»Goyas Ungeheuer« ist ein spannender Kriminalroman von Berna Gonzalez Harbour, der in Madrid spielt.
Es ist die überaus gelungene Verknüpfung von Krimi und Kunstbetrachtung, welche das Besondere dieses Buches ausmacht. Das ist die durchaus seltene, aber überaus gelungene Verknüpfung von Krimi und Kunstbetrachtung.
»Die Kunst Goyas steht für mich für eine Realität, die so gegenwärtig wie Tag und Nacht ist.
Und deshalb wollte ich sie in einen Roman einbauen.«
Berna Gonzáles Harbour
Es geht in dem Roman um das Spätwerk des Francisco José de Goya y Lucientes (1746 – 1828). Dieser zog sich 1819 auf sein Landhaus »Quinta del Sordo« (»Landhaus des Tauben«) zurück, dessen Wände er bis 1823 mit den verstörenden »Pinturas negras« (»Schwarze Bilder«) bemalte.
Vor diesem Hintergrund spielt die Geschichte im heutigen Madrid, deren Protagonistin die vom Dienst suspendierte Kommissarin Maria Ruiz ist. Sie wurde vom Dienst suspendiert, weil sie auswärts, also außerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches, erfolgreich einem Kollegen bei den Ermittlungen half. Für den Beamten-Apparat aber ist das ein Fall von Insubordination, der unbedingt geahndet werden muß…
Aber kaum wieder in ihrer Heimatstadt angekommen, wird sie ungewollt konfrontiert mit rätselhaften Ereignissen: Zunächst versetzen drei tote Truthähne, kunstvoll drapiert in einem Park, die Bevölkerung in AufruhrDie Gerüchteküche brodelt. Für die veröffentlichte Meinung ein Fall von Voodoo oder ähnlichem. Eher unbemerkt kommt auch der Welpe eines Kollegen ums Leben.
Dann aber geschieht noch Schlimmeres: in einem Flußbett wird die Leiche der Kunststudentin Sara gefunden, aber eben nicht einfach gefunden. Nein, sie ist förmlich da ausgestellt: wie auf der Garotte erwürgt und dazu noch altmodisch kostümiert. Zunächst geht man hier von einer aus dem Ruder gelaufenen Sado-Maso-Aktion aus. Der mysteriöse Mord ist einem Kunstbild Goyas nachgestellt. War der Mörder etw ein Bewunderer Goyas?
Bald aber gerät Saras Professor in Verdacht, er habe seine Studentin auf dem Gewissen. Und nun brodelt, bösartig vorverurteilend und ausufernd, virtueller wie realer Protest. Der Professor wird von nur dümmlich zu nennenden Jungalternativen an den Pranger gestellt und beruflich wie privat „fertig gemacht“. Die Autorin scheut sich nicht, anhand dieses Beispiels falsch verstandene Emanzipation und dergleichen bloßzustellen (alte weiße Männer als Täter, Frauen als Opfer des Hetero-Patriarchats). In Madrid ereignen sich noch weitere Morde bzw. Mordankündigungen.
Maria Ruiz soll sich zwar nicht in den Fall einmischen, aber sie kann es nicht mitansehen, wie sowohl die „öffentliche Meinung“ als auch die Polizei sich verzetteln. Sie stellt also ganz privat eigene Recherchen an, wobei ihr zwei Bekannte helfen: ein alter Zeitungsjournalist und eine junge Bloggerin. Vor allem aber stößt sie in einem besetzten Haus, wo die Studentin gewohnt hatte, auf den 15jährigen Straßenjungen Eloy - der übrigens aus großbürgerlichem Hause kommt. Letzerer übergibt ihr Saras Tagebuch. Maria spricht auch mit dem Professor.
Die Kommisarin erkennt schließlich, daß die Studentin nicht nur mit diesem, sondern mit anderen Männern ebenfalls sexuelle Kontakte pflegte. Sie erfährt auch, daß Sara sich dafür eingesetzt hatte, Goyas Spätwerk auf eindrucksvolle Weise öffentlich zu präsentieren. Langsam wird ihr, wird auch den beiden Journalisten klar, daß all die Morde einigen Werken Goyas nachgestellt sind.
Der Kriminalfall an sich ist eher langweilig, weil Motiv und Täter sehr schnell bekannt sind und die Handlung dann relativ ziellos vor sich hintreibt. Spannung kommt nicht auf, wirkliche Rätsel gibt es auch nicht, nur grenzenlose Verwunderung über das seltsame Verhalten der Beteiligten. Dies wiederum gründet in den unbekannten vorigen Teilen.
Literatur:
Goyas Ungeheuer von Berna Gonzalez Harbour
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