Per Olov Enqvist gehört einer Generation genialer schwedischer Schriftsteller an, zu der auch Torgny Lindgren, Sara Lidman und Kerstin Ekman angehören, welche alle in den 1930er Jahren in Nordschweden zur Welt gekommen sind und bis auf Ekman alle aus der nordschwedischen Provinz Västerbotten stammen - einer historischen Landschaft im Norden Schwedens, die - wie schon der Name andeutet - an der Westküste des Bottnischen Meerbusens liegt. Västerbotten ist auch eine Landschaft, welche eine Unzahl von Literaten hervorgebracht hat.
Der auch in Deutschland bekannte Autor Per Olov Enqvist nennt Västerbotten ein „literarisches Wunder mit 50 lebenden etablierten Schriftstellern, die in den kargen Siedlungen nördlich und westlich von Skellefteå leben“. Trotz in Mitteleuropa unbekannter Einsamkeit bringt die Region seit 60 Jahren hervorragende gesellschaftskritische Literatur hervor, die die die meisten in Deutschland viel bekannteren Kriminalromane der vergangenen zwanzig Jahre von Mankell bis Marklund in den Schatten stellt.
Den LieratenInnen gemeinsam ist eine imponierende Gesellschaftsanalyse. Die Ursachen für die Absichten ihrer handelnden Charaktere werden stärker herausgearbeitet als von jedem anderen schwedischen Krimiautor. Die Autoren Västerbottens sehen die Motive in ungewöhnlich starken Bindungen an Religion und Gesellschaft sowie das schwer zu ertragende Klima und eine Landschaft, die nicht viel hergibt und Menschen verarmen lässt. Vielleicht können nur stark religiös geprägte Menschen diese Bedingungen ertragen.
Das Leben und Treiben seines Heimatdorfes in Västerbotten hat Enqvist in seiner Autobiographie »Ein anderes Leben« zusammengefaßt: „Man sang die Kirchenlieder mit klagender, fast verzweifelter Langsamkeit, das Erdenleben war eine Qual, die Sünde wie ein Steinsack. Das Tempo war unerträglich schleppend, wie um an Jesu Leiden am Kreuz zu erinnern, aber gleichzeitig waren Jesu Wunden der freudige Schlusspunkt.“
Als Erwachsener führt er diese Haltung auf deutsche Herrenhuter zurück, die schwedische Gefangene nach dem Krieg Karls XII. Gustav in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Sibirien trafen. Deren Gedankengut nahmen sie auf dem Heimweg um den Bottnischen Meerbusen mit nach Västerbotten. „Ausnahmsweise schienen die großen europäischen Einflüsse einmal von Norden zu kommen, in einem großen Bogen, praktisch vom Nordpol.“
Weblinks:
Västerbotten - Wikipedia
Literatur: