Nach den Bestsellern »Atlas eines ängstlichen Mannes« und »Cox oder Der Lauf der Zeit« erzählt Christoph Ransmayr in seinem Roman »Der Fallmeister« virtuos und mit großer Sinnlichkeit von menschlicher Schuld und Vergebung.
Im tosenden Wildwasser stürzt ein Langboot die gefürchteten Kaskaden des Weißen Flusses hinab. Fünf Menschen ertrinken. Der »Der Fallmeister« , ein in den Uferdörfern geachteter Schleusenwärter, hätte dieses Unglück verhindern müssen. Als er ein Jahr nach der Katastrophe verschwindet, beginnt sein Sohn zu zweifeln: War sein jähzorniger, von der Vergangenheit besessener Vater ein Mörder? Die Suche nach der Wahrheit führt den Sohn des Fallmeisters tief zurück in die eigene Vergangenheit: Getrieben von seiner Leidenschaft für die eigene Schwester und der Empörung über das Schicksal seiner aus dem Land gejagten Mutter, folgt er den Spuren seines Vaters. Sein Weg führt ihn durch eine düstere, in Kleinstaaten zerfallene Welt. Größenwahnsinnige Herrscher ziehen immer engere Grenzen und führen Kämpfe um die Ressourcen des Trinkwassers. Bildmächtig und mit großer Intensität erzählt Christoph Ransmayr von einer
Der Roman berührt viele unterschiedliche Themen: Man kann ihn als Vater-Sohn-Geschichte lesen, als Roman einer Familie. Zugleich entwirft »Der Fallmeister« ein Bild unserer verfinsterten Gegenwart oder Zukunft, es wird von Kämpfen um natürliche Ressourcen erzählt, das Wasser spielt eine zentrale Rolle. In diesem Sinne ist er ein sehr politischer Roman. Es geht um Nostalgie und die Sehnsucht, in eine vermeintlich glorreiche Vergangenheit zurückzukehren. In einem existentiellen Sinne erzählt der Roman von menschlicher Hybris und Schuld. Das Schlussbild zeigt einen Menschen, der alleine vor dem Meer steht und bei allen Verirrungen vielleicht auf Vergebung hofft.
Die kunstvoll erzeugte kafkaeske Grundstimmung und die betörende Sinnlichkeit der Sprache weist auch dieses Werk als ? aus.
Betörende Schilderungen der Natur und eindrückliche Reisebilder, in einer Sprache, die präzise und glasklar und bis ins Magische hinein berückend daherkommt.
Sein Horizont öffnet sich mehr auf die Gestade einer visionären Einbildungskraft als auf den dystopischen Realismus einer von Klimawandel und Nationalismus angetriebenen Zivilisationskritik.
Die Figur des Sir John Falstaff ist eine der bekanntesten literarischen Figuren der Weltliteratur eine ebenso magische wie mythische und faszinierende Figur. Shakespeares komische Figur Falstaff hat immer wieder Eingang in seinen Werken gefunden. Sie kam erstmals in den Stücken »Heinrich IV.« und »Die lustigen Weiber von Windsor« vor.
Es handelt sich um einen wohlbeleibten, trink- und raufsüchtigen Soldaten, der in »Die lustigen Weiber von Windsor« als zur Selbstüberschätzung neigend und in »Heinrich IV.« als melancholisch dargestellt wird. Über John Falstaff heisst es bei Shakespeare, er sei ein "Globus mit sündigen Kontinenten". Der Name Falstaff wird oft für einen dicken Angeber und Genießer verwendet.
Die Figur sollte ursprünglich Sir John Oldcastle heißen und wurde wegen der Namensgleichheit mit einem bekannten Ritter in Falstaff umbenannt. Die Figur des Falstaff war sehr beliebt und wurde von Shakespeare und auch anderen Autoren und Komponisten aufgegriffen und in eigenen Werken als komische Figur verarbeitet.
In »Heinrich V.« spielen Sir John Falstaff sowie seine Gefolgschaft und sein Haushalt ebenfalls eine gewichtige Rolle in der Rahmenhandlung. Wir erleben hier den in königliche Ungnade gefallenen, sterbenden Falstaff, der den Frankreichfeldzug seines Königs von 1415 nicht mehr erlebt. Am Hofe des todgeweihten Königs herrscht eine düstere Atmosphäre, die vom unermeßlichen Leid des Krieges kündet.
