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Samstag, 24. August 2024

Adalbert Stifter und der Böhmerwald



Keiner hat den Böhmerwald so eindringlich beschrieben wie Adalbert Stifter. Wer heute dort spazieren geht, findet vieles verändert, und manches, wie es immer war.

„Wie der Mensch doch selber arbeitet, dass das vor ihm Gewesene versinke, und wie er wieder mit seltsamer Liebe am Versinkenden hängt, das nichts anderes ist, als der Wegwurf vergangener Jahre. Es ist dies jene traurig sanfte Dichtung, welche bloß die Spuren der Alltäglichkeit und Gewöhnlichkeit prägt, aber in diesen Spuren unser Herz oft mehr erschüttert, als in anderen, weil wir auf ihnen am deutlichsten den Schatten der Verblichenen fortgehen sehen.“

Der Stifter-Stil ist klar und eindringlich, sanft und voller Sehnsucht nach der Vergangenheit und doch ohne Sentimentalität. Aufs Ende hin geschrieben, voller anrührender Anzeichen für den Untergang, das Verleben. Aber nie apokalyptisch, nicht einmal pessimistisch, einfach nur präzise, die Natur vor Augen, den zyklischen Gang des Stirb und Werde. Stifter – der sorgfältige Schatten- und Spurensucher. Nichts ist zu klein, um von ihm nicht groß beschrieben zu werden.

Gerade das Gewöhnliche trägt die vergangene Zeit in sich, die „Schatten der Verblichenen“, wie es in der zitierten Passage aus seinem unvollendeten Roman „Die Mappe meines Urgroßvaters“ heißt. „Darum“, so geht es hier weiter, „hat der Großstädter der stets erneuert, keine Heimath, und der Bauernsohn, selbst wenn er Großstädter geworden ist, hegt die heimliche sanft schmerzende Rückliebe an ein altes schlechtes Haus, wo die Bretter, Pfähle und Truhen seiner Voreltern standen.“

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