Der geschichtliche Wallenstein mit all seinen abstoßenden, schroffen Charakterzügen eignete sich auch nicht recht zum Helden eines Dramas. Mitgefühl mit seinem Schicksal leidet unter seinem Charakter.
Deshalb mußte der Dichter Friedrich Schiller in seienm historischen Drama vieles im Charakter seines tragischen Helden mildern, vieles wieder ergänzen, bis er die Gestalt geschaffen hatte, die dem Betrachter entgegentritt.
So wurde das überaus starke Selbstgefühl wesentlich gemildert, obwohl sich Wallenstein als eine gewaltige Erscheinung zeigt, die ihre Umgebung geistig überragt, als eine feste Säule, "an die man sich mit Lust darf schmiegen und voll Zuversicht".
Viel, unendlich viel hat Wallenstein für den Kaiser getan, hat ihm seine Länder gerettet, hat ihn zum Herrn in Deutschland gemacht und sich dabei nicht geweigert, in seinem Interesse den Fluch der Völker auf sich zu laden.
Wenn ihn nun ein Streben nach Anerkennung erfüllt, so ist dies nur zu berechtigt und leicht erklärlich, und wenn dieser Ehrgeiz nach Hohem trachtet, so ist dies nur der Ausfluß von dem Bewußtsein des eigenen Wertes. Zu diesem persönlichen Ehrgeiz gesellt sich Wallensteins Glaube an eine höhere Bestimmung.
Nach seiner festen Überzeugung steht sein Schicksal in den Sternen geschrieben, und die himmlischen Mächte bestimmen die Zeit seines Handelns.
Vor allem aber ist es nicht bloß der Wunsch, eine möglichst große und führende Rolle zu spielen, die ihn zum Verräter werden läßt, sondern das tiefe Mitgefühl mit dem geknechteten und unter den Nöten langer Kriegsjahre leidenden Deutschland.
Er will ihm die innere Ruhe wiedergeben und zu einer geachteten Stellung gegenüber dem Auslande verhelfen. Als er aber sehen muß, daß man Ihn, undankbar im höchsten Grade, wieder fallen lassen und zum zweiten Male stürzen will, zeigt er nicht Rachsucht, sondern nur tiefsten Widerwillen über die erlittene Kränkung. Bei aller Herbheit seines Wesens zeigt er manchen Zug zarter Empfindung.
Das historische Drama »Wallenstein« ist die gängige Bezeichnung für eine Dramen-Trilogie von Friedrich Schiller, die eine Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg thematisiert. Schiller machte darin die historische Figur des »Wallenstein« zu einer literarischen Figur.
Mit Recht sagt Schiller im Prologe von seinem Helden:
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen