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Samstag, 25. September 2021

»Versuch über den Pilznarren« von Peter Handke

Versuch über den Pilznarren


Versuch über den Pilznarren: Eine Geschichte für sich


Herbstzeit ist Pilzezeit, in der Natur zu wandern und Zeit, um Bücher zu schreiben oder zu lesen. Der Herbst ist die Zeit der Poesie, die ihre Flügel ausbreitet. Kein Wunder also, daß die Poeten in dieser Jahreszeit ihre besten Romane, Essays und Gedichte schreiben.

Peter Handke beschliesst die Reihe seiner Versuche mit einem fünften und letzten erzählenden Essay, dem »Versuch über den Pilznarren« – worin die Pilze für den Helden der Geschichte nicht nur Passion, sondern das letzte Abenteuer, das Abenteuer an sich sind.

Pilze, das weiß jeder, kann man nicht suchen. Sie müssen sich dem Wandernden vielmehr von Selbst zeigen. Diese Erfahrung plötzlichen Entbergens wählt Peter Handke zum Thema seines »Versuch über den Pilznarren«.




»Wie in allen Versuchen ist auch hier die Sprache der Schauplatz der Abenteuer, in Rede und Gegenrede, im Rhythmus.
Der Satzbaukünstler, der sie verfasst hat, ist kein Tüftler und Drechsler, sondern ein Zungenredner,
der an manchen Stellen das Myzel-Geflecht aus der die Pilze herausschießen, in seiner Sprache nachbildet.«


Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung 14.09.2013
Wie Handkes vorherige vier Bände der Reihe, etwa sein »Versuch über die Jukebox« oder »Über den gelungenen Tag«, kreist damit auch dieses Werk um ästhetische Erfahrungen der Öffnung und des biografischen Wandels.

Handkes vorherige vier Bände der Reihe, etwa sein »Versuch über die Jukebox«, »Der Chinese des Schmerzes« oder »Die Geschichte des Bleistifts« - um nur einige zu nennen.

Leider hat der Erfolg wohl auch seinen Preis: die letzten Bücher von Handke und eben auch der Versuch über den Pilznarren atmen die Selbstsicherheit eines Autors, der sich selbst zu den Großen zählt. Das wäre ja eigentlich nicht schlimm, wenn nicht dabei der Eindruck entstehen würde, dass Handke eine Über- und Bearbeitung des Textes nicht mehr für nötig hält.

Der Text von »Versuch über den Pilznarren« wirkt an vielen Stellen nicht nur unfertig (was bei einem Versuch ja durchaus drin ist), sondern auch wenig sprachlich geschärft, wenig ausgearbeitet – Gedanken des Autors ohne weitere Nacharbeit auf die Seiten gebracht.


Literatur:

Versuch über den Pilznarren
Versuch über den Pilznarren: Eine Geschichte für sich
von Peter Handke

»Prinz Friedrich von Homburg« von Heinrich Kleist

Prinz Friedrich von Homburg
Prinz Friedrich von Homburg


Dem Schauspiel liegt ein bedeutendes Ereignis der preußischen Geschichte zugrunde: der Sieg des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm über die schwedische Armee in der Schlacht bei Fehrbellin im Jahre 1675. Prinz Friedrich von Homburg greift entgegen dem ausdrücklichen Befehl mit seiner Reiterei zu früh in die Schlacht ein und verhindert wahrscheinlich dadurch den vollständigen Sieg über die Schweden. Der Kurfürst verurteilt ihn zum Tode, begnadigt ihn jedoch, nachdem Homburg die Gerechtigkeit des Urteils und damit die Notwendigkeit soldatischer Disziplin anerkannt hat. Kleist lässt in seiner historischen Bühnendichtung jedoch die Verurteilung vollstrecken, ja er macht sie zum Mittelpunkt seines Stückes.

»Prinz Friedrich von Homburg« ist kein völkisches oder militaristisches Stück, wohl aber ein ungutes Beispiel dafür, wie auch ein feiner Geist wie Heinrich von Kleist den Auswüchsen von Preußens Glanz und Gloria nicht widerstehen konnte und aus seinem kaum verborgenen Hass gegenüber dem napoleonischen Frankreich eine Steilvorlage für das spätere Deutschtum lieferte, das Europa in eine größere Katastrophe stürzte, als es Napoleon je möglich gewesen wäre.

Dieses Drama gehört nicht unbedingt zu Kleists besten Werken, doch - ein Jahr vor seiner Selbsttötung fertig gestellt - lässt es einen tieferen Blick in die romantischen, gesellschaftlichen und militärischen Sehnsüchte und Ängste des Dichters zu, als alle anderen seiner Arbeiten. Die komödienhafte Darstellung der Adeligen war bei der damals herrschenden Klasse unpopulär.

Die patriotische Dichtung »Prinz Friedrich von Homburg« aus dem Jahre 1809/11 ist das letzte verfasste Drama von Heinrich von Kleist, das erst zehn Jahre nach seinem Tod, also 1821 in Wien uraufgeführt werden konnte.


Weblinks:

Prinz Friedrich von Homburg: Heinrich von Kleist - writer.germanblogs.de


Literatur:

Prinz Friedrich von Homburg
Prinz Friedrich von Homburg
von Heinrich Kleist

Prinz Friedrich von Homburg
Prinz Friedrich von Homburg
von Heinrich Kleist

Freitag, 24. September 2021

Francis Scott Fitzgerald 125. Geburtstag

Francis Scott Fitzgerald

Francis Scott Fitzgerald wurde vor 125 Jahren am 24. September 1896 in St. Paul, Minnesota, geboren. Francis Scott Fitzgerald war ein amerikanischer Schriftsteller.

