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Samstag, 22. August 2020

»Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt« von Orhan Pamuk

Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt
Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt


Orhan Pamuk wurde in Istanbul geboren und so darf auch ein Buch über seine Heimatstadt nicht fehlen. »Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt« ist ein großes und bilderrreiches Erinnerungsbuch. Orhan Pamuks Buch über Istanbul, in der der Literatur-Nobelpreisträger von 2006 geboren wurde und heute nach langer Abwesenheit wieder lebt und arbeitet, ist eine intime und melancholische Liebeserklärung an eine große Kulturmetropole. Damit hat er der Stadt am Bosporus ein literarisches Denkmal gesetzt.

Orhan Pamuk ergründet in »Istanbul« die Geheimnisse seiner eigenen Familie und die seiner Kindheit. Er führt den Leser an berühmte Monumente und die verlorenen Paradiese der sagenumwobenen Stadt, zeigt uns die verfallenden osmanischen Villen, die Wasserstraßen des Bosporus und des Goldenen Horns, die dunklen Gassen der Altstadt. Pamuk verbindet auf eindringliche Weise Schilderungen von Menschen und Orten und setzt allen ein unvergessliches Denkmal.


Pamuk beginnt, indem er ganz banal über seine Kindheit erzählt und das Ganze auch noch mit Schnappschüssen aus dem Familienalbum illustriert. Im Folgenden wechseln Familienanekdötchen mit essayistischen Berichten über Istanbul-Ansichten des 19. Jahrhunderts oder Lokalgrößen des Istanbuler Kulturlebens von anno dazumal.

Istanbul ist eine Stadt im Wandel. Er beschreibt teilweise sehr eindrucksvoll, wie sich Stadtviertel im Laufe der letzten 150 Jahre verändert haben. Er erzählt, wie er in Istanbul aufgewachsen ist, was er in der Stadt erlebt. Das ist sehr kurzweilig, spannend und macht Spaß.

Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt
Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt


Hüzün - die Melancholie angesichts der unausweichlichen Verluste, leitet Pamuk sogar aus dem Sufismus ab- das Gefühl: "Wenn du dich nicht an Vergängliches klammern würdest und statt dessen ein aufrichtiger Muslim wärst, würden weltliche Verluste dich ohnehin nicht bekümmern".


Immer, wenn es um Hüzün, der Melancholie, die die Stadt angeblich ausströmt, geht, wird es sehr langatmig. Leider auf midestens 200 der knapp über 400 Seiten. Es scheint fast so, als wenn Pamuk diese Melancholgie durch Aneinanderhängen von immer längeren Schachtelsätzen auf den Leser übertragen will. Nur sind Langeweile und Melancholie leider zwei unterschiedliche paar Schule.

Man möchte dem Autor zurufen: Orhan, sattel auf und dann mit Galopp auf und davon. Zwar versucht er Beispiele anzufügen, dass auch andere Schriftsteller-Kollegen dem Hüzün erlegen waren und wie diese Melancholie letztlich zustande kommt. Man gewinnt aber zunehmend doch den Eindruck, dass er seine eigene Schwermütigkeit auf seine Schriftsteller-Kollegen projeziert.

In »Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt« hat Orhan Pamuk die Erinnerungen an eine Stadt, persönlich und historisch, auf eine Art dargestellt, dass sie zugleich ein Bild seiner selbst zeichnen - das Gefühl umreissend, "daß ich zu dieser Stadt gehöre und mit diesen Menschen etwas gemein habe".

Pamuks Buch ist ein ungeheuer geistreiches Buch, das von einer ruhig fließenden, klassischen Sprache, aber auch von orientalischem Bilderreichtum und einer unendlich lebhaften Welt von Zwischentönen lebt. Es ist eine sehr liebenswertes Portrait des Schriftstellers und seiner Stadt.




Literatur:

Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt
Istanbul, Erinnerungen an eine Stadt
von Orhan Pamuk

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