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Samstag, 3. April 2021

»Das erste Leben des Milan Kundera« von Jan Novak



Jan Novak hat sich in seiner neuen Biografie »Das erste Leben des Milan Kundera« mit dem Leben des Starautors Milan Kundera auseinandergesetzt. Jan Nováks Biografie über Milan Kundera hat noch vor ihrem Erscheinen in Tschechien die Gemüter erhitzt.

In Tschechien sorgt eine neue Biografie über den Starautor Milan Kundera für reichlich Gesprächsstoff. Sogar der Regierungschef Andrej Babis äußerte sich kritisch zu der Neuerscheinung des Autors Jan Novak.

Viele erstaunt, dass es das erste Buch überhaupt über das Leben des heute 91-jährigen Schriftstellers ist. Kundera selbst hat immer wieder betont, der Romanautor suche, „hinter seinem eigenen Werk zu verschwinden”.

Doch der Reihe nach: Im Juli 1975 verließ Milan Kundera für immer die sozialistische Tschechoslowakei und ging mit seiner Frau Vera in den Westen. Seinen kleinen, blau-weißen Renault 5 packte er voller Bücher. Für Kundera, da schon 46 Jahre alt, begann in Frankreich ein neues Leben.

Knapp zehn Jahre später wurde er mit dem Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins” international bekannt. Das Liebesdrama zwischen dem Chirurgen Tomas und der Kellnerin Teresa vor dem Hintergrund der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde zu einem Bestseller und von Hollywood erfolgreich verfilmt.

Über sein vorheriges Leben hinter dem Eisernen Vorhang hüllte der nun in Paris lebende Kundera den Mantel des Vergessens. Auf Klappentexten hieß es, er habe sich als Arbeiter oder Jazzmusiker verdingt. Seinem US-Kollegen Philip Roth sagte Kundera, er sei ein „relativ unbekannter” Intellektueller gewesen.

„Konnte er sich nicht ausrechnen, dass ihn diese Lügen einmal einholen”, fragt Novak provoktiv in seiner neuen Biografie mit dem Titel „Kundera - sein tschechisches Leben und die Zeit”. Für sein 900-Seiten-Buch, das die Jahre bis 1975 abdeckt, befragte er jahrelang Zeitzeugen. Er nutzte aber auch die - als Quelle umstrittenen - Akten der kommunistischen Staatssicherheit.

Novak schreibt, dass Kundera in Brünn (Brno) in gebildeten Verhältnissen aufgewachsen sei - der Vater Hochschulrektor, die Mutter Lehrerin. Er sei mit 18 Jahren der kommunistischen Partei beigetreten - wie viele andere seiner Generation „ein Tropfen in einer gigantischen roten Welle”. In seinem tschechischen Frühwerk finden sich Gedichte auf Stalin und den von den Nationalsozialisten ermordeten Antifaschisten Julius Fucik.

Nach einer Lappalie, die er in seinem Roman „Der Scherz” verarbeitet, sei Kundera ausgeschlossen, doch bald wieder aufgenommen worden. Das Parteiabzeichen habe er im Knopfloch getragen. „Damit war er für mich erledigt”, wird ein früherer Mitschüler zitiert. Am Ende seines ersten Buches über die „Kunst des Romans” aus dem Jahr 1960 habe Kundera seine Autorenkollegen zum Aufbau einer „neuen künstlerischen Ordnung” aufgerufen.

Kundera sei in der Tschechoslowakei ein bekannter Dichter und Theaterautor („Die Schlüsselbesitzer”) gewesen, der 1963 den Klement-Gottwald-Staatspreis erhielt. Als Dozent an der Prager Filmhochschule FAMU genieße er das Vertrauen der Partei, zitiert Novak aus einer internen Bewertung. Kundera habe zu den Privilegierten gehört, die ins Ausland reisen durften.

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