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als Journalist in New York, 1920 erschien sein erster Roman "This Side of Paradise". Seine Werke geben das Lebensgefühl der sog. Lost Generation wieder - ein Ausdruck, den Gertrude Stein für die Generation zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Wirtschaftskrise geprägt hat.

In seinen Gesellschaftromanen wie "Der große Gatsby" schilderte Fitzgerald die genusssüchtige Oberschicht der USA in den 1920er Jahren - inklusive der Ahnung eines baldigen Endes, das mit dem Schwarzen Freitag dann auch eintraf. Persönliche Rückschläge wie sein Alkoholismus, die Geisteskrankheit seiner Ehefrau Zelda und der Verlust seines Vermögens, gaben seinem Werk zunehmend einen melancholischen Ausdruck.

Donnerstag, 23. September 2021

Jaroslav Seifert 120. Geburtstag

Jaroslav Seifert

Jaroslav Seifert wurde vor 120 Jahren am 23. September 1901 in Prag geboren. Jaroslav Seifert war ein tschechischer Dichter, Schriftsteller, Journalist und Übersetzer.

In den frühen Jahren war Seifert ein bedeutender Vertreter der tschechischen Proletarischen Poesie, um später zu einem der wichtigsten Dichter des Poetismus zu werden.

Seifert zählte zu den Gründungsmitgliedern der Künstlergruppe "Devetsil" ("Neunkräfte"), einer einflussreichen Gruppierung innerhalb der tschechoslowakischen Avantgardebewegung.
Als Gründungsmitglied der Künstlergruppe Devětsil wurde er zusammen mit Karel Teige zu ihrem Sprecher und redigierte 1922 den Almanach "Devětsil"". Gleichzeitig übersetzte er französischsprachige Poesie ins Tschechische. Gegen Ende der 1920er Jahre zählte er bereits zu den wichtigsten Vertretern der Tschechoslowakischen Kunstavantgarde.

1929 unterschrieb Seifert zusammen mit sechs weiteren kommunistischen Schriftstellern das Manifest der Sieben gegen den neuen Führungsstil in der kommunistischen Partei unter Klement Gottwald und wurde daraufhin aus der Partei ausgeschlossen. In Folge trat er der Tschechoslowakischen Sozialdemokratischen Partei der Arbeiter bei. Von diesem Jahr an arbeitete er als Redakteur der Theater "Revue Nová scéna", der Zeitschrift "Panoráma" und für die sozialdemokratische Presse.

Während der Zeit der deutschen Okkupation der Tschechoslowakei wirkte Seifert in der Redaktion der Tageszeitung Národní práce und nach 1945 dann als Redakteur der Tageszeitung Práce. Von 1946 bis 1948 redigierte er die monatlich erscheinende Kulturzeitschrift "Kytice".

Unter dem Druck der Kommunistischen Machtübernahme gab Seifert 1949 seine journalistische Laufbahn auf und widmete sich fortan ausschließlich der Literatur. Gleichzeitig engagierte er sich jedoch weiterhin öffentlich. So rief er das kommunistische Regime zur Freilassung gefangener Schriftsteller auf. In diesem Sinne äußerte er sich auch auf dem Schriftstellerkongress im Jahre 1956. Damit blieb er in den 1950er Jahren ein unbequemer, aber geduldeter Kritiker des Regimes.

Im Verlauf des Prager Frühlings unterstützte Seifert die Reformbemühungen der kommunistischen Führung und verurteilte scharf die Invasion der Warschauer-Pakt-Staaten im August 1968. Im selben Jahr wurde er Vorsitzender des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes und blieb dies bis zu dessen Auflösung 1970. Dem gleichgeschalteten Nachfolgeverband verweigerte er seine Mitgliedschaft.

In den 1970er Jahren wurde Seiferts literarische Tätigkeit behindert. Es durften lediglich Reeditionen seiner älteren Werke publiziert werden, nicht jedoch seine neuen Arbeiten. Die Einschränkungen nahmen zu, nachdem Seifert als einer der Ersten die "Charta 77" unterzeichnete. Er zog sich gezwungenermaßen zurück und publizierte seine Poesie fortan regelmäßig im "Samisdat".

Als mit Beginn der achtziger Jahre seine Werke wieder offiziell erscheinen durften, griff die Zensur stellenweise in den Text ein und begrenzte auch die Auflagen.

1984 erhielt Seifert als bislang einziger Tscheche den Literaturnobelpreis.

Samstag, 18. September 2021

»Der Unbesiegbare« von Stanislaw Lem



Die erste deutschsprachige Veröffentlichung des 1964 erschienen Romans, erfolgte erst 1967 unter dem Titel »Der Unbesiegbare«, über ein schwer bewaffnetes Raumschiff, das auf eine Rettungs-Expedition geschickt wird.

Die Romane von Lem zeichnen sich durch eine gewisse Ambivalenz aus, die sich aus der Verschiebung der Bezugspunkte, der Aspekte der Betrachtung einer Situation ergeben. Dieser Roman ist, wenn man so will, ein Musterbeispiel für das Schreiben Lems. Die Hybris der Menschen, mit überlegener Technik unbesiegbar zu sein, besonders gegenüber besonders einfacher Technik oder Lebensformen, wird in ihr Gegenteil verkehrt, die hochentwickelte Technik wird zum schwachen Punkt.

