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Samstag, 9. Mai 2015

»Der Spion, der aus der Kälte kam« von John le Carré

Der Spion, der aus der Kälte kam


Der britische Agent Alec Leamas ist für Ostdeutschland zuständig. Undercover wechselt er die Seiten, um seine Informanten zu schützen. Zu spät erkennt er, dass er Spielball einer Intrige geworden ist. Als die Frau, die er liebt, in Gefahr gerät, kommt es zum dramatischen Showdown an der Berliner Mauer. Der Spion, der aus der Kälte kam begründete John le Carrés Weltruhm.

Der abgehalftere ehemalige Berlin-Spion Spion Alec Leamas wird von seiner Behörde stiefmütterlich behandelt. Aus Frust vernachlässigt er sich und seine Arbeit. Als sich die Chance auf ein Überlaufen bietet, greift er zu.

Der Roman begibt sich in die Welt der Täuschung und Tarnung hinein und veranschaulicht die Dramatik des Ost-West-Konflikts. Er kommt ohne Geballere und allzuviel Action aus. Trotzdem bleibt er unglaublich spannend und lässt den Zuschauer immer etwas im Unklaren - Spion, Gegenspion, Verräter, Intrigant, Verbündeter. Aber das Offensichtliche - soviel ist sicher - ist seltenst die Realität.

Die Handlung kommt nur schwer in die Gänge. Der Autor hält sich sehr lange damit auf, zu beschreiben, wie der Protagonist nach dem Ende seiner Berufstätigkeit als Agent jeglichen Lebensmut und jeglichen Antrieb verliert. Wer die altmeisterliche Langsamkeit eines Krimis mag, in welchem ein realistischer Plot mit Weltgeschichte verbunden wird muss John le Carré lesen.

Hier wird eben nicht nur die Geschichte von einem Agenten erzählt, der als vorgeblicher Verräter im Kalten Krieg gen Osten geschickt wird, um ein Komplott gegen den dort führenden Geheimdienstler zu inszenieren. Vielmehr geht es in diesem Buch um Ideologie, Politik, Loyalität, Integrität, Wahrheit, Liebe – und vor allem um den Preis, den Menschen für ihre Tätigkeit zu zahlen haben. Mit anderen Worten: Es geht ums Ganze.

Es ist eine der großen Aufgaben der Literatur, allseits anerkannte Wahrheiten in Zweifel zu ziehen. Dieses Buch wirft einen schonungslosen Blick auf den kalten Krieg. Es beweist, dass es keine einfachen Wahrheiten gibt. Dass man bisweilen Werte verraten muss, um sie zu schützen, im Großen so gut wie im Kleinen.

Wer vor dem Einheitsbrei der heutigen Serienkiller flüchten möchte, sollte in die Kälte der Spionage flüchten.
Literatur:

Der Spion, der aus der Kälte kamDer Spion, der aus der Kälte kam von John le Carré

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