Der alternde Ritter John Falstaff ist durch seine Freundschaft mit dem Prinzen Hal, dem künftigen König Henry V., verbunden - aber es ist eine Freundschaft ungleicher Männer. Der jungn Hal liebt den spontanen Saufkumpan und Prahlhans und verehrt zugleich den strengen, machtbewußten Vater. Als er selber die Krone trägt, distanziert er sich vom Lehrer und Pfleger seiner Lüste und von der Zeit der Riterlichkeit im Alten England.
Charles Baudelaire wurde vor 200 Jahren am 9. April 1821 in Paris geboren. Charles Baudelaire gilt als einer der bedeutendsten französischen Dichter und als wichtiger Wegbereiter der literarischen Moderne in Europa. Charles Baudelaire gilt noch heute als Ingegriff moderner französischer Dichtung.
Wie kein anderer Dichter steht der Charles Baudelaire mit seiner Lyrik für Exzentrik, Dekadenz, morbide Erotik, Überspanntheit der Nerven - oder auch die pure Lust am Untergang.
Ab 1838 schrieb Baudelaire Gedichte, Prosa und Dramen. Er übersetzte zunächst Prosa von Edgar Allan Poe, bevor er als Dichter in Erscheinung trat. Im Alter von 36 Jahren veröffentlichte er »Les Fleurs du Mal«.
Durch seine prosaische Dichtung »Die Blumen des Bösen« wurde er schnell berühmt. Baudelaire wagte hier erstmals die Darstellung des Bösen in der Literatur.
1857 erschien der Gedichtzyklus »Hundert Gedichte« der ersten Augabe der »Fleurs du mal«. Das Bürgertum war über die decadence in den Gedichten verärgert und fürchtete einen Angriff auf die bürgerlichen Werte.
Die Veröffentlichung des anstössigen Gedichtbandes verursachte damals einen öffentlichen Skandal und hatte sofort einen Strafprozess wegen „Gotteslästerung“ und „Beleidigung der öffentlichen Moral“ gegen Autor und Verleger zur Folge.
Geschadet hat der Prozeß dem Ruf des Dichters nicht.
Am 20. August 1857 wurden Dichter und Verleger wegen »Verstosses gegen die öffentliche Moral und die guten Sitten« von der Pariser Strafkammer zu einer Geldstrafe verurteilt und erhielten die Auflage, sechs Gedichte aus der Sammlung zu streichen.
Im Jahr 1861 ließ der Dichter eine zweite, von den inkriminierten Versen bereinigte Auflage erscheinen, die nun um 35 Gedichte vermehrt war.
Schnell genoss der "Dichter des Bösen" den Ruf eines Exzentrikers und Bonvivanten.
Wer nicht das Joch der Gegenwart tragen will, muss sich berauschen, gleichviel ob mit Wein, Tugend oder Poesie. so Baudelaire in seinem Gedicht »Envirez-Vous« (»Berauscht Euch«).
Im Jahr 1865 erschien in Brüssel das Bändchen »Les Epaves«, das 23 Gedichte, darunter die verbotenen, enthielt.
Weitere Werke sind die Prosadichtungen »Die Tänzerin Fanfarlo» und »Der Spleen von Paris«.
Charles Baudelaire starb am 31. August 1867 in Paris.
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
»Der Osterspaziergang«, »Faust I«, Johann Wolfgang von Goethe
Ostern ist die Zeit der großen Poesie. Dem Thema Ostern und auch dem Frühling sind zahlreiche Gedichte gewidmet.
Eines der wohl schönsten, poetischsten und bekanntesten Gedichte zu Ostern ist "Der Osterspaziergang" von Goethe aus seinem "Faust I". Hier wird wunderbar der Frühling, das Wiedererwachen der Natur und die Entstehung des Lebens beschrieben. All diese schönen Phänomene die die Osterzeit mitbringt.
Außer diesem gibt es jede Menge weiterer Gedichte zu Ostern und zum Frühling, die sich mit der Natur befassen. Es gibt jedoch auch eine Vielzahl an Gedichten, in denen es um die Osterzeit selbst geht. Da wäre zum Beispiel das Gedicht "Ostern" von Joseph von Eichendorff. Dieses beschäftigt sich mit dem eigentlichen Thema von Ostern, der Auferstehung Jesu Christi.