Doch der Reihe nach: Eines der modernsten Raumschiffe der irdischen Menschheit, namens „Kondor“, ist verschollen; die letzte bekannte Position ist ein Planet in einem fernen System. Das Schwesterschiff der »Kondor«, ein ebenso modernes und schwer bewaffnetes Raumschiff namens »Der Unbesiegbare«, wird auf eine Rettungs-Expedition geschickt. Die beiden Schiffe sind der Gipfel des menschlichen Erfindergeists und der irdischen Technik. Die Expedition findet den Planeten und stellt fest, dass es keinerlei Anzeichen irgendeiner aktuellen Zivilisation gibt; lediglich primitives leben im Meer konnte man finden. Allerdings muss es früher eine technisch versierte Zivilisation gegeben haben, denn auf einem Kontinent finden die Raumfahrer uralte Relikte einer fremden, fremdartigen Technik.

Dann findet man die „Kondor“. Das Raumschiff ist technisch völlig intakt, aber die Besatzung ist tot; sie ist verhungert, obwohl die Lebensmittelvorräte unangetastet waren. Das Schiff hätte sich auch aus einer Gefahrensituation entfernen können, denn auch Treibstoff- und Energiereserven waren ausreichend vorhanden. Die Besatzung der Rettungs-Expedition stellen Untersuchungen an und erkunden die nähere und weitere Umgebung. In einer Schlucht werden sie von einem Schwarm fliegender metallener Teilchen mit einer unsichtbaren Waffe angegriffen. Diese Waffe strahlt ein immens starkes elektromagnetisches Feld aus, das bewirkt, dass die Erinnerungen aus den Gehirnen der Raumfahrer und die KI in den elektronischen Speichern der Computer vollständig gelöscht werden.

Literatur:


Der Unbesiegbare
von Stanislaw Lem

Walt Whitmans Amerika

Grasblätter Gesamtausgabe
Grasblätter Gesamtausgabe

Der amerikanische Dichter Walt Whitman wird seit 1855 für seine »Grashalme«, sein lyrisches Hauptwerk, gefeiert. Er war die Stimme Amerikas. "Er ist Amerika", sagte Ezra Pound über den Dichter Walt Whitman.

Für Walt Whitman (1819-1892) ist sein Amerika das Reich der Zukunft, der nicht fertigen, aber zusammenwachsenden Volksgemeinschaft. Als wenn er vom Goethe-Wort bestärkt werde, "Amerika, Du hast es besser" ist es dennoch der Blick auf Zukunft nicht allein, denn auch Whitman setzt auf Traditionen. Und zwar auf die ureigenen des Menschen: die Natur und das Selbst. So wie Blaise Pascal die Ungereimtheit des Menschen als ernsten Anlass zur Demütigung sah, so bekannte er doch, dass eben das Verhältnis des Menschen zur Natur wichtig sei und noch wichtiger sei zu erkennen, in welchem Verhältnis der Mensch zur Natur stehe (vgl. »Pensées«, 313).

Whitman, inspiriert von den Schriften Ralph W. Emerson (1803-1882), bekennt sich zu diesen zwei großen Festen: das Ich und das Selbst in der Natur. Seine Gedichte sind ein Fest des Einzelmenschen: "Ich singe das Selbst, den Einzelmenschen", so der erste Vers dieser zerbrechlichen Grashalme, dem folgend "Das Leben, unermesslich in Leidenschaft, Puls und Kraft, [...] Ich singe den modernen Menschen." Whitman steht für Aufbruch, steht für Gemeinsamkeit ("Ich höre Amerika singen, die vielerlei Lieder höre ich") aller Völker in einem Schmelztiegel, aller Berufe in einem Land, aller gebunden zu einem "kraftvollen Rundgesang".

Walt Whitmans Amerika ist das Amerika des Aufbruchs nach dem verheerenden Bürgerkrieg. In seinen »Grasblättern« besingt er den Aufbruch der USA nach dem Bürgerkrieg. Im Schmelztiegel seiner Dichtung vereint Whitman Ideen aus Kultur, Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Mystik seiner Zeit. Seine Gesänge sind Abbild und Vision einer modernen Nation der "Vereinigten Staaten", die Spaltungen überwinden und allen Menschen Freiheit und Gleichheit bringen soll.

»Das Walnusshaus« von Miljenko Jergovic

Das Walnusshaus
Das Walnusshaus

Miljenko Jergović, geboren 1966 in Sarajevo, lebt heute in Zagreb. Er arbeitet als Schriftsteller und politischer Kolumnist und ist einer der großen europäischen Gegenwartsautoren. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden. Miljenko Jergović gehört zu den großen und bedeutendsten Erzählern Osteuropas. Zu seinen bekanntesten Werken gehören »Das Walnusshaus«, »Sarajewo Malboro« und »Mama Leone«.

Mit der verrückten Manda, die den Briefträger beißt, beginnt alles und damit, dass sie im Krankenhaus von einem Arzt mit einer Überdosis eingeschläfert wird. Siebenundneunzig ist die Alte und hat ein ganzes Jahrhundert in Dubrovnik erlebt. Stück für Stück rollt der Autor ihr Leben auf, geht zurück, und nach und nach erleben wir die Geschichte der Frau sowie ihrer Heimatstadt Dubrovnik.

Meisterhaft erzählt Miljenko Jergovic die Lebens- und Liebesgeschichten mehrerer Generationen. Die 600 Seiten prallvoll mit Geschichte und Geschichten. Zwischen Grauen und Komik entsteht die tragische Geschichte des Balkans im 20. Jahrhundert. Miljenko Jergovic erzählt die Geschichte einer Frau (und ihren weiteren Familenangehörigen) aus Dubrovnik, deren Leben praktisch das ganze 20. Jahrhundert erfasst. Und er erzählt diese Geschichte rückwärts!



Der Autor nimmt uns mit auf einer Reise durch die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts, erzählt aus den höchst individuellen Blickwinkeln seiner Figuren, einfacher Menschen, durchwegs Kindern ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft.



Weblink:

Das Walnusshaus
Das Walnusshaus
von Miljenko Jergović

Ferdinand Vanek, ein "unermüdlicher Dissident"

Vanek Trilogie


Als Vaclav Havel 1975 in seinem Einakter »Audienz« die Figur des Schriftstellers Ferdinand Vanek in die Welt gesetzt hat, konnte er nicht ahnen, welchen Beliebtsheitsgrad dieser Protagonist, der auch auch gewissen mit dem Autor aufwies, in der tschechoslowakischen Bevölkerung erreichen sollte. Ursprünglich während der Verbannung als bloße Belustigung für seine Freunde konzipiert, begann das Stück eine ungewohnte Eigendynamik zu entwickeln.

Ferdinand Vanek brachte es in seiner Heimat längst zum Status einer Kultfigur. Vanek, seines Zeichens Dissident und zeitweiser Brauereihilfsarbeiter, wird in den Kurzdramen mit Opportunisten verschiedenster Coleur konfrontiert, die sich allesamt als nonkormistisch empfinden und ihr Arrangement mit dem tyrannischen Staat mittels selbsttrügerischer Leerformeln verteidigen.

Die Figur des Schriftstellers Ferdinand Vanek verewigte Vaclav Havel in den drei Einaktern - »Audienz«, »Vernissage« und »Protest« als sog. »Vanek-Trilogie«. Havels Schauspiel »Versuchung« ist eine moderne Paraphrase des Faust-Themas. Ferdinand Vanek, ein "unermüdlicher Dissident", ist ein intellektueller Bruder des braven Soldaten Schwejk und Havels Alter ego.

Die Vaněk-Trilogie besteht aus drei Einaktern »Audienz«, »Vernissage« und »Protest« von Václav Havel, die zwischen 1975 und 1979 entstanden. Sie thematisiert den Zwiespalt und die Verhaltensmuster der Menschen im Totalitarismus anhand der unterschiedlichen Reaktionen von Personen, auf die der Dissident Ferdinand Vaněk trifft.

In den drei Stücken trifft Vaněk unterschiedliche Personen, wobei jeweils eine andere Form der Anpassung an die Unterdrückung dargestellt wird: Bespitzelung, Flucht ins Private und Duckmäuserei.



Vanek Trilogie






"Vanek-Trilogie"
von Vaclav Havel



Rowohlt-Verlag,
Taschenbuch, 1. September 1989,
6,50 EUR.

ISBN-13: 978-3499127373


Weblink:

Ferdinand Vaněk, Havlovo alter ego (CZ) - www.radio.cz

Dienstag, 14. September 2021

Dante Alighieri 700. Todestag

Dante Alighieri


Dante Alighieri starb vor 700 Jahren am 14. September 1321 in Ravenna. Dante Alighieri war ein berühmter italienischer Dichter und gilt als »Vater der italienischen Dichtung«. Er ist der bekannteste Dichter des Italienischen und gilt als einer der bedeutendsten Dichter des europäischen Mittelalters.

Über Dantes Lebenslauf sind fast keine gesicherten Daten überliefert. Nahezu alles, was über das Leben des Dichters bekannt ist, beruht auf Angaben oder Andeutungen, die Dante selbst in seinen Werken macht. Was man genauer weiß: Dante ist der größte Dichter Italiens.

Dante war Zeit seines Lebens in politische Parteikämpfe verwickelt. Aus diesem Grunde wurde der Fiorentiner 1302 aus seiner Heimatstadt vertrieben und ging danach in Oberitalien auf Wanderschaft. Er besuchte zahlreiche Städte und Höfe und landete am Ende in der Stadt Ravenna.

Für die Jahre des Exils fehlen externe Dokumente nahezu vollständig, andererseits ist Dantes Werk so überreich an Anspielungen auf Orte, Personen und zeitgenössische Vorgänge, dass sich der biografisch orientierten Forschung ein unerschöpfliches Feld für mehr oder minder plausible Vermutungen über den weiteren Lebensweg Dantes aufgetan hat, abgesehen davon, dass kaum eine Stadt oder Kleinstadt Italiens auf die Ehre verzichten möchte, von Dante womöglich einmal besucht worden zu sein.

Wahrscheinlich ist, dass er sich ab 1302 überwiegend in Ober- und Mittelitalien aufhielt und zeitweise in Verona bei Bartolomeo della Scala (1303/1304), in Treviso bei Gerardo da Camina (1304–1306) und in der Lunigiana (einem Gebiet in Massa-Carrara im Norden der Toskana) bei den Grafen Malaspina (1306 u. ö.) Aufnahme und Unterstützung fand.


Dantes Werk schöpft souverän aus der Theologie, der Philosophie und den übrigen Wissenschaften (Artes liberales) seiner Zeit. Es bezieht sich kunstvoll auf Vorbilder in der italienischen, provenzalischen, altfranzösischen und lateinischen Dichtung. Dante verbindet dabei Gelehrsamkeit und literarische Bildung mit einem hohen Maß an Eigenständigkeit in der gedanklichen Aneignung und im sprachlichen und poetischen Ausdruck.

Wie kein anderer Dichter vor ihm stellt er die eigene Person als Liebender und Leidender, als Irrender und Lernender in den Mittelpunkt seiner Werke. Er spricht sich dabei nicht einfach selbst bekenntnishaft aus und macht sich nicht schlicht zum Chronisten seiner persönlichen Entwicklung, sondern stilisiert das Ich seiner Werke – deren lyrisches, erzählendes oder lehrhaftes Ich und die Erfahrung, die es zur Sprache bringt

Die »Göttliche Komödie« gilt als das bedeutendste Dichtung des europäischen Mittelalters. In Dantes Hauptwerk wird eine Reise durch die drei Stationen des Jenseits beschrieben: die Hölle, das Fegefeuer und das Paradies. Unterwegs begegnet Dante einer Reihe historischer, biblischer und legendärer Gestalten. Das Werk illustriert ewige katholische Wahrheiten.

