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Dienstag, 16. November 2021

»Professor Unrat« von Heinrich Mann

»Professor Unrat« ist ein 1905 erschienener Roman von Heinrich Mann über die Erziehung von jungne Menschen in der Wilhelminischen Zeit. Der Roman ist Satire auf die fragwürdigen Erziehungsmethoden in dieser Zeit.

Professor Rat ist ein spießiger, reaktionärer, unglücklicher, hasserfüllter Lehrer an einem Kleinstadt-Gymnasium, der dort Altgriechisch und Latein unterrichtet. Dieser Professor Raat ist ein Symbol der Wilhelminischen Zeit und Erziehung. Er fühlt sich der Tugendhaftigkeit derart verpflichtet, dass er seine Schüler regelrecht tyrannisiert. Der Zeitgeschmack und die Bedürfnisser der Jugend interessieren ihn nicht. Die Jugend hasst ihn daher ebenso wie er die Jugend, die er in Wirklichkeit nicht versteht.

Im Prinzip begreift er die Menschheit im Allgemeinen nicht. Da er aber gegen seine Schüler Krieg führt und diese Siege gegen seine Schüler ihm Genugtuung verschaffen, er das Scheitern seiner Schüler aus gutem Hause im Leben früh beeinflussen kann, indem er diesen schlechte Noten gibt, erhält er ein Gefühl von Macht.

Seine Wertevorstellungen nähren sich aus einem Idealismus, der seinen Ursprung in altgriechischen Klassikern hat, wie z.B. Homers »Ilias», mit dem er sich noch immer Tag für Tag auseinandersetzt, und die für ihn eine der wenigen Quellen der Wahrheit darstellt. Wenn von dieser Wahrheit seine Umgebung abrückt, so ist die Umgebung dafür zu verurteilen, und nicht etwa sein geliebter Homer.

Legendär ist sein strenger Ruf, hat er doch schon Generationen von Schülern zurechtgestutzt. Doch den Schöpfer des Spitznamens »Professor Unrat« kann er nicht ausmachen, obwohl er bereits den einen oder anderen Verdacht hegt. Fast schon militant auf seinen guten Ruf achtend, macht er jedem Verdächtigen das Leben zur Hölle. Bald schon hat er den frechen Lohnmann im Visier, der ihm ein ganz spezieller Dorn im Auge ist. Scheint er doch gegen Raats Schikanen und Strafen vollkommen immun zu sein.

Er ist ein Lehrer der alten Schule. Aber genau das wird ihm eines Tages zum Verhängnis. An eine Stätte des Lasters begibt er sich nur, um einige seiner jugendlichen Schüler, für dessen Schutz er sich verantwortlich fühlt, vor allem aber um diese öffentlich bloßstellen zu können, aufzufinden. Bei dieser Gelegenheit verfällt er aber dem billigen Charme einer Revuetänzerin, die gerade halbnackt Aufführungen macht.

Völlig weltfremd und ohne echte Kenntnis des anderen Geschlechtes glaubt er in der Frau eine seiner Heldinnen aus der griechischen Sage wiederzuerkennen, um die Liebe zu ihr zu rechtfertigen. Fortan beginnt er mit ihr eine Beziehung, die ihm seinen Ruf kostet, als auch später seinen Arbeitsplatz als Lehrer. Er ist von nun an dem Gespött einer Welt ausgesetzt, die er vorher verfolgt hat.

Doch auf dem Hintergrund des Rotlichtmilieus entwickelt der Tyrann schließlich ungeahnte Fähigkeiten, und setzt seine Bosheit dieses Mal dafür ein, von hier aus als "gefallener Engel" seine spießigen Mitmenschen aus Rache zum Laster zu bringen.

Unrats Liaison mit der Künstlerin Fröhlich wird ruchbar, die bigotten Kollegen schneiden ihn, doch kann man den unbeliebten Kollegen nicht so ohne weiteres loswerden. Das besorgt Unrat letztlich selbst als er in einem Prozeß, in dem über die Zerstörung eines Hünengrabes verhandelt, dessen Lohmann, Ertzum und Kieselack angeklagt sind, leidenschaftlich für die Künstlerin Fröhlich, die verdächtigt wird, einen der drei angestiftet zu haben, und gegen seine Schüler Partei ergreift. Die drei werden von der Schule verwiesen, aber auch Unrat ist durch seinen Auftritt untragbar geworden. Er wird in den Ruhestand versetzt.

Heinrich Mann verstand sein Buch als politisches Buch mit Seitenhieben auf die spießige wilhelminische, kaisertreue, antidemokratische Gesellschaft seiner Jugend. Als überzeugter Demokrat rechnete er mit dem Lehrer-Typus seiner eigenen Schulzeit ab. Er hasste selber die Schule und ging vor dem Abitur ab, obwohl er immer ein guter Schüler war.

Das Buch, der größte Erfolg von Heinrich Mann, wurde im Jahr 1929 verfilmt. Die Verfilmung war eine der größten internationalen Kinoerfolge deutschen Ursprungs und machte nebenbei die Schauspielerin Marlene Dietreich weltbekannt.

Literatur:

Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen
Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen
von Heinrich Mann

Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen
Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen
von Heinrich Mann

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