Dann gibt es natürlich auch Gedichte, die sich mit dem liebsten Tier zur Osterzeit beschäftigen - dem Osterhasen. Der ist wohl eher eine Erfindung der Oster-Industrie, aber wir haben ihn in unsere Herzen geschlossen.
"Osterhäschen dort im Grase" ist ein Gedicht, was wohl Volksgut ist. Aber natürlich gibt es auch hier noch jede Menge weiterer Gedichte.
Zuguterletzt gibt es auch noch einige Gedichte - nicht nur für Ostern - die sich mit dem Hasen, der Henne oder dem Ei an sich beschäftigen. Diese sind sehr nett und lustig geschrieben.
Hier wäre ein schönes Beispiel "Auf ein Ei geschrieben" von Eduard Mörike, der sich mit der Frage beschäftigt, ob denn die Henne oder das Ei zuerst da war und dann zum Schluss kommt, dass die Antwort eine ganz andere ist.
Aber auch Gedichte, die sich mit dem Frühlingserwachen beschäftigen, wie das "Frühlingslied" von Heinrich Heine werden zu Ostern immer gern rezitiert.
Max Frisch war kein stiller Eidgenosse. Wie sein Schriftsteller-Kollege Friedrich Dürrenmatt sparte der weit gereiste Pazifist nicht mit Kritik an seinem Heimatland. Dort, so scheint es, wird er jetzt von seinem Sockel geholt. Auf seinen Theaterstücken liege dicker Staub, meint Papst, für einen Autor seines Rangs habe er viel Mediokres hinterlassen, von grenzenloser Selbsterkundung ist die Rede. "Alle seine Fenster zur Welt waren Spiegel."
Frisch war immer auf der Suche nach Identität, gerade auch seiner eigenen. Der Einzelne und sein brüchiges Verhältnis zu sich selbst und zum Anderen, zur Gesellschaft und das verwirrende Beziehungsgeflecht in einer immer unverständlicheren Welt sind Themen, um die er kreiste.
Der Autor hieße nicht Frisch, wenn er nicht sein Schweizbild und seine Haltung zur Schweiz in seinem Werk ausbreiten würde. Es war ein schwieriges Verhältnis zu seinem Heimatland.
Der 1911 in Zürich geborene Frisch arbeitete zunächst als Architekt, bevor er mit dem Roman "Stiller" im Jahr 1954 erfolgreich war. Fortan konzentrierte er sich auf das Schreiben. Frisch galt als streitbarer Moralist. Seine bekanntesten Stücke für das Theater sind wohl "Biedermann und die Brandstifter" (1958), eine entlarvende Analyse des Spießbürgers, der das Eindringen des Bösen in seine Welt nicht wahrnehmen will, und "Andorra" (1961), das sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzt. Nahezu in Vergessenheit geraten ist "Die Chinesische Mauer" (1946), in dem Frisch die menschheitsvernichtende Gefahr der Atombombe in den Mittelpunkt rückt.
Berühmt wurden neben "Stiller" seine Romane "Mein Name sei Gantenbein" (1964) und "Homo Faber" (1957). In letzterem wird der rationalitätsgläubige Ingenieur Walter Faber, geprägt vom technisch-wissenschaftlichen Weltbild, mit der unlogischen Macht des Schicksals konfrontiert und scheitert. Frischs literarische "Tagebücher" (1946-49 und 1966-71) machen einen wesentlichen Bestandteil seines Oeuvres aus. Sie verknüpfen autobiografische und fiktionale Elemente, viele spätere Werke sind hier bereits skizzenartig angelegt. Weitere, 1982 begonnene Aufzeichnungen, wurden unter dem Titel "Entwürfe zu einem dritten Tagebuch" im vergangenen Jahr posthum veröffentlicht.
Charles Baudelaire starb vor 150 Jahren am 31. August 1867 in Paris. Charles Baudelaire gilt als einer der bedeutendsten französischen Dichter und als wichtiger Wegbereiter der literarischen Moderne in Europa. Wie kein anderer steht Charles Baudelaire für Dekadenz, morbide Erotik, Überspanntheit der Nerven oder auch: "Lust am Untergang".