Dante wurde mit der »Göttlichen Komödie« zum Schöpfer der italienischen Literatursprache. Das Werk ist in toskanischer Mundart geschrieben, die so zur italienischen Schriftsprache wurde. Dies brachte ihm den Titel »Vater der italienischen Dichtung« ein.

Nach dem Tod des Königs Heinrichs VII., den er in seiner »Göttlichen Komödie« zum "alto Arrigo" stilisierte, im Jahr 1313, zerschlugen sich die politischen Hoffnungen Dantes. Ein als schmählich empfundenes Angebot seiner Vaterstadt, bei Zahlung einer Geldbuße und Leistung einer öffentlichen Abbitte nach Florenz zurückkehren zu dürfen, lehnte Dante ab.

In der Folgezeit hielt er sich zeitweise wieder in Verona am Hof der Scala und ab 1318 in Ravenna bei Guido Novello da Polenta auf. Während einer Mission im Auftrag Guidos in Venedig erkrankte er und starb nach seiner Rückkehr in der Nacht vom 13. auf den 14. September 1321 in Ravenna, wo der Dichter auch begraben liegt.

Dante Alighieri wurde vermutlich im Mai oder Juni 1265 in der Pfarrei S. Martino del Vescovo in Florenz geboren.

Literatur:

Göttliche Komödie
Göttliche Komödie
von Dante Alighieri


Blog-Artikel:

»Göttliche Komödie« von Dante Alighieri - Literatenwelt-Blog - literaten-welt.blogspot.de

Sonntag, 12. September 2021

Stanislaw Lem 100. Geburtstag

Stanislaw Lem 100. Geburtstag



Stanislaw Lem wurde vor 100 Jahren am 12. September 1921 als Sohn eines jüdischen Arztes in eine Arztfamilie in Lemberg in Galizien geboren.

Stanislaw Lem war ein bekannter polnischer Philosoph, Essayist und Science Fiction-Autor des 20. Jahrhunderts. Lem war ein gefeierter polnischer Autor und vehementer Kritiker der Informationsgesellschaft.

Er studierte von 1939 bis 1941 Medizin. Während des Zweiten Weltkrieges musste er sein Studium unterbrechen und arbeitete als Automechaniker. Von 1945 bis 1948 setze er sein Medizinstudium fort, nach dem Absolutorium erwarb Lem jedoch nicht den Doktorgrad und übte den Arztberuf nicht aus. Er übersetzte Fachliteratur aus dem Russischen und ab den fünfziger Jahren arbeitete Lem als freier Schriftsteller in Krákow. Er wandte sich früh dem Genre Science-fiction zu, schrieb aber auch gewichtige theoretische Abhandlungen und Essays zu Kybernetik, Literaturtheorie und Futurologie.

Den Roman »Die Astronauten« schrieb Lem 1950 in relativ kurzer Zeit und er wurde ein beachtlicher Erfolg. 1951 wurde sein erster Roman »Der Planet des Todes«, auch als »Die Astronauten« bekannt, veröffentlicht. In der DDR erschien der Roman 1958, in der Bundesrepubik erst 1978. Sein erster geschriebener Roman »Der Mensch vom Mars« 1946 erschien in Buchform erst 1989.

Seinen ersten literarischen Durchbruch schaffte er 1956 mit der Veröffentlichung des Romans »Gast im Weltraum«. In den folgenden Jahren schrieb Lem seine wichtigsten Science-Fiction-Romane, darunter »Sterntagebücher«, »Eden«, »Solaris« und »Kyberiade«.

Anfang der 1960er Jahre entstand auch sein wichtigstes nicht-fiktionales Werk, »Summa technologiae«, über dessen Inhalt er u.a. mit Leszek Kolakowski öffentlich diskutierte bis dieser 1968 das Land verlassen musste.

Nachdem in Polen 1982 das Kriegsrecht verhängt worden war, verließ Stanislaw Lem sein Heimatland vorübergehend und arbeitete in West-Berlin am Wissenschaftskolleg. Ein Jahr später ging er nach Wien, wo sein Sohn Tomasz die »American International School« besuchte.

In Berlin und Wien schrieb Lem die Romane »Der Schnupfen«, »Der Flop« und »Fiasko«, seinen letzten Roman. In dieser Zeit verschlechterte sich sein Gesundheitszustand deutlich - u.a. trat ein bereits einige Jahre vorher in Polen operierter gutartiger Prostata-Tumor erneut auf. Lem kehrte erst 1988 im Zuge der politischen Veränderungen nach Polen zurück.

Stanislaw Lem zählt heute zu den erfolgreichsten Autoren Polens. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, verfilmt und in 57 Sprachen übersetzt.

Stanislaw Lem Durch seine utopischen Werke erwarb sich Lem den Ruf, einer der größten Schriftsteller in der Geschichte der SF-Literatur zu sein. Lem gilt als brillanter Visionär und Utopist, der zahlreiche komplexe Technologien Jahrzehnte vor ihrer tatsächlichen Entwicklung erdachte. So schrieb er bereits in den 1960er und 1970er Jahren über zukunftsträchtige Themen wie Nanotechnologie, Neuronale Netze und Virtuelle Realität.

Samstag, 11. September 2021

9/11 in der Literatur

Verkehrsflugzeug nähert sich dem World Trade Center


Die eine große 9/11-Erzählung gibt es nicht, aber seit dem 11. September 2001 gibt es einige »New-York-Romane«, in denen die Anschläge eine Rolle spielen. Die Literatur, die über den 11. September 2001 geschrieben wurde, ist keine Chronik der Ereignisse und keine Erklärung der Anschläge. Sie zeigt das, was die Videos und Bilder nicht preisgegeben haben.

