Ihm wurde oft der Beiname "Der Literaturpapst" gegeben. Er selbst mochte das nicht, denn unfehlbar wollte Marcel Reich-Ranicki nicht sein, wohl aber eine Autorität. Immer wieder sorgte er für Debatten und Aufsehen im deutschen Literaurbetrieb.
Er war eine Art Übervater des Literaturbetriebs und wegen seines gelegentlich harschen und leidenschaftlichen Urteils geliebt und verhasst. Er war ein "Meister des Verrissses". Etwa mit seinem Verriss des Romans "Ein weites Feld" von Günter Grass im Magazin "Der Spiegel" im Jahr 1995 sorgte er für einen Literaturstreit.
Mit dem "Literarischen Quartett" feierte er große Erfolge: Bis zu zwei Millionen Zuschauer sahen sich diese Fernseh-Talkshow über Literatur an, in der zwar vorhersehbar, aber immer lebhaft und spannend über Bücher gestritten wurde. Marcel Reich-Ranicki liebte Streit und Diskussion und er lebte von dem Streit, den er immer wieder anzettelte.
Seine Leidenschaft war die deutsche Literatur. Er hat zahlreiche Bücher über sie geschrieben, hat unzählige Werke herausgegeben oder kommentiert, der deutsche Buchhandel kennt unter seinem Namen über hundert Einträge.
Seine Lieblinge waren die großen Klassiker: Goethe, Heine, Kleist, Fontane und Thomas Mann.
Aber auch an der Literatur seiner eigenen Zeit fand Marcel Reich-Ranicki Gefallen. Wenn auch nur mäßigen. Als Literaturkritiker der Wochenzeitung "Die Zeit" und dann der Tageszeitung "FAZ" war er ihr ständiger wachsamer Begleiter. Von den Anfängen der "Gruppe 47" bis zu seinem Tode.
Reich-Ranicki ist nicht nur ein hinreißender Plauderer über Literatur. Er ist auch ein Meister der Selbstdarstellung, der weiß wie er seine Popularität in klingende Münze umsetzen kann.
Marcel Reich-Ranicki führt in die deutsche Literatur ein. Zumindest zur klassischen, zur kanonisierten. Und weil man ja wissen möchte, welche Gipflelzone in des Literaturpapstes Romangebirge da zu bewältigen ist, hier die 20 Titel in entstehungsgeschichtlicher Reihenfolge von 1774 bis 1984.
Folgen wir also der Schopenhauer´schen Devise:
Vom Schlechten kann man nie zu wenig, und das Gute nie zu oft lesen.
Arthur Schopenhauer
Weblink:
Der Kanon. Die deutsche Literatur. Romane von Marcel Reich-Ranicki
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen