Historisches Vorbild für den Büchnerschen Woyzeck ist der am 3. Januar 1780 in Leipzig als Sohn eines Perückenmachers geborene Johann Christian Woyzeck.
Aus Eifersucht erstach er am 21. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost in einem Hausflur in der Leipziger Sandgasse.
Der historische Woyzeck war zum Tatzeitpunkt schon lange kein aktiver Soldat mehr, sondern arbeits- und obdachlos. Er war Trinker, gewalttätig, entwurzelt und war am Ende.
Seine Tat ergab sich aus einem Streit heraus, das Opfer wollte sich nicht mehr mit Woyzeck abgeben. Vielleicht würde ein modernes Gericht einen Täter wie ihn für psychisch gestört erklären und mildernde Umstände ansetzen, obwohl das keineswegs sicher ist.
Statt der Todesstrafe bekäme er heute vermutlich lebenslänglich, vielleicht auch ein paar Jahre weniger. Aber mit Sicherheit hat Georg Büchner seine Dramaturgie nicht als literarische Revision des Gerichtsurteils verstanden.
Büchner benannte seine Figur zwar nach der historischen Vorlage. Doch er wollte nicht, dass das Publikum das Drama auf den zugrundeliegenden historischen Fall beziehen sollte. Jeder Schriftsteller von Rang möchte, dass sein Werk selbstständig dasteht.
Georg Büchner war ausgesprochener Shakespeare-Fan, er wäre jedoch nie auf die Idee gekommen, sich im Zusammenhang mit Shakespeares Hamlet den historischen Hamlet vorzunehmen.
Blog-Artikel:
Georg Büchner zum 200. Geburtstag
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