Ein amerikanischer Autor aber schien alles vorausgesehen zu haben. Als sich vor 20 Jahren die Anschläge vom 11. September 2001 in New York ereigneten, waren sie von Don DeLillo längst vorweggenommen und erfunden worden. In einer Reihe von Romanen, die zwischen 1977 und 1991 erschienen - vor allem »Spieler«, »Weißes Rauschen«, »Sieben Sekunden« und »Mao II« - entwarf der Schriftsteller Panoramen einer amerikanischen und westlichen Gegenwart, in der Terrorismus und seine medialen Darstellungen eine nervöse, paranoide Gesellschaft hervorgebracht hatten, die sich von Bombenanschlägen und der Angst vor diffusen Katastrophen leiten ließ.

Nicht wenige Autoren fühlten sich trotz dieses verständlichen Gefühls der Ohnmacht berufen, die Anschläge vom 11. September irgendwie zu erklären, obwohl die zerstörten Türme alles in den Schatten stellten, was sich DeLillo Jahrzehnte zuvor ausgedacht und seine Figuren damals schon sprachlos gemacht hatte.

Wie sich Romane, die im Jahr 2020 spielen, irgendwie mit dem Corona-Virus auseinandersetzen müssen, so mussten sich für einige Jahre alle Romane, die 2001 oder danach in New York spielten, irgendwie zu den Anschlägen verhalten. Die Stadt selbst wurde zur schillernden Metapher, zum Zeichen des Widerstands, der Solidarität und des tugendhaften Zusammenhalts, der nur allzu schnell in einen dumpfen Patriotismus kippte und zu den Zivilisationsbrüchen des War on Terror führte. New York vor 2001 wurde deshalb im Rückblick auch zum Symbol einer verloren gegangenen, sorgenlosen Welt, die im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts beim endgültigen Sieg des amerikanischen, demokratischen Lebensmodells angekommen gewesenzu sein schien.

Das New York in Thomas Pynchons bisher letztem Roman »Bleeding Edge« von 2013 ist eine solche surreale, utopische Welt, in der die Menschen reden, als wären sie Figuren in einer Sitcom, jeder Geld hat oder wenigstens so tut, und das gerade aufkommende Internet mit all seinen Umwälzungen und unerkannten Gefahren noch mit kindlicher Freude begrüßt wird. Alles scheint hier schon im Frühjahr 2001 auf die Anschläge hinzuweisen: angebliche Verbindungen des Bush-Clans nach Saudi-Arabien, brutale Computerspiele, Geldströme in und aus dem Nahen Osten. Jeder hängt hier mit drin, und die Gewalt scheint nicht von außen zu kommen, sondern sich irgendwie aus einer selbstvergessenen Welt der Jahrtausendwende zu manifestieren.

Die andere Metapher neben New York, die sich in der Literatur weitaus weniger, dafür aber umso eindrucksvoller finden lässt, ist die des »Falling Man«, des verzweifelten Menschen, der aus den brennenden Türmen hinabstürzt. Es war wieder Don DeLillo, der 2007 seinem Roman über die Anschläge diesen Titel gab. Neben den Traumata der Überlebenden aus dem World Trade Center beschreibt er auch die Perspektive der Terroristen, die er als unsichere Zweifler darstellt. Dazwischen taucht immer wieder ein Aktionskünstler auf, der ein Bild nachstellt, das der Fotograf Richard Drew am 11. September aufnahm. Es zeigt einen Mann in schwarzer Hose und weißem Oberteil, der kopfüber aus dem Nordturm des World Trade Center stürzt.

Besonders wegen Don DeLillo ist das Bild bis heute zu so einem starken Symbol der Anschläge geworden, denn obwohl er auf der Fotografie recht gut zu erkennen ist, wurde der Falling Man nie identifiziert. Es ist ein Bild, das noch immer Wut und Trauer auslöst, denn der Mann kann in seiner Anonymität wie er da kopfüber vor der sterilen Fassade des Hochhauses zu hängen scheint, für alle Opfer der Anschläge stehen und sogar für alle Menschen, die bei den Anschlägen nicht gestorben sind, aber aus ihrem gewohnten Leben gerissen wurden. Bei Don DeLillo sind schließlich alle Figuren zu »Falling Men« geworden, in eine neue Zeit der Ungewissheit geworfen.

Diesen stürzenden Mann und die Kulisse New Yorks hat schließlich 2018 die Autorin Ottessa Moshfegh in ihrem Roman »Mein Jahr der Ruhe und Entspannung« zusammengeführt. Eine junge New Yorkerin, wohlhabend und gebildet, möchte darin als eine Art Kunstprojekt mit der Hilfe von Medikamenten ein Jahr durchschlafen. Mit minimalem Personal zeichnet der Roman das Bild einer Gesellschaft im Dämmerschlaf, betäubt von Alkohol, Fernsehen und Langeweile. New York ist eine Stadt voller generischer Menschen, in der nur eine selbstverliebte Kunstmarktszene für minimale Abwechslung sorgt und wo echte Beziehungen zu anderen Menschen so selten und wertvoll sind wie nichts anderes, auch wenn das keiner der Figuren bewusst zu sein scheint.

Der nahezu perfekt komponierte Roman endet am 11. September, als die Erzählerin meint, in einer Nachrichtensendung, die sie auf Videokassette aufgenommen hat und in Dauerschleife laufen lässt, ihre beste und einzige Freundin zu erkennen, wie sie aus dem 87. Stock des Nordturms springt.

Dostojewski - ein Schriftsteller der Krise

Fjodor Dostojewski



Von seiner Aktualität hat Dostojewski und sein epochales Werk bis heute nichts verloren. Dostojewskij ist ein Autor der Krise, für die Helden und Handlungen seiner Romane gilt dies ebenso wie für die Konjunkturen seiner Rezeption.

So wie Dostojewskij die kulturellen Krisen Russlands und Europas im 19. Jahrhundert literarisch auf den Punkt gebracht hat, treffen seine Werke noch immer wunde Punkte unserer (post)modernen Welt: das Verhältnis von Wissen und Glauben, von Leib und Seele, von Individuum und Gesellschaft, von Gesellschaft und nationaler und transnationaler Identität, um nur einige zu nennen.

Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für Schriftsteller und so passt Dostojewski gut ins Krisenklima auch unserer heutigen Tage. Je mieser die Zeiten, desto stärker das Interesse am Werk des Autors oder vielmehr an den zerrissenen Figuren.

»The Dunkiade« von Alexander Pope

The Dunciad: In Four Books by Alexander Pope (2012-11-18)

»Die Dunkiade« ist ein satirisches Gedicht des englischen Dichters und Schriftstellers Alexander Pope.

Als seine Edition der Shakespeareschen Werke von dem Publizisten und Shakespeare-Herausgeber Lewis Theobald 1726 angegriffen wurde, antwortete er 1728 in Versform mit dem Spottepos »The Dunciad« (»Die Dunkiade«, 1778), in dem er in satirischer Form Theobald auf den Thron der Dummköpfe stellte und zugleich mit der sogenannten Grub Street, der Zunft der Lohnschreiber, abrechnete.

Die »Dunkiade« beginnt mit der Anrufung einer Göttin. Diese Göttin ist, die Stumpfheit, TochterdesChaos und der ewigen Nacht. Sie regierte schon, bevor die Sterblichen lesen und schreiben lernten. Und das sie eine Göttin ist, wird sie ewig leben.

Der Held des Gedichts ist ein glückloser Poet, dem nichs einfällt. Schließlich verbrennt er aus Verzweiflung seine eigenen Werke zusammen mit denen von Shakespeare und Moliere. Vom Rauch des Opfers gnädig gestimmt, offenbart sich ihm die Göttin und entführt ihn in ihr Heiligtum. Dort salbst sei ihn zum König un umnebelt ihn mit Opiumschwaden, fortan führt er eiene neuen Namen - Dummkopf I.

Zu Ehren der fresich genkrönten Majestät fidnen homerische Wettkämofe staatt. Sie werden nicht vom König, sondern von der Königin höchst perslnllich ausgerichtet. Als erstes müssen die Dichter, diezu Tausendne in das Reich der Dumpfheit gepilgert sind, beweisen, daß sie Krach machen können. Als nächstes sind die Journalisten dran. Sie müssen im Schlammtieftauchen ihren Mann stehen. Einer berichtet hinterher, daß ihm dort unten im Moder aus Verleumdungen und Gerüchten erotische bräunliche Schlammnymphen begegnet seien.

Zu guter Letzt werden die Literaturkritiker schwer geprüft. Während dsa Publikum ein beruhigendes Summen anstimmt, wird ihnen aus dickleibigen Wälzern vorgelesen. Wer nicht einschläft, hat gewonnen.

Nach den Wettkämpfen ruht sich König im Tempel seiner Königin aus. Während er seinen Kopf in ihrem Schoß birgt, steigen wundersame Visionen
in ihm auf. Der Held wähnt, das eine verrückte Muse ihn ins Elysium führt, wo er Zeuge wird, wie die Seelen der ungeborenen Dichter mit dem Wasser der Lethe getauft werden, das Vergessen schenkt.

Danach führt ein klappriges altes Gespenst den Helden auf den Berg der Visionen, von wo aus er Vergangenheit und Gegenwartder Dumpfheit sehen kann. Ehrfürchtig betrachet er die andalenhorden, die alles kurz udn klein schalgen, was ihren geistigen Horizont übersteigt. Er betrachtet den Siegeszug der religiösen Intoleranz, bei demn Priester Bücher verbrennen, die sie nie gelesen haben.

Er enthüllt, daß bald auch diebritischen Inseln wieder dem Reich der Königin einverleibt werden. Eine bleierne Zeit bricht an, in der dei besten Köpfe nur noch dazu da sind, daß man sie hängen lässt.

Den Schluss bildet eine Prophetie. wird mit der Zukunft bekannt gemacht. Dabei erfährt er, daß die über eine Massenvernichtungswaffe verfügt: ihr Gähnen. Niemand kann sich ihm entziehen: Bald schlafen ganze Kirchengemeinden bei der Predigt ein, darauf die Schulen, die Univesrsitäten und auch das Parlament macht ein Nickerchen.

Mit seinen letzten Versen beschreibt Alexander Pope, wie der Triumph der Göttin universal wird.


Literatur:

The Dunciadn
The Dunciad
von Alexander Pope

Stifters Sehnsucht nach seiner eigenen Welt


Adalbert Stifter

Adalbert Stifter hat die Nachwelt polarisiert - veralteter Langweiler oder aktueller Erzählkünstler?
Die einen erinnern sich an den idyllischen österreichischen Heimatdichter, andere an den exzellenten Erzähler des 19. Jahrhunderts, wieder andere an den Verfasser langweiliger Schullektüre mit seinen schier endlosen, minutiösen Schilderungen von Landschaft und Natur. Die wenigsten verbinden mit dem Namen Stifter den großen Erzähler, der in seinem Werk die Leidenschaften und Abgründe menschlichen Lebens zu bannen sucht, und zwar auf eine Weise, die sich zwar nicht unmittelbar erschließt, dem Kenner seines Werkes aber über ein künstlerisches Erlebnis hinaus eine tiefe Erkenntnis über das Rätsel Mensch vermittelt.

Auf Schriftsteller hat Stifters Erzählkunst jedoch eine fazinierende Wirkung ausgelöst. Es waren immer wieder Schriftsteller, die insbesondere von seinem Spätwerk angezogen, ja fasziniert waren, von dem ruhigen, langsam fließenden, fast übergenauen Duktus seiner Sprache, von den handlungslosen, groß angelegten Tableaus von Häusern, Landschaften, Gärten, die geplant, errichtet, bewirtschaftet werden, als sei es ein Sinn an sich. Andere sind von Stifter sofort zu Tode gelangweilt und halten ihn keine drei Seiten lang aus, weil nichts passiert.

Friedrich Hebbel versprach demjenigen die Krone von Polen, der den freiwillig, ohne als Rezensent verpflichtet zu sein, zu Ende lese. Die letztgenannte Gruppe von Stifter-Lesern beziehungsweise Nichtlesern bemerkt zumeist eines nicht: dass nämlich unter der Ruhe und der viel (manchmal zu viel) gepriesenen Klarheit des späten Stifter etwas sehr Beunruhigendes steckt, das zu benennen schwer fällt. Vielleicht ist es die Beschwerde darüber, dass die Welt so nicht ist, wie sie da beschrieben (erfunden, ersehnt) wird.

Die Beschwerde darüber, dass sie so sein sollte, aber nicht ist. Diese quasi idyllischen Gemälde Stifters funktionieren wie eine Linse, durch die man hindurchschaut, um die Welt dann bedauerlicherweise klarer zu sehen, die ganz und gar nicht so ist wie bei Stifter.

Adalbert Stifter


Die Welten Stifters stehen nicht allein groß und mächtig, wie gemeißelt, auf dem Papier und genügen sich, nein, vielmehr liest man zwischen den Zeilen überall die Sehnsucht nach ebendem, was in den Zeilen steht. Stifters Sehnsucht ist die danach, dass das, was er schreibt, die Welt sei. Sie ist es aber nicht. Und sie war auch nicht Stifters Welt.

Das ist das Tragische an Stifter, daß er wußte, daß die Welt eine andere war und ist. Hebbel muß beim »Nachsommer« ein anderes Buch gelesen haben. Und hat in anderen Welt gelebt, sow wie Stifter in seiner.

Weblinks:

Eine ganze Welt zwischen den Zeilen - www.zeit.de

Adalbert Stifter-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Adalbert Stifter-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de


Weblinks:

Adalbert Stifter-Portal - www.adalbertstifter.at


Adalbert Stifter-Biografie - www.adalbertstifter.at

Samstag, 4. September 2021

»Wunschloses Unglück« - Der junge Handke

Wunschloses Unglück
Wunschloses Unglück
von Peter Handke


»Wunschloses Unglück« ist eines der frühen Werke Handkes. Der bewegende Roman handelt von seiner Mutter, wobei das Verb "handeln" hier vielleicht falsche Assoziationen weckt: Handke malt ein Bild von seiner Mutter, das klar und durchsichtig ist, sachlich und dabei so wunderbar bewegend, weil es den Leser fühlen lässt, was jene Frau durchgemacht haben muß.

Als Mädchen auf dem Lande wächst sie auf, erhält dort kaum Bildung, obwohl sie wissbegierig ist und sicherlich auch begabt, doch sie muß sich in die Gesellschaft einpassen, die Rolle der damaligen Frau spielen: Haushalt und Kinder. Sie erträgt dieses Leben auf Dauer nicht, zu viel Langeweile und Einsamkeit, ein trunksüchtiger Ehemann, den sie nicht liebt, drei Abtreibungen und immer diese Lust auf das Leben, das Erleben, welche sie aber nicht stillen kann. Daran geht sie am Ende zu grunde.

Peter Handke schildert in Form einer Erzählung das Leben seiner Mutter bis zu deren Freitod mit 51 Jahren. Er selbst, erstgeborenes und uneheliches Kind, war damals 30 Jahre alt.

Zunächst fragt man sich, wie kann es sein, dass man als Autor zum Leben der eignen Mutter nur 89 Seiten verfasst? Dann wäre es ein Grund, keine Offenbarung oder Fehlbarkeit.

Einen Neubeginn hatte die Mutter nie, allenfalls mal einen Beginn von was, was über Ansätze von Ausdruck oder Entfaltung nicht hinauskam. Ja, es war ein unglückliches Leben, aber auch wunschlos. Wie geht das zusammen? Das erklärt Peter Handke besonders und bemerkenswert, distanziert und nah. Dabei ist man fragen und wissend. Und es zu verstehen, ist nicht so schwer, doch Verständnis oder gar eine Befriedigung und Auflösung bringt dieses Verstehen nicht.

Der Ich-Erzähler und Sohn greift in die Beschreibung hinein, berichtet von dem Schreibprozess, die Arbeit und Kraft, die er erfordert. Handke verbindet hier innere und äußere Realität, schaft damit eine "Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt".

Ein sicherlich sehr persönliches Buch, welches aber trotzdem kein Denkmal für eine Mutter wird, oder das wenigstens versucht zu werden. Nur eine Beschreibung, ein Bild, mit erzählerischen Qualitäten die mindestens an Stefan Zweig heranreichen.

Handke deckt auch hier seine Wunden schonungslos auf, lässt teilhaben an seinen Verletzungen. Seine ständige literarische "Aufarbeitung" ist ein großer Gewinn für die Literatur.

Literatur:

Wunschloses Unglück
Wunschloses Unglück
von Peter Handke