Charlotte Brontë wurde vor 200 Jahren am 21. April 1816 als älteste von drei Schwestern in Thornton, Yorkshire, geboren. Schon als Kind begann sie zu schreiben, arbeitete jedoch zunächst einige Jahre als Lehrerin und Gouvernante, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete.
Die melancholische Landschaft im Norden Englands bestimmte ebenso wie die Familie das karge Leben der drei Schwestern, von denen so heute viel bekannt ist, weil Charlotte als die Chronistin ihrer Familie fungierte.
Um Französisch-Lehrerin zu werden, reiste Charlotte nach Brüssel und verliebte sich unglücklich in den Leiter des Pensionats Héger. Eine eifersüchtige Madame Héger und ein unbeeindruckter Monsieur Héger ließen ihre Herzenshoffnungen scheitern. Zurück in Haworth, veröffentlichte sie 1846 gemeinsam mit ihren Schwestern Emily und Anne Gedichte.
Sie versteckten ihr Geschlecht hinter dem Pseudonym Brüder Bell, um den Vorurteilen gegenüber Schriftstellerinnen zu begegnen. Die Kritik lobte, aber niemand kaufte. Charlottes Roman »Jane Eyre« hingegen zeitigte Ruhm, und Geld. Als aber herauskam, daß eine Dame vom Lande ihn geschrieben hatte, einen Skandal.
Erst spät wagte sich Charlotte hinaus in die literarischen Zirkel Londons. Obwohl sie weiterhin unter einem Pseudonym publizierte, war sie inzwischen als Autorin von »Jane Eyre« bekannt, ihrem ersten veröffentlichten Roman (1847). Die fiktive Biografie einer Gouvernante beruhte auf ihren eigenen Erfahrungen mit diesem Broterwerb, und diesen verdankt sich auch das psychologisch dichte Porträt seiner Protagonistin und ihrer zerquälten Seele.
Der Roman wurde zu einem Skandalerfolg im prüden viktorianischen Zeitalter, nicht zuletzt wegen der emanzipatorischen Ideen und erotischen Phantasien, die sich darin offenbaren. Für ihren bis heute populärsten Roman erhielt Charlotte das seinerzeit stolze Honorar von 500 Pfund.
Wie ihre Schwestern veröffentlichte sie ihre Werke unter einem männlichen Pseudonym. Die wahre Identität der Autorinnen gab sie 1850 in einem Vorwort zu Emily Brontёs »Wuthering Heights« preis. Neben »Jane Eyre« hinterließ Charlotte Brontё drei weitere Romane sowie einen gemeinsam mit ihren Schwestern publizierten Gedichtband.
Die Brontë-Schwestern haben in ihrer leider nur sehr kurzen Schaffensphase einige zeitlose Klassiker geschaffen, darunter Meisterwerke wie »Jane Eyre« oder »Sturmhöhe«. Charlotte Brontë wirkte als Chronistin ihrer Familie und als Kartografin der eigenen zerklüfteten Seelenlandschaft.
Charlotte Brontë starb am 31. März 1855 in Haworth, Yorkshire.
Weblinks:
Zum 200. Geburtstag von Charlotte Brontë: Im Herzen tobt ein Sturm - NZZ Feuilleton - www.nzz.ch
Zum 200. Geburtstag von Charlotte Brontë - www.deutschlandfunk.de
Literatur:
Jane Eyre von Charlotte Brontë
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