Gut, dass Charles Baudelaire nicht auf seine Eltern gehört hat! Die wollten, dass er als Jurist Karriere macht. Stattdessen wurde Baudelaire Dichter und verprasste sein Erbe mit Prostituierten. Vor 150 Jahren starb Baudelaire im Alter von 46 Jahren.
Ab 1838 schrieb Baudelaire Gedichte, Prosa und Dramen. Er übersetzte Prosa von Edgar Allan Poe, bevor er als Dichter in Erscheinung trat. Im Alter von 36 Jahren veröffentlichte er »Les Fleurs du Mal«.
Durch seine prosaische Dichtung »Die Blumen des Bösen« wurde er schnell berühmt. Baudelaire wagte hier erstmals die Darstellung des Bösen in der Literatur.
1857 erschien der Gedichtzyklus »Hundert Gedichte« der ersten Augabe der »Fleurs du mal«. Das Bürgertum war über die decadence in den Gedichten verärgert und fürchtete einen Angriff auf die bürgerlichen Werte. Die Veröffentlichung des anstössigen Gedichtbandes verursachte damals einen öffentlichen Skandal und hatte sofort einen Strafprozess wegen „Gotteslästerung“ und „Beleidigung der öffentlichen Moral“ gegen Autor und Verleger zur Folge. Geschadet hat der Prozeß dem Ruf des Dichters nicht.
Am 20. August 1857 wurden Dichter und Verleger wegen »Verstosses gegen die öffentliche Moral und die guten Sitten« von der Pariser Strafkammer zu einer Geldstrafe verurteilt und erhielten die Auflage, sechs Gedichte aus der Sammlung zu streichen.
Im Jahr 1861 ließ der Dichter eine zweite, von den inkriminierten Versen bereinigte Auflage erscheinen, die nun um 35 Gedichte vermehrt war.
Schnell genoss der "Dichter des Bösen" den Ruf eines Exzentrikers und Bonvivanten.
Wer nicht das Joch der Gegenwart tragen will, muss sich berauschen, gleichviel ob mit Wein, Tugend oder Poesie. so Baudelaire in seinem Gedicht »Envirez-Vous« (»Berauscht Euch«).
Im Jahr 1865 erschien in Brüssel das Bändchen »Les Epaves«, das 23 Gedichte, darunter die verbotenen, enthielt.
Weitere Werke sind die Prosadichtungen »Die Tänzerin Fanfarlo» und »Der Spleen von Paris«.
Baudelaire gilt noch heute als Ingegriff moderner französischer Dichtung.
Charles Baudelaire wurde am 9. April 1821 in Paris geboren.
»Judas« heisst der neue Roman von Amos Oz. Der Roman dreht sich um die universellen Themen Liebe, Religion und Politik, wobei die Religion und die Person Judas viel Raum einnehmen. Im Mittelpunkt steht Judas, der Jesus überredete, nach Jerusalem zu gehen und ihn verriet. Judas zu sein ist ein Wagnis - nicht nur in Israel.
Das Leben des jungen Schmuel Asch ändert sich im Winter 1959 von Grund auf: Seine Freundin verlässt ihn, seine Eltern melden Konkurs an, und er muss sein Universitätsstudium abbrechen. Verzweifelt findet er Unterschlupf und Arbeit in einem alten Jerusalemer Haus als Gesellschafter für einen behinderten, rhetorisch gewandten Mann.
Die drei Protagonisten des Romans wohnen zurückgezogen in dem Steinhaus am Rand der Stadt, und zunächst scheint es, als führten sie ein ruhiges Leben. Im Innern des schüchternen und sensiblen Schmuel bricht ein Sturm los. Die Begierde nach Atalja und seine Neugier wandeln sich langsam in eine verzweifelte Verliebtheit.
Er beginnt wieder sich mit seiner Forschungsarbeit über „Jesus in der Perspektive der Juden“ zu beschäftigen und verliert sich in dem geheimnisvollen Sog, den Judas Ischariot, die Verkörperung des Verrats und der Niedertracht, auf ihn ausübt. Und allmählich entschlüsselt er die Geheimnisse, die in diesem dunklen und einsamen Haus geistern und in die seine Bewohner auf dunkle Art verstrickt sind.
"Die tiefere Bedeutung von Kultur ist Neugier, die Fähigkeit sich in den anderen hineinzuversetzen."
Amoz Os
Schmuel ist und bleibt Atheist und die Frage wird aufgeworfen, ob man über Religion streiten kann. Oder über die Politik, die in Israel bis zum heutigen Tag ein schwieriges und konfliktgeladenes Thema ist. Wir erfahren einiges aus der Zeit der Staatsgründung Israels. Mit der Zeit falten sich die Lebensläufe der drei Personen auf und wie sie mit der Staatsgründung verbunden sind.
Die Personen drehen sich um sich selbst, als hätten sie, nachdem was ihnen in den Jahren und Jahrzehnten passiert ist, keine Geschichte mehr. Sie stehen still und verkriechen sich in einem Haus, in dem jeder für sich bleibt. Die Zukunft wird ausgeklammert.
Oz stellt dabei große Fragen: Wie wird diese Person in den verschiedenen Religionen dargestellt? Und was war mit Jesus? War er ein Christ oder ein Jude? Diese und viele weitere Punkte besprechen die Herren abends in der Bibliothek.
Für Oz kann jeder zu einem Judas, zu einem Verräter werden. Jeder wird irgendwann zu einem Judas. De Gaulle. Ben Gurion. Abraham Lincoln. Und viele andere. Ist ein Judas ein Verräter oder ein Befreier?
»Wer den Mut hat, sich zu verändern, wird immer von jenen als Verräter bezeichnet werden, die zu keiner Veränderung fähig sind und eine Heiden-Angst vor Veränderungen haben, die Veränderungen nicht verstehen und sie ablehnen…« Veränderungen dürfen nicht abgelehnt werden, sonst bleibt alles stehen und Verhärtungen entstehen. Verhärtungen und Fanatismus ziehen ihre Kreise. Bekenntnisse sind in dieser Zeit wichtig geworden. »Wir alle sind Judas Ischariot.«
In diesem Roman kehrt Amos Oz zum Milieu einiger seiner bekanntesten Bücher wie »Mein Michael« und »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis« zurück, in das geteilte Jerusalem der fünfziger Jahre. Die zarte, wilde Liebesgeschichte ist eingebettet in die Landschaft der winterlichen Stadt und in die Ereignisse am Ende der Regierung Ben Gurion.
Gemeinsam mit seinem Protagonisten prüft Oz mutig die Entscheidung, einen Judenstaat zu errichten, samt den Kriegen, die sie zur Folge hatte, und stellt die Frage, ob man einen anderen Weg hätte gehen können, den Weg derer, die als Verräter gelten.
Max Frisch starb vor 30 Jahren am 4. April 1991. Max Frsich war ein berühmter schweizer Schriftsteller und Erzähler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Schriftsteller zählt zu den wichtigsten Nachkriegsautoren und in den 1950er Jahren zu den wichtigsten Autoren seiner Generation.
Frisch war ein großer Erzähler, der es verstanden hat, aus seinem Leben Literatur zu machen: es war ein Leben auf der Suche nach sich selbst und seine Bücher waren seine Begleiter. In seinem gelebten Leben sind ihm nur 80 Jahre vergönnt gewesen, um daraus erzählen zu können.
Max Frisch gilt als einer der bedeutendsten und meistgelesensten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Frisch war ein weltoffener und undogmatischer Schriftsteller. In seinem Schreiben war er selbstreflexiv. Was immer er schrieb, war zuerst und zuletzt auf ihn selber bezogen; er sträubte sich gegen die Rollen, die der Erfolg jedem Autor aufdrängt.
Nachdem 1932 der Vater gestorben war und die finanziellen Mittel knapp wurden, verdiente er sich ein Auskommen als Journalist für die «NZZ» und machte auch eine ausgedehnte Auslandsreise, die er sich unter anderem mit Artikeln über die Eishockey-WM in Prag finanzierte.
Erste Prosaarbeiten – etwa der Roman «Jürg Reinhart» – entstanden, die er später als «epigonal» und «jugendlich» bezeichnete. 1936 entschied er sich für eine bürgerliche Existenz. Mit der finanziellen Unterstützung seines Freunds Werner Coninx studierte er Architektur.
