Menue

Samstag, 14. November 2020

»Die Stadt hinter dem Strom« von Hermann Kasack


»Die Stadt hinter dem Strom« ist ein 1947 veröffentlichter Roman von Hermann Kasack. Er schrieb mit dem Roman eines der wichtigsten Werke der so genannten inneren Emigration. Der Roman entstand in zwei Abschnitten 1942–44 sowie 1946 und erschien zunächst als gekürzter Vorabdruck im Berliner Tagesspiegel. Schreibanlass waren nach eigenen Angaben des Autors zwei visionäre Träume aus den Jahren 1941 und 1942.

Held des Romans ist der Alt-Orientalist Dr. Robert Lindhoff, der mit dem Zug in eine namenlose Stadt hinter dem Strom reist – eine Anspielung auf den klassischen Weg in das Schattenreich –, die mit ihren zerstörten Häusern und ärmlichen Bewohnern an das Nachkriegsdeutschland erinnert. Robert begegnet dort Menschen aus seiner Vergangenheit, die er für tot gehalten hatte.

Von der allmächtigen Präfektur erhält er den Auftrag, die freie Stelle als Archivar und Chronist anzutreten und so gewissermaßen das »Gedächtnis der Stadt« zu sein. Die Anzeichen häufen sich, dass es sich nicht um eine normale Stadt, sondern um ein Jenseitsreich handelt, aus dem nach Auskunft von Roberts Führer, dem Maler Katell, noch niemand entfliehen konnte. Die Menschen führen dort sinnlose, mechanische Tätigkeiten aus und stehen offenbar unter der Autorität einer geheimnisvollen Macht.

Der Schauplatz des Romans ist das Ruinenfeld einer Stadt, deren Bewohner von der harten Fronarbeit in Katakomben ausgemergelte Wesen sind. Die vom Leerlauf der Mechanik ausgehöhlten Geschöpfe gleichen gespenstigen Larven und sind Handlanger einer aufgeschwemmten Bürokratie unter der Herrschaft einer autoritären Kaste, die nur selten aus dem geheimnisdunklen Hintergrund hervortritt.

In dem Roman „Die Stadt hinter dem Strom“ findet sich der Satz: „Ich habe mehr als eine Zeit und mehr als eine Generation durchmessen und bin nicht müde geworden, dem Geist zu dienen.“

Die Stadt hinter dem Strom ist ein allegorischer Roman, der durch das Hauptmotiv der Jenseitswanderung eines Lebenden, die Figurenkonstellation, Begriffe wie »Hölle« und »Purgatorium« und nicht zuletzt durch explizite Vergleiche auf die Göttliche Komödie (1321) von R Dante Alighieri als Referenztext verweist. Dieser Bezug ermöglicht es Kasack, die Grenzerfahrung des Kriegs und der Zerstörung Deutschlands auf einer figurativen Ebene als Zustand der Hölle und des Fegefeuers darzustellen, auf den nach dem Gesetz der Wandlung vielleicht das Paradies folgen kann. In den Berichten der Stadtbewohner, die von ihren Erlebnissen in einem »Inferno der Brutalität« sprechen, verarbeitet Kasack als einer der ersten deutschen Autoren die Erfahrung der Konzentrationslager.


Literatur:

 Die Stadt hinter dem Strom von Hermann Kasack

 Die Stadt hinter dem Strom von Hermann Kasack

Weblink:

Hermann Kasack - ZEIT ONLINE 1966 - www.zeit.de


Blog-Artikel:

- Literatenwelt-Blog - http://literatenwelt.blog.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen