Stadt, die ganze Stadt liegt im Fieber. Oran wird hermetisch abgeriegelt und über die Stadt wird eine Quarantäne verhängt. Ein Entkommen ist nicht möglich. Albert Camus' erfolgreichster Roman gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. In ihm seziert er hellsichtig das menschliche Handeln im Angesicht der Katastrophe.

»Man stelle sich das Entsetzen in unserer kleinen Stadt vor, die bis jetzt so ruhig gelebt hatte und nun in wenigen Tagen völlig aufgewühlt wurde, einem gesunden Menschen, dessen dickes Blut jetzt in Aufruhr gerät.«


Der im Stile einer Chronik verfasste Roman schildert den Ablauf der Pest in der algerischen Stadt Oran in den 1940er Jahren. Der Verfasser der Chronik über den Ablauf der Pest ist der Arzt Rieux, der in der Stadt Pestkranke versorgt und betreut. Aus dessen Sicht wird auch der Roman geschildert.

Dem Chronisten ist es ein Anliegen, "die Geschichte der Herzen aller unserer Mitbürger zu schreiben, die von der Pest zerrissen und von Verlangen erfüllt werden."

»Die Pest« von Albert Camus ist ein bewegender und beklemmender Roman über das Schicksal von Menschen in einer von der Pest heimgesuchten Stadt in Algerien. Seit dem Ausbruch der Pest in der Stadt geraten alle geordneten Bahnen auseinander.

In Oran, einer Stadt an der algerischen Küste, die jeder anderen mitteleuropäischen Stadt entspricht, bricht die Pest aus und über die gesamte Stadt wird Quarantäne verhängt. Jedem Bewohner, der sich zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Stadtmauern befindet, wird dadurch für die folgenden Monate die Möglichkeit genommen, diese zu verlassen und zu fliehen.


»Weil die Plage das Maß des Menschlichen übersteigt, sagt man sich, sie sei unwirklich, ein böser Traum, der vergehen werde. S. 27«

Albert Camus, »Die Pest«


Albert Camus schildert in seinem Roman „Die Pest" die verschiedenen Verhaltensweisen der Menschen in einer Ausnahmesituation wie dieser. Die Hauptperson etwa, Dr. Rieux, stürzt sich in die Arbeit und versucht mit allen in seinen Möglichkeiten stehenden Mitteln die Pest einzudämmen und den Betroffenen zu helfen. Bei dieser Arbeit begegnen ihm die verschiedensten Charaktere, wie ein in der Zeit vor der Quarantäne verzweifelter Mann, der nach einigen zwielichtigen Unternehmungen die Justiz fürchtet und einen Selbstmordversuch unternimmt.

In der Pestzeit jedoch lebt dieser Mann auf und entwickelt auch neue Lebensfreude, da die Polizei aufgehört hat, sich um „kleine" Verbrecher wie ihn zu kümmern. Ein weiteres Beispiel für unterschiedliche Reaktionen auf ein und das selbe Ereignis ist auch Rambert, ein Journalist, der nur zufällig in Oran weilt, als die Stadttore geschlossen werden und der mit allen Mitteln versucht, zu entfliehen, da er sich von der Pest nicht betroffen fühlt. Er fühlt sich in keinster Weise mit den eingeschlossenen Menschen verbunden, da er nicht dort lebt und nur zufällig davon mithineingezogen wird. Darum sieht er nicht ein, dass auch er die Stadt nicht verlassen darf.

Camus beschreibt wie sich die Pest allmählich in der Stadt ausbreitet. Er beschreibt
die in der Stadt grassierende Pest mit einem Dreschflegel, der über der Stadt am Himmel wütet.

»So wehrten sich die Gefangenen der Pest Woche und Woche so gut es ging. Es gab sogar ein paar unter ihnen, die sich einbilden konnten, sie handelten noch als freie Menchen, sie vermochten es noch, eine eigene Wahl zu teffen. Aber in Wahrheit konnte man zu dieser Zeit sagen, daß die Pest alles überschwemmt hatte. Da gab es keine Einzelschicksale mehr, sondern nur noch ein gemeinschafltiches Erleben: das der Pest und der von allen empfundenen Gefühle.« (Seite 110)

Jene Aspekte, die Camus' Weltbild entscheidend geprägt hatten: sein unerschütterlicher Glaube an die individuelle Verantwortung und seine konsequente Ablehnung aller finsteren Ideologien, die den Menschen zu erdrücken drohten.