Den Durchbruch als Schriftsteller schaffte er 1954 mit dem Roman »Stiller«. Es war sein erster "Bestseller" - erstmals durchbrach die Auflage eines von ihm geschriebenen Buches Buches die Millionengrenze. Dem Erfolg des Romans »Stiller« folgte der tiefe Bruch in seinem Leben: er trennte sich von seiner Frau und seinen Kindern.
Mit seinem Roman »Stiller« gelang dem Schweizer Max Frisch 1954 der Durchbruch als Romanschriftsteller. Nach dem Erfolg des »Stiller« trennte er sich von seiner Frau und seinen Kindern.
Anfang 1955 entschied er sich, sein Architektenbüro in Zürich zugunsten einer Laufbahn als Schriftsteller zu schliessen. Von da an war Max Frisch nur noch als Schriftsteller tätig und der Erfolg blieb nicht aus.
Der breite internationale Erfolg in den fünfziger und sechziger Jahren, den ihm einerseits die farbigen, facettenreichen Romane "Stiller" (1954) und "Homo Faber" (1957), andererseits die theaterkräftigen Politparabeln "Biedermann und die Brandstifter" (1958) und "Andorra" (1961) brachten, hat Max Frisch zu einer öffentlichen Figur gemacht, neben Böll zum angesehensten deutschschreibenden Autor seiner Generation.
Das Werk von Max Frisch ist zeitkritisch und gestaltet ohne Illusionen die geistige Krise der Gegenwart, ihre Gespaltenheit und Widersprüchlichkeit. Max Frisch hat seine Arbeit immer als "Erfahrung in eine Terra incognita hinein" verstanden, die man selber ist. Der Autor vermochte dabei, jede seiner Erfahrungen ins Literarische zu überführen.
Zentrale Kernthemen seines Werks sind der Konflikt zwischen persönlicher Identität und sozialer Rolle, die Kritik am modernen Menschen, die Bestimmung des Daseins durch Zufall oder Schicksal, den Gegensatz von Technik zu Natur und Mythos, die misslungene Beziehung zwischen den Geschlechtern und das verfehlte Leben.
Frisch ist dafür bekannt und berühmt, sich selbst in seinen Figuren widerzuspiegeln und diese autobiografisch zu prägen. Trotzdem sind seine Erzählungen alle fiktiv.
»Homo faber« bezeichnet den »Mensch als Verfertiger«, der sich mit Hilfe von Werkzeugen die Welt zu Nutze macht. Mit seinem Protagonisten Walter Faber zeigte Frisch beispielhaft einen solchen handlungsorientierten Menschen, in dessen durchweg rationalem und technokratischem Weltbild Schicksalsgläubigkeit keinen Platz hat. Tragischerweise wird das Leben des Selbstsicheren durch eine Reihe von schicksalhaften Zufällen zerstört.
Will man Max Frisch Leben begegnen, dann braucht man nur seine Werke zur Hand zu nehmen, sie sind sein Literatur gewordenes Leben. Seine Bücher handeln von der Suche nach der eigenen Identität in der modernen Zeit aus beweisbarer Wissenschafts- und Faktengläubigkeit. Max Frisch hat immer unterschiedliche Identitäten angenommen, um erzählen zu können.
Max Frisch liebte die Schweiz, wie nur ein Kritiker das Objekt seiner Kritik lieben kann: tief und innig.
Der Patriot Frisch erfuhr damals nicht nur Ablehnung durch das Pack von der Bundesanwaltschaft. Er wurde praktisch von der ganzen bürgerlichen Schweiz ausgegrenzt, nicht zuletzt vom Zentralorgan dieser bürgerlichen Schweiz, der «Neuen Zürcher Zeitung». Auch das schmerzte ihn.
Und auch da ist zu fragen: Weshalb eigentlich? Das kultivierte Bürgertum in aller Welt las ihn, schätzte ihn, verehrte ihn. Was bedeutete da die miefige Antipathie des provinziellen Schweizer Establishments, das Elite zu nennen sich ja ohnehin ver- bot – und bis heute verbietet?
Ausser dem Nobelpreis hat Max Frisch praktisch alle bedeutenden Auszeichnungen erhalten, darunter 1958 den Büchnerpreis, 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1973 den Grossen Schillerpreis.
Max Frisch ist noch immer das Aushängeschild der Literatur aus der Schweiz, auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod. Er beschäftigte sich mit bedeutenden Fragen der Zeit. Den leidenschaftlichen Zeitgenossen trieb bis zuletzt die Frage um: "Wie bleibt das Individuum lebendig – und wie ein Staat?"
Max Frischs Frage ist heute drängender denn je: "Wie bleibt das Individuum lebendig?" Denn im digitalen Zeitalter ist unser Erleben längst vorgefertigt und konditioniert. Wir werden von fremden, künstlichen Bildern und Daten zugeschüttet. Da wird es für den Einzelnen immer schwieriger, lebendig zu bleiben.
Jan Novak hat sich in seiner neuen Biografie »Das erste Leben des Milan Kundera« mit dem Leben des Starautors Milan Kundera auseinandergesetzt. Jan Nováks Biografie über Milan Kundera hat noch vor ihrem Erscheinen in Tschechien die Gemüter erhitzt.
In Tschechien sorgt eine neue Biografie über den Starautor Milan Kundera für reichlich Gesprächsstoff. Sogar der Regierungschef Andrej Babis äußerte sich kritisch zu der Neuerscheinung des Autors Jan Novak.
Viele erstaunt, dass es das erste Buch überhaupt über das Leben des heute 91-jährigen Schriftstellers ist. Kundera selbst hat immer wieder betont, der Romanautor suche, „hinter seinem eigenen Werk zu verschwinden”.
Doch der Reihe nach: Im Juli 1975 verließ Milan Kundera für immer die sozialistische Tschechoslowakei und ging mit seiner Frau Vera in den Westen. Seinen kleinen, blau-weißen Renault 5 packte er voller Bücher. Für Kundera, da schon 46 Jahre alt, begann in Frankreich ein neues Leben.
Knapp zehn Jahre später wurde er mit dem Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins” international bekannt. Das Liebesdrama zwischen dem Chirurgen Tomas und der Kellnerin Teresa vor dem Hintergrund der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde zu einem Bestseller und von Hollywood erfolgreich verfilmt.
Über sein vorheriges Leben hinter dem Eisernen Vorhang hüllte der nun in Paris lebende Kundera den Mantel des Vergessens. Auf Klappentexten hieß es, er habe sich als Arbeiter oder Jazzmusiker verdingt. Seinem US-Kollegen Philip Roth sagte Kundera, er sei ein „relativ unbekannter” Intellektueller gewesen.
„Konnte er sich nicht ausrechnen, dass ihn diese Lügen einmal einholen”, fragt Novak provoktiv in seiner neuen Biografie mit dem Titel „Kundera - sein tschechisches Leben und die Zeit”. Für sein 900-Seiten-Buch, das die Jahre bis 1975 abdeckt, befragte er jahrelang Zeitzeugen. Er nutzte aber auch die - als Quelle umstrittenen - Akten der kommunistischen Staatssicherheit.
Novak schreibt, dass Kundera in Brünn (Brno) in gebildeten Verhältnissen aufgewachsen sei - der Vater Hochschulrektor, die Mutter Lehrerin. Er sei mit 18 Jahren der kommunistischen Partei beigetreten - wie viele andere seiner Generation „ein Tropfen in einer gigantischen roten Welle”. In seinem tschechischen Frühwerk finden sich Gedichte auf Stalin und den von den Nationalsozialisten ermordeten Antifaschisten Julius Fucik.
Nach einer Lappalie, die er in seinem Roman „Der Scherz” verarbeitet, sei Kundera ausgeschlossen, doch bald wieder aufgenommen worden. Das Parteiabzeichen habe er im Knopfloch getragen. „Damit war er für mich erledigt”, wird ein früherer Mitschüler zitiert. Am Ende seines ersten Buches über die „Kunst des Romans” aus dem Jahr 1960 habe Kundera seine Autorenkollegen zum Aufbau einer „neuen künstlerischen Ordnung” aufgerufen.
Kundera sei in der Tschechoslowakei ein bekannter Dichter und Theaterautor („Die Schlüsselbesitzer”) gewesen, der 1963 den Klement-Gottwald-Staatspreis erhielt. Als Dozent an der Prager Filmhochschule FAMU genieße er das Vertrauen der Partei, zitiert Novak aus einer internen Bewertung. Kundera habe zu den Privilegierten gehört, die ins Ausland reisen durften.