Ein weiterer bedeutender Aspekt ist, dass lediglich jene Menschen nach Abklingen der Pest Freude erfahren, die zuvor nichts verlangten, was über den Menschen und seine Liebe hinausreichen könnte. Diejenigen jedoch, die das nicht Greifbare, kaum zu Erreichende begehrt und herbeigesehnt hatten, finden keinen Frieden. So auch Tarrou, der ob seiner inneren Zerrissenheit und seines Strebens nach Heiligkeit keine Hoffnung in sich trägt und damit auch keinen Frieden.

Hier zeigt sich klar und deutlich, wie Camus seinen Existentialismus definiert und worauf er hinausläuft - auch in politischem Sinne. Dies ließe sich auch noch mit Camus' Vorstellungen vom Individuum und seiner Moral verknüpfen sowie gegebenenfalls mit Ramberts Gedanken hinsichtlich des Sterbens für eine Liebe, statt für eine Idee.

»Alles, was der Mensch im Spiel der Pest und Lebens gewinnen konnte,
waren Erkenntnis und Erinnerung.«


Albert Camus, »Die Pest«, Seite 190

Mit dem in Form einer allegorischen Chronik angelegten Roman Die Pest gelang Camus eine der wichtigsten literarischen Vergangenheitsbewältigungen der französischen Nachkriegszeit. Camus verstand sein Werk als literarisches und historisches Dokument sowie Mahnmal gegen jede Art von Gewalt und Terror, als Aufruf zu gesellschaftlicher Solidarität und kollektivem Engagement in Zeiten der Not.


Die frei erfundene Handlung spielt in den 1940er Jahren in der nordafrikanischen Stadt Oran. Sterbende Ratten sind das erste Anzeichen der Pest, die das Volk zunächst nicht wahrhaben will. Als die Seuche immer mehr Menschenleben fordert, wird die Stadt unter Quarantäne gestellt. Der Arzt Rieux organisiert den Widerstand gegen die Seuche, unterstützt vom Pariser Journalisten Rambert, dem kleinen Angestellten Grand und dem gemäßigten Ideologen Tarrou. Die freiwilligen Hilfstrupps setzen sich unermüdlich für die Rettung von Menschenleben ein. Nutznießer der Tragödie sind der Kriminelle Cottard und der Jesuit Paneloux. Tarrou, mit dem sich Rieux angefreundet hat, stirbt als einer der Letzten an der Pest, als die Bevölkerung schon die Befreiung von der Seuche feiert. Sein Tod erscheint ebenso absurd wie das Sterben von Rieux’ Frau, die er im Sanatorium außerhalb der Stadt in Sicherheit glaubte.

Camus beschreibt ein kollektives Leid, das eine Gemeinschaft ereilt.

Camus lässt im Verlauf des Romans mehrere Protagonisten sterben, darunter der Geistliche Paneloux, der Richter Othon und der Gefährte Tarrou und auch Rieuxs Frau.

Er zeigt die Auswirkungen auf das moralische Klima in der Stadt und Verhaltensweisen einzelner Personen, die sich der Seuche entweder widersetzen oder sie für ihre Zwecke nutzen. Die Symptome einer allegorischen Bedeutung der Pest häufen sich im Verlauf des Textes und werden durch wiederholte Vergleiche von Pest und Krieg bestätigt.

Mit der Beschreibung der Aktionen der Sanitäter, die sich gegen eine scheinbare Übermacht behaupten, würdigt Camus im literarischen Gleichnis die Leistung der französischen Widerstandsbewegung. Die Kollaboration besteht in der Nutznießung der Seuche durch Schmuggler, Kriminelle und den Geistlichen Paneloux. Auch wenn die Pest am Ende besiegt ist, wird davor gewarnt, dass der Triumph nicht endgültig sein kann.


»Aber Rieux, was hatte er gewonnen? Sein einziger Gewinn war, daß er die Pest gekannt hatte und ihm die Erinnerung daran blieb, daß er die Freundschaft gekannt hatte und ihm die Erinnerung daran blieb, daß der die innige Verbundenheit kannte und ihm eines Tages nur noch die Erinnerung daran bleiben würde. Alles, was der Mensch im Spiel mit der Pest gewinnen konnte, waren Erkenntnisse und Erinnerung.«

Nichts kann die Pest besser charakterisieren als dieser Satz.


»Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.«

Ernst Bloch


Literatur:

Die Pest
Die Pest
von Albert Camus

Klassiker der Weltliteratur: Albert Camus - "Die Pest" - www.youtube.com




Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

1 Kommentar:

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